Dr. Daniel Staffel 10 – Arztroman. Marie Francoise
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Bernd war so benommen, daß er ihre Worte gar nicht richtig mitbekam.
Monas Anwesenheit, ihre Augen, die so voller Zärtlichkeit auf seinem Gesicht ruhten, ihre Hand, die ihn noch immer streichelte…
»Sie… Sie sind schwanger«, brachte er mühsam hervor. »Ich meine… was Sie hier tun… Ihr Mann…«
Mona verstand. Ein trauriges Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Schwangerschaft ist nicht immer gleichbedeutend mit Ehe.« Sie senkte den Kopf. »Ich war verlobt, aber… er hat es vorgezogen, mit meiner Freundin ins Bett zu steigen.« Mit einer Hand berührte sie ihren Bauch, dann blickte sie wieder auf. »Ich werde die Babys zur Adoption freigeben.«
»Die Babys?« wiederholte Bernd fragend.
Mona nickte. »Es sind Drillinge.«
»Tun Sie es nicht!« rief Bernd ihr nun ebenso spontan, wie sie es vorhin getan hatte. »Geben Sie die Kinder nicht weg!«
»Ich habe doch gar keine andere Wahl«, entgegnete Mona beinahe verzweifelt. »Ich bin allein und… mein Beruf. Mühsam habe ich mich hochgearbeitet und jetzt, da ich endlich am Ziel bin…« Sie verstummte, weil es ihr plötzlich peinlich war, gerade mit ihm über ihren Beruf zu sprechen. Bernd würde seinen Beruf schließlich aus gesundheitlichen Gründen aufgeben müssen.
Gerade deshalb verstand er sie aber auch so gut. »Es tut weh, ein solches Opfer zu bringen. Ich kann mir ein Leben ohne Sport auch noch nicht vorstellen, aber es wird irgendwie gehen müssen.« Er sah Mona wieder an. »Gib deine Kinder nicht her.« Ganz zwanglos hatte er sie bei diesen Worten geduzt. »Ich weiß, wovon ich spreche. Nicht aus eigener Erfahrung natürlich, aber… meine Mutter. Sie war gerade neunzehn, als sie ungewollt schwanger wurde, und sie hat denn dieses Kind weggegeben. Obwohl sie später, als sie dann verheiratet war, noch meine beiden Geschwister und mich hatte, ist sie nie wirklich darüber hinweggekommen. Und noch heute… vierzig Jahre danach, weint sie jedes Jahr am 3. Mai, weil da ihr Kind Geburtstag hätte… ihr Kind, von dem sie nichts weiß… nicht einmal, ob es ein Mädchen oder ein Junge war. Sie mußte damals mit Kaiserschnitt entbunden werden und als sie aus der Narkose aufwachte, war das Baby bereits weg.«
Mona schluckte schwer. Genauso würde es bei ihr auch laufen… nun ja, nicht ganz genauso. Dr. Daniel würde ihr wohl noch die Möglichkeit geben, ihre Kinder zu sehen, wenn sie es wollte, doch er hatte auch gesagt, daß es umso schwerer für sie werden würde, je länger sie nach der Geburt mit den Babys zusammen war.
»Bernd, was soll ich denn nur tun?« fragte Mona betroffen. Dabei wurde ihr auf einmal klar, welch seltsames Verhältnis sich in der vergangenen Stunde zwischen ihnen entwickelt hatte. Sie kannten sich im Grunde gar nicht und wußten doch schon so viel voneinander… Dinge, die man eigentlich nur einem besonders nahestehenden Menschen anvertraute.
Mona stand auf. »Ich glaube, ich sollte jetzt gehen.« Im selben Moment wußte sie, daß sie ihn überhaupt nicht verlassen wollte… jetzt nicht… nie mehr. So etwas hatte sie noch nie erlebt. So tiefe Gefühle für einen Menschen, den sie vor einer Stunde noch nicht einmal gekannt hatte.
Wortlos streckte sie die Hand aus, und Bernd ergriff sie.
»Ich glaube nicht, daß du gehen solltest«, meinte er und ehe Mona sich versah, hatte Bernd sie näher zu sich gezogen, dann spürte sie seine Lippen auf ihrem Mund und wußte, daß sie genau das ersehnt hatte. Sie hatte es ersehnt, seit sie dieses Zimmer betreten und einen ersten Blick mit ihm gewechselt hatte.
»Wir sind völlig verrückt«, urteilte Mona, als sie sich von Bernd ein wenig löste, doch sie lachte dabei. Zum ersten Mal, seit sie die Beziehung zu Dirk gelöst hatte, konnte sie wieder befreit lachen, und es tat ihr unheimlich gut.
»Liebe muß manchmal ein bißchen verrückt sein«, entgegnete Bernd. »Ich habe sie immer zu ernst genommen, aber das war verkehrt.« Er erinnerte sich an Sandras Worte, als sie wegen seines Bruders Markus mit ihm Schluß gemacht hatte. »Zu mir hat mal jemand gesagt, ich sei zu perfekt für eine Beziehung. Damals hat das schrecklich weh getan, vor allem weil mein Bruder offenbar nicht zu perfekt für diese Beziehung war.« Er schwieg eine Weile. »Es hat weh getan, bis du durch diese Tür gekommen bist. Ich glaubte zu träumen…«
Prüfend blickte Mona ihn an. »Heißt das… ich bin nur Lückenbüßer für die andere, die dich nicht gewollt hat?«
Heftig schüttelte Bernd den Kopf. »Nein, Mona, so habe ich das nicht gemeint. Es ist vielmehr… oh, wie soll ich das nur erklären? Du hast dagestanden, und ich wußte, du bist die Frau, nach der ich immer gesucht habe. Der ganze Schmerz, den ich jahrelang mit mir herumgeschleppt habe, der Kummer, die Einsamkeit… alles war plötzlich weg. Es gab nur noch dich.« Wieder schwieg er kurz. »Doch dann kam der Schock. Ich bemerkte deine Schwangerschaft und nahm an…« Er beendete den Satz nicht, sondern zog Mona wieder an sich und küßte sie erneut. »Willst du es denn mit einem Invaliden versuchen?«
»Sprich nicht so!« wies Mona ihn zurecht. »Du wirst dich operieren lassen und…«
»Und du wirst die Kinder behalten«, ergänzte Bernd.
Mona lachte. »In Ordnung, aber wie stellst du dir das vor? Drillinge und… o Gott, ahnst du überhaupt, was ich für eine Hausfrau bin? Ich habe das Kochen nicht gerade erfunden.«
Bernd schmunzelte. »Da mach dir mal keine Sorgen. Solange es mich gibt, werden wir sicher nicht verhungern.« Dann wurde er ernst. »Es ist vermutlich viel zu früh, um Zukunftspläne zu schmieden, aber… zumindest ich für meinen Teil weiß, daß ich dich nie wieder loslassen werde.« Er lächelte erneut. »Ich habe mir immer eine Familie gewünscht… eine große Familie mit vielen Kindern. Mein Leben wird nie wieder so sein, wie es einmal war, aber um einen großen Teil meines alten Lebens ist es bestimmt nicht schade. Die leere Wohnung, die Einsamkeit… wie habe ich das alles gehaßt.«
Mona streichelte ihren Bauch. »Mit der Einsamkeit wird es in ein paar Monaten endgültig vorbei sein.« Sie wurde ein bißchen melancholisch. »Mit meiner Karriere allerdings auch.«
Da schüttelte Bernd den Kopf. »Nein, Mona, damit muß es gewiß nicht vorbei sein. Wenn wir beide zusammenhalten, dann wird für dich beides möglich sein: Kinder und Karriere.« Er machte eine Pause, als müsse er für seine nächsten Worte Mut sammeln, und vermutlich war es auch so. »Es fällt mir schwer, mich an diesen Gedanken zu gewöhnen, aber Tatsache ist nun mal, daß ich umlernen muß. Ob ich die Operation machen lasse oder nicht – als Sportlehrer kann ich in keinem Fall arbeiten. Ich werde in nächster Zeit also viel zu Hause sein, abgesehen von den Vormittagsstunden, wo ich in der Schule noch etwas Deutschunterricht geben werde.«
»Du wirst viel lernen müssen, da kannst du nicht auch noch nebenbei Drillinge versorgen«, wandte Mona ein. »Darüber hinaus habe ich als Kaufhaus-Managerin nicht gerade einen Teilzeitjob.«
Bernds lange verborgener Optimismus kam plötzlich wieder zum Vorschein. »Hör mal, Mona, wir leben im Zeitalter des Computers. Mit einem Internet-Anschluß läßt sich ein Großteil deiner Arbeit von zu Hause aus erledigen.«
Daran hatte Mona tatsächlich noch nicht gedacht, aber Bernd hatte ganz recht. Auf diese Weise würde sie alles unter einen Hut bringen können: Ehe, Kinder und Beruf.
Sie würde nicht nur das Kaufhaus, sondern ihr ganzes Leben managen!
Sie beugte sich über Bernd und küßte ihn zärtlich, dann raunte sie ihm zu: »Weißt du, daß du das Beste bist, was mir passieren konnte?«
Bernd