Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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Er holte die Flasche und schenkte ein. Die Männer tranken sich zu.
»Vater, so gestärkt will ich dir gleich ein Anliegen vortragen. Ich sage dir gleich dazu, daß des net meine Idee war, sondern ein Gedanke vom Toni. Und schlecht ist der Gedanke net. Allen wäre damit geholfen. Doch zuerst will ich wissen, wo Thomas ist. Ich will net, daß er reinplatzt, sondern die Sache erst alleine mit dir und der Mutter und natürlich mit Lotti bereden. Es betrifft sie genauso.«
»Den Thomas habe ich auf die Hochalm geschickt, der wird erst heute abend spät zurückkommen.«
»Des ist gut! Also, der Großvater vom Kilian hat von seinem Zwillingsbruder Hans sein Elternhaus, den Bernreither Hof, geerbt. Der Willi hat den Kilian beauftragt, den Hof zu verkaufen. Ich weiß, daß es eine Illusion ist, daß Thomas und ich hier auf Dauer wirtschaften. Also muß einer von uns gehen. Ich dachte schon, ganz fortzugehen, so wie einst der Willi. Doch der Toni meint, wenn ich den Bernreither Hof übernehmen würde, dann wäre des besser. Allein kann ich des net finanzieren. Machen würde ich des schon gerne. Verstehst, was ich sagen will, Vater?«
Der Bauer setzte sich. Er nickte, schenkte sich noch einen Obstler ein und ließ sich von Elli eine Tasse Kaffee geben.
»Das ist ein guterVorschlag«, sagte Elli Haltinger in die Stille.
»Und was meinst du dazu, Lotti?«
»Im Prinzip schon! Aber ich bleibe net mit dem Thomas hier! Wenn einer den alten Bernreither Hof kauft, dann muß des der Thomas sein. Der Titus soll hierbleiben!« Lottis Stimme klang hart. »Ich bin sogar bereit, dem Thomas bei der Finanzierung unter die Arme zu greifen. Ich habe ein schönes Sümmchen gespart und habe auch das Erbe von der Großtante noch. Bedingung: Thomas nimmt den Bernreither Hof und nicht der Titus.«
»Die Lotti weiß genau, was sie will«, sagte der Bauer zu Kilian.
»Das ist gut! Das imponiert mir! Ich mag starke Frauen. Meine Großmutter und meine Mutter sind auch so.«
Helmut schaute seine Frau an.
»Wir müßten uns den Hof ansehen, Elli.«
»Ja! Aber ich halte es für besser, wenn wir den Hof kaufen und ihn dann später dem Thomas vererben. Dann gibt es keinen Streit unter den Brüdern. Dann muß sich Thomas fügen.«
»Richtig, Elli! Also, wann kann ich mal rüberkommen und mir den Hof ansehen und die Grundbucheinträge?«
»Jederzeit!« antwortete Kilian. »Da wird sich der Großvater freuen, wenn jemand aus Waldkogel den Hof nimmt. Über den Preis werden wir uns schon einig.«
»Gut, dann kommen wir am späten Nachmittag rüber!«
Kilian war einverstanden.
Das Essen war fertig. Sie aßen. Kilian erzählte von Neuseeland, von ihrer großen Farm. Der Familie gehörte ein ganzes Seitental in den Neuseeländer Alpen. Kilian zeigte die wenigen Fotos, die er dabei hat-te.
»Dort sieht es fast genauso aus wie hier!« sagte Lotti leise und nachdenklich.
»Ja, deshalb hat sich mein Großvater den Flecken Erde ausgesucht. Er hat sich ein Stück Heimat verwirklicht.«
Kilian erzählte und erzählte. Am Aufmerksamsten hörte Lotti zu. Sie vermied aber jeden unnötigen Blickkontakt mit Kilian. Jedesmal klopfte ihr Herz wie wild, ihr wurde heiß.
»Kommst du auch mit zur Besichtigung, Lotti?« fragte Kilian.
Lotti wurde rot.
»Vielleicht! Ich muß noch einkaufen!« versuchte sie sich um eine Antwort zu drücken.
»Ah, einkaufen! Das muß ich auch noch! Die Speisekammer ist gefüllt mit Einmachgläsern. Aber ich brauche Brot und Butter. Bis die Kühe wieder zurück sind und alles auf dem Hof läuft, dauert es noch einige Tage.«
»Du holst die Tiere zurück?« staunte Lotti.
»Sicher! Die Tiere gehören zum Erbe! Sie gehören auf den Hof!«
»Ja, schaffst du das? So alleine? Das Vieh, der Haushalt? Der Hof stand lange leer. Da gibt es bestimmt viel zu tun.«
»Im Haus ist es weniger! Der Garten sieht schlimm aus. Ich habe gestern schon damit begonnen und werde heute weitermachen.«
»Die Lotti kann dir gerne helfen!«
»Mutter! Mußt du mich nicht erst fragen?«
»Ich dachte net! Du bist doch immer für Nachbarschaftshilfe gewesen.«
»Also, das wäre natürlich ganz wunderbar, wenn du mir etwas helfen könntest, Lotti! Ich muß auch die Sachen durchsehen und einiges packen, das ich Großvater schicken will.«
»Siehst du, Lotti! Kilian braucht jede helfende Hand.«
»Ja, ich wäre froh!«
»Ich überlege es mir!«
»Wir können zusammen einkaufen gehen«, schlug Kilian vor.
»Nein! Einkaufen mußt du allein! Ich leihe dir gerne meinen Jeep, aber ich komme nicht mit. Ich weiß nicht, wie das bei euch in Neuseeland ist, aber hier wird sofort geredet, wenn man uns zusammen sieht.«
Kilian lachte.
»Wir haben nicht so viele Nachbarn. Aber ich denke, so ist es überall auf der Welt. Danke für dein Auto. Ich brauche es nur einen Tag. Großonkel Hans hatte ein Auto. Es steht verstaubt in der Garage. Ich hoffe, es fährt.«
»Dann schauen wir uns das gleich einmal gemeinsam an, Kilian. Autos und Motoren sind meine Leidenschaft«, sagte Titus und stand auf.
»Kommst du auch mit, Lotti?«
Es bedurfte noch einiger Überredungskunst von Titus, dann ging auch Lotti mit hinüber zum Bernreither Hof. Während sie sich dort im Garten nützlich beschäftigte, machten Titus und Kilian den alten kleinen Pritschenwagen wieder flott.
Als es Kaffeezeit war, kam Kilian mit Kaffee und Kuchen in den Garten.
»Mach’ eine Pause, Lotti! Ich habe Kuchen! Allerdings nur vom Laden. Kuchenbacken kann ich nicht.«
»Welche Kuchen magst du?«
»Hefekuchen mit Rosinen und Kakao und Nüssen drin! So einen gedrehten oder geflochtenen. Backst du mir einen?«
Lotti errötete und sagte leise: »Vielleicht!«
Sie tranken zusammen Kaffee. Dann arbeiteten sie gemeinsam im Garten. Sie sprachen nicht viel. Sie arbeiteten Hand in Hand, als hätten sie es Jahre schon gemacht.
Dann kamen Titus mit den Eltern, um sich den Hof anzusehen. Den Haltingers gefiel der Hof. Kilian nannte einen guten Preis, den sie akzeptierten, ohne zu handeln. Kilian Morgan, in Vertretung seines Großvaters und Helmut Haltinger als Käufer, schüttelten sich die Hände.
Kilian mußte sie allerdings informieren, daß