Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 8 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 7
»Oh, die … ja, da hast du recht. Die ist sehr gefährlich«, erahnte Mario unterdessen Mariannes Gedanken. »Wegen ihr hab ich schon oft Ärger bekommen.«
»Ach, wirklich?« Argwöhnisch zog Marianne eine Augenbraue hoch.
»Allerdings!« Nur mit Mühe gelang es Mario, ein belustigtes Lächeln zu unterdrücken. »Wegen ihr und ihren Geschwistern. Ich habe nämlich das Talent, immer im falschen Augenblick bei meiner Schwester Felicitas aufzutauchen und Pizza oder Eis mitzubringen und das meist dann, wenn meine Nichten und Neffen gerade Ärger mit ihren Eltern haben.«
Es dauerte einen Moment, bis Marianne begriff.
»Du meinst, dieses bildhübsche Mädchen ist deine Nichte?«, fragte sie überrascht.
»Wieso? Sieht sie mir nicht ähnlich?«, mimte Mario Entsetzen.
In diesem Moment löste sich Mariannes Anspannung in Luft auf und sie musste lachen.
»Das werde ich dir nicht verraten«, erwiderte sie schelmisch. »Am Ende wirst du noch eingebildet!« Sie hob ihr Glas und prostete ihm zu, ehe die Eiswürfel im Glas ganz schmelzen konnten.
»Schade. Dabei mag ich Komplimente von schönen Frauen am allerliebsten«, gab Mario zurück und reichte Marianne den Arm, um sie endlich an den Tisch zu führen. »Aber jetzt muss ich unbedingt dafür sorgen, dass du mir nicht verhungerst. Meine Mühe soll ja nicht umsonst gewesen sein.«
Wieder lachte Marianne belustigt auf und ließ sich das leckere Ofengemüse mit Kartoffelgratin servieren, das der Kinderarzt allein für sie gezaubert hatte.
»Du scheinst ein wahrer Traummann zu sein«, seufzte sie, als sie sich endlich pappsatt zurücklehnte. »Nicht nur, dass du gut aussiehst, intelligent und charmant bist. Du hast auch noch einen hervorragenden Geschmack und kannst obendrein kochen. Was will eine Frau mehr?« Auch auf die Gefahr hin, dass ihm die Komplimente zu Kopf stiegen, kam sie nicht umhin, die Wahrheit zu sagen. Diesmal lachte Marianne aber nicht. Ganz im Gegenteil wurden ihre Augen schmal und ihre Miene nachdenklich. »Ich weiß, dass es mir nicht zusteht, aber ich würde doch gern eine Sache klären, ehe ich mich darauf einlasse, dich näher kennenzulernen«, ging sie auf’s Ganze.
Marios Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen. Obwohl er sich seiner Qualitäten bewusst war, war er nicht im Geringsten eingebildet. Das lag auch daran, dass er inzwischen zu spüren bekommen hatte, wie schwer es war, eine passende Partnerin zu finden.
»Was willst du wissen?«, fragte er heiser.
Marinna schluckte an dem Kloß in ihrem Hals und verlegen drehte sie das Glas in ihren Händen.
»Warum ich?«, stellte sie die Frage, die ihr am meisten auf der Seele brannte. »Ich meine, ich bin zehn Jahre älter als du, habe einen fast erwachsenen Sohn und denke nicht im Traum daran, nochmal eine Familie zu gründen«, zählte sie die harten Fakten auf. »Du könntest andere Frauen haben, deren Lebensumstände besser zu dir passen. Bestimmt bist du jetzt in einer Phase deines Lebens, in der du davon träumst, deine Gene weiterzugeben, Kinder zu haben, sie großzuziehen.« Sie hielt inne und trank einen Schluck. Vor Aufregung war ihre Kehle ganz trocken. Trotzdem ließ sie ihn nicht aus den Augen. »Ich habe von Schwester Carina gehört…«
An dieser Stelle hob Mario schlagartig abwehrend die Hände und verdrehte die Augen gen Himmel. Hatte denn wirklich jeder von dieser unglückseligen Angelegenheit erfahren?
»Carina ist viel zu jung und hat keine Ahnung, was sie will«, erklärte er offen. »Ich gebe zu, dass wir eine Weile miteinander geflirtet haben. Aber es kam nie zu einem privaten Treffen, zuletzt nicht deswegen, weil sie aus lauter Unsicherheit ihre Spielchen mit mir gespielt hat.« Wieder dachte er an den Korb, den ihm die Lernschwester ohne Grund kurz vor einem Date gegeben hatte. Inzwischen ärgerte er sich nicht mehr darüber, verstand aber auch nicht die hartnäckigen Annäherungsversuche, die sie seither unternahm.
Mario beugte sich vor und nahm Mariannes Hände in die seinen.
»Ich habe einen anstrengenden Beruf und viel Verantwortung. Dazu brauche ich eine reife Frau, die weiß, was sie will. Eine, bei der ich nicht ständig Angst haben muss, dass sie mich wieder verlässt, weil sie gerade keine Lust auf mich hat. Eine, die hinter mir steht, auch wenn ich in den schönsten Momenten zu einem Notfall gerufen werden«, sprach er eindringlich auf Marianne ein. Er suchte und fand ihren Blick und hielt ihn fest. »Du bist stark, intelligent und unabhängig, hast ein Kind großgezogen und einen Beruf, mit dem du dich ernähren kannst. Du hast Lebenserfahrung und bist klug und selbstsicher. Und wunderschön obendrein. Eine Traumfrau wie aus dem Bilderbuch. Meine Traumfrau!«
Marianne hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit dieser offensichtlichen Liebeserklärung. Überwältigt von den widersprüchlichsten Gefühlen suchte sie verzweifelt nach den richtigen Worten.
»Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll«, stammelte sie endlich so hilflos, dass Marios Herz noch weiter wurde.
Ohne sich dessen bewusst zu sein, zeigte sie ihm ihre weiche, verletzliche Seite, ohne die auch ihre starke Seite nichts wert gewesen wäre.
»Du musst nichts sagen. Wenn du es dir zutraust, es mit mir zu versuchen, könntest du mich auch einfach küssen«, bot er heiser an und zog sie an den Händen zu sich.
»Nur, wenn du die Verantwortung übernimmst«, hauchte sie überwältigt.
»Nichts lieber als das!«, gab Mario zurück und ließ seinen Worten Taten folgen, die Marianne nicht mehr so schnell vergessen sollte.
*
Es war tief in der Nacht, und Jenny Behnisch wusste nicht, wie lange sie schon auf dem Stuhl am Bett ihrer Cousine saß und den Geräuschen der Geräte und Maschinen lauschte, die Nicole mit all dem versorgten, was sie im Augenblick brauchte. Lange hatte die Klinikchefin ihren Gedanken nachgehangen. Sie war tief hinabgetaucht in die Vergangenheit, die sie jahrelang erfolgreich verdrängt hatte. Doch Nicoles Anblick hatte genügt, um alles wieder ans Tageslicht zu holen, und Jenny dachte darüber nach, bis sie den Schmerz nicht mehr ertrug. Leise seufzend kehrte sie in die Gegenwart zurück und stand auf. Sie reckte und streckte sich, ehe sie den Weg zur Tür antrat. Doch eine krächzende Stimme in ihrem Rücken ließ sie innehalten.
»Ja, hau nur ab!«
Erschrocken fuhr Jenny herum. Sie hatte nicht geahnt, dass ihre Cousine wach war.
»Nicole!«
»Sieh mal einer an! Du erinnerst dich also noch an meinen Namen.« Nicole lachte krächzend. Doch es klang nicht froh. Ganz im Gegenteil. »Warum hast du mich operiert? Das lass ich mir nicht gefallen.«
Inzwischen hatte sich die Klinikchefin halbwegs von ihrem Schrecken erholt.
»Du warst schon immer stur. Daran scheint sich in all den Jahren nichts geändert zu haben«, erwiderte Jenny und kehrte schweren Herzens ans Bett ihrer Cousine zurück. Im schwachen Schein des Nachtlichts konnte sie ihre blassen Züge erkennen. »Außerdem hatte ich das Recht, dich zu behandeln. Immerhin gehöre ich zur Familie. Ob dir und mir das passt oder nicht.« Ihre Stimme war ruhig und besonnen. Und doch schwang ein Unterton mit, der Jennys Gefühle verriet.
Ein