Geschichte Österreichs. Walter Pohl L.

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Geschichte Österreichs - Walter Pohl L. Reclams Ländergeschichten

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in der Völkerwanderungszeit des 5./6. Jahrhunderts; von Bayern, Romanen, Slawen und Awaren ab der Mitte des 6. Jahrhunderts; gegen 800 kamen dazu noch Franken und andere Bewohner ihres Reiches, während die Awaren verschwanden und ein knappes Jahrhundert später von den Ungarn ersetzt wurden. An der Besiedlung des Raumes hatten diese Völker und Sprachgruppen in sehr unterschiedlichem Maß Anteil. Um 900 bestand die Bevölkerung Ostösterreichs vorwiegend aus Slawen, im Westen aus Bayern (westlich des Arlbergs aus Alemannen), dazu gebietsweise auch Romanen. Das heißt nicht, dass frühere Bevölkerungen (Kelten, Germanen, Awaren) einfach verschwunden waren; sie können Identität und Sprache gewechselt haben, wie es später auch bei den Slawen und Romanen der Fall war, die im Hochmittelalter (mit Ausnahme vor allem der Kärntner Slowenen) zu Deutschen wurden. Über diese ethnischen und sprachlichen Prozesse wissen wir im einzelnen recht wenig; der Wandel der Sprachverhältnisse kann bis zu einem gewissen Grad aus den komplexen Ortsnamenlandschaften erschlossen werden, die (mit dem Sprachwandel nicht immer gleichzeitige) Veränderung der Selbstzuordnung wird nur ausnahmsweise deutlich erkennbar.

      Im Untersuchungsgebiet entstanden immer wieder regionale Ordnungen: die römische Provinz Noricum sowie Teile der Nachbarprovinzen Raetien und Pannonien, wo Carnuntum als Legionslager und Zivilstadt einige strategische und kulturelle Bedeutung hatte; die kurzlebigen Reiche der Rugier, Eruler und Langobarden im Ostösterreich des 5./6. Jahrhunderts; das karantanische Fürstentum im 8. Jahrhundert, in dem sich die slawische Bevölkerung eine politische Struktur gab; und schließlich das Erzbistum Salzburg als kirchliches und kulturelles Zentrum des Ostalpenraumes im 9. Jahrhundert. Die regionalen bäuerlichen Lebensformen überdauerten zum Teil diese Veränderungen. Doch gerieten sie zweimal in den Sog einer expansiven arbeitsteiligen Kultur mit ausgebildeter Schriftlichkeit und hierarchischen Strukturen: am Beginn der Epoche von der klassisch-römischen Zivilisation und im 8./9. Jahrhundert von der christlich-fränkischen Ordnung. Um 900 war die Reichweite und Differenziertheit dieses Kulturmodells aber noch recht beschränkt. Der österreichische Raum blieb noch einige Jahrhunderte lang Peripherie der Zentralräume des lateinischen Europa in Italien und den beiden Frankenreichen. Das Potential der mitteleuropäischen Lage als Durchgangsraum zwischen Deutschland und Italien sowie zwischen West und Ost konnte erst allmählich genutzt werden.

      Die Römerzeit im Raum des heutigen Österreich

       15 v. Chr.

      Der Ostalpenraum kommt unter römische Herrschaft.

       Ca. 40

      Carnuntum wird Legionslager.

       Ca. 114

      Vindobona wird Legionslager.

       166–180

      Markomannenkriege unter Kaiser Marc Aurel

       Ca. 190

      Gründung des Legionslagers Lauriacum

       193

      Septimius Severus in Carnuntum zum Kaiser ausgerufen

       284–305

      Kaiser Diocletian

       306–337

      Kaiser Constantin der Große

       308

      Kaiserkonferenz in Carnuntum

      Die Ostalpen verdankten ihre überregionale Bedeutung im 1. Jahrtausend v. Chr. vor allem ihren Bodenschätzen. Salzbergbau machte Hallstatt zu einem (heute durch Ausgrabungen gut erschlossenen) Zentrum der danach benannten Hallstatt-Kultur der ersten Jahrtausendhälfte. Später war es vor allem das norische Eisen, das Grundlage der Prosperität der sogenannten La-Tène-Zeit war, einer von den Westalpen bis nach Ostmitteleuropa reichenden Kultur, und in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten römisches Interesse erregte. Vereinzelt wird (etwa bei Polybios ) auch von Goldfunden berichtet. Der Ostalpenraum war vor allem von Kelten besiedelt; das ist eine bereits bei Herodot im 5. Jahrhundert v. Chr. bezeugte Großgruppenbenennung. Wie beim Germanennamen wissen wir aber nicht, ob der ethnographische Sammelname überhaupt als Selbstbezeichnung diente und wenn, wie weit. Identitätswirksamer waren im Ostalpenraum wohl die Stammesnamen und regionalen Bezeichnungen, die in römischen Berichten erwähnt werden und zum Teil von Flüssen abgeleitet sind (z. B. Ambidravi an der Drau, Ambisontes wohl an der Salzach). Der Name der Breonen im Tiroler Oberinntal ist über die Spätantike bis ins 9. Jahrhundert bezeugt. Besondere Bedeutung bekamen die seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. belegten Noriker; ein religiöses, vermutlich auch politisches Zentrum lag am Kärntner Magdalensberg, wo eindrucksvolle Überreste ergraben wurden. Das regnum Noricum gelangte durch den Bergbau zu Reichtum und spielte bald eine dominierende Rolle im Gebiet südlich des Alpenhauptkammes und darüber hinaus bis zur Donau. Es war durch einen Freundschaftsvertrag an Rom gebunden.

      Im Verlauf des 1. Jahrhunderts v. Chr. geriet das Gebiet des heutigen Österreich von zwei Seiten unter Druck. Der Ausbau der römischen Position in Norditalien seit der Gründung der Kolonie Aquileia im Jahr 181 v. Chr. beeinflusste die politischen Verhältnisse im Alpenraum. Von Nordwesten her breiteten sich neue Gruppen aus, die man in Rom seit Caesar Germanen nannte. Der Zug der Kimbern durch die Ostalpen im Jahr 113 v. Chr. mit der Schlacht beim schwer genau lokalisierbaren Noreia blieb noch Episode. Nachhaltiger wirkte das Zurückweichen der Boier aus Böhmen an die mittlere Donau im frühen 1. Jahrhundert v. Chr., das sie um die Jahrhundertmitte auch in Konflikt mit dem Dakerreich des Burebista brachte, der mit ihrer Niederlage und dem Abzug der meisten Boier endete. Das zunehmende Engagement Roms am Rhein und die Konfrontation mit den Germanen warfen auch die Frage nach einer besseren Kontrolle der Wege durch die Alpen auf.

      Unter Augustus wurde in Rom daher eine systematische Expansionspolitik im Alpenraum betrieben, deren Erfolg in dem bis heute erhaltenen (7/6 v. Chr. errichteten) Tropaeum Alpium in La Turbie dokumentiert ist. 15 v. Chr. marschierte ein Heer unter Drusus die Etsch aufwärts über den Reschenpass ins Inntal, wo die Breuni unterworfen wurden, und weiter ins heute bayerische Alpenvorland. Tiberius zog von Gallien aus nach Osten an den Bodensee und schlug Vindeliker und Raeter. Vermutlich gleichzeitig annektierte Rom das regnum Noricum. Bewaffneter Widerstand der Ambisontes wurde gebrochen. In den Jahren nach 12 v. Chr. leitete Tiberius die Ausweitung des römischen Illyricum in die künftige Provinz Pannonien. Im Jahr 6 n. Chr. diente Carnuntum als Operationsbasis für einen Feldzug des Tiberius gegen das Markomannenreich unter Marbod im böhmischen Raum. Der Feldzug des Jahres 6 scheiterte, weil im selben Jahr ein großer Aufstand der bereits unterworfenen Dalmater ausbrach. Schließlich blieb die Donau die Nordgrenze des direkten römischen Machtbereiches. Freilich dominierte Rom auch nördlich davon durch eine aktive Bündnis- und Gleichgewichtspolitik. Immer wieder gelang es, bei den Markomannen und Quaden von Rom unterstützte Könige durchzusetzen. Ebenso fanden, trotz aller Konflikte, von ihren Völkern vertriebene Fürsten, wie Marbod 19 n. Chr. oder der Quadenkönig Vannius in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr., politisches Asyl auf Reichsgebiet.

      Nach der Besetzung und Annexion der Gebiete südlich der Donau dauerte der Aufbau provinzialer Verwaltungsstrukturen und römischer Lebensformen viele Jahrzehnte. Zunächst wurden Noricum und Pannonien gemeinsam verwaltet. Die römischen Besatzungstruppen im Ostalpenraum und an der norisch-raetischen Donau blieben noch darüber hinaus relativ klein. Zugleich wurden in den eroberten Gebieten bald Truppen für den Einsatz in anderen Provinzen rekrutiert. Die Bewohner mussten Steuern zahlen, darunter die Kopfsteuer, die diejenigen zu leisten hatten, die keine römischen Bürger waren. Schließlich konsolidierte sich unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) die administrative Einteilung

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