G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner
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»Tatsächlich?« fragte Jericho und stieg in die Tiefe. »Was du nicht sagst, Bill. Ich habe gar nichts gewußt, ich weiß nie etwas.«
»Du verdammter Trickser, du ausgefuchster Halunke, du hast auf deine Chance gelauert und sie dann mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Du hast…«
Er verschluckte sich, denn Jericho hob den Kopf und blickte ihn an. Es war der Blick eines Unschuldlammes, sanft und staunend, das die Schlechtigkeit dieser Welt nicht kannte und niemand etwas Böses tun konnte.
»Lauern«, murmelte David Jericho, Undertaker, Sargmacher,
Townmarshal und Sargmacher. »Ich – lauern? Ich tu doch niemand etwas, Bill, ich bin ein friedfertiger Mensch, dem manchmal der Zufall hilft. Solltest du jedoch auf die Idee kommen, daß du dein eigenes Gesetz bist und wie in deinen besten Jahren Leute einfach am nächsten Baum aufhängen kannst, könnte ich nicht mehr friedfertig sein. Man kann alles mit mir machen, Bill, nur ärgern darf man mich nicht zu sehr. Willst du dir das für unseren gemeinsamen Weg nach Tucson merken? Dort liefere ich die Kerle bei US. Marshal Copper ab. Und jetzt ziehe den Burschen heraus, damit wir in den Trümmern nach deinem Geld suchen können. Es wird wohl in der Kiste unter Higgins Bett zu finden sein. Welch ein Glück, daß die Explosion das Feuer ausgeblasen hat. Stell dir vor, dein gutes Geld wäre verbrannt. Ziehst du bald?«
Big Bill Regan fror es plötzlich. Dieser so sanftmütig wirkende Bursche würde die Banditen nach Tucson bringen und so tun, als hätte er überhaupt nichts getan.
Er hat ja auch nichts getan, dachte Big Bill Regan, er hat nur auf seiner Posaune »My beloved Texas« gespielt. Ganz friedlich und freundlich hatte er da draußen auf der Bank gesessen und seine Posaune geblasen.
Zum Sterben hat er ihnen geblasen, dachte der Alte frierend. Allmächtiger, sitzt da und bläst den Banditen zum Sterben, dieser Bursche, den sie uns einfach Jericho nennen. Lieber lege ich mich mit dem Teufel an, als mit diesem Undertaker.
Er hob den Banditen herauf, der sofort zusammensackte und schwer stöhnte. Dann kam Jericho heraus, brachte die Laterne mit und die Zündschnur, deren Pechspuren an Abe Panhursts Fingern klebten.
»Pech«, sagte Jericho, einen Blick auf Abes Hände werfend. »Du hast es gehabt und wirst es nicht mehr los, Mister, das verspreche ich dir. Miß Mabel, ist der Giftzwerg Eddie friedlich?«
»Das ist er«, antwortete Mabel Regan mit fester Stimme. Sie stand in der Tür, hielt Priestleys Colt in der Faust und sah sich nicht nach Jericho um. »Er hat mich bei Onkel Bill schießen sehen und weiß zu gut, daß ich nicht zaudern würde, ihm ein Loch in das andere Bein zu machen.«
»Das ist wahr«, nickte Big Bill. »Sie ist eine echte Regan und hat denselben starken Charakter wie mein guter Bruder, der Colonel, dessen prächtige Frau…«
Big Bill schwieg hüstelnd, weil ihm einfiel, daß seine Schwägerin nicht nur eine prächtige, sondern auch eine verteufelt leidenschaftliche Frau gewesen war. Sie hatte niemand sonst als seinen guten Bruder haben wollen und den etwas schüchternen Captain, der er damals gewesen war, auf eine wirklich nicht alltägliche Weise auch bekommen.
Allmächtiger, dachte Bill verstört, mein guter Bruder rettete den Wagentreck, zu dem meine spätere Schwägerin gehörte, vor den Indianern und führte ihn sicher ins Fort, wo er zwei sehr bescheidene Räume bewohnte. An dem ersten Abend gab es eine Feier, und als mein guter Bruder endlich in sein Bett fand – er war immer ein sparsamer Mensch und zog sich ohne Licht zu verschwenden in der Dunkelheit aus – lag seine zukünftige Frau in seinem Bett. Er, sagte sie, sei ein Mann und ein Held – und außerdem liebe sie ihn vom ersten Sehen an.
Wenn der gute David Jericho also nicht blöde, hingegen aber ein Gentleman war, was würde er dann wohl getan haben, wenn er in seinem kühlen Bett eine hübsche, junge und knackige Lady mit heißer Haut und noch heißerem Blut gefunden hätte?
Wer sagt da, er wäre angstschlotternd aus dem Bett gesprungen und hätte sich unter demselben verkrochen?
Der das sagt, der muß doch wirklich noch keinen David Jericho gelesen haben – oder dem muß was fehlen. Ich weiß ja nicht, was, aber vielleicht wißt ihr das?
Wenn ihr mich fragt, was David Jericho getan hätte, könnte ich euch das verraten, falls ich dazu die Erlaubnis bekäme. Ich sage euch, er wäre bestimmt nicht… was?
Ich, Amigos, bin immer ein Gentleman gewesen, ganz ehrlich, Amigos. Dieser verdammte Jericho, der könnte ich auch gewesen sein, weil ich immer dasselbe wie Jericho getan habe.
Was ich getan habe, wollt ihr wissen?
Ich sage es euch ja, es kommt ja schon, Amigos: »Ein Gentleman genießt und… schweigt!«
Na, nun blast doch nicht gleich für mich zum Sterben!
Wir sind doch alle ganz friedliche, harmlose und lammfromme Burschen – oder nicht?
Adios, Amigos!
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