Neues von Gestern. Georg Markus
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Zwar sollten sich derlei Anschuldigungen als völlig haltlos erweisen, doch das änderte nichts daran, dass das Renommee und die Popularität der Künstlerin schweren Schaden genommen hatte.
5. Akt. Das Finale. Severin von Jaroszynski gestand die Tat trotz erdrückender Beweise erst nach fünfmonatiger Einvernahme. Er wurde zum Tod verurteilt und mit dem Strang hingerichtet.
Die von seinen Untaten ahnungslose Diva wurde auch bei den nun folgenden Vorstellungen vom Publikum ausgepfiffen, worauf sie sich vom Theater zurückzog.
Als sich die Gemüter beruhigt hatten, nahm die Krones einen neuen Anlauf, um ihre Karriere fortzusetzen, was ihr mit einem glänzenden Auftritt in der Komödie Julerl, die Putzmacherin im Theater in der Josefstadt zu gelingen schien. Ein unmittelbar nach diesem Erfolg geplantes Gastspiel im Theater an der Wien musste sie krankheitsbedingt absagen. Sie starb am 26. Dezember 1830 im Gasthaus Zur Weintraube auf der Praterstraße im Alter von 29 Jahren an den Folgen einer Blinddarmeiterung – nicht einmal vier Jahre nach der Tat, die ihr Leben verändert hatte.
Die Stadtväter verweigerten Wiens populärster Schauspielerin die Beisetzung in einem Ehrengrab. Therese Krones wurde auf dem St. Marxer Friedhof bestattet. Ferdinand Raimund folgte dem schlichten Sarg und sagte, er habe mit dem Tod der Schauspielerin seine Jugend verloren. Erst 1930, an ihrem hundertsten Todestag exhumiert, konnte Therese Krones in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof die letzte Ruhe finden.
WER WAR »JACK THE RIPPER«?
Ein Mann versetzt London in Angst und Schrecken
London, im Herbst 1888. Fünf Prostituierte wurden ermordet. Der Täter: Unbekannt. In die Kriminalgeschichte eingegangen als »Jack the Ripper«.
Zwischen 31. August und 9. November 1888 werden in East End, einem Elendsviertel der britischen Metropole, die grausam verstümmelten Leichen von fünf Freudenmädchen aufgefunden. Ganz junge Frauen sind darunter, aber auch ältere, die man für wenige Pennies kaufen konnte. Von Anfang an – das erste Opfer hieß Marianne »Polly« Michels – wütete der Täter nach einem festgefahrenen Ritual: Er schnitt seinem Opfer die Kehle durch und tranchierte es anschließend regelrecht. Ohren, Nase, Brüste, Herz, Leber, Gebärmutter wurden abgeschnitten. Das eine oder andere Organ hängte der offensichtlich Geisteskranke an eine Wand des jeweiligen Tatorts, andere Körperteile nahm er mit nach Hause.
Ende September 1888 schickt der Täter eine halbe Niere eines Opfers per Post an Scotland Yard. Ein »Bekennerbrief«, den er an die Londoner Central News-Nachrichtenagentur richtet, trägt die Unterschrift: »Jack the Ripper« (zu Deutsch: »der Aufschlitzer«). Mehr als dieses Pseudonym konnte bis zum heutigen Tag nicht eruiert werden.
Und das, obwohl die schauerlichen Taten des zu so trauriger Berühmtheit gelangten Mannes eine der größten Polizeimaschinerien aller Zeiten in Bewegung gesetzt haben. Zahllose Personen wurden vorübergehend festgenommen – doch keinem Verdächtigen konnten die schrecklichen Morde nachgewiesen werden.
Die Welt war zur Jahrhundertwende von einer richtigen »Jack the Ripper«-Hysterie erfasst. Eine der Spuren führte bis nach Wien, wo man 1892 den 49-jährigen Fleischhauergesellen Alois Szemeredy in die k. u. k. Polizeidirektion schaffte, weil er von Kriminalbeamten für »Jack the Ripper« gehalten wurde. Verdächtig an ihm war, dass er zum Zeitpunkt der Londoner Morde in Wien drei einander widersprechende Meldezettel ausgefüllt hatte. Szemeredy wurde ins Irrenhaus gesteckt, wo er noch im selben Jahr starb.
Ihm konnten die Taten ebenso wenig nachgewiesen werden wie Dutzenden anderen, als pervers geltenden Männern, die von Chicago bis Moskau, von Paris bis Amsterdam verhört wurden. Vom »Wiener Ripper« stand nicht einmal fest, ob er in seinem ganzen Leben überhaupt je bis nach London gekommen war.
Sicher in London war zu diesem Zeitpunkt hingegen Prinz Albert, Enkel der Queen Victoria und Großonkel der heutigen Königin Elizabeth. Sein Name geistert durch Dutzende Untersuchungsberichte, die sich mit dem »Ripper« befassen: Tatsächlich tauchte der Verdacht auf, der angeblich abartig veranlagte Albert sei das mordende Ungeheuer. Die Verhaftung des Täters sei, wie es hieß, »auf höchsten Befehl« verhindert worden, als die Polizei dem Prinzen auf die Spur kam.
Gegen die Theorie, ein Spross des Königshauses sei »Jack the Ripper« gewesen, spricht unter anderem die Tatsache, dass Queen Victoria nachweislich sowohl beim Innenminister als auch beim Polizeipräsidenten von London mehrmals persönlich intervenierte, um die Aufklärung der grausamen Hinrichtungen voranzutreiben.
Immerhin stand ganz England in den Monaten, in denen man tagtäglich neue Verbrechen befürchten musste, unter Schock. Ein Parlamentsredner drohte sogar, den Polizeipräsidenten »am nächsten Laternenpfahl aufzuknüpfen«, weil die Ausforschung des Täters nicht gelang.
Scotland Yard wurde mit Hinweisen von Zeugen bombardiert, die den Täter gesehen haben wollten – doch die Angaben waren so widersprüchlich, dass sie sich allesamt als wertlos erwiesen. London war voll von Amateur-Detektiven, die Unschuldige ins Zwielicht brachten: Da wurde ein russischer Agent, der tatsächlich zwei »Ripper«-Opfer gekannt hatte, ebenso »entlarvt« wie ein Sekretär der Heilsarmee, der angesehene Anwalt Montague John Druit oder eine »als Mann verkleidete Hebamme«, die die Dirnen aus Rache ermordet haben soll, weil sie von diesen nach Abtreibungen schlecht bezahlt worden sei.
Großbritannien atmete auf, und Londons Frauen wagten sich wieder auf die Straßen, als der Spuk nach etwas mehr als zwei Monaten vorbei war und kein weiterer Mord mehr gemeldet wurde. Alle Welt rätselte, was zum Ende der Verbrechensserie geführt hatte. Dr. Francis Camps vom Gerichtsmedizinischen Institut in London lieferte dafür drei mögliche Begründungen.
Version A: »Jack the Ripper« ist nach seinem letzten Mord unter ungeklärten Umständen verstorben.
Version B: Er verließ London und konnte irgendwo untertauchen.
Version C: Der Täter wurde wegen einer anderen Straftat verhaftet beziehungsweise in eine Heilanstalt für Geisteskranke gebracht, ohne dass man in ihm je den Frauenmörder erkannte.
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