Neues von Gestern. Georg Markus

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37 wurde Cellini zum dritten Mal verhaftet. Diesmal, weil er die Juwelen seines großen Beschützers, des mittlerweile verstorbenen Papstes Clemens VII., geraubt haben soll. Kaum in Verwahrung genommen, brach der Künstler in einer Aufsehen erregenden Flucht aus dem Kerker der Engelsburg in Rom aus, findet bei einem Freund Unterschlupf, wird aber neuerlich festgenommen. Nach einigen Jahren Haft war es der Kardinal von Ferrara, der Cellinis Freilassung erwirkte. Worauf sich der Goldschmied verpflichtete, fortan für den Kirchenfürsten tätig zu sein.

      Wieder in Freiheit, entstand mit der Saliera das berühmteste Salzfass der Welt, weiters fertigte er die Bronzereliefe der Nymphe von Fontainebleau an, die sich heute im Louvre befinden. Beide Kunstwerke entstanden bereits im Auftrag des französischen Königs Franz I. Die Saliera gelangte durch eine Schenkung des Nachfolgers des Königs an den Tiroler Erzherzog Ferdinand II. nach Österreich. 1545 flüchtete Cellini aus Frankreich – diesmal, weil man ihm vorwarf, den König bestohlen zu haben. Er kehrte zurück nach Florenz, wo er den Herzog von Medici als neuen Auftraggeber gewinnen konnte. Für ihn schuf er sein berühmtestes Werk, die gewaltige Bronzestatue des Perseus mit dem abgeschlagenen Haupt der Medusa.

      Cellini war ein großer Frauenheld. Er zeugte etliche Kinder und heiratete erst im Alter von 61 Jahren seine Haushälterin, die ihm zwei Söhne schenkte.

      Doch auch in seinen späten Jahren wurde er zweimal inhaftiert, und zwar wegen »widernatürlichem Geschlechtsverkehr«, angeblich sogar wegen Sodomie. Nebenbei in zahllose Duelle verwickelt, ging der Künstler auch sonst keiner Konfrontation aus dem Wege. Sein Dolch, sagte er, sei sein bester Freund.

      Ab 1558 schrieb er die Geschichte seines aufregenden Lebens nieder. Die Memoiren galten lange als verschollen, ehe sie 1796 von keinem Geringeren als Goethe entdeckt wurden, den Cellinis Schicksal dermaßen faszinierte, dass er das Buch ins Deutsche übersetzte. Die Biografie inspirierte schließlich auch den Komponisten Hector Berlioz zu der Oper Benvenuto Cellini, in der der Titelheld seinen Nebenbuhler tötet.

      Nicht auszudenken, was der gewalttätige Signor Cellini angestellt hätte, wäre er je dem Dieb seiner Saliera begegnet …

      DER RAUB DER »MONA LISA«

       Vom größten Kunstdiebstahl aller Zeiten

      Übertroffen wird der Kunstdiebstahl der Saliera nur durch den Raub der Mona Lisa aus dem Pariser Louvre. Es sind erstaunliche Parallelen, die die beiden Kriminalfälle miteinander verbinden.

      Paris, am 21. August 1911. Der Louvre ist wie jeden Montag für Reinigungsarbeiten geschlossen. Um sieben Uhr früh betritt ein Mann das berühmteste Museum der Welt. Mit einem Arbeitskittel bekleidet, fällt er nicht weiter auf, da an diesem Tag viele Arbeiter aus- und eingehen. Er läuft durch die langen Gänge des Museums, bis er zum Salon Carré kommt, in dem die Perle der Sammlung hängt.

      Die Mona Lisa. Leonardo da Vinci hatte die Gattin des Patriziers Francesco del Gioconda um 1503 in Florenz gemalt, die mit ihrem Lächeln die ganze Welt bezaubert.

      Der Salon Carré ist menschenleer, das Gemälde von unschätzbarem Wert unbewacht. Der Mann hebt das in Öl auf Holz gemalte Porträt von seinem Haken und läuft zu einer kleinen Treppe, an der er den mittlerweile vom Bild getrennten Rahmen ablegt. Das nur 77 mal 54 Zentimeter große Bildnis der Mona Lisa versteckt er unterm Arbeitskittel.

      Doch das Tor zum Hof ist verschlossen. Schritte kommen näher, jetzt hilft nur schnelles Handeln. »Öffnen Sie mir die Tür!«, herrscht der Fremde den zufällig vorbeikommenden Hausschlosser Sauvert an. Der hält den Mann im Kittel für einen der 120 Aufseher und öffnet das Schloss.

      Der Mann eilt ungestört mit Leonardos Meisterwerk durch das offene Portal des Louvre. Der Portier ist gerade im Hof, um Wasser zu holen.

      Es dauert 28 Stunden, bis der Verlust entdeckt wird. Nicht, dass der leere Fleck im Saal niemandem aufgefallen wäre, aber in jenen Tagen wurden viele Bilder ins Atelier des Hausfotografen gebracht, um dort reproduziert zu werden. Daher dachten die Mitarbeiter des Louvre, dass dies auch mit der Mona Lisa geschehen sei.

      Der Diebstahl wird erst bemerkt, als man am nächsten Tag unter der Treppe den leeren Bilderrahmen findet. Jetzt geht alles sehr schnell. Das Haus wird von der Polizei geräumt, die Pariser Zeitungen drucken Sonderausgaben. Die Nation ist fassungslos, und mit ihr die ganze Welt. Die Mona Lisa galt als das bestbewachte aller Bilder. Aber – welch fatale Parallele zum Kunsthistorischen Museum in Wien: Die strengen Sicherheitsmaßnahmen standen nur auf dem Papier. Die vorgesehene »Sonderüberwachung« fand nicht statt.

      Drei Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird der Diebstahl des französischen Nationalheiligtums auch zum Politikum. Die Zeitung Petit Parisienne berichtet, dass sich »ein Mann deutscher oder österreichischer Nationalität drei Tage im Louvre herumgetrieben und das Bild ständig beobachtet« hätte.

      Museumswärter und -angestellte werden rund um die Uhr von Detektiven observiert. Theophile Homolle, der Direktor des Louvre, tritt zurück. Doch von der Mona Lisa fehlt weiterhin jede Spur.

      Und das, obwohl sich auf dem hinterlassenen Rahmen die Fingerabdrücke des Täters befinden. Doch sie sind wertlos. Zwar kannte man die Methode, Fingerabdrücke abzunehmen, seit gut dreißig Jahren, doch hat man sie bislang nicht angewandt. Der Kunstraub im Louvre sollte zum Wendepunkt in der Kriminalistik werden. Erst seit damals kommen die Fingerabdrücke kriminell gewordener Personen ins Polizeiarchiv.

      Zweieinhalb Jahre vergingen, an der Stelle der Mona Lisa hing mittlerweile Raffaels Bildnis des Castiglione, und die Kunstwelt hatte die Hoffnung aufgegeben, Leonardos Meisterwerk je wieder zu Gesicht zu bekommen.

      Da erhält der in Florenz lebende Galeriebesitzer Alfredo Geri am 2. Dezember 1913 einen sonderbaren Brief: Geri hat kurz davor in Zeitungen inseriert, dass er Gemälde alter Meister aus Privatbesitz kaufen möchte. In dem Brief bietet ein gewisser Vincenzo Leonardi dem Kunsthändler die abgängige Mona Lisa an!

      Signor Geri wendet sich an den Direktor der Uffizien, die die Kunstsammlung von Florenz beherbergen. Gemeinsam beschließen sie, dem Briefschreiber nachzugehen, auch wenn sein Angebot verrückt klingen mochte. Vincenzo Leonardi, der fast so heißt wie der Schöpfer des Bildes, bittet um Antwort nach Paris, postlagernd Place de la Republique.

      Um es kurz zu machen: Der Anbieter kommt nach Florenz und führt Geri in ein Zimmer des Hotels Tripoli Italia. Er holt unter dem Bett einen alten Holzkoffer hervor, dem er ein rahmenloses Bild, samt Originalstempel des Louvre auf der Rückseite, entnimmt. Der Kunsthändler erkennt es sofort als das Original der Mona Lisa.

      »Was soll das Bild kosten?«, fragt Geri.

      »500 000 Francs«, antwortet der Fremde. Und geht überraschenderweise auf Geris Vorschlag ein, ihm das Bild mitzugeben, um seine Echtheit prüfen zu lassen.

      Leonardi wird am selben Abend verhaftet. Der Mann, der die Mona Lisa so geschickt aus dem Louvre schaffen konnte, hat sein Verbrechen zu einem stümperhaften Ende gebracht.

      Vincenzo Perugia, wie der aus Italien stammende Täter wirklich hieß, hatte kurze Zeit als Anstreicher im Louvre gearbeitet und sich dort »gekränkt, weil das Bild eines Italieners in Paris ausgestellt ist. Eines Tages«, sagte der 32-jährige Perugia laut Polizeiprotokoll, »wurde in mir der Gedanke wach, es sei eine schöne Tat, das Bild meiner Heimat Italien wiederzugeben.« Er erwartete vom italienischen Staat »nicht bestraft, sondern belohnt zu werden«, weil er das Werk in sein Ursprungsland zurückgebracht hätte.

      Tatsächlich

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