Faszination Jesus. Roland Werner

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Faszination Jesus - Roland Werner

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dem Markt sind, können sich dieser Notwendigkeit, so oder so Farbe zu bekennen, nicht entziehen. Obwohl sie vorgeben, neutral und ganz wissenschaftlich zu sein, zeigt sich bei manchen von ihnen doch, wie heftig sie sich gegen die biblische Darstellung des Lebens Jesu zur Wehr setzen müssen.

      Gegenüber Jesus ist es offensichtlich schwer, neutral zu bleiben. Er fordert zur Entscheidung heraus. Die Erwähnung des Namens Jesus ist vielen Zeitgenossen unangenehm. Das gilt sogar manchmal in der Kirche. Es ist viel leichter, allgemein von „Gott“ zu reden. Oder allenfalls von „Christus“. Aber Jesus – das ist zu konkret. Zu eindeutig. Zu herausfordernd. In feiner Gesellschaft redet man über alles, nur nicht über Jesus. Das gehört sich nicht. War im letzten Jahrhundert das Thema Sexualität tabuisiert, so sind es heute die Themen Jesus, Religion und Tod. Das wird in unserer Zeit, die sich sonst allen Themen gegenüber so frei und unerschütterlich gibt, peinlichst ausgespart.

      Aber ist nicht diese Scheu, dieser Versuch, Jesus totzuschweigen, schon in sich ein indirekter Hinweis auf seine Bedeutung? Könnte die peinliche Stimmung, die bei der Erwähnung von Jesus manchmal aufkommt, ein versteckter Hinweis darauf sein, dass wir sehr wohl wissen, wie wichtig Jesus ist? Dass wir instinktiv fühlen, dass er einen Anspruch auf uns hat?

      Wer ist Jesus?

      Es geht also um Jesus. Wer war er? Was sind die historischen Fakten, soweit wir sie in den Blick bekommen können? Was war seine Botschaft? Worin lag seine Faszination? Was ist die Bedeutung seines Lebens? Und wie sollen wir seinen Tod am Kreuz verstehen? War das eine Niederlage, der traurige Abschluss eines guten Lebens oder der Anfang von etwas Neuem, wie die Christen behaupten? Ist Jesus von den Toten auferstanden?

      Dies sind einige der Fragen, die wir in diesem Buch behandeln wollen. Und wir laden Sie ein, mit offenem Verstand und ohne Vorurteile sich dieser Frage zu stellen: Wer war Jesus? Und welche Bedeutung kann er für mein Leben haben? Beim Nachdenken über diese Fragen kann es geschehen, dass wir neu erfasst werden von der Faszinationskraft, die von Jesus ausgeht.

      BILDER VON JESUS

      In den verschiedenen Zeiten haben sich die Menschen unterschiedliche Bilder von Jesus gemacht. Alle möglichen Kategorien sind auf ihn angewandt worden. Wenn man sich einmal die Galerie der Jesusbilder anschaut, wird deutlich, wie jeder versucht, ihn in sein Schema einzuordnen und nach seinen Maßstäben zu verstehen. Je nach der eigenen Weltsicht und der persönlichen Vorliebe kommt ein ganz anderes Bild von Jesus heraus. Dabei wird deutlich, dass die verschiedenen Bilder oft mehr über die Person dessen aussagen, der sie entworfen hat, als über Jesus selbst. Weil sie aber teilweise so weit verbreitet sind und sich so hartnäckig behaupten, will ich einige dieser Bilder kurz darstellen.

      Der Revolutionär

      Als in den 1960er-Jahren die Studentenunruhen begannen und viele sich nach einer neuen Gesellschaftsordnung sehnten, die durch Revolution, durch Umsturz des Bestehenden, erreicht werden sollte, war der revolutionäre Jesus in. Sein Bild, von Künstlern der Pop Art entworfen, war fast deckungsgleich mit den Fotos des südamerikanischen Revolutionärs Che Guevara. Fast überall konnte man den Steckbrief lesen: „Wanted: Jesus Christ!“ Er war nach dieser Vorstellung der große Rebell, der Aufrührer aus Galiläa. Das passte voll in den Trend der Zeit: Jesus als Revolutionär, der die Armen gegen die Übergriffe der Reichen verteidigt, der das Establishment angreift, der sich gegen Bürgerlichkeit und Traditionen wendet. Jesus der Revolutionär war angepasst an das Leitbild dieser Zeit.

      Der Hippie

      Eine Variante dieses Jesusbildes ist Jesus als erster Hippie. Der war allerdings nicht so gewaltbereit wie der revolutionäre Jesus. „Make love, not war!“ Mit dieser Devise der Blumenkinder-Ära auf den Lippen konnte der Hippie-Jesus direkt an den sanften und milden Jesus der Maler der Jahrhundertwende anknüpfen. So hatte die sogenannte „Schule der Nazarener“ Jesus dargestellt: lieb, lächelnd und nachdenklich. Dieses Jesusbild, eine Kreation einer lange vergangenen Zeit, entsprach jetzt wieder dem Lebensgefühl einer neuen Generation. Es war ein Jesus, der jünglingshaft mit langen, blonden Haaren und wallendem Gewand beschwingt durch die Felder schreitet und Kindern, Tieren und Pflanzen seine Aufmerksamkeit widmet. Ein jugendlicher Jesus, der von der Generation vor ihm missverstanden wird, weil er den friedlichen Protest der freien Blumenkinder gegen ihre verbürgerlichten und materialistischen Eltern verkörpert. So wurde Jesus zum ersten Hippie.

      Der psychologische Jesus

      Dieses Jesusbild passt natürlich in eine Zeit, in der nichts so unsicher geworden ist wie die eigene Identität und die Beziehungsfähigkeit. Wo nicht mehr die Gesellschaft als Ganzes verändert werden soll, sondern die eigene Psyche die größte Aufmerksamkeit erfordert. Wo es in jeder einigermaßen ernst zu nehmenden alternativen Zeitschrift von psychologischen und therapeutischen Angeboten nur so wimmelt. Hier passt der psychologische Jesus wunderbar hinein.

      Wunsch oder Wirklichkeit?

      Die verschiedenen Jesusbilder sind faszinierend. Es ist schon spannend zu sehen, wie jeder versucht, Jesus dem eigenen Interesse entsprechend zu verstehen und zu beschreiben. Ein Stück Wahrheit ist ja in jedem dieser Jesusbilder. Ja, Jesus war eine vollkommen integrierte Persönlichkeit. Nicht umsonst können Psychologen den Versuch unternehmen, das in ihren Untersuchungen nachzuweisen. Er war eine durch und durch heile Person. Bei ihm klafften Reden und Tun nicht auseinander. Er lebte eine Lebensqualität, die wir nur staunend wahrnehmen können.

      Ja, es stimmt! Er ging zärtlich mit Kindern um. Er nahm die Außenseiter in seine Gemeinschaft auf. Er protestierte gegen eine Traditionsgläubigkeit, die nicht mehr nach Recht und Unrecht, Wahrheit und Lüge fragte. Er setzte sich für die Armen ein. Er prangerte die Strukturen und Herrschaftssysteme an, die Menschen in unmenschlichen Zwängen niederdrückten. Und das alles tat er in großer Sanftmut, Gelassenheit und Klarheit. Er verzichtete auf Gewalt gegen Menschen und Tiere. So stimmen die erwähnten Jesusbilder zum großen Teil.

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