Elijah & seine Raben. Georg Sporschill

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Elijah & seine Raben - Georg Sporschill

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zum 70. Geburtstag

      Lieber Pater Georg!

      Seit fünfundzwanzig Jahren bist Du ein »Jesuit, der mit Straßenkindern lebt«. Du hast Dein Leben den Obdachlosen gewidmet, den Drogensüchtigen, den Straßenkindern in Rumänien, Moldawien, Bulgarien. Die Arbeit mit »Europas vergessenen Kindern« wurde für beide Seiten zu einer Schule der Freundschaft.

      Was hat Dein Leben geformt? Drei Prägungen gehören gewiss dazu: Zunächst die Exerzitien des heiligen Ignatius von Loyola. Sie waren Deine erste große Lebensschule. Sie haben Deine Liebe zur Bibel geweckt und vertieft. Täglich liest Du in der Bibel, und sie wurde für Dich zu einem »Handbuch für die Sozialarbeit«. Sie gibt Dir Mut und Hoffnung und zwingt Dich, weiterzugehen und noch mehr zu erwarten von Gott, der größer ist als wir und der immer noch Überraschungen für uns parat hat.

      Eine zweite große Lebensschule waren Deine Freundschaften mit Kardinal König und Kardinal Martini. Von Kardinal König hast Du viel Ermutigung bekommen für Deine Initiativen. Von ihm hast Du Geduld gelernt. Die Liebe zur Kirche hat Euch verbunden. Jesuit wie Du, hat er in unzähligen Menschen die Freude an der Bibel geweckt und vielen das Wort Gottes erschlossen.

      Die wichtigste Schule des Lebens in der Nachfolge Jesu aber sind für Dich die Armen. Sie sind Deine »stärksten Lehrer«. Sie öffnen uns die Augen für das, was wirklich zählt. Was 1991 in Bukarest begann, wurde zu Deiner Lebensaufgabe, die sich in den Sozialprojekten Concordia und Elijah verwirklicht. In Papst Franziskus hast Du nun einen besonderen Fürsprecher. Auch er ist Jesuit, und er hat Dich durch sein Wort und sein Lebenszeugnis so sehr berührt, wie Du es nie vorher erlebt hast, wie Du bekannt hast. Christliche Nächstenliebe entscheidet sich an der Frage Jesu: Was hast du dem geringsten meiner Brüder getan? Diese Frage entscheidet letztlich über unser Schicksal und unser Glück.

      Lieber Pater Georg! Willkommen im Kreis der Siebzigjährigen! Danke für Deine Freundschaft. Sie ist für mich ein Stück Lebensschule auf meinem Weg der Nachfolge Jesu.

      Mit meinen besten Glück- und Segenswünschen

      Dein

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      Grußworte

      Hinausgehen sollen sie, die Jesuiten, dorthin, wo die Not am größten ist, wo sonst niemand hingehen kann oder will. Das war ein zentrales Anliegen unseres Gründers Ignatius von Loyola.

      Einer, der das macht, schon lange, bist Du, lieber Georg! Du bist uns Vorbild, Ansporn, Herausforderung. Das ist wichtig und notwendig, wenn auch nicht immer angenehm. Danke.

      Gottes reichen Segen wünsche ich Dir, viel Kraft und Licht auf deinem weiteren Weg!

      Dr. Bernhard Bürgler SJ

      Provinzial

      Unruhig ist mein Herz, bis es ruht in dir!« Dieses Wort des heiligen Augustinus gilt auch für die Lebensform meines Freundes Pater Georg. Seine Unruhe ist kreativ, voll von Kompassion und Empathie, wie es Johann Baptist Metz in seiner politischen Theologie gefordert hat. Ein wenig dabei zu sein war mir geschenkt, und nicht nur dafür danke ich Georg.

      Dr. Erhard Busek

      Vizekanzler a. D. und Bundesminister für Wissenschaft

      und Unterricht a. D.

      Werte wie Mitmenschlichkeit, Solidarität und Hilfsbereitschaft geraten in unserer auf Gewinn und Erfolg ausgerichteten Gesellschaft allzu oft ins Hintertreffen. Pater Sporschill stellt sich dieser Entwicklung entgegen. Seit Jahrzehnten ist er in der Jugend- und Sozialarbeit, zwei der wichtigsten Aufgabengebiete des Jesuitenordens, mit Überzeugung und tiefstem Glauben erfolgreich tätig. Zunächst in Wien und Österreich, später in den Ländern, in denen es nach dem Fall des Eisernen Vorhangs kaum eine Jugendund Sozialarbeit gegeben hat. So hat er dort unzähligen Kindern und Jugendlichen nicht nur Wärme und Menschlichkeit geschenkt, sondern ihnen auch Hoffnung und Zuversicht gegeben. Dafür sage ich nicht nur im Namen der Stadt Wien danke.

      Dr. Michael Häupl

      Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien

      Pater Georg geht dorthin, wo sonst niemand hingeht, und ihm zu folgen ist nicht einfach, aber ein Gebot des sozialen Gewissens.

      Dr. Hans Peter Haselsteiner

      Unternehmer

      Zur Einführung:

      Elijah und seine Raben

      Dominik Markl

      Georg Sporschill hat mit seinen Sozialprojekten viel in Bewegung gebracht. Nach dem Fall des Kommunismus baute er Hilfswerke für Straßenkinder in Rumänien, Moldawien und Bulgarien auf. Jetzt arbeitet er in Siebenbürgen mit Roma-Familien. Was gibt ihm Kraft? Was inspiriert ihn? »Alles, was ich kann, habe ich aus der Bibel gelernt. Sie ist mein Lebensbuch. In ihr geht es um Zorn und Versöhnung, um Leben und Tod. Jesus war ein genialer Sozialarbeiter«, sagt er. Im vorliegenden Buch geht es deshalb vor allem darum, was Georg Sporschill wirklich wichtig ist, was sein Leben innerlich geprägt hat: die Begeisterung für das geheimnisvolle Buch der Bücher, die man dem »Sandlerkönig« des Wien der 1980er-Jahre, dem heutigen Opa ehemaliger Straßenkinder und Spezi der schillerndsten Figuren der österreichischen Society, vielleicht nicht auf den ersten Blick ansieht.

      Georg Sporschill liest und versteht die Bibel von ungewöhnlichen Blickwinkeln her. Er geht immer von der Erfahrung aus und lernt aus der Bibel für das Leben. Hier steigen wir am besten aus der Vogelperspektive ein, indem wir uns den Raben anschließen, deren sozialer Scharfsinn im oberösterreichischen Almtal erforscht wird; die Raben werden uns zu einem außergewöhnlichen Menschen führen, zum Propheten Elijah. Mit den Raben fliegen wir schließlich nach Ephesus, wo wir Jesus im Johannesevangelium treffen werden, und mit ihm auch Georg Sporschill und seine Freunde.

      Raben: vom Nutzen sozialer Intelligenz

      Das herbstliche Laub leuchtet rotbraun und golden im oberrösterreichischen Almtal, als wir uns zum »Biologicum« versammeln. Hier, wo Konrad Lorenz seine Graugänse beobachtet hat, ziehen nun auch die Raben besonderes Interesse auf sich. Während wir im Wildpark an Elchen und Wildschweinen vorbeispazieren, erzählt der Biologe Thomas Bugnyar von den Rabenvögeln, die uns Menschen immer wieder mit ihrer Intelligenz überraschen. Die schwarzen Zeitgenossen, wiewohl für ihre krächzende Stimme bekannt, gehören zu den Singvögeln und können verschiedenste, komplexe Rufe von sich geben. Wir sind zwar erst dabei, ihre Sprache zu erlernen, doch können wir schon etwa zehn typische Schreie mit ihren unterschiedlichen Botschaften verstehen. Beim Fischweiher fliegt gerade ein Schwarm von Junggesellen ein, die hier ihr Revier haben. Sie haben offenbar schmackhafte Beute gefunden, und so wird mit einigem Lärm angeflogen und abtransportiert. Man frisst nicht gleich, sondern versteckt die ergatterten Fleischbrocken – möglichst unbeobachtet von hungrigen Rabenkollegen. Wie konnten die Raben trotz ihres kleinen Gehirns ihre Intelligenz entwickeln?

      Die erstaunliche Erkenntnis der Verhaltensforscher ist, dass die Entwicklung von Intelligenz mit sozialen Beziehungen zu tun hat. Raben sind zwar Allesfresser, mögen aber am liebsten Fleisch. Nun können sie selbst keine Beute reißen, sind also von anderen, Beute reißenden Tieren abhängig, die ihnen zu ihrer Leibspeise verhelfen. Beim Aas angekommen, gilt natürlich das Recht des Stärkeren. Zwei sind immer stärker als einer allein, und deshalb kommt es unter Junggesellen sehr auf Freundschaften

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