Adressen mit Geschichte. Georg Markus
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Ab 1965 wieder am Burgtheater, gab es ein neues Wiener Domizil, und es war wieder ganz nobel. Curd Jürgens erwarb ein Haus am Franziskaner Platz, dessen obersten Stock mit Blick auf die Franziskanerkirche er ausbauen ließ.
Hier blieb er länger als in irgendeiner anderen Wiener Wohnung, aber er baute nie für die Ewigkeit. »Er musste immer wieder ein neues Projekt in Angriff nehmen«, erinnerte sich Margie, die Ehefrau Nummer fünf. Das Haus am Franziskanerplatz wurde verkauft und später vom Malerpaar Helmut Leherb-Lotte Profohs bezogen.
Mit Margie bewohnte er jetzt Nobelherbergen in Saint Paul de Vence an der Côte d’Azur, im Schweizerischen Gstaad, auf den Bahamas und im ehemaligen Schlosspark der Rothschilds in Enzesfeld bei Wien.
Und auch die beiden letzten Adressen waren in Wien. Im Frühjahr 1982 musste er ins Krankenhaus Rudolfstiftung, in dem er am 18. Juni des selben Jahres starb. Seine Ruhe fand er auf dem Zentralfriedhof, Ehrengrab 32C, Nr. 54.
SACHER-PORTIER IN HANDSCHELLEN
Fritz Eckhardt
Klosterneuburg,
Peter-Rosegger-Straße 30
Es war im Jahre 1972, als in der italienischen Stadt Padua ein Flugblatt in Umlauf kam, das einen rundlichen älteren Herrn in Handschellen zeigte. Daneben die Warnung: »Nicht zu den Extremisten! Sonst wirst du auch so enden wie dieser!« Als Herr in Handschellen war unzweifelhaft der in Österreich und Deutschland beliebte Schauspieler, Autor und Regisseur Fritz Eckhardt zu erkennen.
Was hatte sich ereignet, führte der Sacher-Portier ein Doppelleben, war er in seiner Freizeit als Terrorist tätig und deswegen in Italien festgenommen worden? Immerhin stammte das Flugblatt mit dem warnenden Hinweis nicht von irgendeinem Juxverein, sondern von der in Padua ansässigen Partei Mondo libero.
Eine Nachbarin aus Klosterneuburg, wo Eckhardt ein Einfamilienhaus bewohnte, hatte dem Publikumsliebling das Flugblatt von einer Italienreise mitgebracht. Eckhardt war schockiert. Er hatte sich im Jahr davor auf Wunsch eines Fotografen für eine österreichische Zeitung in Handschellen ablichten lassen. Unter dem Bild stand damals: »Es ist unmöglich, von Inspektor Marek nicht gefesselt zu werden!«
Der Artikel war samt Foto als Ankündigung einer Tatort-Folge erschienen. Wie sich nun herausstellte, hatten die Herren von der Partei Mondo libero die Zeitung zufällig in die Hände bekommen, das Bild gesehen, ausgeschnitten und – ohne zu wissen, wer Fritz Eckhardt ist – für ihre Wahlwerbung missbraucht.
Der Schauspieler bereitete eine Klage vor, ließ sie aber wieder fallen, als eine Entschuldigung der verantwortlichen Herren der Mondo libero einlangte.
DER TOD DES THEATERDIREKTORS
Boy Gobert
Wien 19., Sulzweg 17
Am 1. September 1986 sollte der Schauspieler Boy Gobert seinen Posten als Direktor des Theaters in der Josefstadt antreten. Schon im Frühjahr beschäftigte er sich mit den Vorbereitungen für die große Aufgabe. So auch wieder am 30. Mai, an dem Besprechungen mit Schauspielern und Regisseuren sowie eine Probe in der Josefstadt geplant waren. Um elf sollte er ins Theater kommen, um sich auf seine erste Rolle im Herbst, den George in Edward Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf?, vorzubereiten.
Es ist 9.30 Uhr, als der designierte Direktor gut gelaunt in seiner Döblinger Villa beim Frühstück sitzt, das er gemeinsam mit seinem aus Deutschland zu Besuch weilenden Neffen Hauke Klingenbiel einnimmt. Als Boy Gobert fertig ist, erhebt er sich vom Frühstückstisch und geht in das Dachgeschoss des Hauses. Eine Stunde später ist er noch immer nicht zurückgekehrt. Da begibt sich sein Neffe in den oberen Stock. Und muss dort Goberts leblosen Körper entdecken. Der sofort gerufene Rettungsarzt stellt den Tod des 60-jährigen Schauspielers durch Herzversagen fest.
Boy Gobert hatte die Wiener schon in den sechziger Jahren erobert, als Ernst Haeusserman den gebürtigen Hamburger ans Burgtheater holte. Jetzt hätte er Nachfolger des verstorbenen Josefstadtdirektors Haeusserman werden sollen. Nach Boy Goberts unerwartetem Tod übernimmt Heinrich Kraus interimistisch die Leitung des Theaters, später wird Otto Schenk Direktor.
EINE GEDENKTAFEL FÜR DEN REGISSEUR
Billy Wilder
Wien 19., Billrothstraße 15
Der in einem Dorf bei Krakau geborene Billy Wilder übersiedelte, als er acht Jahre alt war, mit seinen Eltern nach Wien, wo die Familie zunächst am Fleischmarkt 7 wohnte. Nach der Matura war Billy Untermieter auf der Billrothstraße, ehe er nach Berlin übersiedelte, von wo er nach Hitlers Machtergreifung über Paris nach Amerika auswanderte.
Als der mittlerweile weltberühmte Regisseur 1994 noch einmal nach Österreich kam, begleitete ihn sein Wiener Freund Wolfgang Glück mit dem Auto in die Wachau, um dem leidenschaftlichen Kunstsammler Billy Wilder auch das Geburtshaus Egon Schieles zu zeigen. Dieses ist – da Schieles Vater Stationsvorstand der k. k. Staatsbahnen war – ein altes Bahnhofsgebäude der Stadt Tulln.
Billy Wilder, seine Frau Audrey und Wolfgang Glück stiegen aus dem Wagen und besichtigten den aufgelassenen Bahnhof, an dessen Fassade eine Tafel mit der Aufschrift prangt: »In diesem Haus wurde am 12. Juni 1890 Egon Schiele geboren.«
Als Mr. Wilder die Inschrift gelesen hatte, erkundigte er sich, wo man hier ein stilles Örtchen aufsuchen könnte. Nach längerem Suchen wurde jemand aufgetrieben, der die seit Jahren nicht mehr benutzte, ehemalige Bahnhofstoilette mittels eines Schlüssels öffnete. Wilder trat ein und ward dann lange nicht mehr gesehen.
Endlich zurückgekehrt, sagte er, auf Schieles Gedenktafel verweisend, zu seinem Freund Wolfgang Glück: »Demnächst kommt eine Tafel dazu, auf der stehen wird: ›Hier schiss Billy Wilder am 14. Mai 1994!‹«
* Entspricht laut Statistik Austria im Jahre 2005 einem Betrag von rund 280 000 Euro
* Leopold Grausam (1917–1979), Verteidiger bei »Hellas Kagran«, Vater des späteren Nationalspielers Leopold Grausam jun.
* unabkömmlich
* in dem 1954 gedrehten Film Mädchenjahre einer Königin
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