Porträt-Rezepte mit natürlichem Licht. Scott Kelby
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… damit Sie nicht Ihr Leben zerstören (oder Schlimmeres anstellen)
4) Wenn Sie mit Kameras von Sony, Olympus oder Fuji arbeiten, machen Sie sich keine Gedanken darüber, dass Sie in diesem Buch hauptsächlich Canon- und Nikon-Modelle sehen. Das sind schlicht und einfach nur die Kameras, die ich nutze und auf die ich Zugriff habe. Die meisten Rezepte in diesem Buch funktionieren mit jeder DSLR oder spiegellosen Kamera, und einige Tipps helfen Ihnen sogar beim Fotografieren mit der Kamera Ihres Smartphones. Machen Sie sich also keine Gedanken um Hersteller, Marken und Modelle – es geht ganz unabhängig davon um das große Ganze der Porträtfotografie.
5) Sollten Sie die Einleitungsseiten der Kapitel lesen? In meinen Büchern pflege ich eine Marotte, die meine Leser entweder freut oder nervt. Es geht um den Stil meiner Kapiteleinleitungen. Normalerweise erfahren Sie dort, was Sie auf den nachfolgenden Seiten erwartet. Bei mir läuft das ein bisschen anders. Meine schrulligen, völlig aus der Luft gegriffenen Intros enthalten wenig bis gar keine Informationen darüber, was im nachfolgenden Kapitel behandelt wird. Sie sind eher als mentale Pausen zwischen den Kapiteln gedacht, und viele Leute lieben sie so sehr, dass wir ein ganzes Buch mit ihnen veröffentlicht haben (kein Witz!). Die eher, nun ja, gediegenen Leserinnen und Leser hassen diese Intros aus vollem Herzen. Diesen möchte ich zum Trost zurufen: es sind nur die Einleitungsseiten, der Rest des Buchs ist nicht betroffen. Für den Fall, dass Sie eine notorische Griesgrämin oder ein stadtbekannter Miesepeter sind, möchte ich Sie daher herzlich darum bitten, diese Einleitungen ganz einfach zu ignorieren. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, diese zwei Seiten zu lesen – nun kann es mit den interessanten Dingen weitergehen. Blättern Sie um und legen Sie los!
Kapitel 1
Porträt-Objektive
Wo alles beginnt
Bevor wir beginnen, sollten Sie kurz innehalten und sich Punkt 5 unter »Fünf Dinge, die Sie vorher wissen sollten …« auf Seite XV durchlesen. Nun, da Sie wissen, was auf Sie zukommt, können wir uns dem Thema »Objektive« zuwenden. Objektive sind teuer. Haben Sie sich jemals gewundert, warum einige Objektive viel mehr als der Kamera-Body kosten? Ganz ehrlich? Das ist doch verrückt. Zumal ein handelsübliches Objektiv lediglich aus einem maschinell gefertigten Aluminium-Druckguss-Gehäuse besteht, der mit einigen Glaskörpern gefüllt ist (vermutlich auch noch aus recyceltem Glas gefertigt). Was mich übrigens überrascht hat: »Lens« (wie man im Englischen zu Objektiven sagt) steht gar nicht für »Linse«. Tatsächlich handelt es sich um eine Abkürzung, die Mitte der 1820er-Jahre im Zuge der aufkommenden Daguerreotypie entstand und für »Light Emitting Numinous Sphere« (»Licht ausstrahlende mysteriöse Kugel«) steht, was wohl ein Verweis auf die damals sehr populären Tageslichtlampen gegen Winterdepression sein sollte. Während Nicéphore Niépce einen Großteil der Anerkennung für die Erfindung der ersten funktionierenden Kamera erhielt, war es sein Assistent Louis-Jacques-Mandé Daguerre aus Saint-Remy-en-Bouzemont-Saint-Genest-et-Isson, der den Begriff »Lens« prägte. Die falsche Zuschreibung verdanken wir übrigens Daguerres italienischer Privatsekretärin Julia Louis-Dreyfus, die das historische Ereignis zum Glück für die Nachwelt festhielt. Einige Jahre später übernahm sie die Rolle der Elaine in der bekannten US-amerikanischen Fernsehserie Seinfeld. Der Rest ist Geschichte.
Ein 70–200-mm-f/2.8 oder f/4-Zoom-Objektiv
Dies ist sowohl in der f/2.8- als auch in der f/4-Version mein Lieblingsobjektiv für Porträts mit natürlichem Licht (die Modelle von Sony, Nikon, Canon, Sigma oder Tamron sind ebenso gut und solide). Beide setzen das Motiv ebenso scharf wie vorteilhaft in Szene und bieten drei große Vorteile: 1) Menschen sehen damit großartig aus! Bei langen Brennweiten zwischen 120 bis 200 mm sorgt der Kompressionseffekt bei Gesichtern für einen sehr schmeichelhaften Look. Ich selbst bevorzuge den Bereich zwischen 120 und 200 mm, doch diesen Effekt erreichen Sie mit jeder Brennweite über 100 mm. 2) Dank des großen Zoom-Bereichs haben Sie viel mehr Möglichkeiten bei der Bildkomposition und müssen sich dazu gar nicht groß bewegen. 3) Sie können Distanz zu Ihrem Model wahren, womit es sich vermutlich wohler fühlt, als wenn Sie ihm mit einer kurzen Brennweite auf die Pelle rücken. Ein professionelles Model wird das nicht weiter stören, da es mit solchen Aufnahmesituationen vertraut ist. Schießen Sie jedoch ein Porträt vom Vizepräsidenten des Marketings eines Unternehmens oder von einem Studenten anlässlich seiner Abschlussfeier, kann so ein geringer Abstand für Unwohlsein sorgen, und das ist ungefähr das Letzte, was Sie bei einem Porträtshooting brauchen. Bleibt noch die Frage: Wo liegen die Unterschiede zwischen dem f/2.8-er und dem f/4-er? Ihr Auge wird kaum einen Unterschied merken, wohl aber Ihre Hand (ein f/2.8-Objektiv ist viel schwerer) und Ihr Geldbeutel (die f/2.8-Version ist ungefähr doppelt so teuer). Wenn Sie also nur selten unter schlechten Lichtbedingungen arbeiten, können Sie auf die eine Blendenstufe mehr verzichten und sind mit dem f/4 gut beraten.
Ein 85-mm-f/1.8-Objektiv
Neben meinem Favoriten mit 70–200 mm ist das 85 mm f/1.8 mein zweitliebstes Objektiv für die Porträtfotografie. Dank der großen Blendenöffnung wird der Hintergrund extrem weich und üppig (ungewöhnliches Wort in diesem Zusammenhang, aber so ist es) abgebildet. Hierbei gilt die Faustregel: Je niedriger der f-Wert ist, desto unschärfer fällt der Hintergrund aus. Warum dann nicht gleich zu einem f/1.4- oder gar f/1.2-Objektiv greifen? Bei solch extrem weit geöffneten Blenden ist die Schärfentiefe und damit auch die Fehlertoleranz beim Scharfstellen extrem gering. Unachtsamkeit kann dann ganz schnell zu unscharfen Aufnahmen führen. Der sichtbare Unterschied zwischen Blende f/1.8 und f/1.4 rechtfertigt in meinen Augen nicht die dafür erforderliche Präzision beim Fokussieren. Ich habe Testreihen mit demselben Motiv bei f/1.8 und f/1.4 durchgeführt, und keiner der Probanden konnte zuverlässig erkennen, um welches Objektiv es sich handelte – etwa die Hälfte der Antworten waren falsch. Neben den Problemen beim Scharfstellen (dazu später mehr) spielen auch Preis und Gewicht eine Rolle. Ein 85 mm f/1.4 von Nikon kann über 1.500 € kosten, während Sie ein 85 mm f/1.8 vom gleichen Hersteller für unter 500 € bekommen – zudem bringt Letzteres ein Drittel weniger Gewicht auf die Waage. Wichtig: Jeder Fotograf braucht ein »schnelles« Objektiv in seiner Ausrüstung, das dank Blendenöffnungen zwischen f/2.8 und f/1.2 auch bei schwachem Licht scharfe Aufnahmen aus der Hand ermöglicht. Der Preis steigt mit abnehmendem Blendenwert, doch es finden sich immer wieder gute Angebote, beispielsweise ein Nikon oder Canon 85 mm f/1.8 für unter 350 €. Das ist ein verdammt schnelles Objektiv zu einem wirklich günstigen Preis, und Sie haben damit stets eine Linse für schnelle und scharfe Aufnahmen bei fast jedem Licht im Gepäck.
Ein schnelles 135-mm-Porträt-Zoom
Neben meinen beiden Favoriten, dem 70–200 mm f/2.8 und dem 85 mm f/1.8, gibt es unter Porträtfotografen noch eine weitere sehr beliebte Brennweite (ich selbst verwende sie allerdings nicht). 135 mm gilt unter Fotografen als perfekter Wert für Porträts, da sie genau jene Linsenkompression aufweist, die zur vorteil-