Elfenzeit 4: Eislava. Verena Themsen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Elfenzeit 4: Eislava - Verena Themsen страница 16

Автор:
Серия:
Издательство:
Elfenzeit 4: Eislava - Verena Themsen Elfenzeit

Скачать книгу

an eine griechische Statue. Alles an ihr hatte diese perfekte, marmorne Schönheit. Doch er spürte, dass mehr darunter lag, und je länger er sich mit ihr im Gasthaus unterhalten hatte, umso mehr war das Verlangen in ihm gestiegen, dieses verborgene Feuer hervorzukitzeln.

      Birte hatte inzwischen aufgeschlossen, stieß nun die Tür auf und ging voran. Scheppernd landete ihr Schlüsselbund auf einem Sideboard, noch ehe sie das Licht anschaltete, Kristallleuchter an den Wänden. Ihr Licht wurde von einem Spiegel zurückgeworfen, der über dem Sideboard hing und teilweise von einem schwarzen Seidentuch verhängt war. David trat hinter Birte, bewusst den Blick auf den Spiegel vermeidend, und half ihr aus dem Mantel. Leicht beugte er sich dabei vor und ließ seinen Atem über ihren Hals streifen, während seine Fingerspitzen ihre Schulter entlangstrichen und dabei ein dünnes Schimmern hinterließen. Unwillkürlich beugte sie den Kopf etwas zur Seite, als wolle sie ihm mehr Haut bieten.

      »Aaah«, seufzte sie schließlich und rollte die Schultern, als David mit dem Mantel in der Hand von ihr wegtrat. »Endlich zu Hause in der Wärme.« Sie drehte den Kopf zu ihm, um ihm ein Lächeln zu schenken, und ließ dann den Blick an ihm abwärts gleiten. Als sähe sie ihn zum ersten Mal richtig weiteten sich ihre Augen ein wenig, und als ihr Blick zu seinem Gesicht zurückgekehrt war, senkte sie die Lider kokett, ehe sie den Kopf abwandte.

      David hängte die Mäntel an die Garderobe, während Birte bereits den Gang hinunter bis zu dem Raum weiterging, in den er mündete. Auch dort flammte im nächsten Moment Licht auf.

      »Möchtest du etwas trinken?«, drang ihre Stimme zu David, der kurz in routinemäßiger Gewohnheit nach dem verborgenen Dolch im Mantel tastete und zufrieden nickte, als er ihn unverändert fand.

      »Gern.«

      »Saft? Wasser? Leichtbier? Oder lieber etwas Stärkeres?«

      »Wenn du etwas Stärkeres hast, nehme ich das«, antwortete David und folgte ihr in den Raum am Ende des Gangs. Es war ein geräumiges und dennoch gemütlich wirkendes Wohnzimmer, das vom indirekten Licht mehrerer Stehleuchter und Wandstrahler erhellt wurde. Eine cremefarbene Couchgarnitur lud dazu ein, in ihr zu versinken, während man das Panorama genoss, das sich am Tag jenseits der doppelflügligen Glastür bot. An der Wand daneben standen mehrere schlichte Regale eines bekannten schwedischen Möbelhauses, in denen mehr Bücher verstaut waren als hineinpassten.

      Hinter der Couchgarnitur hing ein großes Ölbild an der Wand, das eine weite, von dunklen Wolken verhangene Landschaft zeigte. Es hatte mit seinem Wechselspiel von Licht und Schatten auf den Feldern, Hügeln und den dazwischen eingestreuten niedrigen Bauernhäusern eine beeindruckende Tiefenwirkung. Die Details, obwohl oft nur mit wenigen Pinselstrichen angedeutet, machten das Motiv zusätzlich plastisch und luden dazu ein, es genau zu studieren. David trat näher heran und beugte sich vor. Fast erschien es ihm, als würde das kleine Mädchen, das über einen Feldweg auf ein Haus zuging, sich tatsächlich bewegen. Ihr Kleid und das Band an ihrem Strohhut flatterten im Wind – nicht mehr als zwei Pinselstriche und ein gut gesetzter Schattenpunkt, mit einer dünnen Spitze in die Farbe hinübergezogen. Trotzdem strahlte das ganze Bild wegen dieser Details schon eine fast unheimlich wirkende Lebendigkeit aus. David fühlte sich an die Bilder des Arkadiers Antel erinnert, der eine Weile an Fanmórs Hof gewesen war. Manchmal hatten seine Motive Eigenleben entwickelt, und eines hatte sogar einmal zu sprechen begonnen.

      »Gefällt es dir?«

      David bemerkte erst jetzt, dass er noch immer vornübergebeugt vor dem Bild stand, die Nase fast an der Leinwand, und auf das winzige Mädchen starrte. Hastig richtete er sich wieder auf und lächelte Birte an, die mit zwei Flaschen in der Hand in der Tür zur Küche stand. »Es ist wunderschön. Eines deiner Werke?«

      »Ja. Es ist das erste Bild, das ich hier erschaffen habe.« Ein feines Lächeln glitt über ihr Gesicht, als streife sie eine angenehme Erinnerung. Dann hob sie nacheinander die beiden Flaschen. »Whisky? Oder lieber Cognac? Ich hätte auch noch einige Liköre zu bieten. Oder ich mache dir einen kaffeegök, wenn du lieber etwas Anregenderes möchtest.«

      »Was ist das?«

      »Eine Mischung aus Kaffee und Branntwein. Der Kaffee hält wach, während der Alkohol die Kreativität erhöht.«

      »Nein danke, ich nehme den Whisky. – Aber ist das alles hierzulande nicht sündhaft teuer?«

      »Doch, ist es. Aber dank einer Erbschaft und meiner eigenen guten Einkünfte muss ich mich nicht so sehr einschränken, dass ich bei so etwas sparen müsste.« Sie verschwand wieder in der Küche und kehrte wenig später mit zwei Gläsern, dem Whisky und einer Likörflasche zurück. David ließ sich in die Couch sinken, und Birte setzte sich neben ihn und schenkte ein. Sie schob David das Glas mit dem Whisky zu und nahm das andere auf.

      »Auf den Beginn eines sicherlich wunderbaren Abends.«

      »Und vielleicht auch einer wunderbaren Nacht«, ergänzte David und sah in ihre goldleuchtenden Augen. Erneut lächelte sie fein. Etwas regte sich in David, etwas, das sich wunderte, was er eigentlich gerade tat. War er nicht ursprünglich wegen der Bilder gekommen, und um sich in Ruhe unterhalten zu können? Aber war es andererseits nicht normal für ihn, zu versuchen, mehr als nur freundliche Worte mit einer schönen Frau zu teilen? Nadjas Bild tauchte vor seinen Augen auf, und verschwamm in dem Moment, da Birte ihre Hand ausstreckte und eine Strähne aus seiner Stirn strich.

      »Vielleicht«, sagte sie, und ihre Augen beinhalteten ein Versprechen, das David alles andere beiseiteschieben ließ.

      Mats kam mit ihren beiden Getränken zurück zum Kamin und reichte Rian ein Glas mit einer Mischung tropischer Säfte. Sich selbst hatte er Lättöl mitgebracht, alkoholarmes Bier zu erträglichen Preisen.

      »Calle sagt, dein Bruder wäre mit dieser Malerin weggegangen«, berichtete er.

      »Der Frau, mit der er sich vorhin unterhalten hat?«

      Mats nickte und ließ sich in seinem Sessel nieder. Nachdenklich strich er über die Pfeifentasche. »Sie wohnt erst seit kurzem hier, in Svantholm, dem alten Herrenhaus in den Hügeln. Es hat jahrelang leergestanden. Die Vorbesitzer sind vor fünfzehn Jahren oder so bei einem schrecklichen Unglück umgekommen, die ganze Familie, von der Großmutter bis zu den drei Kindern hinunter. Jemand war von außen eingebrochen, hatte sie alle erschlagen und schrecklich verstümmelt. Seither lag eine Art Schatten über dem Haus. Niemand wollte es. Plötzlich kamen Handwerker und haben es renoviert. Dann ist sie dort eingezogen. Birte Granlund.«

      Er trank einen Schluck und schaute in das Glas. »Man sieht sie kaum«, fuhr er fort. »Dass sie heute Abend hier war, hat mich gewundert.« Er schüttelte den Kopf und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ich kann es nicht erklären. Etwas an ihr gefällt mir nicht.«

      Rian versuchte, sich das Bild der Frau in Erinnerung zu rufen, doch es wollte ihr nicht recht gelingen. Vermutlich hatte sie sie zu kurz gesehen.

      »Sie ist sehr schön«, sagte sie, denn daran erinnerte sie sich noch. »Es ist nicht ungewöhnlich, wenn David auf so etwas anspricht. Er mag schöne Frauen.«

      »Schön?« Mats war überrascht. »Sie ist nicht schön … eine graue Maus, würde ich sagen.«

      Rian runzelte die Stirn. »Aber …« Ihr fiel ein, dass sie sich gewundert hatte, warum kein Mann außer David der Malerin solche Beachtung schenkte. Hatte sie nur auf die Zwillinge so schön gewirkt? Waren sie einem Zauber erlegen? Aber Rian hatte nicht einmal ein einziges Wort mit der Frau gewechselt. Oder lag die Erklärung in ihrer Verbindung zu David? Hatte sie gesehen, was er gesehen hatte?

      »Du hast recht,

Скачать книгу