Elfenzeit 4: Eislava. Verena Themsen

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Elfenzeit 4: Eislava - Verena Themsen Elfenzeit

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er, ersticken zu müssen, als er in der Luft hing, doch dann setzte sie ihn auf ihrer Handfläche ab.

      »So, mein kleiner Ariàn. Mit diesem Band wirst du dich nie weit von mir entfernen können, es sei denn, ich wünsche es so. Und jetzt begeben wir zwei uns zur Ruhe.«

      Sie erhob sich und ließ ihn in eine hinzugedachte Tasche in ihrem weiten Ärmel gleiten. Ein Freudentaumel erfasste ihn und zündete ein Feuerwerk in seinem Kopf, während ihr weiches Dahingleiten ihn sanft im Stoff ihres Gewandes schaukeln ließ.

       Sie mag mich … sie will mich bei sich haben … sie teilt ihr Bett mit mir …

      In diesem Moment wollte er mit keinem Wesen innerhalb oder außerhalb des Schattenlands tauschen.

      Eng zusammengerollt lag Ainfar auf der seidigen Decke, hineingekuschelt in die Kniebeuge seiner Königin. Wie schon so oft ließ er seinen Blick ihre sich als schlanke Formen abzeichnenden Beine hinaufwandern, bis zu jener Stelle, an der sie sich vereinten. Keine Nacht verging, in der ihr Duft, das Geräusch ihres Atems, die Nähe ihrer Haut und die leisen Laute, die sie gelegentlich im Schlaf von sich gab, ihn nicht in Träume voller Leidenschaft warfen. Wie oft hatte er schon mit dem Gedanken gespielt, sich als Maus des Halsbandes zu entledigen während sie schlief und sich dann in seiner wahren Gestalt zu ihr zu gesellen.

      Er schloss die Augen, und seine Nase zitterte, während er ihren Geruch einsog und sich seinen Fantasien hingab. Ihre Haut zu berühren, ihren Atem einzusaugen, während seine Lippen sich ihren näherten, mit seinen Fingern ihre Brüste zu umstreichen, bis die Höfe sich zusammenzogen und die Brustwarzen der kühlen Luft entgegenhoben …

      Bandorchu stöhnte leise und streckte die Beine aus. Ainfar schreckte auf. Die näher rückenden Beine schoben ihn aus seiner Kuhle und drückten ihn so tief in die seidigen Falten, dass er in Gefahr geriet, zu ersticken. Strampelnd befreite er sich von dem Stoff und krabbelte vom Körper der Königin weg. Alle Träume darüber, was seine Hände und seine Lippen auf ihrer Haut tun würden, waren wie weggeblasen. Hastig kletterte er zu den Kissen hinauf, die am Kopfende des Bettes verteilt waren, und brachte sich auf einem von ihnen in Sicherheit, während Bandorchu sich umdrehte. Ihr Gesicht wandte sich ihm zu, und die Elfe schlug die Augen auf.

      Wie immer fühlte Ainfar sich sofort von ihrem Blick gebannt.

      »Ariàn«, murmelte sie und streckte die Hand aus, um über sein Fell zu streichen. Die Berührung jagte einen wohligen Schauer über seinen Rücken. Im nächsten Moment setzte sie sich auf, und ein Funkeln trat in ihre Augen.

      »Er kommt zurück«, flüsterte sie. »Ich spüre ihn. Er hat das Tor durchschritten, das ich für ihn erschaffen habe.« Hastig stand sie auf und hüllte sich mit nicht mehr als einer Handbewegung in ein Gewand von demselben Smaragdgrün wie ihre Augen. Ainfar setzte sich auf. Die Gier, die in ihrem Ausdruck lag, machte ihm Angst. Falten und Schatten entstanden in ihrem Gesicht, als wolle die Haut sich straff über den Knochenschädel spannen, wie bei einer lebenden Toten. Das Leuchten der Augen schien auf einmal aus tiefen, dunklen Höhlen hervorzudringen.

      »Endlich. Endlich erhalte ich wieder Nahrung …«

      Ainfar blinzelte und setzte sich auf. Unwillkürlich entfuhr ihm ein fragendes Fiepen.

      Bandorchu drehte sich um, und ihr Gesichtsausdruck wurde wieder weich, als ihr Blick auf ihn fiel. »Ja, du magst dich wundern. Du brauchst nichts für deine Ernährung als Essen und Trinken. Aber ich brauche mehr. Materie allein kann meinen Hunger nicht stillen, kleiner Silberling, und keine Reiche erschaffen wie das meine hier.« Sie breitete die Arme aus und drehte sich einmal um sich selbst. »Es benötigt wahre Macht, nicht nur ein wenig Begabung im Umgang mit Magie. Und wahre Macht braucht wahre Nahrung …«

      Die sonst so reine Stimme erhielt einen kratzenden, gierigen Unterton, der die Schönheit verzerrte und entstellte, sie ins Gegenteil verkehrte, stärker als wenn sie von grundsätzlicher Hässlichkeit gewesen wäre. Ainfar kuschelte sich wieder in sein Kissen. Diese Bandorchu wollte er nicht sehen und nicht hören! Sie musste schön sein, immer schön!

      Es war der Getreue, der diese Hässlichkeit in ihr hervorlockte. Er war schuld an allem, da war sich Ainfar nun sicher. Auch wenn er immer noch nicht begriff, wovon seine Königin sprach, es war klar, dass es etwas mit diesem Fremden zu tun hatte, der sich in die Gemeinschaft um Bandorchu gedrängt und den Platz als Favoriten an ihrer Seite beansprucht hatte.

      Wie sehr Ainfar ihn hasste!

      Ainfar nagte an der Nuss, die Bandorchu ihm gegeben hatte, und sah immer wieder zu der Tür, die zum innersten Gemach der Königin führte. Seit sie von der Audienz mit dem Getreuen zurückgekehrt waren, hatte sie sich darin eingeschlossen. Ainfar hatte sie in ihrem privaten Wohnraum davor gelassen, den er wegen des roten Halsbands nicht ohne ihren Willen verlassen konnte. Aber im Gegensatz zum Käfig würde hierbei eine einfache Verwandlung genügen, um das zu umgehen. Doch noch zögerte er.

      Er dachte mit Schaudern an die Audienz zurück. Die Gegenwart des Getreuen jagte ihm nach wie vor Angst ein, und einen Moment hatte seine Nähe alle Pläne Ainfars sinnlos erscheinen lassen. Doch er hatte den Moment überstanden, und mehr denn je war er jetzt entschlossen, alles herauszufinden, was von Bedeutung sein mochte.

      Und das, was der Getreue der Königin übergeben hatte, mochte von Bedeutung sein, auch wenn Ainfar noch nicht begriff, warum und wie. Aber die aufflackernde Gier, mit der sie den Sack bei der Übergabe betrachtet hatte, und die Hast, mit der Bandorchu danach in ihre Gemächer zurückgekehrt war, sagten Ainfar eindeutig, dass er das enthielt, weswegen sie die Rückkehr des Getreuen so herbeigesehnt hatte.

      Ainfar fragte sich, was in dem Sack sein mochte. Etwas Lebendes auf jeden Fall, denn das Gewebe hatte sich immer wieder ausgebeult, als versuche etwas verzweifelt, daraus zu entkommen. Als Erstes waren ihm kleine Tiere in den Sinn gekommen, aber das hätte nicht die starke Aura gerechtfertigt, die den Sack umgab. Es war etwas darin, das von gewöhnlichem Stoff nicht gehalten werden konnte. Ein Geisterwesen vielleicht?

      Er würde es nicht wissen, bis er es gesehen hatte.

      Ainfar schloss die Augen. Es wurde Zeit, seinem Plan zu folgen und mehr herauszufinden. Es war gefährlich, sicher – aber was wären seine Pläne noch wert, wenn er nicht bereit war, Gefahren dafür auf sich zu nehmen?

      Er löste das Bewusstsein seiner jetzigen Gestalt auf, das er im hintersten Winkel seines Denkens festhielt, und ersetzte es durch das einer neueren, kleineren: Eine winzige graue Maus, wie sie überall zuhauf vorkamen, als scherten sie sich nicht um Grenzen von Welten und Zeiten und seien die eigentlichen Herrscher des Universums. Er umfasste das Bild und gab ihm die Energie, die es brauchte, um Wahrheit zu werden.

      Seine Haut zog sich zusammen, und ein schmerzliches Fiepen entkam seinen Mund, ehe er es aufhalten konnte. Mit spürbarem Knirschen verschoben seine Knochen sich, ehe sie schrumpften, und etwas schob sich schmerzhaft am Steißbein aus seinem Körper. Er verlor das Gleichgewicht. Spastische Zuckungen durchliefen seinen Körper. So lange lag die letzte Verwandlung zurück, dass er fast vergessen hatte, wie es sich anfühlte, wie viel zerrender Schmerz darin lag. Es war nur ein kurzer Moment, doch einer, der sich in die Ewigkeit zu dehnen schien.

      Die Tasthärchen um seine Nase zitterten, als er die Augen wieder öffnete. Ihm wurde schwindelig beim Anblick des plötzlich ins noch Größere verzerrten Raumes, obwohl der Unterschied in der Größe gering war gegen das, was er bei der Aufgabe seiner Elfengestalt erlebt hatte. Doch vielleicht war es gerade das fast-richtig, das die Wahrnehmung verschlimmerte – als sähe man durch ein Wasserglas. Alles blieb erkennbar und war dennoch verzerrt und in falscher Perspektive.

      Hastig trippelte

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