Machtmaschinen. Viktor Mayer-Schonberger

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Machtmaschinen - Viktor  Mayer-Schonberger

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weismachen wollen. Für den gro­ßen digitalen Sprung fehlen vor allem die Zugänge zum Roh­stoff der digitalen Revolution, zu den Daten.

      Google, Facebook, Amazon, Apple, Microsoft. Netflix, Pay­pal, Spotify, Uber, Booking.com; Baidu, Alibaba, Tencent, ByteDance, SensTime und Yitu Technology – alle digitalen ­Giganten haben sich in ihrem Geschäftsfeld eine Reihe von Mechanismen, Möglichkeiten und Anwendungen geschaffen, relevante Daten in rauen Mengen zu sammeln, die dann genutzt werden können, und zwar exklusiv. Hier gibt es tatsächlich eine Parallele zwischen Daten und Öl. Wer auf dem Ölfeld sitzt, muss keinem Zugang gewähren. Die Datenriesen teilen ihren Rohstoff mit anderen allenfalls in Ausnahmefällen. Das ist strategisch nachvollziehbar, denn der Zugang zu diesen Daten ist es, der den Wettbewerbsvorteil schafft, den Unternehmens­wert begründet und die Mitbewerber vor allem aus Europa so chancenlos und ratlos zurücklässt.

      Die digitalen Innovatoren, heute selbst Goliaths, haben der­weil jeden Grund, der Welt immer neue Versionen der ­Geschichte ihres Aufstiegs durch Genies und der von ihnen geschaffenen Algorithmen zu erzählen. Denn durch geniale krea­tive Leistung ist ihre Macht moralisch legitimiert und bedarf keiner Kritik an Informationsasymmetrien, keines Hinterfragens und keiner wettbewerblichen Einschränkung mehr. Wer will schon das Genie des erfolgreichen Entrepreneurs durch staatliche Regulierung seines Erfolgs berauben? Die hochbezahlten Informationsingenieure in den digitalen Superstarfirmen sind meist selbst fest davon überzeugt, Großes für den informationstechnologischen Fortschritt zu leisten, und auch ehrlich willens, ihre Entwicklungen anderen zugänglich zu ma­chen. Auf wissenschaftlichen Konferenzen haben diese immer klugen und oft sympathischen Köpfe den Status von Superstars. Das Management der Superstarfirmen schickt ihre »Sheldons« gerne auf diese Veranstaltungen, denn ihre Haltung und ihre dort geteilte Brillanz zahlen perfekt auf die übergeordnete Geschichte ein. Die Menschen auf den Kommandobrücken der di­gitalen Superstars hypen derweil die Technologie und die Fähig­keiten ihrer Mitarbeitenden, zu Datenzugängen verlieren sie keine Silbe.

      Das ist nicht neu: Schon Thomas Edison, ein Fan des Gleichstroms, versuchte mit Tricks, Storys und Intrigen, den Wechselstrom als Technologie in Verruf zu bringen. Er schlug sogar vor, mit Wechselstrom Menschen vor Publikum zu exekutieren. Immer und immer wieder haben Mächtige versucht, durch prägnante und eingängige Geschichten vom eigentlichen Quell ihrer Macht abzulenken. Mit der Datafizierung wiederholt sich die Geschichte mit Geschichten. Diesmal geht es um mehr als um wirtschaftliche Macht. Es geht um informationelle Macht und damit viel umfassender um die Dominanz im Schaltraum der modernen Gesellschaft. Genau deshalb ist die bestenfalls halbwahre, oft aber vollständig erschwindelte Geschichte verdienter Informationsmacht so gefährlich. Sie schützt die Mächtigen, in Worten des österreichischen Natio­nal­ökonomen Joseph Schumpeter, vor genau jener Form kreativer Zerstörung, mit der die heute Informationsmächtigen selbst an die Macht kamen.

      Schumpeters

      Albtraum

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