Die Abtei von Northanger. Jane Austen

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Die Abtei von Northanger - Jane Austen

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dem Musselinthema bis zum nächsten Tanz. Der Unterhaltung lauschend, fürchtete Catherine, er widme sich zu eingehend den Schwächen seiner Mitmenschen. »Worüber denken Sie so ernsthaft nach?« fragte er, als sie in den Ballsaal zurückkehrten. »Doch hoffentlich nicht über Ihren Tänzer, denn nach Ihrem Kopfschütteln zu urteilen, sind die Gedanken nicht sehr erfreulich.« Catherine erwiderte errötend: »Ich dachte eigentlich an nichts Besonderes.«

      »Das ist gewiß sehr tiefsinnig; aber es wäre hübscher, gleich zu sagen, daß Sie es mir nicht gestehen wollen.«

      »Also gut, ich will nicht.«

      »Schönen Dank! Wir werden uns bald gut kennen, denn jetzt darf ich Sie deswegen bei jedem Zusammentreffen necken, und nichts fördert eine Freundschaft mehr.«

      Sie tanzten wieder, und als man sich nach beendetem Ball trennte, bestand wenigstens auf Seiten der Dame Neigung, die Bekanntschaft fortzusetzen. Ob sie, ihren warmen Wein mit Wasser trinkend und sich auskleidend, soviel an ihn dachte, daß et bis in ihre Träume folgte, ist nicht sicher festzustellen. Jedenfalls hoffe ich aber, daß es nur im Einschlummern oder im morgendlichen Hindämmern geschah; denn wenn eine junge Dame nach dem Ausspruch eines berühmten Schriftstellers nicht berechtigt ist, sich zu verlieben, ehe der junge Mann seine Liebe erklärt hat, so muß es ebenso unpassend sein, von einem Herrn zu träumen, ehe es nicht ganz gewiß feststeht, daß dieser von ihr geträumt hat. Wie schicklich Mr. Tilney als Träumer oder auch als Liebhaber sein mochte, kam Mr. Allen vielleicht gar nicht in den Sinn; aber daß gegen ihn als alltägliche Bekanntschaft für seinen Schützling nichts einzuwenden war, erfuhr er auf seine Erkundigungen hin bald; denn er hatte sich gleich zu Beginn des Abends zu erfahren bemüht, wer Catherines Tänzer sei. Es hieß, Mr. Tilney sei Geistlicher und stamme aus einer wohlachtbaren Familie in Gloucestershire.

      Viertes Kapitel

      Eifriger als sonst eilte Catherine am nächsten Morgen zur Brunnenhalle. Sie war ganz sicher, Mr. Tilney noch im Laufe des Vormittags zu begegnen, und bereit, ihn mit einem Lächeln zu empfangen. Aber es bedurfte keines Lächelns. Mr. Tilney erschien nicht. Jedes Lebewesen in Bath war während der Promenadenstunden am Brunnen zu treffen, nur er nicht. Eine Unzahl Menschen ging jeden Augenblick aus und ein, die Treppen hinauf und hinunter, Menschen, um die sich niemand kümmerte, die niemand erwartete - nur er war nicht dabei. »Wie reizend doch Bath ist!« sagte Mrs. Allen, sich in der Nähe der großen Uhr niederlassend, nachdem man die Halle bis zur Ermüdung hinauf- und hinabgebummelt war, »und wie schön es erst wäre, wenn wir hier Bekannte hätten!«

      Dieser Wunsch war nun schon so oft vergebens geäußert worden, daß Mrs. Allen keinen triftigen Grund zu der Hoffnung hatte, es möchte sich noch einmal zu ihren Gunsten ändern; aber es heißt bekanntlich, man soll an der Erfüllung eines Wunsches niemals verzweifeln, da unerschütterliche Ausdauer schließlich doch zum Ziele führt. Und die unerschütterliche Ausdauer, mit der sie sich jeden Tag das gleiche gewünscht hatte, fand endlich ihre gerechte Belohnung; denn sie saßen noch kaum zehn Minuten, als eine fast gleichaltrige, neben ihr sitzende Dame, sie nach aufmerksamer Betrachtung freundlich ansprach: »Ich glaube mich nicht zu irren, Madam. Es ist zwar lange her, seit ich das Vergnügen hatte, Sie kennenzulernen - aber heißen Sie nicht Mrs. Allen?« Auf die bereitwillige Antwort nannte die Fremde ihren Namen: Mrs. Thorpe. Mrs. Allen erkannte unverzüglich die Züge ihrer früheren Schulkameradin und Busenfreundin, die sie seit ihrer beider Heirat nur noch einmal wiedergesehen hatte, und das lag viele Jahre zurück. Beider Freude über diese Begegnung war groß, da sie während der letzten fünfzehn Jahre nichts voneinander gehört hatten. Man tauschte Komplimente über das gute Aussehen; und nachdem man festgestellt hatte, wie schnell die Jahre seit dem letzten Beisammensein verflogen waren, wie wenig man eine Begegnung in Bath erwartet hatte und welche Freude es sei, einer alten Freundin wieder zu begegnen, fragten sie nach ihren beiderseitigen Familien, Schwestern und Basen. Sie sprachen beide gleichzeitig, und jede gab viel lieber Auskunft, als zuzuhören, so daß die eine nur sehr wenig von den Worten der anderen verstand. Mrs. Thorpe hatte jedoch einen großen Vorteil vor Mrs. Allen, da sie eine ganze Reihe Kinder besaß. Und als sie sich über die Begabung ihrer Söhne und die Schönheit ihrer Töchter verbreitete, als sie von ihren verschiedenen Stellungen berichtete - über John in Oxford und Edward bei einem Tuchgroßhändler, und daß William zur See fahre und einer bei seinen Vorgesetzten beliebter sei als der andere -, da hatte Mrs. Allen nichts dagegenzusetzen und keine ähnlichen Triumphe dem unwilligen und ungläubigen Ohr ihrer Freundin aufzuzwingen. Sie war dazu verurteilt, mit freundlichem Lächeln vorzugehen, als lausche sie aufmerksam den Ergüssen der stolzen Mutter. Aber sie tröstete sich derweilen mit der Entdeckung, daß die Spitze auf Mrs. Thorpes Umhang nicht annähernd so hübsch wie ihre eigene war.

      »Hier kommen meine lieben Töchter«, rief Mrs. Thorpe und wies auf drei hübsche Mädchen, die sich Arm in Arm näherten. »Meine liebe Mrs. Allen, ich brenne darauf, sie Ihnen vorzustellen. Alle drei werden entzückt sein, Sie kennenzulernen. Die größte ist Isabella, meine Älteste. Ist sie nicht eine hübsche junge Dame? Aber auch die anderen werden ziemlich bewundert. Ich halte jedoch Isabella für die Schönste.«

      Die Damen Thorpe wurden vorgestellt und Miß Morland, die man für kurze Zeit ganz vergessen hatte, ebenfalls präsentiert. Der Name schien allen aufzufallen, und nach einigen getauschten Höflichkeiten bemerkte die älteste der jungen Damen: »Wie sehr Miß Morland ihrem Bruder ähnelt!«

      »Ganz sein Ebenbild, wirklich!« rief die Mutter aus. »Ich hätte überall sogleich erkannt, daß sie seine Schwester ist«, wiederholten alle einige Male. Im Augenblick war Catherine überrascht. Aber Mrs. Thorpe und ihre Töchter berichteten kaum über die Geschichte iher Bekanntschaft mit Mr. James Morland, als sie sich entsann, ihr ältester Bruder habe sich unlängst mit einem jungen Mann seines Colleges, namens Thorpe, befreundet und die letzten acht Tage der Weihnachtsferien bei seiner Familie in der Nähe Londons verbracht.

      Als alles erklärt war, drückten die Damen Thorpe den Wunsch aus, einander näher kennenzulernen, zumal man sich durch die Freundschaft der Brüder bereits jetzt als Freundinnen betrachtete. Catherine hörte erfreut zu und antwortete mit all den zierlichen Sprüchen, die ihr zu Gebote standen. Als ersten Beweis ihrer Freundschaft schlug die älteste Miß Thorpe einen gemeinsamen Rundgang durch die Halle vor. Catherine war über diese Erweiterung ihrer Bekanntschaften in Bath entzückt und vergaß während der Unterhaltung mit Miß Thorpe beinahe Mr. Tilney. Freundschaft ist ein vorzüglicher Balsam auf die Wunden enttäuschter Liebe.

      Ihre Unterhaltung wandte sich jenen Themen zu, deren Erörterung viel zur Vertrautheit zwischen zwei jungen Damen beiträgt: nämlich Bälle, Kleider, Liebeleien und Lästereien. Miß Thorpe, vier Jahre älter und mindestens um vier Jahre erfahrener als Catherine, verfügte über einen entschiedenen Vorteil auf diesen Gebieten. Sie konnte die Bälle von Bath mit denen von Tunbridge vergleichen, die Moden von dort mit denen von London; sie vermochte die Ansichten ihrer neuen Freundin hinsichtlich geschmackvoller Kleidung zu berichtigen; konnte aus dem Lächeln zwischen irgendeinem Herrn und einer beliebigen Dame den Grad der Tändelei feststellen und verstand es, im dichtesten Gewühl zu lästern. Catherine waren solche Fähigkeiten völlig neu, und sie zollte ihnen die gebührende Bewunderung. Die so hervorgerufene Achtung hätte eine Vertrautheit kaum zugelassen, wenn nicht die leichte Heiterkeit in Miß Thorpes Benehmen und die häufigen Versicherungen ihres Entzückens über diese Bekanntschaft jede Ehrfurcht gemildert und nur zärtliche Liebe zurückgelassen hätten. Ihre wachsende Zuneigung war nicht mit ein paar Runden um die Brunnenhalle befriedigt, sondern veranlaßte Miß Thorpe, ihre Freundin Miß Morland bis zu Mr. Allens Wohnung zu begleiten, wo sie sich mit einem liebevollen und ausgedehnten Händedruck verabschiedeten. Es diente zur beiderseitigen Erleichterung, daß man sich noch am gleichen Abend im Theater von einer Loge zur anderen begrüßen und am nächsten Morgen die Andacht in der gleichen Kirche verrichten werde. Catherine rannte sofort hinauf und verfolgte vom Wohnzimmerfenster aus Miß Thorpes Weg die Straße hinab. Sie bewunderte die Grazie ihres Ganges, ihre vornehme Haltung, ihre geschmackvolle Kleidung

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