Klein-Doritt. Charles Dickens

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Klein-Doritt - Charles Dickens

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Sie, wen Sie wollen, wohl bekomm' es Ihnen! Aber es ist eine Eigenheit meines Charakters, Ma'am, daß ich nicht lebendig verschlungen werden will.«

      Vielleicht war das ursprünglich der Hauptgrund ihres sonstigen Einverständnisses. Mrs. Clennam hatte vielleicht so viele Kraft des Charakters in Mr. Flintwinch entdeckt, daß sie eine Art Bündnis mit ihm der Mühe für wert erachtet hatte.

      »Genug, und mehr als genug davon«, sagte sie düster.

      »Wenn Sie nur nicht wieder über mich herfallen«, versetzte der halsstarrige Flintwinch, »in dem Falle müßten Sie wieder davon hören.«

      Mistreß Affery träumte, daß die Gestalt ihres Herrn hier in dem Zimmer auf und ab zu gehen anfinge, als wenn er seinen Ärger kühlen wollte, und daß sie dann weggeeilt sei; daß sie jedoch, als er nicht herausgekommen, während sie lauschend und zitternd einige Zeit in dem schattigen Gang gestanden, wieder die Treppe hinaufgeklettert sei, wie früher von Gespenstern und Neugierde getrieben, und sich an der Tür niedergekauert habe.

      »Bitte, zünden Sie das Licht an, Flintwinch«, sagte Mrs. Clennam, die ihn offenbar auf ihren gewöhnlichen Ton zurückleiten wollte. »Es ist beinahe Teezeit. Klein-Dorrit kommt und wird mich im Dunkeln finden.«

      Mr. Flintwinch zündete rasch das Licht an und sagte, als er es auf den Tisch stellte:

      »Was wollen Sie eigentlich mit Klein-Dorrit? Kommt sie hierher, um ewig hier zu arbeiten? Um ewig hier Tee zu trinken? Soll sie ewig hier aus und ein gehen wie jetzt?«

      »Wie können Sie von ewig gegenüber einem gelähmten Geschöpf wie ich sprechen? Werden wir nicht alle niedergemäht wie das Gras auf dem Felde, und wurde ich nicht von der Sense schon vor vielen Jahren getroffen, seit welcher Zeit ich hier liege und warte, daß man mich in die Scheune sammle?«

      »Ja, ja! Aber seit Sie hier liegen – nichts weniger als dem Tode nahe –, wurden zahlreiche Kinder und junge Leute, blühende Frauen, kräftige Männer und was weiß ich abgeschnitten und in die Scheune getragen. Und Sie sind immer noch hier, wie Sie sehen, im ganzen nicht viel verändert. Ihre Zeit und die meine kann noch lange währen. Wenn ich ewig sagte, so meinte ich damit (obgleich ich nicht poetisch bin), solange wir leben.« Mr. Flintwinch gab diese Erklärung mit großer Ruhe und wartete ruhig auf eine Antwort.

      »Solange Klein-Dorrit ruhig und fleißig ist und der schwachen Unterstützung, die ich ihr bieten kann, bedarf und sie verdient, solange wird sie vermutlich auch, falls sie nicht selbst aus eigenem Willen darauf verzichtet, hierherkommen; vorausgesetzt, daß mir Gott das Leben erhält.«

      »Und nichts weiter als das?« sagte Flintwinch, seinen Mund und sein Kinn streichend.

      »Was sollte denn noch weiter sein? Was könnte noch weiter sein?« rief sie in ihrer ernsten, staunenden Weise.

      Mrs. Flintwinch träumte, daß sie sich ein oder zwei Minuten lang ansahen, während das Licht zwischen ihnen stand, und als ob sie irgendwie den Eindruck bekäme, daß sie einander fest ansähen.

      »Wissen Sie zufällig, Mrs. Clennam«, fragte Afferys Eheherr mit weit leiserem Ton und mit einer Steigerung des Ausdrucks, die in keinem Verhältnis zu dem einfachen Inhalt seiner Worte stand, »wo sie wohnt?«

      »Nein.«

      »Möchten Sie wohl – möchten Sie es wissen?« sagte Jeremiah mit einer Plötzlichkeit, als ob er auf sie losgesprungen käme.

      »Wenn ich es wissen möchte, so wüßte ich es bereits. Hätte ich sie nicht irgendmal fragen können?«

      »So wollen Sie es also nicht wissen?«

      »Nein.«

      Mr. Flintwinch sagte, nachdem er einen langen, bezeichnenden Atemzug geholt, mit seiner früheren Betonung: »Ich habe es zufällig – merken Sie wohl! – herausgebracht.«

      »Wo sie auch wohnen mag«, sagte Mrs. Clennam mit unmoduliertem hartem Ton und die Worte so scharf trennend, als ob sie sie aus verschiedenen Stückchen Metall herausläse, von denen sie eins ums andere aufhöbe, »sie hat ein Geheimnis daraus gemacht, und sie soll ihr Geheimnis vor mir bewahren.«

      »Sonach hätten Sie vielleicht die Tatsache lieber gar nicht gewußt?« sagte Jeremiah, und er sagte es mit einer Verzerrung, als wenn seine Worte in seiner eignen verkrümmten Gestalt aus ihm herauskämen.

      »Flintwinch«, sagte seine Herrin und Geschäftsteilhaberin, plötzlich zu einer Energie aufblitzend, die Affery stutzig machte, »warum stacheln Sie mich auf? Sehen Sie sich in diesem Zimmer um. Wenn irgendein Ersatz für meine lange Gefangenschaft in diesen engen Mauern darin liegt – ich beklage mich nicht über meine Heimsuchung, Sie wissen, ich beklage mich nie darüber –, wenn irgendein Ersatz für die lange Gefangenschaft darin liegt, daß, während mir jede angenehme Abwechselung versagt ist, mir auch die Wissenschaft von Dingen versagt ist, die ich lieber gerne nicht weiß, warum mißgönnen Sie unter allen Menschen ganz allein mir diese Annehmlichkeit?«

      »Ich mißgönne sie Ihnen nicht«, versetzte Jeremiah.

      »Dann sprechen Sie nicht mehr davon. Sprechen Sie nicht mehr davon. Lassen Sie Klein-Dorrit ihr Geheimnis vor mir bewahren und behalten Sie es gleichfalls bei sich. Lassen sie sie kommen und gehen, unbeobachtet und unbefragt. Lassen Sie mich leiden und lassen Sie mir die Linderung, die zu meinem Zustand gehört. Ist es denn so gar viel, daß Sie mich wie ein böser Geist quälen?«

      »Ich richtete ja nur eine Frage an Sie. Das war alles.«

      »Ich habe darauf geantwortet, und damit genug. Sprechen Sie nicht weiter davon.« Hier hörte man das Geräusch des Rollstuhls auf dem Boden, und Afferys Klingel schlug heftig an.

      Banger in diesem Augenblick vor ihrem Gatten als vor dem geheimnisvollen Ton in der Küche, schlich Affery so leise und rasch, wie sie konnte, hinweg, eilte beinahe so geschwind die Küchentreppe hinab, wie sie heraufgekommen, nahm ihren Sitz vor dem Feuer wieder ein, schlug den Schoß ihres Kleides herauf und zog zuletzt ihre Schürze über den Kopf. Dann läutete die Glocke noch einmal und dann noch einmal, und dann klingelte es in einem fort; trotz dieser dringenden Aufforderungen saß Affery immer noch hinter ihrer Schürze und rang nach Atem.

      Endlich kam Mr. Flintwinch schlürfend die Treppe herab in den Vorsaal, brummte und rief: »Affery, Frau!« den ganzen Weg entlang. Da Affery immer noch hinter ihrer Schürze verharrte, stolperte er die Küchentreppe herab, das Licht in der Hand, wackelte zu ihr heran, riß ihr die Schürze weg und zerrte sie in die Höhe.

      »O Jeremiah!« rief Affery erwachend, »wie hast du mich erschreckt!«

      »Was hast du getan, Frau?« fragte Jeremiah. »Man hat dir fünfzig Male geläutet.«

      »O Jeremiah«, sagte Mistreß Affery, »ich träumte!«

      An ihre frühere Heldentat in dieser Richtung erinnert, hielt Mr. Flintwinch das Licht an ihren Kopf, als wollte er sie anzünden, um die Küche zu beleuchten.

      »Weißt du denn nicht, daß ihre Teestunde ist?« fragte er mit häßlichem Grinsen und versetzte einem von den Füßen des Stuhls, auf dem Mistreß Affery saß, einen Stoß.

      »Jeremiah! Teestunde? Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Aber ich bekam einen so furchtbaren Schlag, Jeremiah, ehe ich zu träumen aufhörte, daß ich denke, es muß das gewesen sein.«

      »Auf! Schlafmütze!«

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