Briefe von Klara. Туве Янссон

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Briefe von Klara - Туве Янссон

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kam mit zwei brennenden Kerzen zurück, stellte sie auf den Tisch und sagte, sehr freundlich: »Ina, lässt sich eine angenehmere Art zu sterben überhaupt vorstellen? So geschickt, und kein einziger Mensch war daran schuld! Sie hatte ihren Spaß, begreif das doch, es hat ihr Spaß gemacht! Und es blieb ihr erspart, im Ernst alt zu werden. Sie befand sich in einem neuen Trotzalter, und was hätten wir groß dagegen tun können?«

      Jetzt weinte Ina.

      »Ja, ja, genau«, sagte ihre Schwester. »Was willst du eigentlich? Vielleicht, dass du die Decke hättest streichen sollen? Fleckig und halbfertig ist sie immer noch, und ich kann mir gut vorstellen, dass du jedes Mal die Augen schließt, wenn du zum Zähneputzen hineinkommst … Bist du etwa zu diesem schlechten Gewissen verpflichtet? Als ob du auch nur das Recht dazu hättest!«

      »Jetzt bist du diejenige, die predigt!«, rief Ina aus. »Jetzt weißt du alles besser als alle anderen, genau wie Mama! Darf man nicht einmal in Ruhe trauern!«

      »Gut. Tu das. Du hast natürlich das Monopol darauf. Hier hast du ein Taschentuch. Ina. Überleg doch. Es ist so einfach: Mama musste unbedingt alles selbst machen, sie kam uns immer zuvor und hat sich auf nichts und niemand verlassen! So war das!«

      »Freilich verließ sie sich auf etwas«, sagte Ina.

      »Wie meinst du das?«

      »Sie verließ sich darauf, dass wir sie in Ruhe lassen würden.«

      »Ha, das war gut!«, bemerkte Ada. »Sehr gut sogar! Und wir haben sie in Ruhe gelassen. Das ist das Beste, was du seit Langem gesagt hast.«

      »Findest du wirklich?«

      »Ja, das finde ich. Liebste Ina, könnten wir jetzt nicht zu Bett gehen?«

      »Geh du nur, ich bleibe noch ein bisschen.«

      »Und denkst hoffentlich daran, die Kerzen ordentlich zu löschen?«

      »Komisch«, bemerkte Ina. »Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Ja, ja. Ich werde die Kerzen schon löschen.«

      In jener Nacht kam es in der Villa der alten Schwestern zu einem eigenartigen Vorfall: Eine von ihnen war auf eine Leiter gestiegen, um die Badezimmerdecke zu streichen, war heruntergefallen und hatte sich den Arm sowie ein paar Rippen gebrochen. Auf dem Regal im Bad standen noch zwei brennende Kerzen. Aber das Erstaunlichste war, dass die bedauernswerte Frau nach dem Unfall so gut gelaunt war, geradezu aufgekratzt. Das muss der Schock gewesen sein.

      DER SEEROSENTEICH

      Das Sommerhaus hatten sie vor allem deshalb gemietet, weil das Haus an einem Seerosenteich lag und ihr Urlaub angeblich in die Zeit der Seerosenblüte fiel. Außerdem gab es dort eine kleine Sauna, das Brennholz mussten sie jedoch extra bezahlen. An drei Seiten des Häuschens standen die Tannen wie eine dichte dunkelgrüne Mauer, die den Rest der Welt ausschloss, kein Mensch hätte ahnen können, dass der Bus nur einen Steinwurf entfernt vorbeifuhr. Es waren ihre ersten gemeinsamen Sommertage.

      Kati hatte Bertils Mutter bisher noch nicht kennengelernt, nur die Fotos gesehen, die Bertil von ihr hatte. Sie hatte das aristokratische Profil bewundert und die weißen Haare. Er versicherte, seine Mutter habe nichts gegen ihre freie Beziehung einzuwenden. »Kati«, sagte er, »mein Kätzchen, sie ist sehr modern, ich würde fast sagen jugendlich! Du wirst ja sehen!«

      Eine Woche bevor sie ins Sommerhaus ziehen wollten, wurde Bertils Mutter etwas matt, wie sie es nannte, und tastete sich durch die Wohnung, als wüsste sie nicht, was sie eigentlich suchte, und als Bertil helfen wollte, setzte sie sich einfach hin, sah ihn mit einem leichten Lächeln an und sagte: »Mein kleines Eichhörnchen, es ist nichts … Das große Eichhörnchen fühlt sich nur ein bisschen matt. Das geht bestimmt vorbei.«

      Bertil machte sich immer mehr Sorgen. Die Tage vergingen, und nichts wurde besser, im Gegenteil. Schließlich musste er mit Kati darüber sprechen. Kati erkundigte sich ganz sachlich: Käme seine Mutter drei Wochen alleine zurecht? Nein. Wäre sie mit einer Haushaltshilfe einverstanden? Nein.

      »Kati, mein Kätzchen, das ist nicht leicht für mich!«, rief Bertil aus.

      »Ja, ich glaube, ich weiß Bescheid. Der große Kater hat es nicht leicht gehabt.«

      Er fuhr fort: »Und warum ausgerechnet jetzt! Ganz plötzlich. Sie drückt ihre Zigaretten nicht ordentlich aus, lässt sie überall glühend herumliegen. Sie weiß nicht, ob sie ihre Medikamente mehrmals täglich genommen hat oder gar nicht!«

      »Und was«, fragte Kati, »was würde passieren, wenn sie die Tabletten mehrmals nehmen würde oder sie wegließe?«

      Als Bertil nicht antwortete, sagte sie: »Großer Kater, lass sie mitkommen. Wahrscheinlich ist es an der Zeit, dass ich deine Mutter kennenlerne.«

      Und er sagte: »Ich liebe dich, danke, danke, mein Kätzchen!«

      Bertil und seine Mutter stiegen an der Kreuzung aus dem Bus und nahmen den kurzen Pfad durch den Wald. Kati hatte das Essen fertig vorbereitet. Bertil brachte Wein mit und je einen Strauß Blumen für die Damen, er war geradezu ausgelassen und gab während der ganzen Mahlzeit Anekdoten zum Besten. Als es still wurde, drehte die Mutter sich zu ihm um und sagte: »Aber mein kleines Eichhörnchen hat ja keinen Aschenbecher hingestellt?« Und er antwortete mit ebenso zärtlicher Stimme: »Ja, weil das große Eichhörnchen viel zu viel raucht …« Dann zündete er ihre Zigarette an, und sie klatschte ihm neckisch leicht auf die Hand und sagte: »Na, na, jetzt wollen wir nicht gleich übertreiben …«

      Kati stellte einen Aschenbecher auf den Tisch, räumte das Geschirr ab und brachte den Kaffee.

      Jeden Tag gingen die Rituale weiter, winzig und unauffällig, kleine Koketterien, die wohl schon so lange eingeübt waren, dass Bertil und seine Mutter sie einander vorspielten, ohne sich dessen bewusst zu sein. Rituale, die aus Andeutungen bestanden, aus halb fertigen Sätzen, die auf das lange gemeinsame Leben der beiden anspielten und sie in einen unerreichbaren Kokon aus Erinnerungen einwebten, manchmal waren es nur ein paar Worte, ein kleines Lachen, ein Seufzer, ein Händedruck.

      »Kati«, sagte Bertil, »was meinst du, fühlt meine Mutter sich wohl?«

      »Das möchte ich doch annehmen«, antwortete Kati, »aber sag mal, wo habt ihr das mit den Eichhörnchen hergenommen?«

      Bertil sagte:

      »Ich könnte den Abwasch übernehmen, das wird vielleicht lästig für drei anstatt für zwei …«

      »Kein bisschen«, sagte sie, »Hauptsache, ihr haltet euch so viel wie möglich im Freien auf. Jetzt, wo so schönes Wetter ist.«

      Bertil hatte Gartenmöbel in fröhlichen glänzenden Farben besorgt und dazu einen Sonnenschirm, das alles war auf dem Hang vor dem Seerosenteich aufgestellt.

      Die Mutter fragte, warum blühen sie denn nie, diese Seerosen, und Kati antwortete, dauert nicht mehr lang, demnächst.

      Die Mutter fuhr fort: »Es ist mir wichtig, dass sie blühen. Sag Bertil, er soll herkommen.«

      Und Kati sah durchs Fenster, wie sie unter dem Sonnenschirm saßen und miteinander flüsterten, ja, bestimmt flüsterten sie.

      Das gute Wetter hielt an.

      »Mein kleines

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