Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag. Marcus X Schmid
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Alles lief gut in Cadouin - bis 1933. In diesem Jahr nämlich untersuchte eine Expertenkommission die Reliquie. Schon der Reformator Calvin hatte im 16. Jahrhundert deren Echtheit bestritten, und die kritischen Stimmen verstummten seitdem nicht mehr. Die Kommission - vom Klerus bestallt - sollte ein für allemal Klarheit schaffen. Und das tat sie! Ein kluger Kopf erkannte die Ornamente des Saums als stilisierte arabische Schriftzeichen. Die Entzifferung war für Orientalisten dann nur noch ein Kinderspiel: „Mohammed ist der Gesandte Gottes, usw. usw.“ Nach der Enthüllung dieser Botschaft war Cadouin als Wallfahrtsort gestorben.
Das entmystifizierte Schweißtuch ist ein überaus fein gearbeitetes Produkt aus Ägypten und wird in die Zeit der Fatimiden (10.-12. Jh.) datiert.
Wo einst das „Dorf der Welt“ die Massen anlockte, breitet heute der Parc des Milandes sein Freizeitangebot aus - u. a. lockt ein schönes Schwimmbad. Kanuten finden einen Anlegeplatz vor. Im Restaurant über den Ufern der Dordogne speist man vorzüglich.
Cadouin
Von Le Buisson an der Dordogne führt ein Sträßchen durchs satte Grün in südliche Richtung nach Cadouin, einem ockerfarbenen Dorf, das rund um eine Zisterzienserabtei aus dem 12. Jahrhundert entstanden ist. Eine für romanische Bauten erstaunlich mächtige Kirchenfassade dominiert den Vorplatz, die offene, säulengestützte mittelalterliche Markthalle fügt sich harmonisch ins Bild.
Die Mönche sind längst verschwunden, die meisten Gebäude der Abtei werden heute als Privatwohnungen genutzt; auch das Postamt und eine Jugendherberge haben hier Platz gefunden. Die Kirche bietet nichts Nennenswertes, einen Besuch hingegen lohnt der Kreuzgang mit seinen Steinreliefs im Gewölbe und an den Kapitellen. Auch wenn nur noch ein Viertel der Darstellungen erhalten ist: es sind großartige Zeugnisse der Spätgotik. Neben Szenen aus dem Alten und Neuen Testament trifft man auch auf damals beliebte allegorische Darstellungen (zwei Händler streiten sich um eine Gans). Wer Französisch versteht, kann sich bei einer Führung die Darstellungen deuten lassen.
♦ Kreuzgang: Mitte Febr. bis März und Nov./Dez. Di-So 10-12.30/14-17.30 Uhr. April-Juni und Sept./Okt. tägl. 10-13/14-18 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-19 Uhr. Nov./Dez. Di-So 10-12.30/14-17 Uhr.Eintritt 7,10 €.
Übernachten Restaurant de l’Abbaye, gegenüber der Abtei. Das Restaurant, das aussieht, als hätte es schon vor der Abtei dagestanden, vermietet 5 preiswerte Zimmer mit Bad/WC. DZ ca. 50 €. So abends geschlossen, Mo Ruhetag. 24480 Cadouin. Tel. 05.53.63.40.93.
Jugendherberge Cadouin, in einem renovierten Trakt der Abtei in sehr ruhiger Lage; ansprechend gestaltet, betischter Innenhof. DZ, Drei- und Mehrbettzimmer, bis auf ein 7-Bett-Zimmer alle mit Dusche, WC aber auf Etage. Mittags und abends preiswerte Gerichte. Insges. 80 Betten ab 17 €/Pers. Geöffnet Febr.-Nov. Place de l’Abbaye, 24480 Cadouin, Tel. 05.53.73.28.78, www.hifrance.org, dort weiterklicken.
Saint-Avit-Sénieur
Weniger bekannt als Cadouin ist die Abtei von Saint-Avit-Sénieur. Sie geht auf den frommen Avitus zurück, einen Einsiedler aus dem 5. Jahrhundert, zu dessen Ehren im 12. Jahrhundert Mönche hier eine erste Kirche errichteten. Die Albigenserkriege im 13. Jahrhundert, der Hundertjährige Krieg und die Religionskriege des 16. Jahrhunderts setzten der Abtei stark zu. Seit 2000 ist die unter UNESCO-Schutz stehende Kirche soweit repariert, dass sie wieder besichtigt werden kann. Von den Fresken, die einst das riesige, 18 m hohe Kirchenschiff dekorierten, ist an der rechten Wand noch ein Christophorus-Gemälde auszumachen, viel mehr ist von der einstigen Pracht nicht übriggeblieben. Der Kreuzgang ist weitgehend zerstört, ebenso die Nebengebäude der früheren Abtei. Die beiden Sarkophage an der Außenmauer des Chors hüllen sich in Schweigen.
Monpazier
Etwas abgelegen, schon im Grenzgebiet zum Agenais einerseits, zum Quercy andererseits, liegt die schönste Bastide des Schwarzen Périgord. Erbaut wurde Monpazier vom englischen König Eduard I., der damit sein Bastidennetz gegen den französischen Widersacher Philipp III („der Kühne” genannt) vervollständigte, noch lange bevor der Hundertjährige Krieg begann. Heute gilt Monpazier mit seiner streng-geometrischen Architekur als Schulbuchbeispiel des Bastidenbaus.
Die etwas abgeschiedene Lage hielt den Tourismus lange fern, Monpazier dämmerte in seiner Schönheit dahin. Allenfalls Filmregisseure entdeckten hier eine ideale Kulisse. Das hat sich inzwischen geändert, heute zählt Monpazier jährlich 300.000 Besucher. In der schnurgeraden Hauptstraße findet man einige Boutiquen und Souvenirläden, am zentralen Platz mit dem Marktgebäude aus dem 16. Jahrhundert haben einige Cafés eröffnet. Trotzdem hat Monpazier sein Ortsbild bewahren können - nicht zuletzt dank der Denkmalschutzbehörden, die 32 Gebäude in die Liste der unantastbaren „Monuments historiques” aufgenommen haben.
Schulbuchbeispiel einer Bastide Der Mönch als Türhüter
Unbedingt einen Besuch wert ist das 2013 eröffnete Bastideum, das am lokalen Beispiel den Bastidenbau hervorragen erklärt. Die modernen Ausstellungsräume sind besucherfreundlich gestaltet, interaktiv wie in jedem modernen Museum. Der 5Minuten-Film „Urbanisme à Monpazier” (englisch untertitelt) zeigt in kondensierter Weise nicht nur architektonische Aspekte des Bastidenbaus (exakt 50 cm Zwischenraum zwischen den Häusern), sondern auch soziale und politische: eine weitgehend egalitäre Gemeinde, in der jeder für sein eigenes Haus, das sich von dem des Nachbarn nicht unterscheidet, verantwortlich ist und von gemeinsamen Einrichtungen wie dem Marktplatz profitiert.
♦ April-Juni und Sept. Di-So 10.30-13 und 14.30-18 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-19 Uhr. Okt. Di-So 14-18 Uhr. Eintritt 4,80 €.
Hotel **** Edward 1er, ein hübsches Schlösschen in der Bastide, bietet alles für den gepflegten Aufenthalt, ob im Standardzimmer, im Zimmer mit L-, der XL- oder XXL-Größe (mit Salon im Turm). Die Frau von Edward I. war Eleonore von Kastilien. „Eléonore” heißt denn auch das kleine Gourmetrestaurant im Nebenbau, das auch im Garten betischt (Do wird auch mittags serviert, sonst nur abends, Reservierung obligatorisch). Ein großer Swimmingpool ergänzt den Luxusaufenthalt. DZ je nach Saison und Zimmergröße 88-208 € (teurer ist das XXL-Zimmer). Geöffnet April bis Mitte Nov. 5, rue St-Pierre, 24540 Monpazier, Tel. 05.53.22.44.00, www.hoteledward1er.com.
Mein Tipp B & B Les Hortensias, mittendrin in der Bastide. Ein sehr freundlicher Besitzer vermietet 4 wunderschön eingerichtete Zimmer mit Du/WC, eines davon für 4 Personen - und hinter dem Haus findet der Gast ein lauschiges Gärtchen