Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag. Marcus X Schmid
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Pauschaltarif inkl. Rücktransport (2er-Kanu): ca. 40 €/Pers. für 2 Tage. Bei mehrtägigen Fahrten ermäßigte Preise.
Beynac
Majestätisch ragt die märchenhafte Burganlage mit ihrem zinnenbewehrten Donjon in den Himmel. Im 12. Jahrhundert wurde sie erbaut, 1189 vom Abenteurer Richard Löwenherz erobert, im Hundertjährigen Krieg war sie umkämpft wie die benachbarte Burg von Castelnaud. Heute ist die Burg von Beynac in Privatbesitz, kann aber besichtigt werden (Prunkstück ist ein großer Renaissance-Saal). Der Eigentümer hat bekannt gegeben, dass die von ihm begonnenen Restaurierungsarbeiten im Jahr 2077 abgeschlossen sein dürften - die Urenkel werden’s zu danken wissen.
♦ Tägl. 10-19 Uhr, Jan. geschlossen. Eintritt 8 €, Angeleinte Hunde dürfen gratis mit.
Als gehörte die Kirche nicht dem Volk, sondern der Aristokratie, schließt sich neben der Burg die Notre-Dame-de-Beynac an.
Autofahrer ziehen eine große Schleife durchs Hinterland, um zur Burg zu gelangen. Eindeutig schöner ist der Aufstieg zu Fuß, denn Beynac, das sich von der Dordogne steil bis zur Burg hochzieht, ist ein überaus schmuckes Städtchen. In den Gassen atmet noch das Mittelalter, und schon auf halber Höhe genießt man großartige Ausblicke auf die Dordogne.
Postleitzahl 24220
Information Office de Tourisme, im Ortszentrum. April-Sept. tägl. 10-13 und 14-17 Uhr (Juli/Aug. bis 18 Uhr). Okt. Mo-Sa 10-12 und 14-17 Uhr. Rue de la Balme, Tel. 05.53.31.45.45.
Hin und weg Früh und abends je ein Bus nach Sarlat und Le Buisson.
Bootsausflüge Von April bis Okt. werden die beliebten Rundfahrten auf Flussbooten (gabarres) durchgeführt. Fahrzeit 50 Min., Abfahrt beim Office de Tourisme, 8,50 €.
Kanu/Kajak → Castelnaud, „Paddeln auf der Dordogne“
Hotel ** Du Château, im Ortszentrum, an der Durchgangsstraße, mit Restaurant-Bar zur Straße. 10 Zimmer, teilweise renoviert, auch Familienzimmer und Suites. DZ 56-72 €. Rue de la Balme, Tel. 05.53.29.19.20, www.hotelduchateau.fr.
Camping *** Le Capeyrou, am östlichen Ortsrand, direkt an der Dordogne. Schattiges Terrain mit 130 Stellplätzen. Swimmingpool. Verleih von Fahrrädern, Kanus und Kajaks. Geöffnet Mitte Mai bis Sept. Le Capeyrou, Tel. 05.53.29.54.95, www.campinglecapeyrou.com.
Blick auf die Burg von Beynac
Erst im Licht, dann im Regen - das Leben der Josephine Baker
1906 im Armenviertel von Saint Louis/Missouri geboren, war Josephine Baker eben 19 Jahre alt, als sie mit der „Revue Nègre“ nach Europa eingeladen wurde. Nicht ihre künstlerischen Qualitäten rissen das Pariser Publikum damals vom Hocker, sondern die halbnackte Tatsache: Ein lockeres Baströckchen war Bakers einziges Kleidungsstück, und das schwarze Hinterteil, dass es darunter zu sehen gab, war Anlass zu scheinheiliger Entrüstung.
Doch bald konnte Josephine Baker auch als Tänzerin und Sängerin das Publikum der Pariser Music-Halls überzeugen, ihre Gagen schnellten in die Höhe. So entschloss sie sich, in Frankreich zu bleiben - und operierte im Zweiten Weltkrieg ganz nebenbei als Spionin in de Gaulles Diensten, wofür sie später mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet wurde.
Im Schloss Les Milandes hatte die Künstlerin bereits 1938 einmal zur Miete gewohnt, 1946 kaufte sie es - angeblich, um ihrem Gemahl, dem Orchesterchef Jo Bouillon, eine kleine Überraschung zu bereiten. Tatsächlich war es die Geburt eines utopisch anmutenden Projekts. Josephine Baker kaufte nicht nur das Schloss, sondern gleich das Umland dazu, ließ afrikanische Strohhütten aufstellen, gründete ein Museum (über sich selbst und ihre Karriere) sowie eine Schule, verfügte über ein eigenes Postamt und angeblich auch über einen eigenen Polizeiposten. Mit ihrem Mann adoptierte sie zwölf Kinder aller Hautfarben - das „Dorf der Welt“ entwickelte sich zum Publikumsmagneten.
Doch hatte sich Josephine Baker mit der Finanzierung ihres Projekts übernommen. Die wirtschaftliche Basis ihres menschenfreundlichen Biotops begann zu bröckeln, und zu allem Überdruss haute ihr Mann nach Argentinien ab. Der Schuldenberg wuchs, Vorträge über Rassismus brachten auch nicht das nötige Geld ein, und so entschloss sich die bald 60-Jährige, wieder auf die Bühne zu gehen. Der drohende Konkurs ließ sich damit nicht mehr abwenden. Eine Pressekonferenz 1968 bei Kerzenlicht (Strom und Wasser waren bereits abgestellt worden) brachte zwar die Unterstützung durch Grace Kelly, Brigitte Bardot und die Rotkreuzstiftung - doch auch dies reichte nicht. Schließlich wollten die Gläubiger nicht länger warten, und so musste Les Milandes Ende der 60er Jahre verkauft werden. Aus der Traum.
Die ruinierte Baker verbarrikadierte sich zum Schluss in der Küche des Schlosses, das sie über 20 Jahre lang bewohnt hatte. Nicht lange. Der neue Besitzer ließ sie mit roher Gewalt hinauswerfen. Ein erschütterndes Foto zeigt die inzwischen 64-Jährige auf einer Treppe vor dem Schloss im Regen stehen. Sieben Stunden soll sie dort ausgeharrt haben, bis sie ins Krankenhaus von Périgueux eingeliefert wurde. Die obdachlos gewordene Künstlerin fand Aufnahme bei Grace Kelly, der Fürstin von Monaco.
Nach langjähriger Absenz ließ sich Josephine Baker 1975 noch einmal zu einem Bühnenauftritt überreden. Der Erfolg war überwältigend, vielleicht zu überwältigend. Zwei Tage später erlitt sie einen tödlichen Schlaganfall.
Château des Milandes
Das Schloss stammt aus der frühen Renaissance, wurde jedoch im 19. Jahrhundert vom damaligen Besitzer, der als Fabrikant von Damenunterwäsche das nötige Kleingeld aufbrachte, vollkommen umgebaut.
Der Massenansturm fand in den 1950er Jahren statt. Jährlich über 300.000 Besucher kamen nach Les Milandes, um Josephine Bakers „Dorf der Welt“ mit seinen afrikanischen Strohhütten zu besichtigen. Das ebenso ehrgeizige wie menschenfreundliche Projekt der schwarzen Sängerin, die sich von der glitzernden Welt der Music-Halls endgültig verabschiedet hatte, war damals die touristische Attraktion Nummer eins im Périgord. Heute muss sich der Besucher mit einer Dokumentation des Baker-Projekts im Schloss begnügen - trotzdem sehr empfehlenswert.
Im Vorhof erinnern einige angekettete Falken und Bussarde an die Falknerei. Mehr über diesen einst im Périgord weit verbreiteten Jagdsport erfährt man in einer kleinen Ausstellung, die in Josephine Bakers ehemaligem Büro untergebracht ist.
Die Schlossbesichtigung führt durch zahlreiche Räume, der imposanteste ist zweifelsohne der Empfangssaal mit seinem riesigen Renaissance-Cheminée. Orchesterchef Jo Bouillon, den Josephine 1946 in der Schlosskapelle ehelichte, pflegte hier mit seinen Musikern zu üben. Mehr Aufmerksamkeit als dieser Prunkraum erregt nur noch die wächserne Josephine Baker, aufgestützt auf einem spiegelglatten Tisch liegend, im wesentlichen mit einem Baströckchen bekleidet und effektvoll angestrahlt ...
♦ April & Okt. 10-18.30 Uhr. Mai/Juni und Sept. 9.30-19 Uhr. Juli/Aug. 9.30-20 Uhr. Eintritt 12 €.
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