Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag. Marcus X Schmid
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Stadtgeschichte: Zwar ist eine Besiedlung seit dem 1. Jahrhundert nachgewiesen, Bedeutung aber erlangte Bergerac erst im Mittelalter. Die lokalen Feudalherren und damen waren recht wankelmütig in den französisch-englischen Auseinanderetzungen, und so verwundert es nicht, dass sowohl Franzosen als auch Engländer im Hinblick auf den heraufziehenden Hundertjährigen Krieg in der Umgebung zahlreiche Bastiden errichteten.
Im Jahr 1332 beschweren sich die Bürger beim französischen König über die miserable Verwaltung der Feudalherren. Bergerac erhält darauf Stadtrecht und wird direkt der Krone unterstellt. In den Religionskriegen steht Bergerac auf hugenottischer Seite. Zahlreiche Kirchen finden zugunsten der Stadtbefestigung als Steinbruch Verwendung. Doch vermögen die Mauern dem Ansturm der Katholiken nicht standzuhalten.
Seit der Zeit des Absolutismus unter Ludwig XIV. ist lokalgeschichtlich nichts Nennenswertes mehr zu berichten. Bergerac bleibt dank der Flussschifffahrt lange Zeit die wichtigste Stadt im Périgord, bis mit der politischen Neuordnung Frankreichs durch die Revolution Périgueux Hauptstadt des Departements wird.
Weine aus dem Bergeracois
Gelegentlich wird das Bergeracois auch das „Purpurne Périgord“ genannt - seiner Weine wegen. Die Bordeaux-Weine sind nah, die Rotweine aus dem Bergeracois (Pécharmant, Montravel) wachsen praktisch auf dem gleichen Boden und werden aus denselben Rebsorten gezogen. Doch haben die Weingeographen des 19. Jahrhunderts die Herkunftsbezeichnung „Bordeaux“ streng eingegrenzt, und seitdem steht „Bergerac“ draußen vor der Tür - fast Bordeaux, aber eben doch nicht ganz, dafür um einiges billiger. Nur der süße Monbazillac hat es zu Weltruhm gebracht.
Sehenswertes
Altstadt: Ihr schönster Teil liegt direkt oberhalb des alten Hafens. Hier sind noch viele der für Bergerac typischen maisons à colombages erhalten. Bei dieser Art des Fachwerkbaus werden die Zwischenräume des tragenden Gebälks mit dünnen Ziegeln aufgefüllt, oft schräg gemauert, so dass im Ziegelwerk ein Zickzack-Muster entsteht. Eindrucksvolle Beispiele findet man an der Place de la Myrpe, einem lang gestreckten, schattigen Platz, an dessen Ende Cyrano stolz seine berühmte Nase in die Baumkronen steckt - ein Werk des einheimischen Künstlers Jean Vaoqueau. Von da führt ein Sträßchen hoch zur vorbildlich restaurierten Place Pélissière, an die sich das quirlige Geschäfts- und Boutiquenviertel anschließt. Auch hier ist Cyrano präsent, in Bronze gegossen und bemalt - ein Werk von Mauro Corda, einem in Frankreich geborenen Bildhauer spanischer Herkunft.
Musée du Tabac (Tabakmuseum): Klein, aber fein! Auf zwei Etagen wird die Kulturgeschichte des Rauchens vorgestellt - von A (Apooke hieß die Heilpflanze bei den Nordamerikanern) bis Z (Zehirehir sagten die zentralasiatischen Steppenvölker zu dem Giftkraut). Die Ausstellung beginnt mit der Entdeckung des Tabaks durch die Indianer und endet mit den Anfängen der industriellen Zigarettenproduktion. In den Vitrinen findet man Pfeifen aus allen Ecken der Welt. Die wunderlichsten Exemplare stammen aus einer Epoche, in der das Rauchutensil noch individuell in Auftrag gegeben wurde - gelegentlich ziert das Konterfei einer Mätresse den emaillierten Pfeifenkopf ... Jede Vitrine ist ein Kuriositätenkabinett für sich.
♦ April-Juni und Sept. Di-Fr 10-12.30/13.30-18, Sa/So 14-18 Uhr. Juli/Aug. Di-Fr 10.30-18, Sa/So 14-18 Uhr. Okt.-März Di und Fr 10-12.30/13.30-18, Sa sowie am 1. Sonntag im Monat 14-18 Uhr. Eintritt 4 € oder Kombiticket Musée du Tabac + Musée de la Ville 5 €.
Musée de la Ville: Das kleine Stadtmuseum ist in erster Linie eine Hommage an das alte Bergerac, an den Weintransport auf der Dordogne und die damit verbundenen traditionellen Berufe des Böttchers und des Schiffbauers. Zu sehen sind Geräte der Handwerker, Schiffsmodelle und großformatige Fotos von der Weinverladung an der Hafenrampe, die heute als Parkplatz dient.
♦ Gleiche Öffnungszeiten wie Musé du Tabac. Eintritt 3 € oder Kombiticket Musée de la Ville + Musée du Tabac 5 €.
Temple Protestant: Nach dem Toleranzedikt von Nantes (1598), das den Protestanten freie Religionsausübung garantierte, zählte Bergerac drei protestantische Kirchen. Als das Edikt 1685 widerrufen wurde, flohen die Hugenotten (damals die übliche Bezeichnung für Protestanten) zuhauf, die Zurückgebliebenen zelebrierten den Gottesdienst nur noch heimlich während der sogenannten assemblées du désert (Versammlungen der Wüste). Mit der Französischen Revolution war 1789 der Status quo ante wieder hergestellt, 1791 kauften die Protestanten die Kirche des zum bien national (Nationalgut) erklärten Rekollektenklosters, um bereits 1794 unter der Schreckensherrschaft von Robespierre (der noch im selben Jahr guillotiniert wurde) wieder unterdrückt zu werden. Weitere drei Jahre später durften die Protestanten in ihrem temple, wie die protestantischen Kirchen in Frankreich genannt werden, wieder Gott huldigen.
Stellten die Hugenotten im 17. Jahrhundert noch die Mehrheit der Bevölkerung von Bergerac, so sind sie heute eine verschwindende Minderheit. Geblieben ist ihnen ihr großer „Temple“. Er ist meist geschlossen, wird gelegentlich für Ausstellungen genutzt - und jeden Sonntag um 10.30 Uhr für den Gottesdienst nach calvinistischer Liturgie.
Maison des Vins: Das Consulat de la Vinée, die noble Bruderschaft, die über die Qualität der Bergerac-Weine zu Gericht sitzt, hat im ehemaligen Rekollektenkloster einen angemessenen Stammsitz gefunden. In den Gewölben unter dem Kreuzgang ist eine Dokumentationsausstellung eingerichtet. Hier erfahren Sie alles, was Sie schon immer über Bergerac-Weine wissen wollten: Quantitäten, Qualitäten, Fakten über Flaschen. Eingang über die 1. Etage des Neubaus des Office de Tourisme.
♦ Juli/Aug. tägl. 9.30-19.30 Uhr. Sept.-Juni Mo-Sa 9.30-12.30 und 14-18 Uhr. Eintritt frei.
Basis-Infos
Postleitzahl 24100
Information Office de Tourisme, in einem 2019 eröffneten Neubau am zentralen Platz an der Dordogne, in den auch die Maison des Vins integriert ist. Breites Informationsangebot über das gesamte Bergeracois; auch Hilfe bei der Suche nach Ferienwohnungen. April-Juni und Sept./Okt. Mo-Sa 9.30-13/14-18.30 Uhr. Juli/Aug. tägl. 9.30-19.30 Uhr. Nov.-März Mo-Sa 9.30-12.30/14-18 Uhr. Rue des Récollets, Tel. 05.53.57.03.11, www.pays-bergerac-tourisme.com.
Hin und weg Bahn: Gute Verbindungen nach Bordeaux und Sarlat. Bahnhof im Nordteil der Stadt.
Bus: Verbindungen nach Bordeaux, Périgueux, Lalinde, Eymet, Marmande, Villeneuve-sur-Lot. Abfahrt beim Bahnhof.
Parken Im Zentrum größtenteils gebührenpflichtig. Gratisplätze sind meist von Einheimischen