Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag. Marcus X Schmid

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Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag - Marcus X Schmid MM-Reiseführer

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ein fleißiger Archivgänger Zeug­nisse, denen zufolge sich Cy­ra­no zu­min­dest auf Château Corbiac, 3 km nord­östlich von Bergerac, aufgehalten hat. Die Bergeracois scheren sich nicht weiter um die historische Wahrheit, sie ha­ben dem illustresten Abkömmling der Seigneurerie de Bergerac, die sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, 1977 am schönsten Platz der Alt­stadt, an der Place de la Myrpe, ein Denk­mal gesetzt. Die steinerne Figur mit der ke­cken Nase fällt dem Spa­zier­gänger al­ler­dings kaum auf, sodass die Stadt­väter und -mütter 2005 Bergerac mit einer zweiten Statue be­glückten, ei­nem großen, farbig be­mal­ten Bronze-Cyrano am oberen Ende der Place Pé­lis­sié­re.

      Stadtgeschichte: Zwar ist eine Be­sie­d­lung seit dem 1. Jahrhundert nach­ge­wie­sen, Bedeutung aber erlangte Ber­ge­rac erst im Mittelalter. Die lokalen Feu­dal­her­ren und damen waren recht wan­kel­mütig in den französisch-eng­lischen Aus­ein­an­der­et­z­ungen, und so ver­wun­dert es nicht, dass sowohl Fran­zosen als auch Eng­länder im Hinblick auf den her­auf­zie­henden Hun­dert­jäh­rigen Krieg in der Um­ge­bung zahl­reiche Bastiden er­rich­te­ten.

      Im Jahr 1332 beschweren sich die Bür­ger beim französischen König über die mi­se­ra­ble Verwaltung der Feu­dal­her­ren. Ber­gerac erhält darauf Stadt­recht und wird direkt der Krone un­ter­stellt. In den Re­ligionskriegen steht Bergerac auf hu­ge­not­ti­scher Seite. Zahl­reiche Kir­chen fin­den zugunsten der Stadt­be­fes­tigung als Stein­bruch Ver­wen­dung. Doch ver­mö­gen die Mau­ern dem An­sturm der Ka­tholiken nicht stand­zu­halten.

      Seit der Zeit des Absolutismus unter Lud­wig XIV. ist lokalgeschichtlich nichts Nen­nens­wertes mehr zu be­rich­ten. Berge­rac bleibt dank der Fluss­schiff­fahrt lange Zeit die wichtigste Stadt im Pé­rigord, bis mit der po­li­ti­schen Neu­ord­nung Frankreichs durch die Re­vo­lution Péri­gueux Hauptstadt des De­parte­ments wird.

       Weine aus dem Bergeracois

      Gelegentlich wird das Bergeracois auch das „Purpurne Périgord“ genannt - sei­ner Weine wegen. Die Bordeaux-Weine sind nah, die Rotweine aus dem Ber­geracois (Pécharmant, Montravel) wachsen praktisch auf dem gleichen Bo­den und werden aus denselben Reb­sorten gezogen. Doch haben die Wein­geo­graphen des 19. Jahr­hun­derts die Herkunftsbezeichnung „Bordeaux“ streng ein­ge­grenzt, und seitdem steht „Bergerac“ draußen vor der Tür - fast Bor­deaux, aber eben doch nicht ganz, dafür um einiges billiger. Nur der süße Mon­bazillac hat es zu Weltruhm gebracht.

      Altstadt: Ihr schönster Teil liegt direkt oberhalb des alten Hafens. Hier sind noch viele der für Bergerac typischen maisons à colombages erhal­ten. Bei dieser Art des Fach­werkbaus werden die Zwischenräume des tragenden Ge­bälks mit dünnen Ziegeln aufgefüllt, oft schräg gemauert, so dass im Zie­gel­werk ein Zickzack-Muster ent­steht. Ein­drucksvolle Beispiele findet man an der Place de la Myrpe, einem lang ge­streck­ten, schattigen Platz, an dessen Ende Cy­rano stolz seine berühmte Nase in die Baumkronen steckt - ein Werk des ein­heimischen Künstlers Jean Vao­queau. Von da führt ein Sträßchen hoch zur vorbildlich res­tau­rier­ten Place Pélis­siè­re, an die sich das quirlige Geschäfts- und Boutiquenviertel an­schließt. Auch hier ist Cyrano präsent, in Bronze ge­gossen und bemalt - ein Werk von Mau­ro Corda, einem in Frank­reich ge­bo­renen Bildhauer spani­scher Her­kunft.

      Musée du Tabac (Tabakmuseum): Klein, aber fein! Auf zwei Eta­gen wird die Kul­tur­geschichte des Rauchens vor­gestellt - von A (Apooke hieß die Heil­pflanze bei den Nordamerikanern) bis Z (Zehirehir sagten die zen­tral­asia­ti­schen Steppenvölker zu dem Gift­kraut). Die Ausstellung beginnt mit der Ent­de­ckung des Tabaks durch die In­dia­ner und endet mit den Anfängen der industriellen Zi­garettenproduktion. In den Vitrinen findet man Pfeifen aus al­len Ecken der Welt. Die wunder­lichs­ten Exem­plare stammen aus einer Epo­che, in der das Rauchutensil noch in­di­vi­duell in Auf­trag gegeben wurde - ge­le­gent­lich ziert das Konterfei einer Mä­tres­se den email­lierten Pfeifen­kopf ... Jede Vitrine ist ein Kuriositäten­kabinett für sich.

      ♦ April-Juni und Sept. Di-Fr 10-12.30/13.30-18, Sa/So 14-18 Uhr. Juli/Aug. Di-Fr 10.30-18, Sa/So 14-18 Uhr. Okt.-März Di und Fr 10-12.30/13.30-18, Sa sowie am 1. Sonntag im Monat 14-18 Uhr. Eintritt 4 € oder Kombiticket Musée du Tabac + Musée de la Ville 5 €.

      Musée de la Ville: Das kleine Stadt­museum ist in erster Linie eine Hom­mage an das alte Bergerac, an den Wein­trans­port auf der Dordogne und die damit ver­bundenen tra­ditionellen Berufe des Bött­chers und des Schiff­bauers. Zu se­hen sind Geräte der Handwerker, Schiffs­modelle und groß­forma­ti­ge Fo­tos von der Wein­verladung an der Ha­fen­rampe, die heute als Park­platz dient.

      ♦ Gleiche Öffnungszeiten wie Musé du Tabac. Eintritt 3 € oder Kombiticket Musée de la Ville + Musée du Tabac 5 €.

      Temple Protestant: Nach dem Tole­ranz­edikt von Nantes (1598), das den Protestanten freie Religions­aus­übung garantierte, zählte Bergerac drei pro­testan­tische Kirchen. Als das Edikt 1685 wi­derrufen wurde, flohen die Hugenot­ten (damals die übliche Be­zeich­nung für Protestanten) zuhauf, die Zurück­gebliebenen zelebrierten den Got­tes­dienst nur noch heimlich wäh­rend der so­genannten assemblées du désert (Ver­sammlungen der Wüste). Mit der Fran­zösischen Revolution war 1789 der Sta­tus quo ante wieder her­gestellt, 1791 kauften die Protestanten die Kirche des zum bien national (Na­tio­nalgut) er­klär­ten Rekollekten­klos­ters, um bereits 1794 unter der Schre­ckens­herrschaft von Robespierre (der noch im selben Jahr guillotiniert wur­de) wieder unter­drückt zu werden. Wei­tere drei Jahre später durften die Pro­testanten in ih­rem temple, wie die protestantischen Kirchen in Frankreich genannt werden, wieder Gott huldigen.

      Stellten die Hugenotten im 17. Jahr­hundert noch die Mehrheit der Bevöl­ke­rung von Bergerac, so sind sie heute eine verschwindende Minderheit. Ge­blie­ben ist ihnen ihr großer „Tem­ple“. Er ist meist geschlossen, wird gelegent­lich für Ausstellungen genutzt - und je­den Sonntag um 10.30 Uhr für den Got­tes­dienst nach calvinistischer Li­tur­gie.

      Maison des Vins: Das Consulat de la Vi­née, die noble Bruderschaft, die über die Qua­li­tät der Bergerac-Weine zu Ge­richt sitzt, hat im ehemaligen Re­kol­lek­ten­kloster ei­nen angemessenen Stamm­sitz gefunden. In den Gewölben unter dem Kreuzgang ist eine Do­ku­men­ta­tions­ausstellung ein­ge­richtet. Hier er­fahren Sie alles, was Sie schon im­mer über Bergerac-Weine wissen woll­ten: Quan­titäten, Qualitäten, Fak­ten über Fla­schen. Eingang über die 1. Etage des Neu­baus des Office de Tourisme.

      ♦ Juli/Aug. tägl. 9.30-19.30 Uhr. Sept.-Juni Mo-Sa 9.30-12.30 und 14-18 Uhr. Eintritt frei.

      Basis-Infos

      Postleitzahl 24100

      Information Office de Tourisme, in ei­nem 2019 eröffneten Neubau am zentralen Platz an der Dordogne, in den auch die Maison des Vins integriert ist. Breites Infor­ma­tions­an­ge­bot über das gesamte Bergeracois; auch Hilfe bei der Suche nach Ferienwohnungen. April-Juni und Sept./Okt. Mo-Sa 9.30-13/14-18.30 Uhr. Juli/Aug. tägl. 9.30-19.30 Uhr. Nov.-März Mo-Sa 9.30-12.30/14-18 Uhr. Rue des Ré­collets, Tel. 05.53.57.03.11, www.pays-bergerac-tourisme.com.

      Hin und weg Bahn: Gute Verbindungen nach Bordeaux und Sarlat. Bahnhof im Nord­teil der Stadt.

      Bus: Verbindungen nach Bordeaux, Pé­ri­gueux, Lalinde, Eymet, Marmande, Villen­euve-sur-Lot. Abfahrt beim Bahnhof.

      Parken Im Zentrum größtenteils ge­büh­ren­pflichtig. Gratisplätze sind meist von Ein­hei­mi­schen

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