Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag. Marcus X Schmid

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Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag - Marcus X Schmid MM-Reiseführer

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Pariser Mont­martre realisieren durfte. Im 20. Jahr­hundert wur­den die Abadie’schen Än­de­run­gen wie­der rückgängig gemacht. So hat die Kirche ihr grobes, früh­mittel­alterliches Aus­sehen wieder zurück­bekommen.

      Alle Kriege und die Abadie’sche Re­novierungswut unbeschadet über­stan­den hat der Glockenturm (wie in Pé­rigueux zollte Abadie auch hier der Ge­schichte Res­pekt). Er gilt als einer der äl­testen Frank­reichs, die frühesten Par­tien im Unterbau dürften aus der Grün­dungszeit der Abtei stammen. Auch wenn es beim Anblick des Gesamt­kom­plexes nicht so aussieht: Der Glocken­turm steht frei. Eine der Grotten be­fin­det sich übrigens direkt darunter.

      Relief in der Grotte der Abtei

      Die Grotten im Kalkfelsen neben der Abtei sind erst seit jüngster Zeit wieder zu­gäng­lich. Hier und da sind noch die alten klösterlichen Taubenschläge zu se­hen. Vogelmist war, als man den zwei­felhaften Segen der chemischen Pro­dukte noch nicht kannte, ein be­lieb­ter Dünger. In einem Teil der Grotten wird eine Forellenzucht betrie­ben. Größ­te Attraktion aber ist zweifellos die Grot­te des Jüngsten Gerichts. Ein gro­ßes Wandrelief zeigt einen über­mäch­tigen Gott, der über Gut und Böse zu Gericht sitzt. Der Meister dieses Werks, das ins 15. Jahrhundert datiert wird, ist un­be­kannt. Ein zweites Re­lief - mit mit­tel­al­terlichen Türmen im Hin­tergrund - stellt die Kreuzigung Christi dar.

      ♦ Eine Besichtigung der Grotten ist nur mit der Eintrittskarte zum Musée Desmoulin (s. u.) mög­lich - empfohlen!

      Pierre de Bourdeille, genannt Brantôme (1539-1614)

      Er gehört zu den illustren Figuren seiner Zeit: Pierre de Bourdeille, so genannt, weil er im Schloss von Bourdeilles (→ Bourdeilles) gebo­ren wurde, oder Brantôme, wie er sich selber nannte, weil Bran­tôme ihn mit der Verwaltung der Abtei betraute und ihm so zeit sei­nes ungeregelten Le­bens zu einem geregelten Ein­kommen ver­half.

      Aus gutem Haus und zur Theologie erzogen, wurde Pierre schon früh mit dem Titel eines „Abbé commanditaire“ der Benedik­ti­nerabtei von Brantôme aus­gezeichnet und damit zum stillen Teil­haber der klösterlichen Einkünfte. Doch die Zeit war viel zu stür­misch, als dass er das religiöse Leben zu seiner Sache hätte ma­chen können. Er zog es vor, in allerhand Kriegen mit­zu­mi­schen, königstreu und stets auf der Seite der Katholiken. Man findet ihn über­all in Eu­ropa, im Kampf gegen die Türken wie am Hof Maria Stuarts in Schott­land. Ge­legentlich aber schaute er auch zu Hause vorbei. So, als der be­rüch­tigte Hu­ge­nottenführer Coligny sich 1569 anschickte, in Brantôme ei­nes der Massaker zu veranstalten, für die er bei den Katholiken so gefürchtet war. Pierre de Bour­deille, dem Hugenottenführer so lange freund­schaftlich ver­bun­den, bis dieser zum Calvinismus konvertierte, stellte sich am Stadttor der Über­macht entgegen und überredete Coligny, Brantôme zu ver­scho­nen. Die Freund­schaft siegte über die religiöse Doktrin, und die Kämpfer sollen den Abend gemeinsam mit einer getrüffelten périgourdinischen Gans be­schlossen ha­ben.

      Sein unstetes Leben hätte Pierre de Bourdeille wohl weitergeführt, hätte ihm nicht ein unglücklicher Sturz vom Pferd einen Strich durch die Rechnung ge­macht. Kampfunfähig geworden, zog er sich ins Schloss Richemont zurück, das er sich in der Nähe von Bran­tôme hatte erbauen lassen, und tat das, was große Män­ner in solchen Situationen tun: Er schrieb seine Memoiren. Seine Bü­cher, Sittengemälde der Zeit, sind heute Teil der französischen Litera­tur­ge­schichte. Sein bekanntestes Werk - „Les Dames Galantes“ - parliert etwas weit­schwei­fig über die erotischen Gepflogenheiten an eu­ro­pä­is­chen Höfen.

      Im Gärtchen der Abtei thront eine Büs­te des schriftstellernden Abts von Bran­tôme (→ Kas­tentext „Pierre de Bour­deille“). Tu faisais librement jaser tes sou­venirs, steht auf dem Sockel, was man salopp mit „Du hast deine Er­in­ne­run­gen frei plappern lassen“ über­set­zen könnte. So ungefähr ist sein Haupt­werk „Les Da­mes galantes“ ent­standen.

      Musée Desmoulin: An Stelle des lan­ge diskutierten archäologischen Mu­seums wur­de in der Abtei ein kleines Museum zu Ehren des in der Nähe von Nontron ge­bo­renen Malers Fernand Des­moulin (1853-1914) eingerichtet - eine wun­der­li­che Ge­stalt der fran­zö­si­schen Kunst­geschichte.

      Desmoulin hatte bereits einen ge­wis­sen Ruf als Porträtmaler (ausgestellt im Mu­se­um sind Konter­feis der Schrift­steller Emile Zola, Guy de Maupassant, Alexandre Du­mas sowie des Prä­si­den­ten der 3. Republik, Raymond Poin­caré), als er im Jahr 1900 an einer spi­ri­tis­tischen Sitzung teil­nahm, die seiner Karriere eine neue Wen­dung gab. Tisch­rücken, Mesmeris­mus und dergleichen hatten damals nicht nur in Künst­lerkreisen Hochkon­junk­tur. Desmoulin ging nach dem ge­nannten Treffen in sein Atelier zurück, setzte seinen Stift auf den Zeichen­block und wartete auf die Ein­gebung des „Geistes“. Vielleicht war er auf­geregt, jedenfalls begann plötzlich seine Hand zu zittern, der Stift kreiste und kreiste über den Zei­chenblock, bis schließ­lich ein zartes Frauen­porträt aus den Tiefen des Pa­piers bzw. des Unter­be­wusst­seins auf­tauchte. In der Folge­zeit schuf der Ma­ler eine ganze Serie dieser wun­der­li­chen namenlosen Por­träts, bis 1902 die okkulte Quelle ver­siegte und der Maler wieder zur „Nor­malität“ zurückfand.

      Die Bilder wurden von Demoulins Wit­we der Stadt Brantôme geschenkt. Klare Glie­derung, kluge Begleittexte, pro­fessionelle Ausleuchtung - unsere Empfehlung.

      ♦ Mitte Febr.-März und Okt.-Dez. 10-12/14-17 Uhr, Di geschlossen. April/Mai 10-13/14-18 Uhr. Juni und Sept. 10-18 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-19 Uhr. Eintritt 6,50 € (Automat, der Eintritt kann nur mit Kreditkarte bezahlt werden!), die Be­sichtigung der Grotten ist im Preis in­be­grif­fen.

      Basis-Infos

      Postleitzahl 24310

      Information Office de Tourisme, auf der Insel, in der ehemaligen Kirche Notre-Dame. Freundlich, gut mit Material be­stückt und kom­petent. Mitte Febr.-März und Okt.-Dez. 10-12 und 14-17 Uhr, Di ge­schlos­sen. April/Mai 10-13 und 14-18 Uhr. Juni und Sept. 10-18 Uhr. Juli/Aug. 10-18.30 Uhr. 2, rue Puyjoli de Meyjounissas, Tel. 05.53.05.80.63, www.perigord-dronne-belle.fr.

      Hin und weg Busse nach Périgueux (3mal tägl., Sonntag 1-mal) und Nontron.

      Parken kann an Wochenenden ein Pro­blem sein. Ein mittelgroßer Parkplatz (gratis) findet sich an der Straße nach Périgueux, un­mittelbar nach der Dronne-Überquerung.

      Bootsausflug Die Rundfahrt auf der Dron­ne mit Les Croisièrees de Brantôme zeigt Bran­tôme von allen Seiten. Dauer ca. 50 Min., 8 €. Tel. 05.53.04.74.71.

      Fahrräder Spad’Zone, 1 km nördlich von Bran­tôme (Richtung Angoulême). Verleih von Rädern, auch E-Bikes. Les Courrières, Tel. 05.53.08.02.65.

      Kanu/Kajak Brantôme Canoë, an der Stra­ße nach Thiviers, knapp nach dem Orts­ende. 2er-Kanus und Kajaks. Geöffnet April-Sept. Tel. 05.53.05.77.24.

      Allô Canoës, an der Straße nach Bour­deilles.

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