2 Jahre später. Regina Mars

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу 2 Jahre später - Regina Mars страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
2 Jahre später - Regina Mars

Скачать книгу

freute sich, dass Kai überrascht wirkte.

      Ich bin ein Genie, dachte er.

      3. Kai

      Kai hatte nie etwas Härteres getrunken als Bier. Einmal. Und da hatte er nur an der Pilsdose seines Vaters genippt und beschlossen, das nie wieder zu tun. Ekelhaftes Gesöff. Aber nun konnte er sich keine Blöße geben.

      »Die Bar. Klar«, sagte er und zuckte lässig mit den Achseln. Das tat er gerade alle drei Minuten und er hoffte, dass Arthur nicht auffiel, wie gespielt es war.

      Eben hatte er sich richtig wohl gefühlt. Eben, als sie vom Dach runtergeklettert waren und sich über sich und den anderen lustig gemacht hatten. Da hatte er sich entspannt. Jetzt war da wieder die absolute Panik, dass Arthur ihn seltsam finden könnte. Alle fanden ihn seltsam. Die anderen in seiner Klasse, die Nachbarn, selbst sein Vater. Irgendetwas Essentielles fehlte ihm. Und Arthur durfte das nicht merken. Also atmete Kai tief ein und folgte ihm ins Haus.

      Er mochte es, wie Arthur sich bewegte. Vorsichtig, aber irgendwie nobel. Als hätte er das tausendmal gemacht, öffnete der die große Holzvitrine im Wohnzimmer und studierte den Inhalt. Wie ein Weinkenner, mit der angeborenen Selbstsicherheit des Adels. Ein Gentleman halt. Kein abgerissener Straßenköter wie Kai.

      »Was denkst du?«, fragte Arthur. »Was sollen wir nehmen?« Seine dunklen Augen bohrten Löcher in Kais Seele.

      Keine Ahnung, wollte Kai sagen. Aber er legte den Kopf schief, hob die Hand in gespielter Vornehmheit ans Kinn und sah das Arsenal der Flaschen an. Jedes Label sagte ihm gleich wenig. Schließlich streckte er die Hand nach einer dunkelgrünen Pulle mit weißem Etikett aus.

      Arthur nickte anerkennend, als er sie ihm hinhielt und Kai wäre vor Erleichterung fast gestorben.

      »Gute Wahl«, sagte Arthur. »Ich schau mal nach den Gläsern.«

      »Da sind doch welche«, sagte Kai und deutete auf das Regal an der Wand. Arthur lachte und ihn beschlich die Ahnung, dass er etwas Blödes gesagt hatte.

      »Das sind Cognacgläser.« Arthur schüttelte den Kopf. »Wir brauchen Whiskygläser.«

      »Pff, du Schnösel. Glas ist Glas«, versuchte Kai, sich zu retten und Arthur lachte noch lauter. Er war so selbstbewusst.

      Zehn Minuten später lagen sie in bequemen Walnussholzliegen vor dem Pool und schauten zu, wie die letzten Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche tanzten. Weit entfernt versetzte etwas die Tiere des Waldes in Aufruhr. Die Vögel stießen kreischende Warnlaute aus und leises Flattern war zu hören. Aber das war weit entfernt. Hier im Innenhof war es warm und friedlich.

      Arthur goss Whisky in sechseckige, stummelige Gläser und Kai beobachtete, wie seine dichten Wimpern sich senkten. Arthurs Hand schien ein wenig zu zittern, vielleicht, weil die Flasche schwerer war, als sie aussah.

      »Auf das Leben«, sagte Arthur, wie ein verdammter Gentleman, und Kai fiel mal wieder nichts ein, was er sagen konnte.

      Also nickte er nur und stieß mit Arthur an. Über dem kleinen Tisch, dessen Mosaikmuster das des Pools wiederholte. So cool wie möglich setzte Kai das Glas an die Lippen. Der beißende Geruch des Gesöffs stieg in seine Nase und brachte seine Augen zum Tränen.

      Nicht verschlucken, dachte er. Egal, was du tust, nicht verschlucken.

      Er schaffte es, das Zeug herunterzukippen, ganz. Es brannte sich durch seine Speiseröhre wie Säure und es kostete ihn übermenschliche Anstrengung, es nicht gleich wieder auszuspucken.

      Arthur starrte ihn an. Mist, dessen Glas war noch halb voll. Kippte man das Zeug etwa nicht runter?

      »Nicht schlecht.« Arthurs Stimme klang kratzig. »Trinkst du immer so schnell?«

      »Du etwa nicht?« Kai gab sein Möglichstes, um herausfordernd zu schauen, obwohl sein Hals schmerzte, als hätte er einen Wacholderbusch verschluckt.

      »Doch. Klar.« Einen Moment lang schaute Arthur verunsichert und Kai fragte sich, ob er vielleicht auch keine Ahnung hatte, was er tat … Aber das war nur Wunschdenken. Sekunden später war er wieder absolut souverän.

      Arthur setzte das Glas an die vollen Lippen und trank es aus.

      Dann schenkte er ihnen nach.

      Eine Stunde später war es dunkel und sie waren stockbesoffen. Kai war noch nie stockbesoffen gewesen. Er hasste es. Er hasste das Drehen in seinem Kopf, das leise Rauschen, das hinter allem lag und das nicht aus der Poolpumpe kam, und das wattige Gefühl in den Händen und im ganzen Körper. Aber er liebte den Glanz in Arthurs Augen, als der ihm, leicht lallend, etwas erzählte. Waren die schwarz? Leider war ihr Gespräch, ohne dass Kai es gewollt hatte, auf das übelste Thema überhaupt gekommen: Mädchen.

      »Ich hab sie mit in mein Zimmer geschmuggelt, über den Balkon, und dann haben wir es getan. Im Stehen«, behauptete Kai, der nie auch nur jemanden geküsst hatte. Aber vor Arthur konnte er nicht zurückstecken, oder? Der hatte gerade erzählt, wie er seine Lehrerin nachts im Klassenzimmer gepimpert hatte. Wie uncool wäre Kai bitte, wenn er nicht mithalten könnte?

      »Auch von hinten?«, fragte Arthur mit fachmännischem Blick.

      »Klar. Und … und auf der Weide, hinten bei Bauer Schulte.« Angeblich hatte das der Bruder von Tobias mit seiner Freundin gemacht und ganz sicher war Kai da auch nicht. Aber er musste mithalten. Sich konzentrieren. Egal, wie sehr sich der blöde Innenhof drehte.

      »Nicht schlecht.« Schwankend setzte Arthur sich auf und hob sein Glas. Kai stieß mit ihm an, versuchte es zumindest. Irgendwie glitt sein Glas an Arthurs vorbei und er fiel vornüber. Seine Stirn stieß gegen Arthurs. Zum Glück nur leicht und plötzlich füllten dessen Augen sein ganzes Blickfeld aus. Dunkel und traurig, mit tiefschwarzen, riesigen Pupillen. Wunderschön.

      Kai erstarrte. Arthur bewegte sich ebenfalls nicht. Und … etwas Warmes strich über Kais Lippen. Heißer Atem. Köstlich und beißend vom Whisky. Das Summen verstummte, die Poolpumpe verstummte und das Zirpen der Grillen verschwand.

      Mist.

      Er wollte …

      Als ihm klar wurde, was er wollte, schreckte Kai zurück. Eine Gänsehaut überzog seinen ganzen Körper. Seine Hand krampfte sich um das Whiskyglas, die andere, er wusste nicht, welche, in den weichen Stoff der Liege.

      Nein. Scheiße, verdammt, Arthur durfte nichts merken, er war ja … Er war verrückt. Aber es stimmte: Er wollte Arthur küssen.

      Kai traute sich kaum, den Kopf zu heben und Arthur anzusehen. Dessen Augen waren noch dunkler geworden und er schaute Kai an. Öffnete den Mund.

      »Willst du …« Arthur verstummte und riss die Augen auf.

      Er schlug die Hände vor den Mund, aber es nutzte nichts. Ein nasser Strahl drang zwischen seinen Fingern hervor und dann war das Mosaikmuster des Tischs unter einer Kotzlache verschwunden. Er krümmte sich vornüber, die Finger in die Lehne des Stuhls gekrallt und würgte, als wollte er seine Innereien loswerden.

      Kai wusste nicht, was er tun sollte. Vorsichtig stellte er das Glas auf die Liege und hob die Hand, um Arthurs Kopf zu tätscheln. Beim ersten Versuch verfehlte

Скачать книгу