2 Jahre später. Regina Mars
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Читать онлайн книгу 2 Jahre später - Regina Mars страница 6
Irgendwann atmete Arthur nur noch schwer. Der bittere Geruch von Kotze lag in der Luft und seine Wangen glühten.
»Tut mir leid«, murmelte er. »Tut mir echt leid, ich … Tut mir leid.«
»Schon gut«, flüsterte Kai. Er sollte wirklich aufhören, Arthurs Kopf zu tätscheln. Ach, nur noch einmal … Arthur sah auf und endlich holte ihn die Realität ein. Halbwegs. Genug, um endlich die Hände von den seidigen Haaren zu lassen und zurück in die Liege zu sinken.
»Uah.« Arthur sah angewidert auf die nass glänzende Tischplatte. Die leere Whiskyflasche war bis an ihren Rand gespült worden. Er wischte sich die Hände am Hemd ab.
»Bestimmt hast du was Schlechtes gegessen«, lallte Kai. Ihm war übel.
»Ne.« Arthur schüttelte den Kopf. Seine Augen glänzten feucht. »Ich bin nur … ich bin …« Er sah zu Boden. »Ich hab noch nie Whisky getrunken. Oder irgendwas. Ich bin so peinlich.«
Kai blinzelte. Starrte Arthur an, der wie ein Häufchen Elend in der Liege hing.
»Ich … ich auch nicht«, brachte er hervor. Etwas stieg in seiner Kehle auf. Ein Lachen und … etwas anderes. »Ich hab noch nie ein Mädchen geküsst.«
»Was?« Jetzt war es an Arthur, ihn anzuschauen, als erblickte er ihn zum ersten Mal. Sein Kopf fiel zur Seite. »Echt?«
Kai nickte. Der Schwindel wurde immer stärker. Aber ein wunderbares Gefühl dehnte sich in ihm aus, genau gleichzeitig mit dem Lächeln, das sich in Arthurs Gesicht ausbreitete.
»Ich …« Ein Lachen drang aus Arthurs Kehle. »Ich auch nicht.«
Sie prusteten beide los. Krümmten sich vor Lachen. Dann kotzte Kai quer über den Boden.
Aber es war nicht so schlimm. Erstmal war er froh, das widerliche Gesöff loszuwerden. Und dann war da Arthurs Hand, die über seine Kopfhaut fuhr, immer und immer wieder. Irgendwie zärtlich.
4. Arthur
Da war etwas Warmes unter seiner Wange. Feucht und warm. Ein vollgesabbertes Shirt. Und darunter ein Brustkorb, der sich hob und senkte und seinen Schädel hob und senkte. Seinen Schädel, der hämmerte wie … ein Hammer? Ein besserer Vergleich fiel ihm nicht ein. Die Schmerzen waren zu groß.
Arthur öffnete vorsichtig ein Auge und blinzelte in die Morgensonne. Kühle Luft kroch über seine bloßen Arme, die das kurzärmelige Hemd freiließ. Er sah die Lehne des Liegestuhls. Seine eigene Hand. Und das verblichene Grüngrau von Kais Shirt, auf dem er lag.
Er lag auf Kai. Zumindest mit dem Kopf (der von Minute zu Minute heftiger pochte) und mit einem Arm. Irgendwann in der Nacht hatte er sich an ihn gekuschelt.
Wie war er hierhergekommen? Warum waren sie nicht ins Bett gegangen? Alle Stellen, die nicht den warmen Leib neben ihm berührten, fröstelten und waren nass vom Morgentau. Aber da, wo er ihn berührte … Er roch Kai, mehr als gestern. Geschnittenes Gras und Motoröl waren noch da, aber darunter lag etwas Wildes, Würziges. Wie ein frisch gezündeter Feuerwerkskörper.
Über sich hörte er ein leises Murmeln. Dann wieder regelmäßige Atemzüge. Kai schlief. Aber wenn Arthur aufstehen würde, würde er aufwachen, oder? Und er hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde und ob das seine oder Kais Idee gewesen war, dass sie hier lagen, und …
Ein leichter Wind kam auf und trug einen weiteren Geruch an ihn heran. Igitt. Bitterkeit und Galle. So ähnlich wie der fiese Geschmack in seinem Mund … Ach, Kacke. Er wollte sich vor Scham zusammenkrümmen, als er an gestern Abend dachte. Er hatte … Er hatte sich total zum Trottel gemacht, vor Kai, der … Moment mal, der genau so geschummelt hatte? Richtig, Kai hatte auch noch nie getrunken. Oder geküsst.
Sie hatten gelacht, zusammen, dann hatte Kai sich auch übergeben und dann hatten sie weitergelacht, die halbe Nacht geredet, über alles und nichts, zumindest wusste er nicht genau, über was. Und dann mussten sie eingeschlafen sein. Nein. Er erinnerte sich und sein Herzschlag stolperte.
Kai war eingeschlafen und er hatte ihn nicht wach bekommen. Er hatte ihn nicht ins Bett tragen können und hatte sich daher zu ihm gelegt, um ihn zu wärmen. Total logisch. Zumindest war es ihm gestern so vorgekommen.
So ein Mist. Es war wirklich meine blöde Idee. Ich muss weg von hier, bevor er aufwacht.
Einen Moment lang genoss er noch das leise Pochen von Kais Herzschlag am Ohr. Dann spannte er die Muskeln an, einen nach dem anderen, und erhob sich, Millimeter um Millimeter.
Kai schlug die Augen auf.
»Mwas?«, krächzte er. Sein Gesicht war blass unter der Sommerbräune. Verwirrt blinzelte er und schaute Arthur an. Arthur, der halb auf ihm hing, die Hände links und rechts von Kais Körper aufgestützt.
»Äh, ich … glaube, ich wollte dich wärmen«, stotterte er und spürte, wie ihm die Röte in die Wangen kroch.
»Was?« Kais Augenbrauen schoben sich zusammen. Zwei kleine Falten erschienen.
»Ich hab mich zu dir gelegt, weil ich dich wärmen wollte. Du bist eingeschlafen. Und ich konnte dich nicht wecken.« Arthurs Gesicht war kurz vor dem Schmelzpunkt. »Und anscheinend dachte ich, es wäre eine supergute Idee, mich neben dich zu legen. Äh.«
»Ach so.« Kai fuhr sich durch die Haare, die immer mehr einem sturmgebeutelten Vogelnest glichen. Dann blitzten seine Eckzähne auf. Dieses Lächeln war echt … süß. »Die Idee war nicht schlecht. Mir ist warm. Aber ich glaub, mein Arm ist eingeschlafen.«
»Oh, sorry.« Arthur richtete sich auf. Kühle Morgenluft kroch unter seine feuchten Klamotten.
»Schon gut.«
Sie sahen sich um.
»Wir sollten aufräumen, bevor mein Vater kommt«, sagte Kai mit unbewegter Miene. »Und putzen.«
»Gute Idee.« Arthur verzog das Gesicht. Es war ein ekelhafter Anblick, vor allem der verklebte Tisch. Mit Schaudern erkannte er die Reste des Thunfischsandwichs, das er am Flughafen gekauft hatte.
»Ich geh nur eben pissen, dann können wir loslegen.« Kai gähnte. Arthur wollte ihn gerade fragen, ob er wüsste, wo das Bad war, als er aufstand. Anscheinend wusste er es.
Oder … Schockiert sah Arthur zu, wie Kai sich vor einen der großen Blumenkübel stellte und die Hose öffnete. Ein Plätschern erklang. Arthur sah sprachlos zu, wie der schmale Rücken sich entspannte.
Dieser Typ war ein Barbar! Ein Geschöpf des Waldes, vollkommen unberührt von der Zivilisation und den Regeln des Anstands und sowas wie … Scham.
Arthur zögerte. Dann stand er auf, stellte sich an den nächstbesten Blumentopf, öffnete seinen Gürtel und zog seinen Reißverschluss herunter. Es war seltsam befreiend.
Sie schafften es, trotz ihrer hämmernden Schädel,