Der Begriff der Natur in der Lehre von Marx. Alfred Schmidt

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Der Begriff der Natur in der Lehre von Marx - Alfred Schmidt eva taschenbuch

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»idiographischen« Methode zugänglich sind, wodurch sie zu etwas jenseits aller rationalen Analyse wird105.

      Für Marx gibt es keine Trennung schlechthin von Natur und Gesellschaft, damit auch keinen grundsätzlichen methodischen Unterschied zwischen den Naturwissenschaften und der Geschichtswissenschaft. So schreibt er in der »Deutschen Ideologie«: »Wir kennen nur eine einzige Wissenschaft, die Wissenschaft der Geschichte. Die Geschichte kann von zwei Seiten aus betrachtet, in die Geschichte der Natur und die Geschichte der Menschheit abgeteilt werden. Beide Seiten sind indes nicht zu trennen; solange Menschen existieren, bedingen sich Geschichte der Natur und Geschichte der Menschen gegenseitig.«106

      Ein »Gegensatz von Natur und Geschichte«107 wird von den Ideologen dadurch erzeugt, daß sie das produktive Verhältnis der Menschen zur Natur aus der Geschichte ausschließen. Natur und Geschichte, sagt Marx gegenüber Bruno Bauer, sind »nicht zwei voneinander getrennte ›­Dinge‹«108. Die Menschen haben immer eine »geschichtliche Natur und eine natürliche Geschichte«109 vor sich.

      Der Vorwurf, daß Marx allzu »naturalistisch« verfahre, wenn er im »Kapital« vom geschichtlichen Prozeß der ökonomischen Gesellschaftsformation als von einem naturgeschichtlichen spricht, kann ihn eben deshalb nicht treffen, weil in ihm dogmatisch die hier gerade kritisierte These vom prinzipiellen methodischen Unterschied zwischen dem Verhalten des Natur- und des Geschichtsforschers vorausgesetzt wird. Wissenschaftliches Denken kann keinen Bereich sui generis anerkennen, der gesetzmäßiger Erklärung absolut unzugänglich wäre.

      Der Methodendualismus bei Dilthey und Windelband-Rickert beruht bei allen Bemühungen dieser Autoren um die Geschichte auf geschichtsfremden Abstraktionen, die freilich zunächst auch den kritischen Sinn haben, daß der Geschichtsdeutung nicht dadurch Tür und Tor geöffnet werden sollte, daß beliebige Sinnschemata an sinnindifferente Befunde herangetragen werden. Das Kind wird mit dem Bade ausgeschüttet, und es sieht so aus, als sei der Geschichtsverlauf völlig strukturlos und bloß noch der Einfühlung und idiographischen Deskription zugänglich.

      Marx wendet sich in der Rezension »Die moralisierende Kritik und die kritische Moral« auf eine für das Verständnis seiner Methode höchst instruktive Weise gegen die undialektischen Alternativen, die, wie wir im erörterten Fall gesehen haben, entweder Natur und Geschichte ineinander aufgehen lassen oder aber ihre Differenz verabsolutieren: »Es bezeichnet den ganzen Grobianismus des ›gesunden Menschenverstandes‹, der aus dem ›vollen Leben‹ schöpft und durch keine philosophischen und sonstigen Studien sich seine Naturanlagen verkrüppelt, daß er da, wo es ihm gelingt, den Unterschied zu sehen, die Einheit nicht sieht, und daß er da, wo er die Einheit sieht, den Unterschied nicht sieht. Stellt er unterschiedene Bestimmungen auf, so versteinern sie sich ihm sofort unter der Hand, und er erblickt die verwerflichste Sophistik darin, diese Begriffsklötze so zusammenzuschlagen, daß sie ins Brennen geraten.«110

      Wie es für Marx keine reine Immanenz in der Abfolge der Ideen gibt, die »geistesgeschichtlich« zu erforschen wäre, so gibt es auch keine reine, geschichtlich unmodifizierte Natur als Erkenntnisgegenstand der Naturwissenschaften. Natur, die Sphäre des Gesetzmäßigen und Allgemeinen, ist ihrem Umfang und ihrer Beschaffenheit nach jeweils bezogen auf die Zwecke gesellschaftlich organisierter Menschen, die von einer bestimmten historischen Struktur ausgehen. Die historische Praxis der Menschen, ihr körperliches Tun, ist das immer wirksamer werdende Bindeglied zwischen den getrennt erscheinenden Bereichen. Der Marx der Pariser Manuskripte verspricht sich von der Natur und Geschichte versöhnenden Rolle der Praxis im Kommunismus sogar ein Zusammenfallen von Naturwissenschaft und Geschichtswissenschaft, die er hier als Wissenschaft vom Menschen bezeichnet: »Die Naturwissenschaft wird später ebensowohl die Wissenschaft von dem Menschen, wie die Wissenschaft von dem Menschen die Naturwissenschaft unter sich subsumieren: es wird eine Wissenschaft sein.«111

      Eine Wissenschaft deshalb, weil innerhalb ihrer Verschiedenheit vermittels der Industrie die »gesellschaftliche Wirklichkeit der Natur«112 und die mit ihr sich entwickelnde natürliche Wirklichkeit des Menschen einander immer angemessener werden, so daß die »natürliche Wissenschaft vom Menschen mit der menschlichen Naturwissenschaft«113 identisch wird.

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