Das Tal des Grauens. Arthur Conan Doyle

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Das Tal des Grauens - Arthur Conan Doyle

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hilft uns weiter, Mr. Holmes. Sie haben zweifellos recht. Wundervoll – wundervoll! Tragen Sie die Namen von allen Büchsenmachern der Welt im Kopf herum?«

      Holmes tat das Thema mit einer Handbewegung ab.

      »Kein Zweifel, das ist eine amerikanische Schrotflinte«, fuhr White Mason fort. »Ich glaub, ich hab mal gelesen, daß in einigen Ecken von Amerika abgesägte Schrotflinten als Waffe benutzt werden. Abgesehen von dem Namen auf dem Lauf war mir schon so eine Ahnung gekommen. Folglich hätten wir einen ziemlich klaren Beweis, daß dieser Mann, der ins Haus eingedrungen ist und den Hausherrn umgebracht hat, ein Amerikaner war.«

      MacDonald schüttelte den Kopf »Menschenskind, also jetzt gehen Ihnen aber wirklich die Pferde durch«, sagte er. »Ich weiß noch von keinem Beweis, daß überhaupt irgendein Fremder im Haus war.«

      »Das offene Fenster, das Blut auf dem Fensterbrett, die komische Karte, die Stiefelspuren in der Ecke, das Gewehr.«

      »Da ist nichts, was nicht hätte arrangiert werden können. Mr. Douglas war Amerikaner oder hat lange in Amerika gelebt. Mr. Barker ebenso. Sie brauchen also keinen Amerikaner von außen einzuführen, um Amerikanisches zu erklären.«

      »Ames, der Butler ...«

      »Wie steht's mit ihm? Ist er zuverlässig?«

      »Er war zehn Jahre bei Sir Charles Chandos – verläßlich wie ein Fels. Er ist schon bei Douglas, seit der vor fünf Jahren das Manor House übernommen hat. Ein Gewehr von dieser Art hat er noch nie im Haus gesehen.«

      »Das Gewehr war zum Verstecken gedacht. Deshalb sind ja die Läufe abgesägt worden. Es würde in jede Kiste passen. Wie kann er denn beschwören, daß es kein solches Gewehr im Haus gab?«

      »Tja, jedenfalls hat er nie eines gesehen.«

      MacDonald schüttelte den sturen schottischen Schädel. »Ich bin noch nicht überzeugt, daß da überhaupt irgendwer im Haus war«, sagte er. »Ich bitt Sie, überlegen Sie doch mal« – sein Aberdeen-Akzent wurde deutlicher, als er sich in seine Folgerungen verlor. »Ich bitt Sie, überlegen Sie doch mal, was daraus folgt, wenn Sie voraussetzen, daß es eine Person von außen war, die das Gewehr ins Haus geschafft und all diese seltsamen Dinge angestellt hat. Oh, Menschenskind, das ist doch einfach undenkbar! Das geht glatt gegen den gesunden Menschenverstand. Ich will Ihnen sagen, Mr. Holmes, was ich nach allem Gehörten davon halte.«

      »Nun, tragen Sie Ihren Fall vor, Mr. Mac«, sagte Holmes in seinem schönsten Richterton.

      »Der Mann ist kein Einbrecher; vorausgesetzt, es gibt ihn überhaupt. Die Ringgeschichte und die Karte deuten auf vorsätzlichen Mord aus irgendeinem persönlichen Grund. Sehr gut. Da ist also ein Mann, der in ein Haus schlüpft mit der wohlbedachten Absicht, einen Mord zu begehen. Er weiß – wenn er überhaupt was weiß –, daß er bei seiner Flucht Schwierigkeiten haben wird, weil das Haus von Wasser umgeben ist. Was für eine Waffe wird er wählen? Man sollte meinen, die leiseste von der Welt. Dann kann er nämlich hoffen, nach vollbrachter Tat rasch aus dem Fenster zu schlüpfen, durch den Graben zu waten und sich in aller Ruhe aus dem Staub zu machen. Das wäre einleuchtend. Aber ist es einleuchtend, daß er so verrückt sein soll, die lauteste Waffe mitzubringen, die er kriegen kann, wo er doch wohl weiß, daß die jeden Menschen im Haus sofort im Sauseschritt herbeilockt und daß er höchstwahrscheinlich gesehen wird, ehe er noch über den Graben gelangen kann? Ist das glaubhaft, Mr. Holmes?«

      »Tja, Sie haben den Fall überzeugend dargestellt«, erwiderte mein Freund nachdenklich. »Die Sache bedarf gewiß einer ganzen Menge von Erklärungen. Darf ich fragen, Mr. White Mason, ob Sie gleich die andere Seite des Grabens untersucht haben, um festzustellen, ob es dort irgendwelche Anzeichen dafür gab, daß der Mann aus dem Wasser gestiegen ist?«

      »Da gab's keine Anzeichen, Mr. Holmes. Allerdings handelt es sich um eine Steinkante, und da kann man kaum welche erwarten.«

      »Keine Schuhabdrücke oder Fußspuren?«

      »Nichts.«

      »Ha! Hätten Sie etwas dagegen, Mr. White Mason, wenn wir gleich zum Haus gingen? Vielleicht gibt es dort noch die eine oder andere Kleinigkeit, die uns anregen könnte.«

      »Das wollt ich gerade vorschlagen, Mr. Holmes, aber ich hielt es für richtig, Sie mit allen Fakten vertraut zu machen, bevor wir gehen. Ich nehme an, wenn Ihnen was auffallt ...« White Mason sah den Amateur voller Zweifel an.

      »Ich habe schon mit Mr. Holmes gearbeitet«, sagte Inspektor MacDonald. »Er hält sich an die Spielregeln.«

      »Zumindest an meine Vorstellung von den Spielregeln«, sagte Holmes lächelnd. »Ich nehme mich eines Falles an, um die Ziele der Gerechtigkeit und die Arbeit der Polizei zu unterstützen. Wenn sich mein Weg einmal vom amtlichen trennte, so deswegen, weil man sich zuerst von mir getrennt hat. Ich habe nicht den Wunsch, auf Kosten anderer einen Vorteil zu erzielen. Gleichzeitig jedoch, Mr. White Mason, nehme ich das Recht in Anspruch, auf meine Weise zu arbeiten und meine Resultate zu einem von mir gewählten Zeitpunkt bekanntzugeben – und dann lieber vollständig als etappenweise.«

      »Ihre Anwesenheit ist uns natürlich eine Ehre, und Ihnen alles zu zeigen, was wir wissen, auch«, sagte White Mason herzlich. »Kommen Sie, Dr. Watson; später einmal hoffen wir alle auf ein Plätzchen in Ihrem Buch.«

      Wir spazierten die malerische Dorfstraße hinunter, durch eine Reihe gestutzter Ulmen zu beiden Seiten. Just dahinter standen zwei uralte, verwitterte und von Flechten bedeckte Steinpfeiler, deren Spitzen ein formloses Etwas trugen, das weiland den aufgerichteten Löwen des Capus von Birlstone dargestellt hatte. Ein kurzer Marsch längs der gewundenen Auffahrt, mit Rasen und Eichen ringsum von solcher Art, wie man sie nur im ländlichen England findet; dann eine plötzliche Biegung, und da lag das langgestreckte, niedrige Haus aus König James' Zeiten mit seinen schmutzigen, leberfarbenen Ziegelsteinen vor uns; zu beiden Seiten erstreckte sich ein altmodischer Garten mit beschnittenen Eiben. Als wir näherkamen, sahen wir die hölzerne Zugbrücke und den schönen breiten Burggraben; er lag so still und klar wie Quecksilber im kalten winterlichen Sonnenschein. Drei Jahrhunderte waren an dem alten Manor House vorübergeflossen, Jahrhunderte der Geburt und des Heimgangs, der Reihentänze und der Fuchsjagden. Sonderbar, daß nun, im hohen Alter, diese dunkle Begebenheit ihren Schatten auf die ehrwürdigen Mauern werfen sollte. Und doch waren diese seltsamen spitzen Dächer und malerisch überhängenden Giebel ein passender Rahmen für finstere und schreckliche Machenschaften. Als ich die tiefliegenden Fenster und die langgestreckte Flucht der mattfarbenen, wasserbeleckten Fassade betrachtete, schien es mir, als könnte es keine passendere Kulisse für solch eine Tragödie geben.

      »Das ist das Fenster«, sagte White Mason; »das da unmittelbar rechts von der Zugbrücke. Es steht noch so offen, wie es letzte Nacht vorgefunden wurde.«

      »Es sieht ziemlich schmal aus für einen Mann zum Durchschlüpfen.«

      »Naja, dick war der Mann jedenfalls nicht. Da brauchen wir nicht Ihre Deduktionen, Mr. Holmes, um das festzustellen. Aber Sie oder ich könnten uns allemal durchquetschen.«

      Holmes trat an den Grabenrand und blickte hinüber. Dann untersuchte er die Steinkante und die angrenzende Grasumsäumung.

      »Ich hab's mir gut angesehen, Mr. Holmes«, sagte White Mason. »Dort gibt's nichts; kein Anzeichen, daß jemand an Land gegangen ist. Aber warum sollte er auch ein Zeichen hinterlassen?«

      »Genau. Warum sollte er? Ist das Wasser immer trübe?«

      »Meistens etwa so wie jetzt. Der

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