Echte Schauermärchen der Weltliteratur. Группа авторов

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Echte Schauermärchen der Weltliteratur - Группа авторов

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Palme abgewann. Gewiss ist es, dass seine Stimme alle übrigen in der Gemeine übertönte; und man hört noch jetzt in der Kirche ganz besondere Triller, die man wohl eine Meile weit. vielleicht bis an das entgegengesetzte Ufer des Mühlteiches, vernehmen kann, und welche rechtmäßig von Ichabod Crane’s Nase herstammen sollen. So half sich, mit verschiedenen kleinen Auswegen, auf die erfinderische Weise, die man gewöhnlich »mit Recht oder Unrecht« nennt, der würdige Pädagoge durch, und Alle, welche von der Kopfarbeit nichts verstanden, meinten, dass er ein wunderbar angenehmes Leben dabei führe.

      Der Schulmeister ist in dem Frauenkreise einer ländlichen Gegend gewöhnlich ein Mann von einiger Bedeutsamkeit; denn er wird als eine Art müßiger, anständiger Personen angesehen, die bei weitem mehr Geschmack und Bildung hat, als die rohen Bauernbursche. und in der Tat an Gelehrsamkeit bloß dem Pfarrer nachsteht. Seine Erscheinung verursacht daher gewöhnlich einige Bewegung an dem Teetisch eines Meierhofes, und gibt wohl Anlass, dass als Zugabe ein Teller mit Kuchen oder Zuckerwerk aufgetragen, vielleicht gar mit einer silbernen Teekanne geprunkt wird. Unser gelehrter Mann war daher in der Huld aller Landmädchen vorzüglich glücklich. Wie paradierte er unter ihnen auf dem Kirchhofe, vor und nach dem Gottesdienste an Sonntagen! Er brach für sie Trauben von den wilden Weinreben, welche die umherstehenden Bäume umrankten; las, zu ihrer Unterhaltung, alle die Grabschriften auf den Denkmälern ab; oder schlenderte, mit einem ganzen Schwarme derselben, an den Ufern des benachbarten Mühlteiches umher; während die schüchterneren Dorflümmel schafsmäßig zurückblieben, und seine größere Zierlichkeit und Gewandtheit mit Neid ansahen.

      Durch sein halbreisendes Leben ward er zu einer Art von wandelnder Zeitung, welche die ganze Masse des Ortsgeklatsches von einem Hause zum andern trug, so dass man ihn allemal mit Vergnügen kommen sah. Er wurde überdies von den Frauen für einen Mann von großer Gelehrsamkeit gehalten, denn er hatte mehrere Bücher ganz durchlesen, und wusste Cotton Mather’s Geschichte der Zauberei in Neu-England, an die er beiläufig gesagt, steif und fest glaubte, fast auswendig.

      Der Mann war in der Tat ein sonderbares Gemisch von natürlichem Scharfsinn und einfältiger Leichtgläubigkeit. Seine Sucht nach allem Wunderbaren, und seine Kräfte, es zu verdauen, waren gleich außerordentlich; und beide waren durch seinen Aufenthalt in dieser bezauberten Gegend bedeutend vermehrt worden. Keine Sage war für seinen geräumigen Magen zu plump oder zu ungeheuer. Es war oft sein Ergötzen, sich, wenn am Nachmittage die Schule entlassen war, auf das üppige Kleebett an dem kleinen Bach, der an seinem Schulhause dahinmurmelte, hinzustrecken, und hier des alten Mather’s schreckliche Geschichten zu durchlesen, bis die allmählig einbrechende Abend-Dämmerung den Druck vor seinen Augen in Nebel zusammenfließen ließ. Wenn er dann seinen Weg durch Moraste und Ströme und schauerliche Waldgegenden nach dem Pächterhaus antrat, wo er gerade einquartiert ward, erregte jeder Ton der Natur, in dieser Zauberstunde, seine aufgeregte Einbildungskraft gewaltig: so der Klagelaut des Whip-poor-will von dem Abhange des Hügels; der ahnungsvolle Schrei des Brüllfrosches, dieses Verkündigers des Sturmes; das traurige Geächze der Nachteule; oder das plötzliche Rauschen aus ihrem Nest aufgeschreckter Vögel im Dickicht. Auch die Leuchtwürmer, welche an den dunkelsten Stellen sehr lebendig funkelten, erschreckten ihn dann und wann, wenn einer von ungewöhnlichem Glanze quer über seinen Pfad schwebte; und wenn, durch Zufall, ein großer Tölpel von Käfer die plumpen Flügel gegen seinen Kopf schlug, so war der arme Wicht nahe daran, seinen Geist über den Gedanken aufzugeben, dass er jetzt von einer Hexe bezeichnet worden sei. Seine einzige Zuflucht bei solchen Gelegenheiten, um entweder die Gedanken zu ersticken, oder die bösen Geister weg zu scheuchen, war, Psalmen zu singen; – und die ehrlichen Bewohner der schläfrigen Schlucht, wenn sie Abends vor der Tür saßen, wurden oft mit Grauen erfüllt, wenn sie seine näselnde Melodie, »in verketteter Lieblichkeit lang hinausgezogen,« von dem entfernten Hügel oder die staubige Landstraße entlang daher schweben hörten.

      Eine andere Quelle seines schauerlichen Vergnügens war es, die langen Winterabende bei den alten holländischen Frauen zuzubringen, während diese mit ihren Spinnrädern bei dem Feuer saßen, und eine Reihe von Äpfeln auf dem Herde briet und zischte; und ihre wunderbaren Erzählungen von Gespenstern und Kobolden, von spukenden Feldern, Bächen, Brücken und Häusern und namentlich von dem kopflosen Reiter, oder von dem »galoppierenden Hessen aus der Schlucht,« wie er zuweilen genannt wurde, anzuhören. Dagegen ergötzte er sie wieder mit seinen Anekdoten von Hexereien, von den furchtbaren Anzeichen und erschrecklichen Geschichten und Tönen in der Luft, welche in früheren Zeiten in Connecticut gewöhnlich waren; und setzte sie in gewaltige Furcht mit Betrachtungen über Kometen und Sternschnuppen; und mit der entsetzlichen Tatsache, dass die Welt sich durchaus drehe, und dass sie die Hälfte ihrer Zeit auf dem Kopfe stünden.

      Wenn indessen alles dies ganz angenehm war, während er sich behaglich in der Kaminecke eines Zimmers zusammendrücken konnte, welche das prasselnde Holzfeuer mit einem rötlichen Scheine ganz beleuchtete, und wo natürlich kein Gespenst sein Gesicht sehen lassen durfte, so ward es durch die Schrecken seines später folgenden Nachhausegang teuer erkauft. Welche furchtbare Gestalten und Schatten belagerten seinen Weg in dem trüben, grausigen Glanze einer Schneenacht! – Mit welchem argwöhnischen Blicke betrachtete er jeden zitternden Lichtstrahl, der aus irgendeinem entfernten Fenster über die öden Felder dahinstreifte! – Wie oft erschreckte ihn ein mit Schnee bedeckter Strauch, der wie ein in ein Leichentuch gehülltes Gespenst sich gerade in seinen Weg stellte! – Wie oft schrak er mit starrem Entsetzen vor dem Schall seiner eigenen Fußtritte auf der Frostrinde unter seinen Füßen zurück; und fürchtete sich, über seine eigene Schulter zurückzublicken, um nicht irgend eine seltsame Gestalt dicht hinter sich her tappen zu sehen! – Und wie oft wurde er, von irgendeinem Windstoß, der in den Blättern heulte, in völlige Verzweiflung getrieben, da er nicht anders glaubte, als es sei der galoppierende Hesse auf einem seiner nächtlichen Züge!

      Alles dies waren indessen bloße Schrecken der Nacht, Phantome des Geistes, welche in Finsternis wandeln; und obgleich er zu seiner Zeit manche Gespenster gesehen hatte, und mehr als einmal auf seinen einsamen Spaziergängen von dem Satan in verschiedenen Gestalten heimgesucht worden war, so setzte doch das Taglicht allen diesen Übeln ein Ziel; und er würde, dem Teufel und allen seinen Werken zum Trotz, ein ganz angenehmes Leben geführt haben, wäre sein Weg nicht von einem Wesen durchkreuzt worden, dergleichen den Sterblichen mehr Not machen, als alle Gespenster, Kobolde und das ganze Geschlecht der Hexen zusammengenommen; und dies war – ein Weib.

      Unter den Singschülern, welche sich an einem Abend in jeder Woche versammelten, um seinen Unterricht im Psalmensingen zu empfangen, war auch Katharina van Tassel, die Tochter und das einzige Kind eines wohlhabenden holländischen Landwirtes. Sie war ein blühendes Mädchen von ungefähr achtzehn Jahren; rund wie ein Rebhuhn; reif und mürbe und rosenwangig wie eine von den Pfirsichen ihres Vaters; und überall nicht allein ihrer Schönheit, sondern auch ihrer ausgedehnten Aussichten wegen berühmt. Sie war dabei etwas kokett, wie man schon an ihrer Kleidung sehen konnte, welche ein Gemisch von alten und neuen Moden war, wie diese am meisten dazu dienten, ihre Reize hervorzuheben. Sie trug den Schmuck von purem gelben Golde, welchen ihre Ur-Ur-Großmutter von Saardam herübergebracht hatte; den verführerischen Brustlatz aus der alten Zeit; und dabei einen auffallend kurzen Rock, um den niedlichsten Fuß und Knöchel in der Gegend umher sehen zu lassen.

      Ichabod Crane hatte ein sanftes, mitleidiges Herz gegen das andere Geschlecht; und man darf sich nicht wundern, dass ein so verführerischer Bissen bald Gnade vor seinen Augen fand, besonders, nachdem er sie in ihrer väterlichen Wohnung heimgesucht hatte. Der alte Baltes van Tassel war das vollkommene Muster eines wohlhabenden, zufriedenen, gemütlichen Landwirts. Wahr ist es, er ließ selten seine Augen oder seine Gedanken über die Grenzen seiner eigenen Besitzung hinausgehen; innerhalb dieser aber war Alles behaglich, glücklich und wohlbeschaffen. Er gefiel sich in seinem Reichtum, war aber nicht stolz darauf; und tat sich eher auf seinen reichlichen Überfluss, als auf die Art, wie er lebte, etwas zu Gute. Sein festes Bollwerk war an den Ufern des Hudson belegen, in einem jener grünen, wohlbeschützten, fruchtbaren Winkel, worin die Holländer so gerne nisten. Eine große Ulme breitete ihre ausgedehnten Zweige darüber aus; an dem Fuße derselben sprudelte ein Quell des süßesten

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