Echte Schauermärchen der Weltliteratur. Группа авторов

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Bache hin, der unter Erlen und Zwergweiden dahinmurmelte. Dicht neben dem Wohnhause war eine große Scheune, die zu einer Kirche gedient haben könnte; jedes Fenster und jede Spalte derselben schien von den Schätzen des Meierhofes zu bersten; der Dreschflegel tönte geschäftig vom Morgen bis zur Nacht darin; Haus und Mauerschwalben strichen zwitschernd um die Gesimse; und Flüge von Tauben, von denen einige mit einem Auge aufblickten, als ob sie das Wetter beobachteten, einige die Köpfe unter die Flügel oder in die Brust steckten, und andere sich aufbliesen, und girrten, und gegen ihre Weibchen sich neigten. genossen des Sonnenscheins auf dem Dache. Feiste unbehilfliche Schweine grunzten in Ruhe und Überfluss in ihren Ställen, aus denen dann und wann Haufen von Spanferkeln hervorstürzten, als ob sie die Luft wittern wollten. Ein stattliches Geschwader von schneeweißen Gänsen schwamm auf einem benachbarten Teiche umher, und beschützte ganze Flotten von Enten; Regimenter von Truthühnern kollerten auf dem Hofe umher, und Perlhühner gingen, wie verdrießliche Hausfrauen, mit ihrem grämlichen missvergnügten Geschrei hin und her. Vor dem Scheunentor stolzierte der tapfere Hahn, das Muster eines Ehemannes, eines Kriegers und eines feinen Herrn, seine schimmernden Flügel schlagend, und im Stolze und in der Freude seines Herzens laut krähend – zuweilen mit seinen Füßen die Erde scharrend, und dann, großmütiger Weise, seine immer hungrige Familie herbeirufend, sich des fetten Bissens zu erfreuen, den er entdeckt hatte.

      Dem Pädagogen wässerte der Mund, als er auf diese prächtigen Verheißungen einer üppigen Winterkost blickte. In seinem verschlingenden Gemüts-Auge sah er schon jedes Spanferkel gebraten mit einem Pudding im Leibe und einem Apfel im Maule umherlaufen; die Tauben waren sanft in eine Pastete gebettet und unter einem Deckel von Kruste verborgen; die Gänse schwammen in ihrem eigenen Fette, und die Enten lagen traulich, wie neuvermählte Paare, zu Zweien in den Schüsseln, bei einem anständigen Vorrat von Zwiebelbrühe. In den größeren Schweinen sah er schon die künftige fette Speckseite und den saftigen, schmackhaften Schinken abgeschnitten; es gab keinen Truthahn, den er nicht zierlich aufgestutzt, mit dem Magen unter dem Flügel und vielleicht einem Halsbande von schmackhaften Würsten, gesehen hätte; und selbst der stolze Singhahn lag auf seinem Rücken, in einer Nebenschüssel, mit aufwärts gekehrten Krallen, als ob er die Gnade erbitten wollte, die sein ritterlicher Geist, so lange er lebte, zu fordern verschmäht hatte.

      Indem der entzückte Ichabod sich alles dies dachte, und seine großen, grünen Augen über die fetten Wiesen, die reichen Weizen-, Roggen-, Buchweizen-und Maisfelder, und die mit rötlichen Früchten beladenen Obstgärten, welche die warme Wohnung van Tassel’s umgaben, dahinrollen ließ, sehnte sich sein Herz nach dem Mädchen, welches diese Besitzungen erben sollte, und seine Einbildungskraft dehnte sich bei dem Gedanken aus, wie leicht man sie in bares Geld verwandeln und dies zum Ankauf ungeheurer Strecken wüsten Landes und zu Schindelpalästen verwenden könnte. Ja, seine geschäftige Einbildungskraft verwirklichte bereits seine Hoffnungen, und stellte ihm die blühende Katharina dar, wie sie, mit einer ganzen Familie von Kindern, oben auf einem mit allerhand Hausrat beladenen Wagen saß, während Töpfe und Kessel unter demselben baumelten; sich selbst sah er auf einer ruhigen Stute, mit einem Füllen auf ihren Fersen, auf dem Wege nach Kentucky, Tennessee, oder Gott weiß wohin.

      Als er in das Haus trat, war die Eroberung seines Herzens vollständig. Es war eines von jenen geräumigen Wohnhäusern, mit hohem Giebel, aber niedrigem Dach, in dem Style erbaut, welcher von den ersten holländischen Ansiedlern sich fortgepflanzt hatte; die niedrigen vorspringenden Gesimse bildeten vor dem Hause eine Art von Bogengang, der bei schlechtem Wetter geschlossen werden konnte. Unter diesem hingen Dreschflegel, Pferdegeschirre, mehrere Ackergeräte und Netze zum Fischfange in dem benachbarten Fluss. Bänke waren an den Wänden zum Gebrauche im Sommer angebracht; und ein großes Spinnrad an dem einen Ende und ein Butterfass am andern deuteten darauf hin, zu wie vielfachem Gebrauche diese wichtige Vorhalle benutzt werden könne. Aus diesem Bogengange trat der verwunderte Ichabod in den Saal, welcher den Mittelpunkt des Gebäudes und den gewöhnlichen Aufenthaltsort der Familie bildete. Hier blendeten Reihen von glänzendem Zinn, die auf dem langen Anrichtetisch ausgestellt waren, seine Augen. In einem Winkel stand ein großer Sack mit Wolle, der zum Verspinnen bereit war; in einem andern lag ein Pack Beiderwand, das soeben vom Webestuhl gekommen; Maisähren und Schnüre gedörrter Äpfel und Pfirsichen hingen in lustigen Bogengehängen die Wände entlang, mit der Pracht von roten Pfefferkolben dazwischen; und eine halb offen gelassene Tür ließ ihn einen Blick in das Gesellschaftszimmer tun, wo die Stühle mit Klauenfüßen und die dunkeln Mahogony-Tische wie Spiegel glänzten; Feuerböcke, mit den dazu gehörigen Schaufeln und Zangen, schienen aus ihrer Bedeckung von Spargelkraut hervor; künstliche Orangen und Muscheln schmückten das Kamingesims; Schnüre von vielfarbigen Vogeleiern waren darüber aufgehängt; von der Mitte des Zimmers herab hing ein großes Straußenei, und ein Eckschrank, bedachtsamer Weise offengelassen, ließ einen ungeheuren Schatz von altem Silberzeuge und schön gemaltem Porzellan sehen.

      Von dem Augenblicke an, wo Ichabod seine Augen auf diese seligen Gefilde heftete, war es mit seinem Seelenfrieden ein Ende, und sein einziges Bemühen war dahin gerichtet, wie er die Neigung der unvergleichlichen Tochter van Tassel’s gewinnen solle. Bei diesem Unternehmen hatte er jedoch mehr wirkliche Schwierigkeiten zu überwinden, als gewöhnlich einem irrenden Ritter in alten Zeiten zu Teil wurden, der selten etwas anders, als Riesen, Zauberer, feurige Drachen und dergleichen leicht zu besiegende Gegner zu bekämpfen hatte, und sich durch eiserne und metallene Thore und Mauern von Diamanten nach dem Burgverließ, wo die Dame seines Herzens gefangen saß, einen Weg bahnen musste; welches Alles er so leicht verrichtete, wie Jemand jetzt sich mit dem Vorlegemesser einen Weg in eine Weihnachtspastete bahnen würde, worauf die Dame ihm, wie sich von selbst versteht, ihre Hand reichte. Ichabod dagegen musste sich einen Weg zu dem Herzen einer Dorf-Kokette bahnen, von einer Menge Eigenheiten und Launen umlagert, die ihm alle Augenblicke neue Schwierigkeiten und Hindernisse in den Weg legten; er hatte einen Schwarm furchtbarer Gegner von Fleisch und Blut, die zahlreichen ländlichen Bewunderer zu bekämpfen, welche jedes Tor zu ihrem Herzen besetzt hielten, wachsam und grollend einander beobachteten und bereit waren, für die gemeinschaftliche Sache gegen jeden neuen Bewerber in das Feld zu rücken.

      Unter diesen war der furchtbarste ein plumper, lärmender, tobender Bursche, Namens Abraham, oder, wie die Holländer den Namen abzukürzen pflegten, Brom van Brunt, der Held der Gegend umher, welche von seinen gewaltigen Taten widerhallte. Er war breitschultrig und doppelsehnig, hatte kurzes, krauses, schwarzes Haar, und ein rohes, aber nicht unangenehmes Gesicht, in welchem sich eine Mischung von Lustigkeit und Anmaßung aussprach. Wegen seiner herkulischen Taten und seiner großen Gliederstärke hatte er den Spottnamen Brom Bones (Brom-Knochen) erhalten, unter welchem er allgemein bekannt war. Er war seiner großen Kenntnis und Gewandtheit in der Reitkunst wegen berühmt, und so gut zu Pferde, als ein Tartar. Er war der Erste bei allen Wettrennen und Hahnengefechten; und bei der Überlegenheit, welche auf dem Lande körperliche Stärke immer zu verschaffen pflegt, war er in allen Streitigkeiten der Schiedsrichter, wo er seinen Hut auf die eine Seite setzte, und seine Aussprüche mit einer Art und einem Tone von sich gab, die keine Einrede und keine fernere Ansprache zuließen. Er war immer bereit zu Schlägereien oder zu einer Lustbarkeit; in seinem Wesen war mehr Neigung zum Unfug, als eigentliche Bosheit; und, bei aller seiner gewaltigen Rohheit, hatte er doch einen starken Zug leichtfertiger Gutmütigkeit im Herzen. Er hatte drei oder vier lustige Gesellen seines Gelichters, welche ihn als ihr Muster betrachteten, und an deren Spitze er die Gegend durchstrich und jedem Handel, jeder Lustbarkeit viele Meilen in der Runde beiwohnte. Bei kaltem Wetter zeichnete er sich durch eine Pelzmütze aus, mit einem fliegenden Fuchsschwanze darüber; und wenn die Landleute bei irgend einer allgemeinen Versammlung diese wohlbekannte Helmzierde in einiger Entfernung aus einem Haufen gewaltiger Reiter hervorwinken sahen, so gingen sie immer aus dem Wege, denn sonst gab es Sturm. Zuweilen hörte man seine Mannschaft in der Mitternacht mit einem gewaltigen Geschrei und Hallo, wie einen Trupp donischer Kosaken an den Meierhöfen vorbeisprengen, und die alten Frauen, aus ihrem Schlafe aufgeschreckt, lauschten wohl einen Augenblick, bis das Braus und Saus vorbeigerasselt war, und riefen dann: »das ist Brom Bones mit seiner Bande!« Die Nachbarn betrachteten ihn mit einer Mischung von Furcht, Bewunderung und Zuneigung, und schüttelten, sobald irgend ein toller Streich oder eine Schlägerei in der Gegend vorfiel, jedes Mal den Kopf, und

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