Echte Schauermärchen der Weltliteratur. Группа авторов

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Echte Schauermärchen der Weltliteratur - Группа авторов

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Tone vorgetragen wurden, womit Leute im Dunkeln reden, und wobei die Gesichter der Zuhörer nur dann und wann durch das Aufflammen einer Pfeife beleuchtet wurden, machten auf Ichabod’s Gemüht einen tiefen Eindruck. Er vergalt sie in gleicher Münze durch weitläufige Anführungen aus seinem unschätzbaren Schriftsteller, Cotton Mather, und fügte manche wunderbare Vorfälle hinzu, welche in seinem Geburtsstaate Connecticut sich ereignet hatten, so wie Erzählungen von den furchtbaren Geschichten, welche er bei seinen nächtlichen Wanderungen um die schläfrige Schlucht erblickt hatte.

      Die Gesellschaft brach nun allmählich auf. Die alten Gutsbesitzer zogen ihre Familien in ihre Wagen zusammen, und man hörte sie eine Zeit lang in den Hohlwegen und über die entfernten Hügel dahinrollen. Einige von den Dämchen nahmen auf den Pferden ihrer Anbeter, hinter diesen, auf Kissen Platz, und ihr fröhliches Gelächter hallte, mit dem Geklapper der Hufe vermischt, in den stillen Waldgegenden wider, wurde immer schwächer und schwächer, bis es endlich ganz verhallte – und die noch vor Kurzem so geräuschvolle und fröhliche Scene war nun still und verlassen. Nur Ichabod zögerte noch, nach der Sitte ländlicher Liebhaber, um mit der Erbin unter vier Augen zu bleiben, vollkommen überzeugt, dass er nun auf der Heerstraße zu seinem Glücke sei. Was bei dieser Zusammenkunft vorgegangen, kann ich mir nicht heraus nehmen, sagen zu wollen, weil ich es nicht weiß. Etwas muss indessen, fürchte ich, nicht so ganz richtig gewesen sein, denn Ichabod kam nach einer nicht langen Zwischenzeit heraus, mit trostbedürftigem, mutlosem Wesen. – O, diese Weiber! diese Weiber! Hatte das Mädchen ihm vielleicht einen ihrer Kokettenstreiche gespielt?– Hatte sie den armen Pädagogen bloß zu begünstigen geschienen, um sich die Eroberung seines Nebenbuhlers zu sichern? – Der Himmel mag es wissen, ich nicht! – Es wird hinreichen, zu sagen, Ichabod stahl sich heraus, mit der Miene eines solchen, der eher auf einen Hühnerstall, aber nicht auf das Herz eines schönen Mädchens einen Angriff gemacht hat. Ohne sich zur Rechten oder zur Linken nach den ländlichen Reichtümern umzusehen, nach denen er früher so oft hingeschielt hatte, ging er geraden Weges nach dem Stalle, und brachte durch einige derbe Püffe und Stöße sein Ross sehr unfreundlich von dem behaglichen Lager empor, auf dem es ruhig schlief, von Bergen von Korn und Hafer und ganzen Wäldern von Timotheus-Gras und Klee träumend.

      Es war gerade die Hexenstunde der Nacht, als Ichabod, mit schwerem Herzen und gesunkenem Mut an den hohen Hügeln hin, welche sich über Tarry Town erheben, seinen Weg nach Hause verfolgte, welchen er so fröhlich am Nachmittage zurückgelegt hatte. Die Stunde war so trübe, als er selbst. Weit unter ihm breitete die Trappan-Zee ihren finsteren und nur undeutlich sichtbaren Wasserspiegel aus, auf dem sich hie und da der hohe Mast einer Schaluppe erhob, welche ruhig am Lande vor Anker lag. In der Todesstille der Mitternacht konnte er sogar das Gebell der Kettenhunde von dem gegenüberliegenden Ufer des Hudson hören; allein es klang so unbestimmt und schwach, dass es nur eine Idee geben konnte von seiner Entfernung von diesem treuen Gefährten des Menschen. Dann und wann ertönte auch weit her von irgendeinem Meierhofe in den Hügeln, das langgezogene Krähen eines Hahns, der zufällig erwacht war, – aber es klang nur wie ein Ton des Traumes in sein Ohr. Kein Lebenszeichen war in seiner Nähe zu bemerken, als von Zeit zu Zeit das trübsinnige Zirpen einer Grille, oder vielleicht der Kehlton eines Brüllfrosches aus einem benachbarten Morast, als schliefe er unbehaglich, und habe sich plötzlich auf seinem Lager umgewendet.

      Alle die Geschichten von Geistern und Kobolden, welche er am Nachmittag gehört hatte, kamen ihm nun zu Schaaren wieder in den Sinn. Die Nacht wurde dunkler und dunkler; die Sterne schienen tiefer in den Himmel zu sinken, und dahintreibende Wolken entzogen sie von Zeit zu Zeit seinen Blicken. Er hatte sich nie so verlassen und unglücklich gefühlt. Überdies näherte er sich dem Orte, wohin man mehrere der Szenen der Geistergeschichten verlegt hatte. Mitten auf dem Wege stand ein ungeheurer Tulpenbaum, welcher wie ein Riese über alle übrigen Bäume in der Nachbarschaft hinüberragte und eine Art von Wahrzeichen bildete. Seine Zweige waren knorrig und von abenteuerlicher Gestalt, groß genug, um Stämme für gewöhnliche Bäume zu bilden; sie bogen sich beinahe bis zur Erde hinab, und erhoben sich dann wiederum in die Luft. Er stand in Verbindung mit der tragischen Geschichte des unglücklichen André, der dicht dabei zum Gefangenen gemacht worden, und war allgemein unter dem Namen Major André‘s Baum bekannt. Die gemeinen Leute betrachteten ihn mit einer Mischung von Ehrfurcht und Aberglauben, teils aus Antheil an dem Schicksale des unglücklichen Mannes, und teils wegen Erzählungen von sonderbaren Erscheinungen, die man dort bemerkt, und der Klagetöne, die man dabei gehört haben wollte.

      Indem Ichabod sich diesem furchtbaren Baume näherte, fing er an zu pfeifen; er glaubte, dass sein Pfeifen beantwortet würde – allein es war nur ein Windstoß, der scharf durch die trockenen Zweige strich. Als er ein wenig näher kam, glaubte er, etwas Weißes zu erkennen, das in der Mitte des Baumes hing – er hielt an, und hörte auf zu pfeifen; als er aber genauer hinsah, bemerkte er, dass dies ein Fleck war, wo der Baum vom Blitze getroffen worden und das weiße Holz sichtbar war. Plötzlich hörte er ein Stöhnen – seine Zähne klapperten und die Knie schlotterten ihm gegen den Sattel: es war nur das Reiben eines der großen Äste an einen andern, wie sie von dem Sturme bewegt worden. Er kam glücklich bei dem Baum vorüber; doch neue Gefahren lagen vor ihm.

      Ungefähr zwei hundert Ellen von dem Baume durchschnitt ein kleiner Bach den Weg, und floss in eine morastische, dicht beholzte Schlucht, welche unter dem Namen Wiley’s Lache bekannt war. Einige rohe Holzblöcke, nebeneinander gelegt, dienten zur Brücke über dieses Wasser. An der Seite der Straße, wo sich der Bach in dem Walde verlor, verbreitete eine Gruppe von Eichen-und Kastanienbäumen, mit wilden Weinstöcken dicht durchflochten, eine höhlenartige Düsterheit darüber. Über diese Brücke hinwegzukommen, war die schwerste Prüfung. Gerade an dieser nämlichen Stelle war der unglückliche André gefangen genommen worden, und unter diesen Kastanienbäumen und Weinreben lagen die handfesten Milizen verborgen, welche ihn überfielen. Man hat dies Wasser von der Zeit an immer als unheimlich angesehen, und schauernd sind die Gefühle des Schulknaben, welcher nach dem Eintritt der Dämmerung allein darüber gehen muss.

      Als er sich dem Wasser näherte, fing ihm das Herz mächtig an zu klopfen; er nahm indessen alle seine Entschlossenheit zusammen, gab seinem Pferde ein halbes Dutzend Rippenstöße, und suchte rasch über die Brücke zu kommen; statt aber vorwärts zu gehen, machte das eigensinnige alte Thier eine Seitenbewegung, und rannte gerade gegen die Umzäunung. Ichabod, dessen Furcht mit dem Verzuge wuchs, zog die Zügel nach der andern Seite an und stieß wacker mit dem entgegengesetzten Fuße; es war alles vergebens – sein Ross ging zwar vorwärts, aber nur, um auf die andere Seite des Weges, in ein Dickicht von Brombeeren und Erlengestrüpp hineinzulaufen. Der Schulmeister bearbeitete nun mit Peitsche und Sporn des alten Gunpowder’s hervorstehende Rippen, welcher schnaubend und schnaufend vorwärts schoss, dicht bei der Brücke aber mit einer solchen Schnelle Halt machte, dass sein Reiter beinahe über seinen Kopf hinweggestürzt wäre. Gerade in diesem Augenblicke vernahmen Ichabod’s feine Ohren ein Getrampel in dem Morast an der Brücke. In dem dunkeln Schatten des Gebüsches, am Ufer des Baches, sah er etwas Gewaltiges, Unförmliches, Schwarzes und Turmhohes. Es rührte sich nicht, sondern schien in dem Dunkel zusammengezogen wie ein riesenhaftes Ungeheuer, und im Begriff, sich auf den Reisenden zu stürzen.

      Das Haar des erschrockenen Pädagogen sträubte sich vor Furcht auf seinem Kopfe. Was sollte er tun? Umzukehren und zu fliehen war jetzt zu spät; und überdies, welche Möglichkeit gab es, einem Geiste oder Kobold, wenn dies ein solcher war, zu entgehen, da diesem die Flügel des Windes zu Gebote stunden? Indem er also eine Art Muth zusammenraffte, fragte er stammelnd – »Wer seid Ihr?« Er erhielt keine Antwort. Er wiederholte seine Frage mit noch bewegterer Stimme. Noch immer gab es keine Antwort. Abermals zerprügelt er des unbeugsamen Gunpowder’s Seiten, und stimmte, indem er die Augen schloss, mit unwillkürlicher Inbrunst eine Psalmmelodie an. In diesem Augenblick setzte sich der dunkele Gegenstand des Schreckens in Bewegung, und stand mit einem Ruck und einem Sprunge plötzlich mitten auf dem Wege. Obgleich die Nacht dunkel und schauerlich war, so ward doch nun die Gestalt des Unbekannten einigermaßen kenntlich. Er schien ein Reiter von gewaltiger Größe, der ein schwarzes Pferd von mächtigen Formen ritt. Er machte keine Bewegung, die auf Belästigung, noch eine solche, die auf

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