Die Pickwickier. Charles Dickens

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Die Pickwickier - Charles Dickens

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größtem Vergnügen", entgegnete der kleine Doktor. "Würde zehn Uhr zu spät sein, um noch ein halbes Stündchen bei Ihnen zu plaudern?"

      "Oh, gewiß nicht. Ich werde mich glücklich schätzen, Sie meinen Freunden Mr. Pickwick und Mr. Tupman vorzustellen."

      "Wird mir eine große Ehre sein", meinte Dr. Slammer, der sich nicht träumen ließ, wer wohl Mr. Tupman wäre.

      "Wir dürfen also auf Sie zählen?" fragte Mr. Snodgraß.

      "Gewiß."

      Sie hatten inzwischen die Landstraße wieder erreicht, nahmen herzlichen Abschied voneinander und trennten sich. Dr. Slammer begab sich mit seinen Freunden nach der Kaserne, und Mr. Winkle kehrte, von Mr. Snodgraß begleitet, in den Gasthof zurück.

      Mr. Pickwick war in Sorgen wegen des ungewöhnlich langen Ausbleibens seiner zwei Freunde, und ihr geheimnisvolles Benehmen während des ganzen Morgens trug keineswegs dazu bei, sie zu vermindern. Um so größer war seine Freude, als er sie wieder ins Zimmer treten sah; und nun ging es an ein Fragen, was ihn so lange ihrer Gesellschaft beraubt hatte. Mr. Snodgraß schickte sich eben an, eine getreue, umständliche Erzählung der Begebnisse des Tages zu beginnen, als er plötzlich innehielt, weil er bemerkte, daß außer Mr. Tupman auch noch ihr Reisegefährte von gestern und ein zweiter Fremder von gleich wunderlichem äußern zugegen waren – ein Mann, dessen fahles Gesicht und eingesunkene Augen von Leid und Kummer erzählten, während das straffe schwarze Haar, das ihm wirr über die Stirne herunterhing, die von Natur schon genug markierten Züge nur noch auffallender erscheinen ließen. Seine stechenden Augen hatten einen fast unnatürlichen Glanz, seine Backenknochen traten stark hervor, und sein Unterkiefer war so lang und hager, daß man hätte glauben können, seine Wangen waren für einen Augenblick verkrampft und eingesaugt, wenn nicht der halb geöffnete Mund und der unbewegliche Ausdruck bewiesen hätten, daß der Mann sich nicht verstellte. Um den Hals trug er einen grünen Schal geschlungen, dessen breite Enden über die Brust herunterhingen und sogar noch durch die Knopflöcher seiner alten Weste hervorsahen. Außerdem trug er einen langen schwarzen Überrock, weite braune Beinkleider, und große schadhafte Stiefel.

      Mr. Winkles Blick haftete noch auf dieser nicht sehr einladenden Erscheinung, als Mr. Pickwick mit ausgestreckter Hand auf ihn zuging und ihm den Fremden mit den Worten "Ein Freund unsres Freundes hier" vorstellte.

      "Wir haben diesen Morgen in Erfahrung gebracht", fuhr er fort, "daß unser Freund mit dem hiesigen Theater in Verbindung steht, obgleich er nicht wünscht, daß es allgemein bekannt werde, und gegenwärtiger Herr ist gleichfalls Schauspieler. Er war eben im Begriff, uns mit einer kleinen Erzählung zu erfreuen, als Sie eintraten."

      "Ein wahres Anekdotenbuch", erklärte der Grünrock von gestern in leisem, vertraulichem Ton zu Mr. Winkle. "Possierlicher Bursche – bloß Statist – kein eigentlicher Schauspieler – wunderlicher Mensch – Unglück aller Art gehabt – allgemein unter dem Namen ,der Trübsal-Jemmy' bekannt."

      Mr. Winkle und Mr. Snodgraß bewillkommneten den ihnen als "Trübsal-Jemmy" bezeichneten Herrn höflich, bestellten Brandy mit Wasser, um es der übrigen Gesellschaft gleichzutun, und setzten sich an den Tisch.

      "Nun, Sir, würden Sie uns jetzt das Vergnügen machen, mit Ihrer Erzählung fortzufahren?" fragte Mr. Pickwick.

      Der Trübsinnige zog eine schmutzige Papierrolle aus der Tasche und wandte sich mit einer Grabesstimme, die mit seiner äußeren Erscheinung gut harmonierte, an Mr. Snodgraß, der eben sein Notizbuch zur Hand genommen hatte:

      "Sind Sie Dichter?"

      "Ich – ich versuche mich bisweilen in poetischen Leistungen", antwortete Mr. Snodgraß, etwas verblüfft über diese plötzliche Frage.

      "Ach, Poesie ist für das Leben, was Licht und Musik für die Bühne. Nimmt man dem einen seinen falschen Glanz und der ändern ihre Illusionen – bleibt dann in Wirklichkeit noch etwas, was des Lebens und der Sorge wert wäre?"

      "Sehr wahr, Sir", seufzte Mr. Snodgraß.

      "Vor den Lampen des Proszeniums sitzen", fuhr der Trübsinnige fort, "heißt soviel, wie ein großartiges Hofgepränge schauen und die seidnen Gewänder der prachtliebenden Menge bewundern – hinter ihnen sein, bedeutet die Drähte all dieser Puppen ziehen, unbeachtet bleiben und unbekannt, wo niemand sich kümmert, ob die armen Unglücklichen schwimmen oder sinken, leben oder Hungers sterben, wie es gerade das Schicksal fügt."

      "Mag sein", entgegnete Mr. Snodgraß, denn das eingesunkene Auge des Trübsinnigen ruhte auf ihm, und er fühlte die Notwendigkeit, etwas zu sagen.

      "Weiter, Jemmy!" sagte der spanische Reisende. "Nicht alles ins Tragische – kein Gejammer – frisch – munter!"

      "Wollen Sie sich nicht ein Glas einschenken, ehe Sie anfangen, Sir?" fragte Mr. Pickwick.

      Der Trübsinnige nahm die Einladung an, mischte sich ein Glas Brandy, schluckte langsam die Hälfte hinunter, öffnete dann seine Papierrolle und begann folgende Geschichte, die sich in den Klubakten mit der Aufschrift "Erzählung des wandernden Schauspielers" vorfindet, halb lesend, halb aus dem Gedächtnis vorzutragen.

      "Es ist nichts Außerordentliches, Ja, nicht einmal etwas Ungewöhnliches an dem, was ich jetzt erzählen will", begann der Trübsinnige. "Entbehrungen und Krankheit sind in manchen Lebenslagen etwas zu Alltägliches, um mehr Aufmerksamkeit zu verdienen, als den gewöhnlichsten Wechselfällen des menschlichen Lebens zuteil wird. Ich habe die folgenden kurzen Notizen gesammelt, weil ich den Mann, von dem ich rede, vor einigen Jahren sehr gut kannte. Ich war Augenzeuge, wie er immer tiefer und tiefer sank, bis er zuletzt jenen Abgrund von Elend erreichte, aus dem er sich nicht wieder erhob.

      Der Mann, von dem ich erzähle, war ein kleiner Pantomimenschauspieler und, wie so viele seines Berufes, ein Gewohnheitstrinker. In seinen besseren Tagen, als er noch nicht durch Ausschweifungen herabgekommen und durch Krankheit geschwächt war, bezog er ein gutes Einkommen, das er bei einem geordneten Lebenswandel noch mehrere Jahre lang hätte beziehen können – wenn auch nicht viele –, denn solche Leute sterben entweder frühzeitig oder verlieren durch übermäßige Anstrengung die körperlichen Fähigkeiten bald, von denen allein ihr Erwerb abhängt. Seine Leidenschaft beherrschte ihn in einem Grade, daß er in kurzer Zeit fü die Rollen, in denen er etwas leisten konnte, unfähig wurde. Die Schenke übte einen Zauber auf ihn aus, dem er nicht widerstehen konnte. Vernachlässigte Krankheit. und hoffnungslose Armut mußten so sicher sein Los werden wie der Tod, wenn er bei seinem Laster beharrte Dennoch ließ er nicht davon, und die Folgen sind leicht zu erraten. Er konnte kein Engagement mehr finden und wurde brotlos.

      Jeder, der nur einigermaßen mit dem Theaterleben bekannt ist, weiß, welche Menge armer Schlucker sich gewöhnlich im Troß einer größeren Bühne befindet – keine ordnungsgemäß angestellten Schauspieler, sondern Ballettvolk, Statisten, Hanswüste und so weiter, die fü eine bestimmte Pantomime oder Lokalposse, die gerade im Schwange ist, angenommen und dann wieder entlassen werden, bis wieder irgendein Zugstück gegeben wird, bei dem man ihrer Dienste aufs neue bedarf. Zu solchem Leben mußte der Mann seine Zuflucht nehmen. Er besorgte in kleinen Theatern das Stühlehinaustragen und erwarb sich dadurch einige Schillinge wöchentlich, die er seiner alten Leidenschaft opferte. Aber auch diese Erwerbsquelle versiegte bald. Seine Ausschweifungen verschlangen zuviel von seinen Einnahmen, um auch nur fü die geringsten Bedüfnisse etwas übrigzulassen, und er

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