Die Pickwickier. Charles Dickens
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Читать онлайн книгу Die Pickwickier - Charles Dickens страница 6
"Ja, ja. Karl der Erste – heute zur Tür des Palastes hinein – morgen durchs Fenster hinaus, aufs Schafott. – Philosoph, Sir?"
"Hm, ja. Ein Beobachter der menschlichen Natur, Sir", versetzte Mr. Pickwick.
"So? – Ich auch. – Die meisten Leute sind's, wenn sie wenig zu tun und noch weniger zu leben haben. – Poet, Sir?"
"Mein Freund, Mr. Snodgraß, hat eine starke poetische Ader."
"So? – Ich auch. – Episches Gedicht – zehntausend Verse – Julirevolution – an Ort und Stelle verfaßt – Mars bei Tag, Apollo bei Nacht – Kanonendonner – Geistesblitze."
"Sie waren bei jenem glorreichen Schauspiel anwesend, Sir?" fragte Mr. Snodgraß.
"Anwesend?" wiederholte der Grünrock. "Will's meinen3 – feuerte drauflos – Idee durch den Kopf geschossen – rasch in ein Weinhaus – schrieb sie nieder – wieder zurück – Schuß auf Schuß – eine andere Idee – abermals ins Weinhaus – Feder und Tinte – aufs neue zurück – gestochen und gehauen – großartige Zeit, Sir. – Jagdliebhaber, Sir?" wandte er sich plötzlich an Mr. Winkle.
"Ein wenig, Sir."
"Feiner Sport, Sir, feiner Sport. Hunde, Sir?"
"Zur Zeit nicht", entgegnete Mr. Winkle.
"Ah, Sie sollten Hunde halten – herrliche Tiere – schlaue Geschöpfe – hatte selbst einmal einen – Hühnerhund – merkwürdiger Instinkt – gehe eines Tages auf den Anstand – trete in eine Umzäunung – pfeife – Hund wie festgenagelt – pfeife wieder – ,Ponto!' Rührt sich nicht. – Rufe noch mal: – ,Ponto! Ponto!' – Rührt sich nicht – wie festgewurzelt – stiert auf ein Brett – sehe auf und lese die Inschrift: ,Der Wildhüter hat Befehl, alle Hunde, die er im Bereich dieser Umzäunung antrifft, totzuschießen.' – Wundervoller Hund, unschätzbarer Hund – kolossal."
"In der Tat, einzig in seiner Art", sagte Mr. Pickwick "Würden Sie gestatten, daß ich mir das notiere?"
"Gewiß, Sir, gewiß. Können noch hundert Geschichten von demselben Tier haben. – Schöne Mädchen, Sir!"
"Sehr schöne", bestätigte Mr. Tupman, der soeben einer vorübergehenden jungen Dame einige nicht eben pickwickische Blicke zugeworfen hatte.
"Englische Mädchen nicht so schön wie spanische – edle Gestalten – pechschwarzes Haar – dunkle Augen – liebliche Formen – süße Geschöpfe – bezaubernd."
"Sie sind in Spanien gewesen, Sir?"
"Hm – lebte dort – halbes Menschenalter."
"Viele Eroberungen gemacht, Sir?" fragte Mr. Tupman weiter.
"Eroberungen? – Tausende. – Don Bolaro Fizzgig – Grande – einzige Tochter – Donna Christina – prachtvolles Geschöpf – verliebt in mich bis zum Wahnsinn – eifersüchtiger Vater – hochherzige Tochter – schöner Engländer – Donna Christina in Verzweiflung – Blausäure – Magenpumpe im Mantelsack – Operation glücklich durchgeführt – der alte Bolaro außer sich vor Entzücken – willigte in unsere Verbindung – Händedrücke und Tränenströme – romantische Geschichte – kolossal."
"Ist die Dame jetzt in England, Sir?" fragte Mr. Tupman, auf den die Schilderung der Reize Donna Christinas einen mächtigen Eindruck gemacht hatte.
"Tot, Sir, tot", sagte der Fremde und drückte den spärlichen Überrest eines uralten Baumwollschnupftuches an sein rechtes Auge. "Nie ganz genesen, trotz der Magenpumpe – untergrabene Konstitution – Opfer geworden."
"Und ihr Vater?" fragte der poetische Snodgraß.
"Elend und Gewissensbisse. – Plötzlich verschwunden – Stadtgespräch – Nachforschungen überall – erfolglos – öffentlicher Brunnen auf dem Hauptplatze hört auf zu springen – Wochen vergehen – immer noch kein Wasser – Arbeiter kommen – schöpfen aus – finden meinen Schwiegervater mit dem Kopf in der Hauptröhre stecken, mit einem ausführlichen Bekenntnis in seinem rechten Stiefel – ziehen In heraus. – Brunnen springt wieder – wie früher."
»Würden Sie mir gestatten, Sir, diesen kleinen Roman niederzuschreiben?" fragte Mr. Snodgraß, tief ergriffen.
"Gewiß, Sir, gewiß – noch fünfzig andre, wenn Sie sie hören wollen. – Ein seltsames Leben geführt – merkwürdige Geschichte – nicht ungewöhnlich, aber höchst interessant."
An diesem Faden spann der Fremde – nur hin und wieder ein Glas Bier einschaltend, wenn die Pferde gewechselt wurden – so lange weiter, bis sie die Rochesterbrücke erreichten; und bereits zu diesem Zeitpunkt hatten Mr. Pickwick und Mr. Snodgraß ihre Notizbücher mit ausgewählten Partien seiner Abenteuer restlos vollgeschrieben.
"Großartige Ruine!" rief Mr. Augustus Snodgraß mit der poetischen Glut, der er seinen Dichterruhm verdankte, als sie des schönen alten Schlosses ansichtig wurden.
"Welch herrliche Gelegenheit für einen Altertumsforscher!" ließ sich Mr. Pickwick vernehmen, als er sein Fernrohr ans Auge gebracht hatte.
"Hm, schöner Platz", sagte der Fremde. – "Glorioses Gebäude – zürnende Mauern –wankende Bogen–dunkle Nischen – krachende Stiegen – ehrwürdiger Dom – dumpfer Geruch – alte Stufen – ausgehöhlt von den Tritten der Pilgrime – kleine sächsische Türen – Beichtstühle wie Theaterkassenlogen – wunderliche Käuze, diese Mönche – Päpste, Lordschatzmeister und alle Arten alter Burschen mit großen roten Gesichtern und abgebrochnen Nasen – alle Tage zu sehen – auch Koller von Büffelhaut – Luntengewehre – Sarkophage – herrlicher Ort – alte Legenden – wunderliche Historien – kolossal." – Der Fremde fuhr in diesem Selbstgespräch fort, bis sie das "Wirtshaus zum Ochsen" in Highstreet erreichten und haltmachten.
"Bleiben Sie hier, Sir?" fragte Mr. Nathanael Winkle.
"Hier? – Ich nicht – aber Sie werden gut daran tun – gutes Haus – famose Betten – Wrights Hotel nebenan teuer – sehr teuer – 'ne halbe Krone auf der Rechnung, wenn Sie den Kellner nur ansehen – fordern Ihnen noch mehr ab, wenn Sie zu einem Freunde essen gehen – verwünschte Kerle – toll."
Mr. Winkle beugte sich zu Mr. Pickwick hinüber und flüsterte ihm einige Worte zu. Mr. Pickwick besprach sich leise mit Mr. Snodgraß, und Mr. Snodgraß mit Mr. Tupman. Allgemeines Einverständnis und beifälliges Kopfnicken. Dann wandte sich Mr. Pickwick zu dem Fremden.
"Sie haben uns diesen Morgen einen sehr wesentlichen Dienst geleistet, Sir. Würden Sie uns vielleicht gestatten, Ihnen einen kleinen Beweis unsrer Dankbarkeit zu liefern, indem wir Sie um die Ehre Ihrer Gesellschaft bei Tisch bitten?"
"Mit größtem Vergnügen – will natürlich nichts vorschreiben,