Erlebnis Bergjagd. Группа авторов

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Erlebnis Bergjagd - Группа авторов страница 2

Erlebnis Bergjagd - Группа авторов

Скачать книгу

align="center">

       Vorwort

       Warum ein Sammelband?

      Dass das Thema Jagd viele Facetten aufweist, darf mittlerweile als bekannt vorausgesetzt werden. Auf Jäger übt insbesondere die Bergjagd eine ganz besondere Anziehung aus; vielen gilt sie sogar als „Krönung des Weidwerks“. Da nimmt es nicht weiter wunder, dass Jäger gerade hier viele spannende Erlebnisse zu berichten wissen, und zwar durch alle Zeiten hindurch.

      Daraus entspann sich die Idee, doch einmal die packendsten und faszinierendsten Bergjagdgeschichten aus Jagdbüchern, die nicht mehr greifbar sind, in einem Sammelband zusammenzuführen. Um das Buch abzurunden, wurde überdies auf drei Erzählungen von zwei Autoren zurückgegriffen, die in ihrer Zeit das waren, was wir heute als „Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens“ bezeichnen, nämlich auf Kronprinz Rudolph und Ludwig Ganghofer. Anhand der hier gesammelten Berichte können auch jüngere Jägergenerationen eine Anschauung von den Jagderzählungen vergangener Tage bekommen. Die Orthografie und Schreibweisen der Originalfassungen wurden beibehalten.

      Aus der Vielzahl von Büchern die fesselndsten Bergjagdgeschichten herauszufiltern und nach Wildart zu ordnen, um aus diesen wiederum die besten für ein Buch auszuwählen, ist naturgemäß eine komplexe Aufgabe. Wir hoffen, dieser Aufgabe gerecht geworden zu sein. Geordnet wurden die Erzählungen im Übrigen alphabetisch nach Autor – und nicht nach Wildart oder Jahreszeit. Auch wenn die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, hoffen wir dessen ungeachtet mit dieser subjektiven Auswahl auch Ihren Geschmack getroffen zu haben. Viel Spaß beim Lesen!

       Walter Gaigg (Hg.)

       Steyrling, Frühjahr 2011

       Rita d’Aron

       „Ibex“ – unter dem türkischen Halbmond

      Nach einem scheußlich verregneten und kalten Sommer 1984 suchen wir, da wir uns ja schon in einem etwas reiferen Alter befinden, nach etwas Sonne und Wärme. Selbstverständlich kann dieser Hunger nach Sonne und Wärme von meinem Mann, dem passioniertesten Jäger, den ich kenne, nur in Verbindung mit einer Jagd gestillt werden. Kein einziger Steinbock befindet sich bis dato unter unseren Trophäen, daher liegt es doch klar auf der Hand, daß wir nach Kleinasien müssen. Sollen sich doch im Taurus-Gebirge Prachtexemplare des „Ibex“ tummeln. Dazu die Nähe des östlichen warmen Mittelmeeres, antike hellenistische Anlagen, wesentlich besser erhalten als in Griechenland – Herz, was willst du mehr!

      Der Flug nach Antalya ist nicht anstrengend, nach etwa drei Stunden werden wir vom Jagdleiter empfangen, der gleich den Aufbruch ins Revier für vier Uhr festlegt. Ich wundere mich ja schon seit Jahrzehnten, warum die Jünger des edlen Weidwerks immer in der Nacht losziehen, kommt man doch nach meinen Erfahrungen erst gegen Mittag oder oft gar erst in der Abend dämmerung zum Schuß. Es liegt wohl daran, daß die Jäger vor lauter Aufregung der zu erwartenden Jagderlebnisse ohnehin nicht schlafen können.

      Wie dem auch sei … nach einer Stunde Autofahrt in schwärzester Nacht, durch Nadelwälder bergauf, hört die Straße auf, dafür stehen im Scheinwerferlicht einige Türken da, teils in Uniform, teils in echtem Räuberzivil. Nun erst wird es klar, daß diese Türken ausschließlich türkisch sprechen; wir stehen ziemlich betropetzt herum, weil wir uns überhaupt nicht verständlich machen können; nur eines ist unmißverständlich klar: daß wir uns auf der Jagd nach einem Steinbock befinden. Einer dieser knorrigen Männer hat eine Taschenlampe, hinter der wir ziemlich flotten Schrittes bergauf steigen. Lang hält sich dieses flotte Tempo allerdings nicht, da der Weg doch sehr steil und steinig ist. In der ersten Morgendämmerung dämmert es auch mir, daß wir uns nicht auf einem Weg, sondern höchstens auf einem Wildwechsel, der bei Steinböcken sehr sprunghaft ist, befinden.

      Man muß sich zwischen Dornbüschen, Sträuchern, von Fels zu Fels springend und kletternd, fortbewegen. Die Felsen sind durch Witterungseinflüsse scharfkantig korrosiert und vermitteln den Eindruck einer Mondlandschaft. Das Schuhwerk ist hier von vordringlicher Bedeutung. Auf jeden Fall ist eine starkprofilierte Gummisohle nötig. Die Felsen sind steil abfallend, das Geröll rutscht leicht weg, jetzt weiß ich ganz genau, warum diese Böcke Steinböcke heißen. Es wird heller, und kurze Zeit später glühen die bizarren Felsformationen auf. Der Anblick ist unbeschreiblich schön. Nadelgehölze, die unseren Parapluiebäumen in Mödling gleichen, steile Schluchten, durch die man die dahinterliegenden Gipfel sieht.

      Wir klettern immer höher. An den gegenüberliegenden Hängen sehen wir kleine Rudel von Steinböcken, die immer wieder im Buschwerk verschwinden, dann wieder auf den Felsen stehen und mit ihren Vorderläufen grazil Äste niederhalten, um zu den frischeren Blättern zu gelangen. Sie bewegen sich sehr langsam, manche stehen minutenlang wie Statuen und äugen talwärts, was bedeutet, daß man besser von oben zum Schuß käme. Ich denke schon an eine leichte Jagd, weil sie sich so ruhig verhalten, bis ich daraufkomme, daß die Distanz etwa fünfhundert Meter beträgt. Da können sie leicht so ruhig stehen! So weit drüber zu halten, ist selbst bei einem sehr guten Schützen ein unsicherer Schuß! Außerdem haben wir bisher nur Böcke mit etwa einem halben Meter Hornlänge ausfindig gemacht, das ist zu wenig, da das Horn erst ab 50 Zentimeter die typisch gebogene Form zeigt.

      Es wird merklich heißer, unser Gang wird schleppender, und mein Mann betont immer wieder, daß wir eigentlich über eine unheimlich gute Kondition verfügen – allerdings mit etwas wackeliger Stimme. Wir sind nun sechs Stunden unterwegs, eine Übung, die wir auf Spazierwegen spielend absolvieren, aber hier in freier Wildbahn ist es ganz anders.

      Unter einer wunderschönen Föhre lassen wir uns nieder. Die Türken im Türkensitz – wir wissen nicht, wohin mit unseren Beinen. Nicht nur, daß ich die Sitzgewohnheiten der Türken bewundere, auch ihre Eßgewohnheiten erstaunen mich.

      Einer zieht etliche, in eine Zeitung gewickelte sorgfältig gefaltene dünne Pergamentbögen aus der Tasche, reißt ein Viertel DIN A4-Format ab und wickelt weißliche Körner hinein. Ich denke mir: wenn der das jetzt anzündet und raucht, bin ich in eine Haschisch-Gesellschaft geraten. Aber er schiebt es in den Mund und kaut. Dann streut er Salz auf den nächstliegenden Stein, schält sorgfältig eine Zwiebel, viertelt einen Paradeiser und lädt mich mit einer Handbewegung freundlich ein, zuzugreifen. Schon aus reiner Höflichkeit tue ich es. Oh, welch ein Genuß!! Der Pergamentbogen war dünn gewalztes Weißbrot, die weißen Körner waren trockener Ziegenkäse, die Zwiebel war mild, der Paradeiser von köstlichem Geschmack! Dazu in Plastikflaschen mitgebrachtes Quellwasser vom Taurus. Diese Kombination war einfach köstlich. Wie überhaupt die türkische Küche das hält, was die griechische verspricht. Nun sehe ich unsere türkischen Gastarbeiter aber in ganz anderem Licht.

      Nach einer Stunde Rast wird weitergepirscht. Wir sind nun oben und ziehen den Kamm entlang. Immer wieder können wir Steinböcke sehen, doch viel zu weit und zu jung. Der Abstieg ist für mich sehr beschwerlich, oft fürchte ich abzustürzen, und meine Knie zittern. Aber meine ersten Worte in perfektem Türkisch kann ich schon: Oto nerde? (Wo ist das Auto?) Su nerde? (Wo ist Wasser?)

      Vor Einbruch der Dunkelheit sind wir endlich unten angelangt. Das Auto wartet hier und bringt uns zu einem gepflegten Dinner ins Hotel. Diese Zwölf-Stunden- Pirsch war im großen und ganzen sehr abenteuerlich und imposant – wenn man es durchhält.

      Am nächsten Tag wird um drei Uhr früh geweckt. Ich aber verspüre keinerlei Lust, wieder zwölf Stunden als Steinbock-Imitation auf den Felsen herumzuhüpfen. Ich bleibe also provokant liegen und springe lieber, während ich meinen Mann im Gebirge weiß, von den Küstenfelsen ins glasklare und warme Meer. Das ist vielleicht ein Genuß!

      Um einundzwanzig Uhr, in völliger Finsternis, kommen

Скачать книгу