Verdammt magisch. Regina Mars

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Verdammt magisch - Regina Mars

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Seit er zum ersten Mal die Zeremonie besucht hatte, faszinierte ihn das Ding.

      Mit der Kohle, die das gekostet hat, hätte man alle armen Kinder von Løbago ein Jahr lang füttern können, hatte damals jemand gesagt.

      Aber alle armen Kinder von Løbago waren Norman egal gewesen. Und das, obwohl er selbst eins von ihnen gewesen war. Er hatte nur auf das leuchtende Goldgelb gestarrt und ein sehnsüchtiges Ziehen in der Brust gespürt.

      Bitte, hatte er gedacht. Bitte, lass mich einer von ihnen sein. Ein Magier.

      Obwohl seine Mutter ihm erklärt hatte, dass Wünschen einen im Leben nicht weiterbrachte (und Norman ihr zustimmte), hatte er heimlich weitergewünscht und gewünscht, bis sein Traum wahr geworden war.

      Mit zwölf hatten sie magisches Potenzial bei ihm festgestellt. Mit sechzehn hatte er angefangen, in die Vorbereitungskurse zu gehen. Und ab heute war er ein verdammter Magieschüler! Alles, von dem er je geträumt …

      »Entschuldigung«, sagte eine verschüchterte Stimme hinter ihm. Eine Hand legte sich auf seinen Arm.

      Norman wirbelte herum, bereit zum Zuschlagen. Wässrig blaue Augen starrten ihn an. Sie steckten in einem bleichen Gesicht, das zu einem bubiblonden Kopf gehörte, der wiederum auf einem schmächtigen Körper saß. Der Junge, der bestimmt in Normans Alter war, reichte ihm kaum bis zum Kinn.

      Was ist das denn für ein Hänfling?, dachte Norman. Erbärmlich.

      »Entschuldigung«, flüsterte der Lauch so leise, dass Norman ihn im lauten Gebrabbel der Menge kaum verstand.

      »Lass mich los!«, raunzte er.

      Der Hänfling wich zurück. Seine Fingerchen lösten sich von Normans Ärmel und die Augen hinter den runden Brillengläsern wurden noch größer.

      »Entschuldigung, ich wollte nicht … Verzeihung.« Er biss sich auf die Lippen. »Ich habe nur gesehen, dass du auch die Anwärteruniform trägst und … Weißt du, wie ich zur Tribüne komme?«

      »Da lang.« Norman deutete in die ungefähre Richtung des Riesenbanners. »Ist doch klar. Wie blöd bist du?«

      Die hellen Augen wurden nass. Ein hartes Schlucken brachte den Kehlkopf des Kleinen zum Zittern.

      »Ich wusste nicht … Ich habe noch nie so ein Gedränge erlebt. Ich habe meinen Diener irgendwo verloren und er meinte, ich sollte zur Tribüne gehen, falls wir getrennt werden … Müssen wir da hinauf? Vor all diesen Leuten?« Panisch schaute er Norman an.

      »Natürlich müssen wir da rauf! Das ist doch das Beste daran!« Norman sah den Kleinen ungläubig an. »Dass uns bei der Erweckung alle anschauen.«

      »A-alle?«

      »Absolut alle.« Norman grinste stolz. »Zweitausend Leute.«

      »Zwei...« Die Wangenfarbe des Blonden wechselte von blass zu grün. Norman schüttelte den Kopf.

      »Mann, was bist du denn für ein Lauch? Hast du Angst vor ein paar Leutchen? Das ist eine Ehre. Wir stehen da oben, weil wir die Größten sind. Na ja, ich bin der Größte. Du wohl nicht. Aber ich! Ich werde der größte Motor aller Zeiten!«

      Der Hänfling glupschte ihn an, als wäre er verrückt geworden. Aber was wusste der schon?

      »Junge, drei Jahre Institut, und ich beschwöre mit einer Hand Feuerstürme und mit der anderen Eisregen. Du wirst schon sehen. Glaubst du mir etwa nicht?«

      Hastig schüttelte der Kleine den Kopf. Das war wohl ein Fehler gewesen: Seine Wangen wurden noch grüner. Bevor Norman zurückweichen konnte, hatte er sich schon gekrümmt und ihm vor die Füße gekotzt. Ein paar Spritzer landeten auf Normans uralten, aber blankpolierten Schuhen.

      »Was soll das denn?« Er versetzte dem Schwächling einen Stoß mit der flachen Hand, der ihn zum Wanken brachte.

      Wehren konnte der sich nicht. Nicht, weil er ein Spargel war. Sondern, weil er vollauf mit Würgen und Spucken beschäftigt war. Eine Pfütze in sehr merkwürdigen Farben breitete sich vor ihm auf dem Pflaster aus.

      »Was hast du denn gegessen?«, fragte Norman fasziniert. »Rote Beete und Blätter?«

      »Wachtelgelee auf Sauerampfer an Himbeerpüree«, keuchte der Kleine. Ein langer Spuckefaden hing von seiner Unterlippe und Tränen liefen über seine Wangen.

      »Wachtel... Bist du reich, oder was?«

      Der Kleine schaute erschrocken. Dachte er jetzt etwa, dass Norman ihn ausrauben wollte? Das hatte er doch gar nicht nötig. Nicht mehr.

      Hm, aber der Schwächling war eindeutig wohlhabend. Oh. Erst jetzt fiel Norman der dünne Zopf auf, zu dem er seine Haare zusammengebunden hatte. Vorne hatten sie so komische Locken. Und dann hatte er von einem Diener geredet.

      »Ach du Scheiße.« Norman verzog das Gesicht. »Bist du etwa adlig? Es gibt doch fast keine Adligen mit Dings, magischer Potenz.«

      »Magischem Potenzial«, murmelte der Blonde. Er wich zurück, als Norman ihn böse ansah. »Das liegt daran, dass auf einen Adligen über hundert Gemeine kommen. Bei den Magiern ist die Verteilung ähnlich. Auf einen adligen Magier kommen hundert Gemeine, also gibt es, statistisch gesehen, gleich viele …«

      »Was laberst du? Außerdem stimmt das nicht. Es liegt daran, dass wir stärker sind als ihr. Hier drin.« Norman deutete auf seine Brust. »Und in den Armen auch. Das braucht man für Magie. Dein blaues Blut wird dir einen Scheiß bringen, du Waschlappen.«

      »Heimfried«, sagte der Schwächling. Mit zitternden Fingern fummelte er ein übertrieben verziertes Tuch aus seiner Brusttasche. Sah aus wie eine plattgewalzte Hochzeitstorte. Er wischte sich damit über den Mund.

      »Hä?«

      »Heimfried von Mømpelgard.« Ein schwaches Lächeln. »Angenehm.«

      Norman ignorierte die ausgestreckte Hand.

      »Mir scheißegal, wer von was du bist. Hier sind alle gleich. Ich nenn dich Lauchi.«

      »Oh.« Der Kleine schaute geknickt.

      Nein, das machte keinen Spaß. Das war ja, wie einbeinige Welpen zu treten. Norman beschloss, ihm etwas Gutes zu tun und ihm den besten Rat zu geben, den er selbst je bekommen hatte.

      »Hör auf zu heulen und kneif die Arschbacken zusammen!«, fuhr er Lauchi an. »Und jetzt auf zur Tribüne, zack, zack! Gleich geht’s los!«

      Er jagte Heimfried durch die Menge. Er wollte ihn nicht jagen, aber der Kleine rannte stolpernd vor ihm her, bis sie die immer dichteren Menschenmassen überstanden hatten. Die Soldaten, die vor der Absperrung Wache hielten, überprüften ihre Einladungen und ließen sie durch. Acht Sitzreihen waren auf dem dunklen Kopfsteinpflaster aufgereiht. Hinten Holzbänke, vorne Polstersessel. Haarschöpfe von Schwarz über Blond bis Grau lugten über die Rückenlehnen. Alle blickten auf die leere, geräumige Tribüne. Norman spürte ein glückliches Flattern in der Magengrube, als er sie betrachtete. Gleich. Endlich.

      Tore und Brenna winkten ihm. Die beiden waren mit ihm in die Vorbereitungskurse gegangen, als Einzige aus ihrem Viertel. Das machte Norman und sie fast zu Geschwistern. Alle

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