Verdammt magisch. Regina Mars
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Читать онлайн книгу Verdammt magisch - Regina Mars страница 5
»Jaaa!«, schrie Norman und sprang auf. »Jaaaa!!!«
Ein Windstoß schleuderte ihn rückwärts. Fast wäre die Bank gekippt, als er darauf zurückfiel. Aber nur fast. Gunnar konnte seine Kraft genau einschätzen, weil er der verdammt Größte war!
»Wollt ihr mehr?«, fragte Gunnar erneut und sein Lächeln war so strahlend, dass es wehtat.
»Jaaaaa!!!«
Gunnar zuckte mit den Achseln. »Na gut. Ihr habt es so gewollt.«
Er drehte sich elegant um sich selbst und hob ab. Inmitten eines Wirbelsturms, der seine Haare und den Umhang wild flattern ließ, schwebte er empor. Zehn Meter hoch. Hinter ihm hob sich das gigantische Banner, langsam wie ein greiser Bulle. Es flog in seinem Rücken, als wäre es ein Teil seines Umhangs.
Seufzer aus der Menge. Gunnar sah so heldenhaft aus. Genau so wollte Norman auch sein, genau so.
»Irgendwann bin ich wie er«, flüsterte er.
»Vergiss es«, sagte Brenna. »Der ist voll der Hübsche und du siehst aus wie Mettwurst.«
Er gab ihr einen Knuff in die Rippen.
»Weiß ich doch. Aber ich werde trotzdem wie er. So mächtig.«
Gunnar senkte sich wieder auf die Erde herab, umgeben vom Geschrei seiner Anhänger. Das Netz aus Magie verblasste langsam. Das Banner schmiegte sich an die Gebäudefront, als wäre nichts gewesen.
Gunnar legte den Kopf schief und sah die Menge herausfordernd an. Einen Moment lang glaubte Norman, dass er nur ihn anblickte.
»Und jetzt?«, fragte er, als ob er wirklich nicht wüsste, was sie alle von ihm sehen wollten.
»Tausend Klingen!«, brüllten Norman und all die anderen. »Tausend Klingen!«
Ein Lächeln breitete sich auf Gunnars Lippen aus. Ein wunderschönes Lächeln. Normans Herz setzte einen Schlag aus. Und dann hob Gunnar die Hände, alle beide, und berührte die Finger der letzten beiden Katalysatoren gleichzeitig. Er reckte sie hoch über seinen Kopf.
Norman hielt die Luft an.
Gunnars Hände sausten herunter. Pfeilschnell. Aus seinen gestreckten Fingern schossen Eiskristalle. Unendlich viele, lang und spitz wie Dolche. Sie glitzerten im Sonnenlicht, als sie wie ein silbriger Fischschwarm über ihre Scheitel hinwegsausten. So schnell, dass man sie mit einem Blinzeln verpasst hätte.
Norman drehte sich zu langsam um, aber er hörte die Einschläge. Tausend Eisklingen bohrten sich in die hohe Holzwand am Ende des Platzes.
»Scheiße«, flüsterte er. »War die die ganze Zeit schon da?«
»Ja klar«, sagte Brenna. »Hast du die nicht gesehen, oder was?«
Norman schüttelte fassungslos den Kopf. Die Holzwand ging bis zum dritten Stock des Gebäudes dahinter. Jemand hatte drei Lavamonster darauf gemalt. Ihre gigantischen Krallen schienen auf das Publikum zu zeigen. Tausend Eissplitter steckten in ihren sich windenden Leibern.
»Hammer«, flüsterte Norman.
Um ihn herum brandete der Jubel auf, aber er schaffte es nicht, mitzumachen. Sein ganzer Körper war mit Gänsehaut bedeckt. Er konnte die Augen nicht von den verdampfenden Eisklingen lassen. Ein paar ragten aus den Augen der Monster, und als sie sich auflösten, sah es aus, als würden die Viecher weinen.
Das würde er sein. Das würde er bald können. Er spürte es in den kribbelnden Fingerspitzen. Wie es sich wohl anfühlte, wenn die Magie herausschoss? Wie fühlte man sich, wenn man knochenschmelzende Feuerstürme erschaffen konnte? Messerscharfe Eissäbel und tödliche Orkane? Er seufzte leise. Gut, vermutlich. Verdammt gut.
»Kommt noch was mit Erde?«, hörte er jemanden hinter sich flüstern. So ein Anfänger. Der war bestimmt noch nie bei einer Erweckungszeremonie gewesen. Dabei wusste doch jeder, dass Erdmagie innerhalb der Stadtmauern verboten war. Zu gefährlich. Feuer war aus Brandschutzgründen eigentlich auch untersagt. Wenn man nicht Gunnar Krafft hieß.
Mit weichen Knien sank Norman auf die Holzbank. Zufällig traf sein Blick den von Lauchi. Der war wohl auch aufgesprungen bei der Show. Seine Augen wirkten hinter den Brillengläsern gigantisch. Ohne es zu wollen, lächelte Norman ihm zu. Er war einfach zu verdammt glücklich.
Zögernd lächelte dieser adlige Hänfling zurück. Dann drehte er sich hastig um und plumpste in den Polstersessel. So tief, dass Norman ihn kaum noch sah. Die anderen Adligen quatschten untereinander und es wirkte fast, als würden sie Lauchi ignorieren. Armer Kerl, dachte Norman, bevor ihm einfiel, dass der Schwächling selbst daran schuld war, dass er ein Schwächling war. Er hätte ja auch stark sein können, so wie Norman.
»Ich wette drei Schilling, dass die Pfeife da hinten ein Katalysator ist«, flüsterte er Brenna zu und zeigte auf Lauchi. Die schüttelte den Kopf.
»Das ist doch klar. Ne, ne, wenn du willst, dass ich wette, mach’s schwerer.«
»Hm, okay.« Norman sah sich um. »Der da ist auch ein Katalysator.« Er deutete auf einen dunkelhaarigen, braungebrannten Kerl, der gebannt auf die Tribüne stierte.
Ups, es ging los.
3. Erweckungen
Ein Mann und eine Frau erschienen neben Gunnar Krafft und die Stimmung änderte sich. Wer jetzt noch stand, setzte sich. Der langweilige Teil würde hoffentlich schnell vorbei sein. Norman wollte endlich da rauf und seine Portion Magie bekommen!
»Danke, Gunnar«, sagte die Frau feierlich. Sie nickte Gunnar freundlich zu. Er verbeugte sich und präsentierte die beiden dann mit einer ausladenden Handbewegung. Er wirkte wie ein Marktschreier, der seine beste Ware anpreist.
»Darf ich um einen Applaus für Mary und Dante Johansson bitten? Die Direktorin und der Direktor des Arkanen Instituts.«
Sie bekamen ihren Applaus. Die Leute klatschten laut, aber nicht so frenetisch wie bei Gunnars Feuer-, Wind- und Eis-Show. Beide Direktoren waren grauhaarig und hatten ernste, würdevolle Gesichter. Kein Wunder, dass die sich so ähnlich sahen. Sie waren Geschwister. Das wusste Norman von seinen Sammelkarten-Lithographien.
»Guten Tag«, sagte Mary Johansson und lächelte ein kaum wahrnehmbares Lächeln. »Ich darf Sie alle recht herzlich bei der hundertelften Erweckungszeremonie unseres Instituts begrüßen. Wie die meisten von Ihnen wissen, beginnen einmal im Jahr all die Magieanwärter, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, ihr Studium am Arkanen Institut. Es ist eine Zeit voll neuer Erfahrungen …«
Ja, das versprach, langweilig zu werden. Norman lehnte sich zurück. Den ganzen Schmu hatte er schon mindestens zehnmal gehört. Irgendwas mit Verantwortung, Keuschheit und neuer Abschnitt im Erwachsenenleben und dann erklärten sie noch, was Motoren und was Katalysatoren waren, als wüsste nicht absolut jeder darüber Bescheid.
»Motoren sind die Größten und Katalysatoren ihre Gehilfen«, murmelte er nach einer Viertelstunde Gelaber. »Als ob wir keine Ahnung davon hätten.«
»Dein Kumpel schaut, als wäre das alles neu für ihn.« Tore deutete auf