Corona in Deutschland. Группа авторов

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und die eben aufgenommenen Beziehungen zum chinesischen Reich zu einem vorzeitigen Ende gekommen waren, brach eine schwere Wirtschaftskrise im Römischen Reich an, von deren Folgen es sich nie mehr ganz erholen sollte. Kurze Zeit später, 250–271 n. Chr., brach die Seuche in Gestalt der Cyprianischen Pest nämlich erneut aus. Dabei lassen sich klare Interdependenzen zwischen den Pestepidemien, hieraus folgenden Inflationen, der Verringerung des Silbergehalts in der römischen Münzprägung zur Deckung der gestiegenen Kosten und schließlich der Hortung höherwertiger älterer Prägungen durch die Bürger beobachten. Vor dem Hintergrund dieses Teufelskreises vermochte das römische Reich dem gleichzeitig stetig steigenden Druck auf die Außengrenzen nur durch zwangsstaatliche Maßnahmen zu begegnen. Im Jahr 301 n. Chr. erließ Kaiser Diokletian ein Höchstpreisdikt, welches die damals grassierende Inflation zu bremsen suchte, indem für jedes Produkt ein Höchstpreis festgelegt wurde. Diese und ähnliche Maßnahmen trachteten die bis dato freie durch eine zunehmend staatsgesteuerte Wirtschaft abzulösen.

      Auch hier lassen sich zumindest formal kaum Unterschiede zur Bandbreite der gegenwärtigen Maßnahmen erkennen: Sondersteuern, Zusammenbruch von internationalen Lieferketten, Inflation, direkte und indirekte Geldschöpfung, künstliche Preisfixierung, der Versuch, private Großzügigkeit öffentlichkeitswirksam zu inszenieren – blickt man in die Geschichte, findet sich wenig Neues unter der Sonne.

      Die Konsequenzen

      Inwieweit lassen sich nun aus den oben beschriebenen Parallelen »Lehren« für die Gegenwart ziehen? Es ist sicherlich noch zu früh, langfristige Prognosen wagen zu können, zumal die Schwere der Covid-19-Seuche doch kaum mit derjenigen der oben aufgezählten Beispiele verglichen werden kann. Trotzdem wollen wir, gestützt auf historische Vorbilder, einige allgemeine Überlegungen wagen.

      Im Bereich der Wirtschaft ist es vor allem der Umgang des Römischen Reichs mit den Kollateralschäden der Pest, welcher interessante Perspektiven eröffnet. So erinnert die Interaktion zwischen Seuche, Wirtschaftskrise und Staatsinterventionismus an aktuelle Bemühungen. Dabei zeigt sich, dass »Ausnahmegesetze« seit jeher die Gefahr bergen, sich zu dauerhaften Zuständen zu verfestigen. So dauern »vorübergehend« eingesetzte Maßnahmen zur Bekämpfung der Eurokrise ab 2010 (etwa Bankenrettung, Geldschöpfung und Niedrig- bzw. gar Negativzinsen) bis heute an. Daran ist zu erkennen, dass zwar die akuten Symptome, nicht aber die eigentlichen Ursachen der Krise bekämpft wurden. Daher ist die europäische Wirtschaft gefährdeter denn je, da sie den Kampf mit der anstehenden Corona-Krise in bereits angeschlagenem Zustand aufnimmt.

      Die durch die monatelange Quarantäne der gesamten europäischen Bevölkerung anfallenden wirtschaftlichen Verluste sollen nunmehr durch weitere Aufnahme von Schulden ausgeglichen werden – genauso, wie im römischen Reich durch die Verschlechterung der Münzen. Und wie damals wird die Rückzahlung der Schulden direkt oder indirekt vergesellschaftet – sei es durch höhere Steuern, sei es durch niedrigere Zinsen, sei es durch Preissteigerungen. Und wie in der Antike wird ein Höchstpreisedikt kaum helfen, da es sich durch Schwarzmarkt, Edelmetallhortung und andere Tausch- und Wertbewahrungssysteme umgehen lässt.

      Allerdings dürften zwangsstaatliche Maßnahmen mittelfristig massive politische Folgen haben, da davon auszugehen ist, dass das Vertrauen der Bevölkerung in ihre politische Elite in dem Maße sinkt, wie offenbar wird, dass die Bewältigung der Krise größtenteils auf den Rücken der Mittelschicht abgewälzt wurde, wobei die Maßnahmen gleichzeitig einen zunehmenden Verlust der persönlichen Freiheiten nach sich ziehen. Als Folge dürfte die Attraktivität populistischer Versprechungen in den nächsten Monaten und Jahren noch steigen – und damit wird auch der innere Zusammenhalt einer ohnehin polarisierten Gesellschaft weiter geschwächt werden.

      Doch auch die psychologischen Auswirkungen der Krise wird man nicht vernachlässigen dürfen. Schon in den historischen Gesellschaften sieht man hier eine doppelte Entwicklung. Zum einen bewirkt das Gefühl der hilflosen Auslieferung an das Schicksal eine gewisse Enthemmung, welche etwa aus den von der Pest betroffenen Gesellschaften des Mittelalters gut überliefert ist. Wer den Eindruck hat, nichts mehr zu verlieren zu haben, schert sich nicht um soziale Konventionen und begeht Handlungen, welche für die Kohäsion einer Gesellschaft fatal sind. »Coronaparties« sind möglicherweise nur erste Symptome einer solchen Enthemmung, die sich in den nächsten Jahren durchaus auch auf andere Felder (etwa Politik) übertragen könnten.

      Zum anderen finden wir auch die entgegengesetzte Entwicklung. Denn die Erfahrung von Tod und Krankheit kann auch den Wunsch zu Umkehr, Buße und strenger Sittlichkeit zur Folge haben. Dies lehrt uns die mittelalterliche Bewegung der Flagellanten (= Geißler). Diese Umkehrbewegung bezog ihre Kraft aus dem offensichtlichen Versagen der etablierten Institutionen – allen voran der Kirche. Von ihr profitierten eher die »alternativen« geistigen Bewegungen, wie die zahlreichen spätmittelalterlichen reformatorischen Gruppen. Auch heute könnte das Verhalten der Kirche in der Krise zu einer Radikalisierung der Positionen und Abspaltungen mit nachhaltigen Folgen führen.

      Auch im Bereich technischer Transformation kann sich die Krise niederschlagen. Im Mittelalter führte etwa der enorme demographische Aderlass zur Motivation, fehlende menschliche Arbeitskraft durch technische Hilfsmittel zu ersetzen. Zu nennen sind nicht nur die vermehrte Anwendung von Wasser- und Windmühlen, sondern auch die Entwicklung des Buchdrucks als Ersatz für die fehlenden Kopisten. Zwar sind die demographischen Verluste im modernen Europa nicht ansatzweise mit denen der »Schwarzen Pest« vergleichbar, doch indirekt zeigt sich jetzt schon, dass die Covid-19-Pandemie mit den daraus resultierenden Kontaktbeschränkungen einen wahren Dammbruch im Bereich der Digitalisierung und Robotisierung darstellt. Die monatelangen, quarantänebedingten Kontaktbeschränkungen haben zur systematischen Anwendung von Technologien geführt, die schon vor der Krise vorhanden waren. Dabei stehen wir sicherlich erst am Anfang einer Entwicklung, welche nicht nur Arbeitstechniken betrifft, sondern auch bedenklichere Bereiche wie die digitale Überwachungstechnik, die sich aus dem Wunsch eines besseren »Tracing« der Menschen und ihrer Kontakte mit potentiell vom Virus betroffenen Mitbürgern ergeben könnten. Dies könnte gerade für die Verfechter des Transhumanismus mit ihrer positiven Haltung gegenüber einer »Verbesserung« des Menschen ein willkommenes Einfallstor bieten, etwa durch eine Banalisierung hochproblematischer Techniken wie Chipimplantate oder Nanopartikelimpfung.

      Ursachen, Verlauf und Konsequenzen der Covid-19-Krise stellen also aus der Perspektive der historischen Komparatistik keine wirkliche Ausnahme in der Weltgeschichte dar, sondern weisen vielmehr zahlreiche Züge auf, die wir auch aus anderen Zeiten und Zivilisationen kennen. Ob sich die bekannten Muster und Reflexe mittel- oder langfristig positiv oder negativ auf die betroffenen Gebiete auswirken werden, muss die Zukunft zeigen. Schon jetzt aber lässt sich sagen, dass das wichtigste Alleinstellungsmerkmal der Coronavirus-Pandemie im welthistorischen Vergleich mit so desaströsen Seuchen wie der Antoninischen Pest, dem »Schwarzen Tod« oder der Spanischen Grippe sicherlich darin liegt, dass es bislang wohl kaum eine Seuche gegeben hat, deren kurzfristig zu erwartenden, überaus bedenklichen Auswirkungen in einem solchen Missverhältnis zu ihrem (bislang) insgesamt doch recht beschränkten Ausmaß gestanden haben.

      Literatur

      WHO World Health Organization (online 2020): WHO Coronavirus Disease (COVID-19) Dashboard: Data Last Updated July 26th, 2020: https://covid19.who.int/ (Zugriff am 26.07.2020).

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