Die Akte Hürtgenwald. Lutz Kreutzer
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Lutz Kreutzer
Die Akte Hürtgenwald
Kriminalroman
Zum Buch
Lauernder Tod Von der Frau verlassen, Fuß im Gips und dann auch noch wegen dieser Schlägerei mit dem Taxifahrer zum Aktenwälzen nach Stolberg versetzt. Es könnte besser laufen für Kommissar Straubinger. Da stößt er im Archivkeller der Stolberger Dienststelle auf die Unterlagen zum Todesfall eines Großindustriellen aus dem Jahr 1956. Bei Waldarbeiten im Gressenicher Wald soll der Magnat auf eine Weltkriegsmine getreten sein. Doch was hatte der schwerreiche Fabrikant im Wald zu suchen? Straubinger rollt den Fall neu auf. Sein einziger Zeuge ist der alte »Wolkenmaler«, ein offenbar verwirrter Künstler, der unweit einer verfallenen Bunkeranlage wohnt und ausschließlich den Himmel malt, stets ohne Horizont. Während Straubinger in die Vergangenheit eintaucht, kommt es zu einem weiteren Mord. Ein junger Belgier wird mit einer Axt erschlagen, ganz in der Nähe der Stelle, an der der Industrielle ums Leben kam. Ein Zufallsopfer? Oder wusste er zu viel über die Geheimnisse, denen Straubinger auf die Schliche zu kommen droht?
Lutz Kreutzer wurde 1959 in Stolberg geboren. Er schreibt Thriller, Kriminalromane sowie Sachbücher und gibt Kurzgeschichten-Bände heraus. Auf den großen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig sowie auf Kongressen coacht er Autoren, ebenso richtet er den Self-Publishing-Day aus. Am Forschungsministerium in Wien gründete der promovierte Naturwissenschaftler ein Büro für Öffentlichkeitsarbeit, weshalb im Hörfunk und TV zahlreiche Beiträge über seine Arbeit gesendet wurden. Er arbeitete lange als Manager in der IT- und Hightech-Industrie. Seine beruflichen Reisen und alpinen Abenteuer nimmt er zum Anlass, komplexe Sachverhalte in spannende Literatur zu verwandeln. Seine Arbeit wurde mit mehreren Stipendien gefördert. Heute lebt er in München. Mehr unter: www.lutzkreutzer.de
Impressum
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Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Daniel Abt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © Brigipix / Pixabay
ISBN 978-3-8392-6724-0
1956 – Montag, 21. Mai
Gressenicher Wald, 9.20 Uhr
– eine halbe Stunde vor dem Moment
Der alte Zweitakter machte einen Lärm wie ein Dutzend Hornissenschwärme. »Wie weit müssen wir noch fahren?«, rief der kleine Junge, nachdem sie die Waldlichtung »Buche 19« passiert hatten. Verkrampft hielt er seine Mutter umschlungen, die Hände in den Gürtel ihres Trenchcoats gekrallt. Er saß etwas erhöht auf dem Sozius, sodass er einem Sack Mehl gleich auf ihrem Rücken hing.
Die Mutter wendete den Kopf über ihre Schulter. »Die Kurve noch, dann sind wir da.«
Der Wald rechts und links war so dicht, dass die Blicke des Jungen keinen Meter hineindrangen. Die Mutter bremste und drehte kurz am Gasgriff, der 7-PS-Motor heulte ein letztes Mal auf, bevor sie ihn zum Absterben brachte. Sie kippte das dunkelgrüne Meldekrad der Wehrmacht, ein NSU 201 ZDB, nach links, um den Jungen absteigen zu lassen.
»Pass auf und verbrenn dich nicht am Auspuff!« Jedes Mal, wenn sie zusammen irgendwo hinfuhren, warnte sie ihn vor dem heißen Metallrohr. Und so achtete der Junge beim Absteigen darauf, das Bein weit auszustrecken, bevor er es über den Sattel schwang.
»Hier?«
»Ja, hier ist es«, flüsterte sie, »de Höll.« Sie bückte sich vor, riss die Augen auf und schnappte mit der Hand nach seiner Nase, wobei sie ein grimmiges Geräusch machte, als wolle sie ihn auffressen.
Der Junge schreckte zurück. »Nicht! Da krieg ich ja Angst!«
Es war das liebevolle Katz-und-Maus-Spiel zwischen Mutter und Sohn. Sie nahm ihn in die Arme und drückte ihn fest an sich. »Hör zu, mein Junge! Du bleibst dicht hinter mir, hörst du? Du machst keinen Schritt, ohne dass ich es dir sage, ist das klar?«
Der Junge nickte.
Die Mutter forderte ihn mit erhobenem Zeigefinger auf: »Sag es laut!«
»Ja, Mama, ich mach keinen Schritt.«
»Gut. Du weißt, hier gibt es immer noch Tote. Der Förster und der Dorfpolizist müssen ab und zu jemanden rausholen.«
»Ja, Mama, ich weiß. Minen. Sie liegen immer noch im Boden.«
»Man kann sie erkennen. Es ist eine ganz leichte Erhebung über ihnen.« Sie machte eine Bewegung mit der rechten Hand, als würde sie einem Hund den Kopf streicheln. »Aber wenn Blätter draufliegen … Man weiß nie. Wir gehen da auf keinen Fall rein, hörst du?«
»Wo gehen wir nicht rein?« Ängstlich sah der Junge sie an. »In de Höll?«
»Ja, hab ich dir erklärt«, mahnte die Mutter, »zu gefährlich.«
Der Junge ließ nicht locker. »Wieso heißt das so?«
»So nennen die Leute hier das nun mal.« Die Mutter holte zwei Baumwollbeutel aus der kofferartigen Motorradtasche aus Leder hervor und drückte sie dem Jungen in die Hände. »Wirst schon sehen.«
Seine viel zu große Jacke hing ihm bis zu den Knien und verdeckte fast komplett die kurze Hose. Seine Unterschenkel