Friesentod. Sandra Dünschede

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Friesentod - Sandra Dünschede

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roten Buch, das neben dem Telefon im Flur liegt.«

      Er warf ihr einen letzten Blick zu, ehe er sich umdrehte und zum Telefon ging. Schnell hatte er in dem abgegriffenen Notizheft die Nummer gefunden. Der Vorwahl nach lebte der Sohn in Flensburg. Er tippte die Nummer auf seinem Handy ein.

      »Hallo?«, meldete sich wenig später ein Mann.

      »Thamsen, guten Tag, spreche ich mit Herrn Lieberknecht?«

      »Ja, wieso?«

      »Ich bin hier bei Ihrer Mutter, und es wäre gut, wenn Sie zu ihr kommen könnten. Ist das möglich?«

      »Ist was passiert? Geht es ihr gut?«

      »Nun«, druckste Thamsen herum. Am Telefon fiel es ihm noch schwerer, die Trauerbotschaft zu überbringen. »Es geht, also, wir haben Ihre Schwester heute tot aufgefunden.«

      »Was, aber wie …« Die Stimme am anderen Ende der Leitung brach ab.

      »Wir ermitteln natürlich, aber momentan sieht es so aus, dass wir es im Fall Ihrer Schwester mit einem Kapitalverbrechen zu tun haben.«

      »Mord?«

      Thamsen nickte, obwohl ihm bewusst war, dass sein Gesprächspartner ihn nicht sehen konnte. »Haben Sie eine Vermutung, wer Ihrer Schwester das angetan haben könnte?«

      »Tatjana? Nein, wer sollte ihr etwas antun wollen? Sie ist überall sehr beliebt, jeder mag sie.«

      »Wie eng ist denn Ihr Kontakt?« Thamsen wusste, dass ein gutes Geschwisterverhältnis nicht selbstverständlich war.

      »Wir verstehen uns gut – klar, wir sehen uns nicht oft, aber wir telefonieren regelmäßig.«

      Dirk überlegte. So regelmäßig konnten die Telefonate nicht stattgefunden haben. Tatjana war über mehrere Tage nicht erreichbar gewesen. War dem Bruder das nicht aufgefallen?

      »Können Sie denn zu Ihrer Mutter kommen? Es wäre gut, wenn sie jetzt nicht alleine wäre.«

      »Selbstverständlich, aber es dauert einen Moment. Vielleicht kann eine Nachbarin so lange …?«

      Besonders eilig hatte es der Sohn also nicht. Die Fahrt von Flensburg hierher dauerte keine Stunde. »Ich höre mich um«, entgegnete Thamsen und legte auf.

      9. Kapitel

      »Das ist schrecklich«, ließ eine schrille Frauenstimme vernehmen, als Haie am frühen Abend den Supermarkt im Dorf betrat.

      Natürlich hatte sich der Leichenfund im Dorf inzwischen herumgesprochen. Das war nicht verwunderlich. Und natürlich waren die Leute erschrocken über die Geschehnisse, was sie allerdings nicht davon abhielt, sich haarsträubende Erklärungen auszudenken.

      Beim Obststand wurde Haie Zeuge, wie ein Mann Meta Lorenz tatsächlich weismachen wollte, dass der Geist aus dem verlassenen Haus in Deezbüll Tatjana Lieberknecht umgebracht hatte. Haie hätte laut auflachen können, wenn die Angelegenheit nicht so ernst gewesen wäre.

      Interessanter fand er da schon die Unterhaltung an der Wursttheke, denn da arbeitete eine relativ junge Frau, die zumindest vom Alter her Tatjana nahegestanden haben könnte. Aber auch sie schien nicht wirklich etwas zu wissen.

      »Ich glaube, die hat sich oft mit irgendwelchen Kerlen eingelassen. Dann muss man sich nicht wundern, wenn das eines Tages so kommt.«

      Haie hasste solche Phrasen. Zum einen stimmte es nicht, dass Tatjana ständig irgendwelche Kerle angeschleppt hatte – das hätte er mitbekommen –, und zum anderen: Warum sollte man sich nicht wundern, dass jemand umgebracht wurde, weil er oder sie wechselnde Partnerschaften pflegte?

      Trotzdem lächelte er die junge Verkäuferin an und fragte sie, ob sie regelmäßig in die Dorfdisco gehe und vielleicht etwas beobachtet habe. Denn so wie es schien, war Tatjana dort das letzte Mal lebend gesehen worden.

      Doch die junge Frau zog nur die Augenbrauen in die Höhe. »Sehe ich so aus, als wenn ich zu so ’ner Deppendisco gehe?«

      Mehrere Köpfe schnellten herum und auch Helene warf der Mitarbeiterin einen bösen Blick zu. Es war eines, so etwas zu denken, wenn man nicht von hier kam, aber das laut vor den Leuten – vor der Kundschaft – auszusprechen, ging gar nicht. Daher drängte sich die Kaufmannsfrau hinter den Fleischtresen und schubste die junge Frau zur Seite. »Mach mal Pause.«

      Natürlich war die Intervention von Helene nicht ganz uneigennützig, das wusste Haie, denn vor allem von ihm, dem Nachbarn der Toten und dem Freund des ermittelnden Kommissars, erhoffte sie sich sicher exklusive Informationen für ihren Dorfklatsch.

      »Ich habe gehört, dass Niklas die Tatjana gefunden hat. Wie geht es ihm denn?«, fragte sie.

      »Och«, Haie zuckte mit den Schultern, »war schon ein Schock für ihn.«

      »Das kann ich mir vorstellen. War sie denn arg entstellt?«

      Es war klar, dass es ihr nicht um Niklas ging. Sie brauchte Details, damit sie neuen Klatsch verbreiten konnte. Voyeurismus war weit verbreitet und Helene tat ihr Bestes, um die Bedürfnisse ihrer Kundschaft auch in diesem Punkt zu befriedigen.

      »Niklas sagt nichts. Muss der Schock sein«, redete Haie sich raus.

      »Und die Polizei?«

      »Ermittelt wohl, aber da muss man ja erst die Ergebnisse der Untersuchungen abwarten. Ohne Obduktion und so kann man eh nicht viel sagen.« Haie gab sich fachmännisch. Helene hingegen unbeeindruckt. Sie startete einen letzten Versuch.

      »Habe gehört, dass du in der Disco warst. Hast du denn Tatjana da getroffen?«

      Haie schoss das Blut in die Wangen, zumal sich gerade in diesem Moment seine Exfrau Elke neben ihn an die Fleischtheke stellte. Dass sich in diesem Dorf aber auch immer alles so schnell herumsprechen musste. Nichts blieb unentdeckt. Er schüttelte lediglich den Kopf und wies mit dem Finger auf die Theke. »Zweihundert Gramm von der Gesichterwurst.«

      »Ist Niklas nicht bald ein bisschen zu alt für solch einen Kinderkram?«, fragte Elke und lächelte Haie von der Seite an.

      Dem wurde es im Laden nun langsam zu eng. Er tat, als hätte er Elkes Frage überhört, schnappte sich die Tüte mit der Wurst und eilte weiter. Nach und nach legte er die restlichen Dinge, die auf seiner Liste standen, in den Einkaufswagen und ging zur Kasse.

      Dort traf er natürlich wieder auf Helene. Doch diese hatte nun erkannt, dass aus Haie nichts weiter von Belang herauszubekommen war. Sie kassierte ab, und noch während Haie die Einkäufe in seiner Tüte verstaute, wandte sie sich Meta Lorenz zu.

      »Na, hest all hört?«

      Die kleine, gebückte Frau nickte. »Wer so was wohl nur macht?«

      »Tja, das wird sich bestimmt bald rausstellen. Heutzutage hat die Polizei ja eine Menge Möglichkeiten. Speicheltest und so«, prahlte Helene mit ihrem nicht vorhandenen Fachwissen.

      »Wieso, ist die Frau denn …?«, fragte auch sogleich die Kundin, die hinter Meta Lorenz in der Schlange stand.

      Helene nickte, was Haie aus dem

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