Inselduell. Anja Eichbaum

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Inselduell - Anja Eichbaum

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zu ihm. Diesmal ließ er es zu, dass sie sich an ihn schmiegte. Er nahm sie in seine Arme. Wie schmal und zierlich sie doch neben ihm war. Er küsste sie auf die Haare und sog den vertrauten Duft ein.

      Für einen Moment schwiegen sie beide und hingen ihren Gedanken nach.

      »Ach, verdammt. Der Fundort.«

      Martin schreckte zusammen, weil Annes Stimme unvermittelt schrill klang. »Was ist damit?«

      »Du hast erzählt, es gab einen Koffer, eine Tarotkarte, eine Schärpe, aber du hast gar nichts zum Fundort gesagt.«

      »Wieso? Doch, habe ich.« Martin verstand nicht, worauf Anne hinauswollte. »Am Planetenweg.«

      »Ja, ja, das ist schon klar.« Sie wedelte ungeduldig mit der Hand, als wolle sie unnütze Bemerkungen vertreiben. »Aber wo da genau? Ich meine, an welcher der Stationen?« Sie schien aufgeregt und löste sich von ihm, um zum Fenster zu gehen. Dort drehte sie sich zu ihm. »An welchem Planeten genau wurde sie gefunden?«

      *

      »Ich freue mich so sehr, dass du bei mir bist.« Oskar erhob sein Glas und ließ es gegen ihres klingen. »Drei Tage – das ist fantastisch!« Seine Augen glitzerten, aber sein Gesichtsausdruck war so ernsthaft, dass Ruth laut auflachte. Irritiert schaute er sie an. »Was ist los? Habe ich etwas Falsches gesagt?«

      Ruth prustete, je mehr sie sich bemühte, ihren Lachanfall in den Griff zu bekommen. Sie wusste, es war sinnlos. Einmal losgelassen, war die Lachsalve nicht so leicht zu stoppen, besonders nicht durch fragende Blicke. Erst als sie merkte, dass Oskar wirklich verunsichert war, konnte sie stotternd hervorbringen: »Es tut mir leid. Ich dachte wirklich, du kennst das schon von mir. Bitte, sei nicht böse. Es ist nichts gegen dich.«

      »So ist es nicht. Hm, was dann? Ein unkontrollierbarer Tic? Oder lachst du über den Kellner? Verrate es mir.« Mit jedem Wort hatte sich der Schelm wieder in seine Augen geschlichen.

      »Ein Tic, das trifft es gut.« Sie war kurz davor, erneut loszulachen. »Auf jeden Fall ist es meine Art, mit Situationen umzugehen, die mich beunruhigen.«

      »Die dich beunruhigen?« Oskar sah sich im Restaurant um. Ruth folgte seinem Blick. Der Raum war nur knapp zur Hälfte gefüllt. Klar, sie waren spät dran und konnten froh sein, dass die Küche noch geöffnet hatte. »Stimmt. Ziemlich unheimliche Location«, frotzelte er und zog die Stirn kraus, was seine Brille ins Rutschen brachte. Mit einem Finger schob er sie wieder hoch.

      Ruth legte für einen Moment den Kopf in den Nacken. Wie sollte sie bloß erklären, dass sie in manchen Situationen nicht die taffe Frau war, für die sie alle hielten? Es fiel ihr schwer, das zuzugeben, aber wenn sie sich hinter ihrer burschikosen Art versteckte, kam sie immer wieder zu kurz. Es gab nun mal keine zwischenmenschliche Nähe ohne Risiko. Wer sollte das besser wissen als sie selbst. Geschiedene Polizeipsychologin mit erwachsener Tochter, die um der Karriere willen die Familie geopfert hatte. So zumindest lautete die gekürzte, die vereinfachte Rechnung. Dass es komplexer war, konnte sich wahrscheinlich jeder denken, aber die meisten Menschen mochten lieber die einfachen Antworten.

      Sie beschloss, weiter ehrlich zu sein. Oskar wusste, dass sie Zeit brauchte. Weil es zuletzt etwas gegeben hatte, was sie in ihrem Selbstverständnis und ihrer optimistischen Art vollkommen erschüttert hatte. Trotzdem konnte sie nachvollziehen, dass ihr Verhalten auf Oskar seltsam wirken musste.

      Sie nahm seine Hände und schaute ihn an. Seine Augen waren etwas, dem sie sich nicht entziehen konnte. Sie spürte, wie die Verlegenheit weniger wurde. Ein warmes Ziehen im Bauch konnte sie nicht länger ignorieren. Verdammt. Sie mochte diesen Mann. So sehr, wie sie sich das nicht hätte vorstellen können.

      Er schaute sie fragend an. Auch dafür war sie ihm dankbar. Dass er diese Pausen, diesen Stillstand aushielt. Nicht gern. Nicht ohne Zweifel. Aber er tat es.

      »Du weißt, dass ich das nicht gut kann, oder?«, flüsterte sie.

      »Was genau meinst du? Den Restaurantbesuch?«

      Er machte es ihr einfach. Lockerte die Stimmung auf. Bot ihr Ausflüchte. Auf die sie aber nicht zurückgreifen wollte. Diesmal nicht.

      »Ich bin nun mal nicht so die Romantikerin.« Sie hob kurz die Hand und deutete durch den Raum und auf das Fenster, hinter dem auf der anderen Seite des Rheins der Posttower mit wechselnden Farben auf sich aufmerksam machte. »Wenn du mit mir anstößt und dich auf drei gemeinsame Tage mit mir freust, dann …« Sie stockte.

      »Dann?« Er drückte die Hände, mit denen sie ihn immer noch hielt.

      »… dann bekomme ich Panik.«

      »Ich weiß das doch. Du hast von Anfang an mit offenen Karten gespielt.«

      »Ja. Nein. Schon. – Ach, es ist kompliziert.«

      »Das muss ich aber nicht als Statusangabe wie auf Facebook verstehen, oder? Da bedeutet eine komplizierte Beziehung fast immer, dass noch jemand Drittes im Spiel ist. Muss ich da etwas wissen?«

      Nun war es an Ruth, erschrocken zu sein. »Nein, nein, falsche Fährte. Das darfst du auf keinen Fall denken. Nein, es ist viel mehr, dass ich Panik im wortwörtlichen Sinne bekomme. So steinzeitmäßig. Hoher Puls, flache Atmung, Leere im Kopf und nur auf Flucht gepolt.« Sie hörte, dass sie witzig klang, obwohl sie jedes Wort genauso meinte.

      »Du denkst an Flucht, weil wir zum ersten Mal drei ganze Tage miteinander haben?« Oskar schien sich nicht sicher zu sein, ob sie ihn hochnahm.

      Ruth nickte. »Leider.«

      »Tatsächlich kompliziert.«

      Sie sah die Angst vor Zurückweisung in seinen Gesichtszügen. Alles zog ein wenig mehr nach unten: Die Augen, die Mundwinkel, selbst die Brille rutschte die Nase herunter.

      »Zu kompliziert?«, fragte sie leise.

      »Nein, auf keinen Fall.« Er zog seine Hände zurück, weil der Kellner einen Korb mit Brot und Besteck vor ihnen abstellte.

      »Die beiden Dips sind unser kleiner Gruß aus der Küche.« So schnell, wie er aufgetaucht war, hatte er sich schon wieder zurückgezogen, aber ihre Hände lagen nun nicht mehr aufeinander.

      Ruth griff nach einem Stück Brot. Oskar wickelte das Besteck aus der Serviette und reichte ihr ein Messer. »Hier, der Dip ist herrlich, den musst du probieren.«

      »Es ist also dein romantisches Stammlokal«, neckte Ruth ihn, in der Hoffnung, dem Gespräch mehr Leichtigkeit zu geben. Sie könnten ja später noch intensiver reden. Vielleicht wäre es dann sogar gut, wenn sie ein Thema hätten, bevor …

      »Einen Penny, um deine Gedankengänge nachzuvollziehen.«

      Ruth lachte laut auf. »Nein, die willst du nicht wissen.«

      »Doch, das will ich.« Seine Augen wurden noch dunkler, als sie sowieso schon waren. »Ich will, dass du das weißt. Ich lasse dir alle Zeit der Welt. Egal, was vorher war. Das spielt für mich keine Rolle. Ruth, du bist die beeindruckendste Frau, der ich seit Langem begegnet bin. Und ich bin nicht so naiv, dass ich nicht wüsste, dass wir alle unsere Macken davongetragen haben. Also, entspann dich bitte. Es werden drei großartige Tage.«

      »Weißt du, wie lange es her ist, dass ich drei Tage am Stück mit nur einem einzigen Menschen in solcher Nähe verbracht habe?« Ruth griff

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