Sing to me - Wicked Love. Danara DeVries
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Читать онлайн книгу Sing to me - Wicked Love - Danara DeVries страница 15
Irgendwann fällt mir ein, dass ich heute ja noch gar nichts gegessen habe und die Mädchen auch nicht. Durch unseren übereilten Aufbruch haben wir Frühstück und Mittagessen einfach ausfallen lassen. Verschwommen nehme ich ein paar Gestalten wahr. Blondes Haar, Dennis‘ breiter Rücken, Max‘ goldene Locken, die sich sanft vor mir hin und her bewegen. Irgendwann merke ich, dass ich leicht schwanke.
Max’ Hände lösen sich von meinen Armen und machen einem stärkeren Griff Platz. Heiße und kalte Wellen wechseln sich in meinem Rückgrat ab und mir wird übel.
»Kitty?« Ich schließe die Augen und wage nicht, sie erneut zu öffnen. Nur einer nennt mich so. Dieser alberne Spitzname passt überhaupt nicht mehr zu mir, schließlich bin ich kein Betthäschen mehr … na ja, zumindest nicht seins.
Trotzig recke ich das Kinn und straffe die Schultern. Max’ Offenbarung hat mir ohne viele Worte den Boden unter den Füßen weggerissen und ich brauche ein paar Atemzüge, um wieder geradeaus denken zu können. »Nenn mich nicht so«, murmele ich und streife Jaakkos Hände ab.
»Tschuldigung.« Sofort lässt er mich los und weicht ein paar Schritte zurück.
»Du hast ihn hereingelassen? Warum?«, wende ich mich an Dennis.
Der steht mit verschränkten Armen in der Tür und schenkt mir seine Gewittermiene. »Weil diese Familie nicht noch mehr Geheimnisse und Halbwahrheiten verträgt. Jahrelang habe ich mich deiner Entscheidung gebeugt, aber Max und auch er …«, dabei deutet Dennis auf den verwirrt dreinschauenden Jaakko, »… haben ein Recht auf die Wahrheit. Und dir tut diese Geheimniskrämerei auch nicht gut! Also setzt euch an diesen Tisch und klärt diese Angelegenheit.« Wütend dreht er sich um und stapft in den Flur. »Ich baue so lange eine Ritterburg und befreie Prinzessin Goldlocke!«
Ich blicke meinem Mann entsetzt hinterher und weiß wieder, warum ich ihn geheiratet habe. Weil er immer dafür gesorgt hat, dass ich das Richtige tue. Mit traumwandlerischer Sicherheit weiß er, was zu tun ist. So hat er auch damals unser Problem gelöst, indem er es zu seinem eigenen erklärt hat und mich bat, bei ihm einzuziehen. Mir gefallen seine Entscheidungen nicht immer, aber sein Instinkt war immer richtig. Also beuge ich mich widerwillig seinem Vorschlag und widme mich Jaakko und meiner Tochter.
Dennoch überwiegt mein Zorn. »Was willst du hier?«, fahre ich Jaakko an und überlege, ob nicht irgendjemand in diesem Haus eine Ohrfeige verdient hat. Dennis, weil er den ungebetenen Gast hereingelassen und sich danach verdrückt hat. Max, weil sie ihm geschrieben hat. Jaakko, weil ich seinetwegen meine Selbstbeherrschung zu verlieren drohe. Oder ich, weil ich mich aufführe wie eine Irre. Ich entscheide mich für mich selbst und verpasse mir einen imaginären Arschtritt. Reiß dich zusammen! Er ist nur ein Mann, der zufällig der Vater meiner Tochter ist und jetzt auf seine Ansprüche besteht.
»Ich glaube, wir müssen reden«, erwidert er trotzig und rutscht demonstrativ auf unsere kleine Eckbank, als wolle er mit Nachdruck mitteilen, dass er sich ohne ein paar Antworten hier nicht wegbewegen wird.
Ich stoße einen Seufzer aus und löse mich von der Tischkante. »Willst du vielleicht einen Kaffee? Das wird wohl länger dauern.«
»Sechzehn?« Jaakko sieht Max scharf an. Vermutlich sucht er nach gemeinsamen Ähnlichkeiten, aber sie ist mir wie aus dem Gesicht geschnitten. Von ihm hat sie nur die Haarfarbe und - wie ich erschreckt feststelle - die Haarmenge. Als ich Jaakko Salmela das letzte Mal gesehen habe, trug er einen modischen Kurzhaarschnitt und einen Dreitagebart. Heute hat er Haare wie das Biest. Ich grinse in mich hinein. Sein Haar ist länger als Max’ und die trägt ihre Locken bis weit über die Schultern. Jaakko hingegen bevorzugt es sehr viel länger. Der Bart ist etwas voller geworden. Das gibt ihm ein leicht verwegenes Aussehen.
Was mir allerdings meine schlechte Laune verhagelt, ist nicht seine Frisur, denn er hat sich im Nacken einen zweckmäßigen Zopf gebunden. Ich muss erneut grinsen. Jaakko sieht kurz von Max auf. »Ich brauche sie, guck nicht so dämlich!«, schnarrt er und schiebt die Brille ein Stückchen höher.
»Wirst du etwa alt?«
»Niemals«, negiert er und steckt die Brille wieder weg. Er hat sie anscheinend nur herausgeholt, um Max genau ansehen zu können. »Ich brauche sie nur ab und zu.«
»Steht dir«, grinse ich zurück und halte mich wieder an meiner Tasse fest. Jaakko mit Brille zu sehen, hat meine Stimmung aufgehellt, die Panik ist aber nicht verschwunden. Sie lauert in meinem Hinterkopf und wartet auf ihre Chance.
»Fast Sechzehn«, schaltet sich Max wieder ein und Jaakko mustert sie nachdenklich, bevor er sich wieder mir zuwendet. Das Geschrei aus dem oberen Stockwerk ignorieren wir. Dennis baut mit Malin an ihrer Ritterburg herum. Sie hat ein paar neue Drachen zum Geburtstag bekommen und die entführen jetzt höchstwahrscheinlich irgendeine Plastikfigur. Was auch immer.
»Ich werde im November sechzehn. Also in zwei Monaten.«
Jaakko schüttelt den Kopf. Er braucht nicht zu rechnen, die Daten liegen weit ausgebreitet vor seinem inneren Auge. Max ist irgendwann im Frühling vor sechszehn Jahren entstanden und es war Sommer, als ich meinen Entschluss gefasst habe, ihn endgültig zu verlassen. Weil der Alkohol zu einem massiven Problem geworden war, das er einfach nicht begreifen wollte.
»Warum hast du denn nichts gesagt? Ich hätte …« Seine Stimme versiegt für einen kurzen Moment. »Kein Wort? Nicht einmal ein Anruf, was los ist? Wenn ich es gewusst hätte, dass du schwanger …« Plötzlich sieht er richtig alt aus. Und erschöpft. Die Konzerte steckt er nicht mehr problemlos weg. Auch wenn er - wie er behauptet - auf den Alkohol verzichtet, schlauchen ihn die Auftritte deutlich.
Ich starre schweigend in meine Tasse und bringe kein Wort heraus. Seine Nähe ist zwar nicht so überwältigend wie gestern Abend, aber dennoch fühle ich mich unwohl. Einerseits freue ich mich, ihn zu sehen, andererseits habe ich schreckliche Angst vor den Auswirkungen. »Was willst du jetzt tun?«
Jaakko beugt sich vor und seufzt. »Ich weiß nicht, was hast du denn vor, Max? Du hast mir eure Adresse nicht ohne Grund gegeben.«
Meine Tochter scheint mit sich zu ringen. Ihre Wangen glänzen feucht und die Aufregung steckt ihr deutlich sichtbar in den Knochen. »Ich wollte …«, beginnt sie, doch dann versagt ihre Stimme.
»… was wolltest du, Schatz?«
Max sieht mich plötzlich an, ihre Augen schwimmen in Tränen. »Ich wusste ja nicht, wer er ist und ich dachte, wenn du ihn näher kennst, wäre das schon cool. Eine solche Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen.“ Sie schluchzt leise. „Jetzt tut es mir leid. Ich wollte dir nicht weh tun, Mama. Ich weiß echt nicht, was mich da geritten hat. Aber wenn er doch mein Papa ist, muss ich ihn doch kennenlernen dürfen, oder?« Und plötzlich ist sie wieder ein Kind. Auf der Schwelle zum Erwachsenwerden und dennoch handelt sie, ohne die Konsequenzen ihres Tuns zu bedenken. Dennis hat unrecht, sie ist noch nicht so weit und ich muss sie beschützen. Jaakko ist mir da keine große Hilfe. Ich glaube, er ist nie erwachsen geworden.
»Natürlich darfst du ihn kennenlernen. Aber ich denke, es wäre für alle das Beste, wenn wir es langsam angehen lassen, ja?« Will ich das überhaupt? Passiert hier nicht gerade genau das, was ich die letzten fünfzehn Jahre vermeiden wollte? Jaakko hat behauptet, er würde keinen Tropfen mehr anrühren und genau das sollte ich überprüfen, bevor ich ihm meine Tochter anvertraue. Begleiten kann ich sie nicht, unmöglich. Ich kann nicht noch mehr Zeit in seiner Nähe verbringen.
Ich war ihm