Sing to me - Wicked Love. Danara DeVries
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Читать онлайн книгу Sing to me - Wicked Love - Danara DeVries страница 13
»Wollt ihr etwas Musik hören?«, werfe ich fragend in Richtung Rückbank und ernte zustimmendes Gemurmel.
Max reicht mir eine CD nach vorne und ich schiebe sie in den Player. Ich achte nicht auf das Cover, da es sich um ein selbstgebranntes Exemplar handelt. Vor der Fahrt habe ich die Mädchen gebeten, für geeignete Musik zu sorgen, weil ich sonst nur Deutschlandfunk hören würde. Als die ersten Akkorde erklingen, fahre ich zusammen.
Empört werfe ich einen Blick zu meiner Tochter und sie zuckt entschuldigend mit den Schultern. »Ist doch kein Wunder, dass ich seine Musik mag, oder?« Sie versucht sich an einem neutralen Tonfall, doch der gereizte Unterton entgeht mir nicht. Wir müssen dringend reden, aber nicht hier im Auto und nicht mit Eve als Multiplikator. Ich hoffe, sie hat den Ernst der Lage erfasst und verteilt die Sensation nicht mit der Gießkanne.
Obwohl wir keine heiklen Gesprächsthemen anreißen, ist die Fahrt nach Hause für mich der reinste Albtraum. Jaakkos Stimme, die aus den Boxen dringt, sticht mir mit jedem Wort einen Dolch in den Rücken. Sie klagt mich regelrecht an, was ich ihm und Max angetan habe. Vorwurfsvoll schmettert er ein paar Töne in ungeahnten Höhen und ich zucke zusammen. Jede Silbe brennt sich wie glühende Lava in mein Bewusstsein. Irgendwann merke ich sogar die Tränen, die lautlos über meine Wangen laufen. Was habe ich getan?
Ich habe eine Scheinwelt errichtet, um mein Kind in Watte gepackt aufziehen zu können, das habe ich getan. Das Verwerfliche daran ist, die Wahrheit so lange geheim gehalten zu haben.
Als wir Eve absetzen, ist die Stimmung so eisig, dass ich dem Mädchen nicht einmal ein paar Worte abringen kann. Eves Mutter schaut gut gelaunt zu mir ins Auto und fragt, warum wir schon zurück sind. Doch ich zucke nur abweisend mit den Schultern.
»Mom geht’s nicht gut«, erwidert Max und klettert auf den Beifahrersitz.
»Oh, ich hoffe nichts Ernstes?« Ich bin mit Eves Mutter zur Schule gegangen, wir sind quasi zusammen aufgewachsen. Wir kennen uns schon so lange, dass sie innerhalb von Sekunden die angespannte Stimmung begreift. Nachdenklich sieht sie mich an und nickt.
»Nichts Ernstes«, spule ich die Worte herunter, die man in solchen Situationen eben sagt. Doch an ihrem Blick merke ich, dass sie mir nicht glaubt.
»Ruf an«, murmelt sie und wendet sich ab. Jedes weitere Wort wäre überflüssig. Ich musste erst einmal alles verarbeiten. Ich würde nicht die richtigen Worte finden, um zu beschreiben, was in mir vorgeht. Später vielleicht. Vielleicht auch nie. Darin habe ich ja Übung, schweigen, bis man zerbricht.
Als wir zu Hause auf den Hof biegen, hechtet Max aus dem Auto und flieht in ihr Zimmer. Mein Mann kommt aus dem Haus und sieht ihr verständnislos hinterher. »Kein gutes Konzert?«
Dennis ist ein Schatz und holt die Taschen aus dem Auto. Ich schüttele den Kopf und zeige ihm die Konzertkarten. Wortlos stellt er die Taschen ab und studiert die Karten. Er sieht mich fragend an. Ich lächele traurig und deute auf die Namen der Bandmitglieder und als er Jaakkos Namen erkennt, entgleisen seine Gesichtszüge. »Ach, du Scheiße!«
***
»Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich diese Geheimniskrämerei für keine gute Idee halte.« Dennis platziert eine dampfende Tasse Kaffee vor mir und fährt sich durchs dunkle Haar. »Das war vorauszusehen. Du kannst ihr den Vater nicht vorenthalten.«
»Du bist ihr Vater.«
Dennis lacht leise. »Wir wissen beide, dass es nicht stimmt. Ich habe nur das aufgesammelt, was von dir übrig war.« Er greift nach meiner Hand und drückt sie zärtlich. »Es wird schwer werden, für uns alle, aber sich kennenzulernen ist ihr gutes Recht.«
Ich schüttele vehement den Kopf, trotzdem weiß ich, dass mein Mann wie immer recht hat.
»Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn mir jemand nach 16 Jahren so eine Offenbarung macht.«
Sein Lächeln versiegt. »Aber immer noch besser als niemals, oder?« Er rührt nachdenklich in seinem Kaffee. »Max ist alt genug, selbst zu entscheiden.«
Mir fällt es deutlich schwerer als ihm, in unserer Tochter eine erwachsene Frau zu sehen. Ich beiße mir auf die Zunge und schmecke bittere Galle. Nicht ›unsere‹ Tochter. »Sie kann noch nicht entscheiden. Sie wird nur den Glamour und das ganze Rampenlicht sehen. Die Schattenseiten bleiben ihr in ihrem jugendlichen Leichtsinn verborgen.«
»Habt ihr ihn gesehen?« Dennis pustet sanft über den Kaffee und fixiert mich lauernd. Dabei versucht er, möglichst lässig zu klingen, aber er kann sich vor mir nicht verstellen. Wir kennen uns seit der Schulzeit und waren immer gute Freunde. Dass wir jetzt verheiratet sind, klingt wie der klassische Beziehungsweg, hat aber deutlich tiefere Gründe. Er hat sich um mich gekümmert, als ich es nicht konnte. Er war der Jemand an meiner Seite, den ich so dringend brauchte. Und das ohne etwas einzufordern. Max und ich sind sogar bei ihm eingezogen. Und irgendwie sind wir geblieben. Schließlich ist aus der anfänglichen Zweckgemeinschaft mehr geworden, wie unser kleiner Wirbelwind Malin beweist. Wir haben geheiratet, damit wir versorgt sind. Ohne großen Pomp, nur um eine Familie sein zu können.
Meine Liebe zu Dennis ist stabiler, ruhiger, unaufgeregter. Nicht das verzehrende Begehren, das mir diese Situation jetzt beschert hat. Ich brenne nicht für ihn, seine Stimme lässt mich nicht in Ohnmacht fallen und seine Augen bescheren mir keine heißen Schauer. Aber dafür habe ich die Beständigkeit, die ich immer wollte. Ich habe einen liebevollen Vater für meine Mädchen und eine intakte Beziehung. Dennis weiß von Jaakko, er weiß alles. Dennoch hat er mich gebeten, bei ihm einzuziehen.
Vielen mag diese Beziehung scheinheilig vorkommen, oder sie würden sie als ›nicht echt‹ bezeichnen. Mag sein. Aber wenn man am Boden ist und jemanden hat, der einen den Rücken stärkt und wieder aufrichtet, dann ist das auch eine Art Beziehung.
»Er hat mich erkannt und ich ihn.« Ich will nicht ausweichen, Ehrlichkeit ist alles, was ich Dennis geben kann. Er macht große Augen, als ich fortfahre und ihm erzähle, wie mich Jaakko in die Enge getrieben hat.
»Dieser Drecksack«, fügt er hinzu und schüttelt ungläubig den Kopf. »Er kennt dich und weiß, wie er dich festnagelt. Herrlich!« Dennis lacht schallend auf.
»Ich finde das überhaupt nicht witzig!«, empöre ich mich, doch mein Mann prustet. »Hey, du sollst auf meiner Seite stehen!«
»Tu ich, Cathia, tu ich! Aber ich stelle mir gerade lebhaft dein Gesicht vor, wie du abhauen willst und es nicht kannst. Hast du ihm die Augen ausgekratzt?«
Ich schüttele den Kopf. »Nein, aber Max hat seine Handynummer.«
Dennis wird bleich, jeglicher Spott ist vergessen. »Und weiß sie es?«
Ich nicke und schlucke. »Ich habe Angst.«
»Max? Max!« Ich hämmere zornig gegen die Tür meiner Tochter, aber sie öffnet mir nicht. »Max! Ich will dein Handy!« Verzweiflung schwingt in meiner Stimme mit. Ich muss diese Nummer haben und vernichten. Erneut schlage ich wütend gegen das Holz. »Bitte!« Nicht kriechen! Erwachsene kriechen nicht vor Teenagern. Aber ich bin so verzweifelt, dass mir jedes Mittel