Sing to me - Wicked Love. Danara DeVries
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»Max …«, keuche ich erschöpft und greife nach einem Laternenmast, bevor mich die Last der Sorgen zu erdrücken droht. Mein Tonfall hat offensichtlich genau die richtige Saite in meiner Tochter angeschlagen.
»Mama?«, fragt sie alarmiert und legt stützend ihren Arm um mich. »Hast du zu viel getrunken?« Sie drückt mich an sich und mit Eve an der anderen Seite stolpern wir Richtung Hotel.
Getrunken habe ich praktisch nichts, ich war nur leicht angeheitert. Meine Tochter ahnt nicht, was ich die ersten Jahre nach ihrer Geburt durchgemacht habe. Aber ich will nicht jammern, ich will stark sein und die Bürde meiner Empfindungen nicht bei meiner Tochter abladen.
Ich richte mich auf und straffe die Schultern. »Es geht jetzt wieder. Alles okay. Mir war nur kurz schwindelig.« Eine Sache habe ich trotzdem nicht vergessen. »Die Karte, Schatz.«
Ertappt schiebt Max die Unterlippe vor, aber sie händigt mir ohne weiteres Gemurre Jaakkos Visitenkarte aus. Ich betrachte sie eingehend von beiden Seiten. ›Jaakko Salmela‹ steht darauf und zwei unterschiedliche Handynummern. Bei allen sieben Höllen, ich muss das Kärtchen verbrennen. Nicht, dass ich irgendwann der Versuchung erliegen werde. Nach dem heutigen Abend könnte das durchaus der Fall sein.
In der Nacht schlafe ich nicht. Da hilft auch das Einzelzimmer nicht. Unwillig starre ich auf die Digitalanzeige meines Handys und wälze Gedanken hin und her. Jaakko geht mir nicht aus dem Kopf.
Unserem ersten gemeinsamen Ausflug vor 16 Jahren sollten viele weitere folgen. Aber einen Annäherungsversuch wie im Fahrstuhl gab es nicht noch einmal.
»Kitty ist doch viel zu jung für dich«, schnappte ich einmal bei einem Besuch der Band in unseren Geschäftsräumen auf. »Die Kleine ist doch noch nicht einmal zwanzig!«
Sami war doch selbst kaum älter als ich, oder? Und so groß konnte der Altersunterschied zu Jaakko wohl kaum sein.
Ich gab nicht viel auf das Gerede, schlenderte gut gelaunt in das Büro und platzierte den gewünschten Kaffee vor Jaakko und Sami.
Ertappt zuckten sie zusammen. Aber Sami nahm ich gar nicht wahr, ich hatte nur Augen für Jaakko.
»Ich bin zwanzig«, gab ich mit dem Selbstvertrauen und der Ahnungslosigkeit einer stolzen Jungerwachsenen zurück. In dem Alter zählte für mich noch jedes Jahr. Zwanzig war toll. Endlich erwachsen und eigene Entscheidungen treffen. Und seitdem ich Jaakko kennengelernt hatte, war ich mehr als gewillt, seine Aufmerksamkeit zu ergattern.
Die Jungs von den Pain Guys sahen ziemlich übernächtigt aus. Gestern war ihr Auftritt unter Tage gewesen und sie hatten versprochen, vor ihrer Abreise noch einmal bei der Agentur vorbeizuschauen.
»Wo ist der Rest von euch?« Irritiert sah ich mich um. Tony, der Keyboarder, und Mike, der Schlagzeuger, waren nicht da.
Jaakko griff gähnend nach seiner Kaffeetasse.
»Rausch ausschlafen«, brummte er und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter. »Boah«, stöhnte er und rieb sich die Schläfen.
»Du solltest wohl auch deinen Rausch ausschlafen?«
Seine Augenbrauen zuckten nach oben. »Wäre wohl besser. Aber dann hätte ich dich nicht noch einmal gesehen.« Seine Mundwinkel formten ein strahlendes Lächeln.
Mein Magen sackte in den Keller, meine Knie zitterten und ich war heilfroh, dass ich auf der Kante eines Schreibtisches platzgenommen hatte. Jaakko und Sami lümmelten auf der Couch und ein gläserner Tisch trennte uns voneinander.
Ich spürte, wie sich die Hitze in meinen Wangen staute. Nervös versuchte ich, meine schlotternden Knie mit dem Blick zu fixieren, aber dann bemerkte ich, dass ich es mir nur eingebildet hatte. In der dunklen Strumpfhose über den schwarzen Stiefeln wirkten sie ganz ruhig. Und trotzdem fühlte ich mich in meinem kurzen Rock unwohl. Nicht ausreichend für die Situation gewappnet. Ich hätte einen Leinensack anziehen sollen und ebenfalls auf die kurze karierte Bluse, die sehr viel Dekolleté zeigte, verzichten sollen.
Doch andererseits gab mir Jaakko Salmela genau die Aufmerksamkeit, die ich mir wünschte.
»Gefällt dir denn, was du siehst?« Warum konnte ich nicht mein vorlautes Mundwerk halten? Ich brauchte mich nur von ihm herausgefordert zu fühlen und hatte keine Zehntelsekunde später die passende Erwiderung parat. Ich schoss schneller, als mein Verstand die Konsequenzen ausrechnen konnte.
Jaakkos Miene verhärtete sich und er nickte. Keine spitze Bemerkung, kein herablassendes Lächeln. Einfach dieses ernste Nicken.
Wie gebannt starrte ich in seine hellblauen Augen. Ein wohliger Schauer kroch über meinen Rücken. Verdammt! Was hatte Sami gesagt? Jaakko sei zu alt für mich? Ganz bestimmt nicht! Er war doch höchstens dreißig und Musiker. Ich durchdachte bereits, wie ich Jaakko dazu überreden konnte, noch etwas länger hierzubleiben. Aber meine Überlegungen wurden jäh von Jackys Auftauchen unterbrochen. Voller Tatendrang stürzte meine Chefin sich auf Sami und Jaakko.Ich hatte nicht viel zu dem Gespräch beizutragen, aber da ich die Jungs zu den Besichtigungen des Bergwerks begleitet hatte, hielt Jacky es wohl für angebracht, mich an der Abschlussbesprechung teilhaben zu lassen.
Während des gesamten Meetings hatte ich das Gefühl, Jaakkos Blick immer wieder auf mir zu spüren. Ohnehin wirkte er sehr nachdenklich und überließ Sami die Gesprächsführung.
Als sich Sami und Jaakko verabschiedeten, nahm letzter mich noch einmal kurz zur Seite. Allein seine Berührung jagte mir heiße und kalte Schauer über den Rücken. Seine Hand auf meiner nackten Haut war wie flüssiges Feuer in meinen Venen, an dem ich mich berauschte. Meine Knie zitterten so sehr, dass ich sie fest zusammenpressen musste. Sami und Jacky waren bereits draußen auf dem Gang und plauderten. Jaakko und ich hatten das Büro für uns.
»Ich würde dich gerne wiedersehen.« Lässig lehnte er sich gegen die Bürotür und hielt sie mit seinem Körpergewicht geschlossen. Sein Bariton vibrierte durch meine Knochen.
Meine Hand auf der Türklinke hielt mich halbwegs aufrecht. »Ihr fliegt heute Abend«, widersprach ich, meine Stimme ein atemloses Flüstern.
Er berührte zärtlich mein Kinn. »Ich könnte ein paar Tage dranhängen, wenn du willst.«
Ich spürte meine Knie nicht mehr. Nur noch eine wabbelige Masse, die in meine Stiefel floss. Überzeugt, nichts anderes als dieses Gematsche vorzufinden, schaute ich nach unten. Nichts. Meine Beine steckten nach wie vor in diesem sündhaften Schuhwerk. Eine Zehntelsekunde lang fragte ich mich, ob Jaakko diesen Vorschlag auch ohne die Stiefel gemacht hätte. Wohl kaum. Aber war es nicht genau das, was ich wollte? Endlich bekam ich seine Aufmerksamkeit und nun wünschte ich mir nichts sehnlicher als so schnell wie möglich bei meiner Chefin Schutz zu suchen. Sie würde Jaakko in seine Schranken verweisen und ihn auf unseren Altersunterschied hinweisen, genauso wie Sami.
Einer Eingebung folgend, hörte ich den Refrain eines Kinderlieds mit Jackys Stimme in meinem Ohr: »Sag mir erst, wie alt du bist?« Ich verzog das Gesicht. »Bist du nicht ein wenig alt für mich?« Verdammt! Er war ja nicht mal Bandleader, sondern einfach der Älteste. Die anderen verließen sich schlicht auf seine Lebenserfahrung. Er machte Musik, seit er eine Gitarre halten konnte, und hatte nie etwas anderes gemacht. Musik war seine Leidenschaft, deswegen hatte er neben der Band nur Jobs aus dem Metier angenommen. Sein Traum war ein eigenes, kleines Tonstudio, mehr nicht. Bei meinen Recherchen war ich auf ein Interview mit ihm gestoßen, wo er seinen Wunsch geäußert hatte.
Jaakko