Sing to me - Wicked Love. Danara DeVries

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Sing to me - Wicked Love - Danara DeVries

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ein Raubtier. Mein kluges, kleines Mädchen.

      Niemand scheint mehr erpicht auf Autogramme zu sein, aber Jaakko versucht die Situation trotzdem zu retten: »Hey, ihr seid doch wegen dem Konzert hier, oder?« Die Mädels drehen sich im Gleichschritt herum und wirken sofort abgelenkt. Das Konzert wollen sie sich natürlich nicht entgehen lassen. Ich seufze leise und gebe mich geschlagen.

      »Ihr könnt euch, wenn ihr wollt, alles von der VIP-Lounge aus anschauen«, schlägt Jaakko schuldbewusst vor und schaut zu Boden.

      Ich will gerade etwas Passendes erwidern, da hüpfen die Mädels bereits begeistert in die Höhe und mir wird klar, dass ich ihnen seinen Vorschlag nicht ausreden kann. VIP-Lounge auf dem Konzert ihrer Lieblingsband ist wie Vanilleeis zum Frühstück.

      Jaakkos Miene hellt sich auf, doch seine Begeisterung hält nicht lange an, als er zu mir schaut und meine Gewitterstimmung bemerkt. Er hat mich bewusst in die Enge getrieben. Und das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Max’ töchterliche Feinsensoren reagieren ebenfalls.

      »Bitte, Mom!«, jault sie und wirft sich mir an den Hals.

      Ich tätschele liebevoll ihren Arm und funkele Jaakko an. »Du bist so ein Arsch«, maule ich.

      Jaakko grinst verschwörerisch. Er weiß genau, welche Knöpfe er beim jugendlichen Publikum drücken muss.

      Seufzend gebe ich mich dem geballten Freudengeheul der Mädchen geschlagen. Wie könnte ich ihnen eine solche Chance verwehren? Vielleicht macht mich das nicht zu einer guten Mutter, aber mein dauerhaft schlechtes Gewissen kann ich mit ihrem Jubel vorerst beruhigen.

      Ich erinnere mich an früher. Jaakkos Stil war damals ein anderer gewesen. Er bevorzugte harte Bässe und vor allem laut musste es sein. »Um sich die Birne wegzuknallen«, pflegte er immer zu sagen. ›Damals‹ war Jahre her, sechzehn um genau zu sein.

      Bevor ich meinen Mann kennenlernte, jobbte ich bei einer Eventagentur und bekam die Chance, für die Pain Guys – Jaakkos ehemalige Band - einen Gig organisieren zu müssen.

      Kein gewöhnlicher Gig. Die Jungs hatten es sich in den Kopf gesetzt, unter der Erde aufzutreten. Mein Arbeitgeber war die einzige Eventagentur weit und breit und so fiel uns diese Veranstaltung zu.

      Die Hallen unter Tage wurden in der Regel von namenhaften Veranstaltern gebucht und dann auch nur über große Agenturen. Aber die Band wollte jemanden vor Ort und war nicht bereit, ständige Anreisen zu finanzieren. Außerdem wollten sie vor dem Event den Veranstaltungsort begutachten.

      »Eine Mine ist schon krass. Aber wir suchen das Besondere. Wir wollen den Charme der …« Sami fehlten die Worte und er sah hilfesuchend zu Jaakko.

      »Den Charme des Vergangenen einfangen.« Kurz geschoren und mit einem ungepflegten Dreitagebart, hatte er kaum Ähnlichkeit mit seinem Alter Ego von heute. Er hatte für mich das gewisse Etwas und ich konnte von Anfang an meine Augen nicht von ihm lassen.

      Ich war gut über die Pain Guys informiert. Jaakko, der Bassist, war etwas älter als seine Bandkollegen, schon in den Dreißigern. Aber trotz des Lebenswandels mit stressigen Touren und ständigen Partys konnte er mit seinen Jungs, alle Anfang zwanzig, gut mithalten.

      Wenn ich das als Zwanzigjährige behaupten konnte. Für mich hatte Jaakko ein fortgeschrittenes Alter, aber er war interessant. Er wirkte viel reifer und erfahrener als die anderen Bandmitglieder. Er grölte und pöbelte nicht, wenn, dann ließ er sich nur zu einem flüchtigen Lächeln hinreißen. Die Jungs bevorzugten harte Gitarrenriffs mit vielen Power-Cords und einer kräftigen Lead. Jaakko war bekannt für komplizierte Riffs, während Sami seiner Leadgitarre die eingängigsten Melodien entlockte. Mir fehlte bei ihrer Musik der Gesang und eine weibliche Leadstimme. Aber die Jungs blieben lieber unter sich und fanden ihre Musik auch ohne Gesang toll. Ich wusste vom Hörensagen, dass Jaakko sich hin und wieder mit Sami den Lead Part teilte, so dass ihre Songs zwischen instrumentalen Titeln und Gesangstiteln wechselten. Gesang konnte man das allerdings nicht nennen. Jaakko und Sami waren hervorragende Shouter. Die Kunst des Brüllens.

      Mir fiel es zu, die Jungs beim Besuch der Mine zu begleiten. »Du bist doch aus der Gegend und warst bestimmt tausendmal dort unten, oder?« Meine Chefin klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. »Begleite die Jungs und überzeuge sie davon, dass das Bergwerk mit seinen 700m Tiefe ihrem Metal-Stil entspricht. Dort ist jedenfalls genug altes Metall vorhanden.« Jacky lachte und nahm mich in den Arm. »Du schaffst das schon.« Dass sie mich mit einem Haufen junger Männer in ein Bergwerk schickte, fiel ihr gar nicht auf. Vielleicht später, wenn wir verschollen durch die unterirdischen Gänge irren würden und ich mir vorkäme, wie das letzte weibliche Wesen auf diesem Globus.

      Ein Blick auf Jaakko zeigte mir, dass der Ausflug bestimmt nicht das schlimmste Erlebnis werden würde. Mein Gott, ich war zwanzig! Und er der einzige richtige Mann in der Nähe. Allein sein Anblick und das Lächeln, das er mir immer wieder zuwarf, ließ meine Hormone hochkochen.

      Die Band hatte einen Kleinbus gemietet und neben Jaakko und mir waren noch Sami, der andere Gitarrist, mit von der Partie und ein Keyboarder, dessen Name mir partout nicht einfallen wollte.

      Sami und Jaakko waren die Einzigen, die mit mir sprachen. Jaakko plauderte regelrecht aus dem Nähkästchen und erzählte, dass seine Mutter aus Deutschland stamme und er daher zweisprachig aufgewachsen sei.

      Die Fahrt dauerte nicht lange. Schon nach einer halben Stunde bogen wir auf das Gelände der Betreiberfirma. Auch wenn Teile des Bergwerks für Events genutzt wurden, war ein großer Bereich noch immer aktiv. Die Jungs staunten Bauklötze, als sie den riesigen Turm sahen, der mit vier monströsen, sich ständig drehenden Rädern ein beeindruckendes Gebilde darstellte.

      »Wird damit die Kohle gefördert?« Jaakko deutete auf den Turm.

      Ich kicherte. »Das hier ist kein Kohlebergwerk, hier wird Salz abgebaut. Das Salz wird per Förderband nach oben geholt, dieser Turm ist für die Aufzüge.«

      Ihre Gesichter hellten sich auf. »Cool, Aufzüge! Wie praktisch.«

      Wieder musste ich leise lachen. Sobald sie die Aufzüge sahen, würde ihnen das Lachen schon vergehen. Mir war klar, dass die Jungs keine Ahnung hatten, um welche Art von ›Bergwerk‹ es sich handelte. In unserer Gegend gab es gar keine richtigen Berge, nur die sanften Hügel der Rhön, und ihre Überraschung war groß, als wir auf das völlig flache Gelände fuhren.

      Ich meldete uns an und Jaakko steckte neugierig seinen Kopf über meine Schulter. Die körperliche Nähe ließ mich angenehm frösteln. Mein Herz setzte für einen Moment aus, nur um im nächsten Augenblick mit doppelter Geschwindigkeit weiterzuhämmern. Sein Atem streichelte sanft meine Nacken und meine Knie wurden weich. Er war mir so nahe, dass ich seine Hitze spüren konnte. Er atmete erneut gegen meinen Nacken und bescherte mir damit eine kribbelige Gänsehaut. Das fühlte sich so gut an, dass ich nur schwer dem Drang widerstehen konnte, mich einfach gegen ihn zu lehnen. Hastig schüttelte ich das Gefühl ab und konzentrierte mich auf die Empfangsdame. »Vier Erwachsene. Wir sind mit Herrn Schulze vom Eventmanagement verabredet. Das hier sind die Jungs von Pain Guys.«

      Die Frau mittleren Alters rümpfte die Nase und beäugte die kleine Gruppe von Hardrockern und Metal-Punkern über ihre Hornbrille hinweg an. »Ich gebe ihm Bescheid. Holen Sie sich schon einmal Kittel, Helm und Grubenlampe, ja?«

      Die Jungs sahen tatsächlich zum Fürchten aus. Alle bis auf Jaakko trugen lange Haare, ganz im Stil ihrer Musik offen und ungekämmt. Dazu trugen sie schwere

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