Sing to me - Wicked Love. Danara DeVries
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Читать онлайн книгу Sing to me - Wicked Love - Danara DeVries страница 4
»Sie haben die Erlebnisführung. Herr Schulze meinte, Sie wollen das volle Programm?«
Ich nickte und grinste in mich hinein. Das Bergwerk war etwas Besonderes, genau das, was die Pain Guys wollten und diese Führung mit den Special Effects würde genau das Richtige sein, um ihnen den nötigen Kick zu verpassen. Allein die Fahrt mit den Fahrstühlen – gefühlter freier Fall – würde ihnen beweisen, wie besonders diese Mine war. Das wurde bestimmt spaßig!
Da ich aus der Gegend kam, war ich bereits mehrere Male in der Mine gewesen. Unter Tage gab es nicht nur Konzerte und Veranstaltungsräume, sondern auch eine Ausstellung, eine Würstchenbude und den ›Alf‹: einen riesigen, stillgelegten Kran in einer dreißig Meter hohen Halle mit atemberaubender Akustik. Das würde den Jungs gefallen.
Die Erlebnisführung trieb den Jungs mit Sicherheit den Angstschweiß auf die Stirn, wenn nicht die rasante Grubenfahrt schon ausreichte.
»Das sollen wir anziehen? Das ist ja voll ungroovy!« Sami holte einen dunkelblauen Kittel vom Haken, während Tony - so hieß der Keyboarder - den Helm immer wieder zurechtschob, damit seine Haare ihm unter dem Helm nicht ins Gesicht fielen. Jaakko amüsierte sich derweil mit der Grubenlampe und ahmte Stroboskoplicht nach.
Ich holte tief Luft und nahm ihm die Lampe genervt aus der Hand. »Das Ding kann dir das Leben retten, also bitte nicht daran herumspielen.«
Seine Augen wurden groß. »Leben retten? Was ist das hier?«
»Ein aktives Bergwerk, meine Herren!« Herr Schulze betrat die Umkleide. In seiner weißen Arbeitskleidung sah er richtig professionell aus. »Bitte ziehen Sie die Kittel über, aber lassen Sie Ihre Jacken hier. Dort unten herrschen konstant 32 Grad.« Er nickte mir erfreut zu, weil ich mich bereits aus meiner Jacke geschält, sie ordnungsgemäß aufgehängt hatte und mir über mein kurzes Top den Grubenkittel zog. Helm und Lampe hatte ich vorschriftsmäßig angelegt. »Die junge Dame weiß jedenfalls Bescheid.«
Ich erwiderte sein Lächeln und erntete dafür von Jaakko ein gehauchtes »Streber«. Er stand direkt hinter mir und sein Atem kitzelte meinen Nacken. Heiße Schauer setzten mein Rückgrat in Brand und ich war unglaublich froh, dass ich ihn nicht ansehen musste. Ich versteifte mich darauf, nicht zu reagieren. Was auch immer er von mir erwartete. Ich atmete tief durch und konzentrierte mich auf Grubeneinfahrten. Ja! Grubeneinfahrten waren toll und derart unerotisch, dass mein Magen sich enttäuscht zurückzog und das wilde Flattern sofort einstellte. Warum tat der Kerl so etwas? Absolut unprofessionell. Ich drehte mich zu ihm herum und funkelte ihn herausfordernd an. Dass mein Gesicht in Flammen stand und glühte wie eine Tomate, bemerkte ich nicht. Doch Jaakko grinste überheblich.
Verdammt!
»Also meine Herren, meine Dame, dann wollen wir mal los!« Ich nahm mir heraus, Jaakko noch einen Augenblick länger anzusehen, bevor er sich spöttisch vor mir verbeugte und mir mit einer einladenden Handbewegung den Vortritt ließ.
Na, das konnte ja heiter werden!
Ich hatte mir nie viel auf mich eingebildet. Gut, ich war schlank und nicht gerade klein und mir gefiel mein Haar. Ich war so stolz darauf, dass ich meine naturblonde Mähne gerne zur Schau stellte. Meistens trat ich leger auf, Jeans, Top, Jacke, Sportschuhe.
Ich wollte keine männliche Aufmerksamkeit. Ich wollte ich sein und mich wohl in meiner Haut fühlen. Doch jetzt schien ich genau das zu bekommen, was ich eigentlich vermeiden wollte. Jaakkos offenkundige Flirtbereitschaft war mir eindeutig zu viel und ich beschleunigte meine Schritte, um gleich hinter Herrn Schulze in den Aufzug zu schlüpfen.
Sami und die anderen folgten mir, Jaakko bildete das Schlusslicht.
»Das ist ein Förderkorb, den wir zur Einfahrt nutzen. Er wird uns auf über fünfhundert Meter in die Tiefe bringen.« Die Augen der Jungs wurden groß.
»Angst?«, spöttelte ich in Jaakkos Richtung.
Er schüttelte den Kopf und drängte sich neben mich. »Ich fürchte mich vor gar nichts, und du?« Lässig lehnte er sich neben mich an die Wand. Der Fahrstuhl besaß zwei Ebenen, so dass mindestens fünfzig Personen gleichzeitig transportiert werden konnten. Die obere Ebene erreichte man nur über eine Treppe, salzverkrustet und rostig. Ich zog allerdings vor, auf der unteren Ebene zu bleiben.
Fasziniert beobachtete ich das sanfte Zucken seines Kinns und bemerkte überhaupt nicht, wie der Korb geschlossen wurde und ruckartig in die Tiefe fiel. Eigentlich war das nichts Neues für mich. Ich kannte die Grubeneinfahrten und wusste, wie rasant es nach unten ging. Genauso wusste ich, dass das Licht für die Dauer der Fahrt erlosch.
Jaakkos Mienenspiel lenkte mich allerdings so sehr ab, dass ich erschrocken aufschrie, als der Korb in die Tiefe fiel und haltsuchend nach jemandem griff. Die Dunkelheit, das laute Rattern und die entsetzten Rufe seiner Bandkameraden irritierten mich, sodass ich erst mit Verspätung wahrnahm, dass ich mich an Jaakko klammerte und nicht an jemand anderen. Es konnte nur Jaakko sein. Er hatte ja beim Eintreten in den Korb noch neben mir gestanden.
Er legte einen Arm um mich und zog mich an sich. Ich spürte das Vibrieren seiner Brust unter meiner Hand, trotz der rasanten Abwärtsfahrt. Er beugte sich vor und seine Lippen streiften mein Ohr. »Ich habe keine Angst, und du?« Sein herber Duft vermischte sich mit dem salzigen Geruch nach Meer, seine Hand lag auf meinem Lendenbereich und es fühlte sich aus irgendeinem Grund richtig gut an.
Bei so viel Nähe sprang ich normalerweise davon, aber ich bewegte mich keinen Zentimeter. Und das lag nicht an der Enge des Förderkorbes. Ich genoss Jaakkos Nähe und konnte der Versuchung nur mit Mühe widerstehen, mein Ohr an seine Brust zu legen und dem beruhigenden Schlagen seines Herzens zu lauschen. Meine Nasenspitze berührte seine Brust und selbst über dem salzigen Geruch des Kittels roch ich noch sein Aftershave und etwas ganz anderes: ein interessantes Aroma wie nach einem morgendlichen Waldspaziergang. Ich verlor mich in diesem Duft, genoss seine Nähe und die Art, wie er mich hielt. So fest, dass ich das Ruckeln des Förderkorbes überhaupt nicht mehr wahrnahm und den heftigen Plumps, als er das Ende des Schachtes erreichte. Das Licht ging an und die Türen wurden geöffnet.
»Aussteigen«, murmelte er leise und lächelte mich liebevoll an.
Verwirrt hob ich den Kopf und sah in Jaakkos freundliches Gesicht. Seine Augen funkelten amüsiert, ohne den Spott, den er noch an der Oberfläche und bei unserem ersten Treffen in Jackys Büro gezeigt hatte. Er hielt sich an den von der Decke des Förderkorbs hängenden Haltegriffen fest, während er mit der anderen Hand noch immer meinen Rücken berührte.
Verlegen räusperte ich mich und trat ein Stück zurück. »Verzeihung«, murmelte ich und hetzte aus dem Korb, ohne ihn noch einmal anzusehen. Meine Wangen glühten und ich stolperte irritiert den anderen hinterher, die bereits ausgestiegen waren.
»Du musst dich nicht entschuldigen, ich stelle mich gerne als Haltegriff zur Verfügung.«
Abrupt blieb ich stehen. Da war er wieder, der spöttische, aber keineswegs abwertende Unterton.
Was bildete er sich sein? Ich spürte, wie noch mehr Blut in meine Wangen schoss. Wenn überhaupt möglich, wurde ich noch roter, doch dank der diffusen Lichtverhältnisse konnte er das bestimmt nicht sehen.
»Jaakko, Cat? Wo bleibt ihr denn?« Sami. »Und macht eure Helmlampen an! Ich dachte, du warst schon einmal hier, Cat!«
Hastig fingerte ich nach meinem Helm und verhedderte mich dabei in den Ärmeln meines viel zu großen Kittels.
Geistesgegenwärtig