Sing to me - Wicked Love. Danara DeVries
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»Max!« Meine Entrüstung braucht keine weiteren Erklärungen. Quietschend stürzen die beiden aufeinander zu und führen einen wahren Freudentanz auf, inklusive Mädchengeheul, wenn sie ein Geheimnis aufgedeckt haben. Meine Gesichtsfarbe verändert sich von Schamröte zu glühendem Vulkangestein. Am liebsten würde ich die beiden in der Luft zerfetzen, damit sie endlich still sind.
»Sind sie nicht entzückend?«, höre ich leise Worte hinter mir. Perplex fahre ich herum und stoße dabei mit Jaakko zusammen, der sich über mich gebeugt hat.
Schmerzerfüllt hält er sich den Kopf, kann aber ein Grinsen nicht unterdrücken.
Gott, aus der Nähe ist er noch attraktiver als aus der Entfernung. Er riecht nach einer herben Kombination aus frischem Schweiß und Zigarettenqualm, Bier und Deodorant, wodurch mein Herz einen aufgeregten Hüpfer macht. Normalerweise würde ich so eine Geruchszusammensetzung abstoßend finden, aber bei Jaakko … Ich glaube, er würde für mich sogar anziehend sein, wenn er gerade einer Jauchegrube entstiegen wäre.
Tja. Wer’s tragen kann … Ich pruste laut los. Nicht nur, weil ich über meinen eigenen Gedankengang lachen muss, sondern weil sein Grinsen ansteckend ist.
Die Mädchen im Hintergrund haben irgendwann in den letzten Augenblicken ihr Freudengeheul eingestellt und beobachten uns aufmerksam. Ich weiß, dass sie auf etwas lauern, ohne mich umdrehen zu müssen. Dazu kenne ich die beiden viel zu gut.
Jaakko wird wieder ernst. »Schön, dass ihr gewartet habt.« Er zieht sich einen Sessel heran und setzt sich neben mich.
»Der da hat uns keine Wahl gelassen.« Angefressen deute ich auf den Preisboxer, der mir zähnefletschend zuwinkt.
Jaakko lacht und winkt zurück. »Sam ist eigentlich ein total netter Kerl. Seine Erscheinung beeindruckt die Leute allerdings so sehr, dass sie sich keine Dummheiten erlauben.« Dabei guckt er mich vielsagend an.
Schmollend schiebe ich die Unterlippe vor, lasse sie aber im gleichen Moment wieder verschwinden. Zwanzigjährige schmollen, aber ich als erwachsene Frau will den Mädchen gegenüber ein Vorbild sein. »Also sag, was du zu sagen hast, damit ich die Kinder ins Bett bringen kann!«
»Mom!«, empört sich Max und stapft trotzig mit dem Fuß auf. »Ich bin fast sechszehn!«
Mein Kopf zuckt herum und ich werfe meiner Tochter einen warnenden Blick zu. Sie denkt, es sei wegen ihres Tonfalls, aber in Wahrheit fühle ich eine Woge Eiswasser über mir zusammenbrechen. Wenn Jaakko nur ein wenig nachrechnet, wird er die Wahrheit erkennen. Max und er … unsicher beobachte ich Jaakko, doch seine Züge wirken entspannt.
Er lacht in Max’ Richtung und scheint gar nichts zu begreifen. Zum Glück. Ich muss dennoch hier raus. Jaakko ist nicht auf den Kopf gefallen und wird bald eins und eins zusammenzählen.
»Ich würde mich gerne in Ruhe mit deiner Mutter unterhalten, Max. Vielleicht habt du und deine Freundin Lust, Sam auf unsere kleine Party zu begleiten?«
Die Gesichtszüge der Mädchen verändern sich schlagartig von Begeisterung zu inbrünstigem Flehen. Gleich fallen sie sicherlich vor mir auf die Knie und beginnen, den Saum meiner imaginären Robe zu küssen.
Doch bevor das passiert, drehe ich mich zu Jaakko und verfluche ihn ein weiteres Mal. Scheint zu einer Angewohnheit zu werden.
»Bitte, Mom. Bitte! Wir waren noch nie auf einer Aftershow!«
»Du bist so …«, beginne ich.
»… ein Arsch, ich weiß.« Jaakko winkt ab. »Aber offenbar muss ich die Mädels bestechen, damit ich ein paar ungestörte Minuten mit dir reden kann, ohne dass du gleich wegrennst. Nicht wahr, Ladies?«
Max und Eve nicken begeistert und hechten zu Sam.
»Aber kein Alkohol!«, werfe ich wenig überzeugend hinterher. Ich schaue den Kids panisch nach und fühle mich wie Theseus in der Höhle des Minotaurus. Irgendwer hat den roten Faden durchgeschnitten und ich würde nie wieder zurückfinden.
Jaakko schweigt lange. Auch nachdem die Mädchen schon eine ganze Weile verschwunden sind, hat er nichts gesagt. Früher konnten wir stundenlang gemeinsam schweigen, ohne dass sich einer unwohl gefühlt hat.
Aber heute hat er etwas zu sagen. Ich will nicht in seiner Nähe sein und halte es kaum aus. Deswegen ist das ›gemeinsame Schweigen‹ diesmal umso unangenehmer.
Also kratze ich meinen ganzen Mut zusammen. »Sag endlich, was du sagen wolltest, damit ich verschwinden kann!«, blaffe ich und verschränke abweisend die Arme vor der Brust. Eine Geste, um so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen. Sinnlos.
Jaakko seufzt leise. »Ich wollte nicht, dass es so endet. Zwischen uns gab es noch so viele unausgesprochene Worte, aber du warst mit einem Mal weg.« Er schnippst mit den Fingern. »Von jetzt auf gleich, einfach weg. Und ich weiß nicht einmal, warum!« Er ringt um Beherrschung.
Ich schlucke. Natürlich war mir von Anfang an klar gewesen, in welchem Zustand ich ihn zurücklasse, wenn ich wortlos verschwinde. Aber wenn ich das Gespräch gesucht hätte, wäre ich bestimmt bei ihm geblieben. Ich stand ja praktisch mit dem positiven Test vor ihm, aber er war zu betrunken, um die Bedeutung des kleinen Stäbchens in meiner Hand zu begreifen. Dennoch kann ich nicht sagen, warum ich gegangen bin. Natürlich wegen dem Alkohol und weil ich fest davon überzeugt war, dass Abstinenz für ihn keine Option war, nicht einmal für ein Kind. »Ist dir wirklich nicht klar, warum ich gegangen bin?«
Jaakko atmet tief durch. »Wieso hast du es nie angesprochen? Ich hätte jederzeit mit dem Trinken aufhören können.«
»Pah! Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Du warst doch ständig besoffen. Ich kann mich an keinen Tag erinnern, der nicht mit einem Bierchen hier und einem Bierchen da angefangen hat! Abends die harten Sachen, weil das Bier nicht mehr reichte!« Der Alkohol floss in Strömen. Damals glaubte ich, ganz am Anfang, dass es ›normal‹ sei. Jeder trank mal einen über den Durst. Aber mit der Zeit wurde es anders. Die Pain Guys hatten das Maß verloren. Sie waren nicht nur manchmal betrunken, es wurde zum Dauerzustand. Sie gingen ja nicht einmal nüchtern auf die Bühne. Kaum zu glauben, dass sie überhaupt eine gerade Liedzeile herausbrachten. Aber offensichtlich gehörte ein gewisser Alkoholpegel zur normalen Konzertvorbereitung und das konnte ich so nicht akzeptieren. Alkohol und Verantwortung für ein Kind? Das passte nicht zusammen.
Das war kein Leben für mich und schon gar nicht für meine Tochter. Ich stellte meine Gefühle zurück und ging.
»Ich habe aufgehört«, gibt er kleinlaut zu.
»Schön für dich. Aber mittlerweile habe ich eine Familie und stehe nicht mehr für deine Eskapaden zur Verfügung!« Zornig schiebe ich den Sessel zurück und stehe auf, bevor ich von allein in die Luft gehe. »Wir hatten unsere Zeit. Und du hast es ordentlich vergeigt«, füge ich hinzu.
Ich bin nur halb so aufgebracht, wie es scheint. Ich habe bloß schreckliche Angst, dass er nachdenken könnte und von selbst zur Lösung kommt. Das wäre eine Katastrophe. Denn es würde unweigerlich bedeuten, dass er an unserem Leben teilhaben darf. Das muss ich um jeden Preis verhindern. Es ist schon schwer genug für mich. Innerlich brenne ich für ihn, nur für ihn. Und die mühevoll errichtete Eisschicht schmilzt,