Sing to me - Wicked Love. Danara DeVries

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Sing to me - Wicked Love - Danara DeVries

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Er grinste mich an.

      Empört verzog ich das Gesicht.

      »Ich kann das alleine!« Ich klang wie eine schmollende Dreijährige, aber er lachte, schnappte sich meine Hand und zog mich hinter sich her.

      »Bevor du hier unten verloren gehst«, erklärte er.

      ***

      Ein Hauch von Bergwerk steigt mir auch heute noch in die Nase, wenn ich an die Stunden dort unten denke. Ich war so oft dort, dass ich einfach weiß, wie es dort riecht. Vermischt mit dem Geschmack von Salz wird diese Erinnerung jedes Mal vor mir lebendig oder auch, wenn ich Meeresluft einatme.

      Der VIP-Bereich ist so ausgerichtet, dass wir seitlich vor der Bühne stehen. Das Konzert ist zwar der Hammer, doch meine erste Euphorie ist schnell abgeklungen. Ich persönlich mochte die harten Bässe und die schmetternden Metal-Gesänge der Pain Guys. Jaakos neue Band ›Moonstuck‹ schlägt sanftere Klänge an, fast schon folklorisch. Jaakko wechselt immer wieder – je nach Song – zwischen Bass und Akustikgitarre. Die Musik ist gewöhnungsbedürftig, aber sie gefällt mir.

      Nichtsdestotrotz habe ich noch immer Jaakkos Worte im Ohr, als er uns persönlich bei einem Security-Preisboxer abgegeben hat. »Ich würde mich gerne nach dem Konzert mit dir unterhalten«, hat er gemurmelt und mich eindringlich angesehen. »Dich wiederzusehen … lass uns einfach reden, ja? Ich will nicht …« Er brach ab und hat knapp gelächelt. »Lauf einfach nicht wieder weg, ja?«

      »Doch!«, wollte ich schreien, aber da hat er sich umgedreht, dem Boxer zugenickt und ist verschwunden.

      Jetzt stehen wir hier, die Mädchen drücken sich die Nasen an der Scheibe platt und schreien begeistert. Ich hingegen versuche, mich im Hintergrund zu halten. Zumal Jaakkos Blick immer wieder zu unserer Lounge huscht.

      Ich lasse mich in einen Sessel fallen und nippe an einem Sekt, den mir ein aufmerksamer Kellner anbietet. Hier gibt’s sogar eine Bedienung! Ist das denn zu fassen? Auf einem Metal-Konzert in einer VIP-Lounge. Kopfschüttelnd schütte ich das ganze Glas auf einmal hinunter. Ich werde all meinen Mut brauchen, um Jaakko nachher gegenüberzutreten, denn so schnell kann ich mich nicht verziehen. Schon allein wegen der begeisterten Fans, die wie erschlagene Fliegen an der Scheibe kleben, sich gegenseitig fotografieren und bescheuerte Selfies verschicken. Ich lächele nachsichtig und beschließe, mir noch ein wenig mehr Mut anzutrinken.

      »Mom! Mom!« Max kommt aufgeregt zu mir gelaufen und zieht mich so rasant aus dem Sessel, dass ich Sekt über meine Jacke verschütte.

      Prächtig. Aber ich komme gar nicht erst dazu, mich lautstark zu beschweren, da werde ich schon von ihr und Eve an die Scheibe gequetscht. Und dann sehe ich, was sie meinen. Mein Herz setzt für einen Moment aus. Ich wusste nicht, dass so etwas anatomisch überhaupt möglich ist. Aber als es mit erhöhtem Tempo weiterhämmert, weiß ich, dass ich Herzklopfen habe. Ich. Erwachsen, eigenständig, Mutter von zwei Kindern und … verheiratet …

      Aber der Mann dort unten am Mikro zupft ein paar Akkorde, sieht zu mir hinauf und singt ein paar mir nur zu bekannte Töne. Die Kinder können dieses Lied nicht kennen, damals haben sie noch nicht existiert, aber ich war live bei seiner Entstehung dabei. Es ist ein ruhiger Song, nur mit sanften Akkorden, gespielt von Jaakko auf der Akustik, gestreichelten Drums und zärtlichen Keyboardklängen. Dazu seine einmalige Stimme.

      Scheiße!

      Schnell trete ich ein paar Schritte zurück, drehe mich um und suche nach dem Ausgang. Das darf doch alles nicht wahr sein! Er tut das mit Absicht. Er weiß, wie sehr ich dieses Lied mag und wie gerne ich ihn singen höre …

      Moment mal! Singt er das Lied etwa nur für mich? Seine Blicke sprechen eindeutig dafür.

      »Max?«, wende ich mich an meine Tochter. Sie löst sich für eine Zehntelsekunde von der Scheibe und sieht mich flüchtig an. »Singt er? Ich meine, tut Jaakko das häufiger?« Meine Tochter ist nicht umsonst hier. Sie und Eve sind riesige Fans von Moonstuck, aber ich kann mich flüchtig erinnern, dass aus ihrem Zimmer bisher nur die weibliche Leadsängerin tönte. Ich finde ihren Gesang etwas nichtssagend. Jaakkos Stimme sagt mir mehr zu, aber schließlich bin ich nicht unparteiisch.

      Max schüttelt den Kopf. »Manchmal schon, aber das Lied ist neu. Mom, guck mal, wie gefühlvoll er es singt. Ich glaube ja …« Meine Tochter grinst verschwörerisch und ich fasse mir an den Kopf.

      Kind, hast du sie noch alle? Ich bin verheiratet … Hallo? Aber Max scheint das vollkommen vergessen zu haben. Eve genauso. Die Mädchen haben Jaakkos Blicke genauso bemerkt wie ich und wenn sie schwärmen wollen, dann tun sie es mit ganzer Seele. So sind Teenies eben. Aber ich bin kein Teenager mehr, und jede meiner Handlungen hat Konsequenzen.

      »Mädels, wir müssen gehen«, murmele ich entschuldigend und greife nach den Kindern, doch sie sind schnell. Ihre eingebauten Teenie-Sensoren wissen sofort, was ich vorhabe und sie entziehen sich meiner Reichweite.

      »Du hast es uns versprochen!«, schmollt Max und zeigt mir ihre Trotzschulter.

      Eve ist da umgänglicher und schenkt mir einen wissenden Blick. Sie braucht gar nichts zu sagen, ich erahne, was sie denkt. »Da kommst du nicht so einfach raus, Tante Cat.«

      Herrlich.

      Also gebe ich mich geschlagen und trete wieder an die Scheibe. Jaakko scheint völlig in seiner Musik versunken und zupft herzerweichende Akkorde. Ich bin verloren. Aus und vorbei.

      Als die Band endlich den letzten Song gespielt hat, will ich nur noch verschwinden. Ich kenne diese Art von Konzert. Die Band wird noch eine Weile auf der Bühne stehen, sich feiern lassen, Hände abklatschen und vielleicht ein Foto vor dem Publikum machen. Genug Zeit zum Verschwinden.

      Ich glaube mich schon in Sicherheit, da die Mädchen auf meinen halbherzigen Bestechungsversuch bezüglich Fastfood um Mitternacht eingehen. Sie sind total aufgekratzt, übernächtigt und voll mit Endorphinen, aber die Geheimwaffe in Form von Burger & Co zieht immer. Leider habe ich bei meiner Rechnung den Security-Boxer außenvorgelassen. Und er scheint keine Lust auf Fastfood zu haben.

      »Mister Salmela sagt, Sie bleiben, bis er sie abholt.« Der Boxer grinst mich angriffslustig an und schiebt mich mit sanfter Gewalt zurück in den Raum. »Sie sich nicht verlaufen!« So gebrochen sein Deutsch auch sein mag, die Worte sind nicht misszuverstehen.

      Dieser unverschämte Drecksack! Niemand hält mich hier gegen meinen Willen fest. Ich gehe, wohin ich will und wann ich will, da kann der Kerl zehnmal so viel wiegen wie ich.

      Nach meinem dritten Versuch, mich erfolglos an ihm vorbeizuschieben, setzt er eine angsteinflößende Miene auf und ich gebe auf.

      »Ich glaube, du musst warten und dich mit Jaakko Salmela unterhalten«, frotzelt Max und lässt sich in einen großen Sessel in der jetzt leeren VIP-Lounge fallen. »Und während wir warten, könntest du uns erzählen, woher du ihn kennst.«

      »Kommt überhaupt nicht in Frage«, will ich antworten, aber die beiden Teenies sind regelrechte Blutsauger, wenn sie eine gute Geschichte wittern; ihre Tragiksensoren sind auf höchste Sensibilisierung eingestellt. Und meine Vergangenheit mit Jaakko besitzt genug Drama-Potential. Aber das kann ich den beiden nicht auf die Nase binden, also beschränke ich mich auf die Kurzversion. »Vor deinem Vater, Maxi, war ich mit ihm befreundet.«

      »Pah!« Max schlägt sich begeistert auf die Schenkel. »Ich wusste es!«

      Ich

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