Dampfer ab Triest. Günter Neuwirth
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Читать онлайн книгу Dampfer ab Triest - Günter Neuwirth страница 17
»Ja, Eure Exzellenz?«
»Sie haben ja gehört, dass Graf Urbanau eine äußerst starke Persönlichkeit ist.«
»Das war unverkennbar zu vernehmen.«
»Dennoch bereitet alleine die Möglichkeit, dass dem Herrn Grafen in Triest etwas zustoßen könnte, mir größtes Unwohlsein.«
»Mir gleichfalls.«
Der Statthalter fasste nun die drei Polizisten scharf ins Auge. »Herr Gellner, ich erteile Ihnen den Auftrag, alle Bewegungen des Herrn Grafen und der Komtess auf diskrete Art zu observieren, und zu jeder Zeit eine ausreichende Anzahl von Beamten in Rufweite zu positionieren, sodass es zu keinem weiteren Anschlag mehr kommen kann.«
»Sehr wohl.«
»Und wenn ich diskret sage, meine ich es auch so!«
»Selbstverständlich.«
»Der Graf hat doch vor, eine Seereise zu unternehmen. Ist das korrekt?«
»Das ist korrekt. Der Graf und die Komtess haben Schiffskarten für die Thalia.«
»Sticht die Thalia wieder zu einer Vergnügungsfahrt in See?«
»Jawohl.«
»Wohin geht die Reise?«
»In die Ägäis und nach Konstantinopel.«
Der Statthalter pochte auf den Tisch. »Wir brauchen inkognito einen verlässlichen Mann an Bord des Schiffes!«
»Jawohl.«
»Können Sie das veranlassen, Herr Oberinspector?«
»Selbstverständlich, Eure Exzellenz! Inspector Pittoni zu meiner Linken wird die diskrete Überwachung des Grafen in Triest besorgen. Und Inspector Zabini zu meiner Rechten wird inkognito an Bord der Thalia gehen.«
»Vortrefflich!«
Der Statthalter erhob sich und verabschiedete die drei Polizisten mit Händedruck.
Bruno ging neben Gellner die Treppe hinab. »Herr Oberinspector, die Thalia wird dreieinhalb Wochen auf See sein.«
»Ja, und?«
»So lange soll ich an Bord sein?«
»Na, ich hoffe doch, dass Sie nicht über die Reling stürzen werden.«
»Ich gebe zu bedenken, dass ich an der Seekrankheit leide.«
Gellner glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Er hielt inne und donnerte: »Sagen Sie mal, Zabini, sind Sie geborener Triestiner?«
»Das ja.«
»Also werden Sie ja wohl zur See fahren können.«
»Es erscheint mir schwierig, drei Wochen an Bord inkognito zu bleiben. Meine Profession wird dem Kapitän und der Mannschaft kaum zu verheimlichen sein.«
»Als Triestiner Polizist haben Sie auf See keinerlei Dienstbefugnis, die Idee Seiner Exzellenz ist daher vortrefflich. Denken Sie sich eine plausible Tarnung aus.«
»Aber warum ich?«
»Weil Ihr Deutsch nicht so klingt, dass einem dabei übel wird, und weil das eine dienstliche Anordnung ist! Sie haben Seine Exzellenz gehört.«
Bruno schluckte. Dreieinhalb Wochen auf See, um den Grafen Urbanau zu beschützen? Porca miseria! Was würde Luise dazu sagen?
*
»Wartest du schon lange?«
»Nein, gar nicht. Nur eine Stunde.«
»Ich weiß, ich bin spät. Papa hat beim Frühstück lange gebraucht.«
Friedrich fasste Carolina an den Händen »Du bist niemals zu spät, denn du bist wie die Sonne. Du kommst, wann du kommst, und du füllst die Welt mit Licht, Liebe und Leben.«
Carolina kicherte. »Das hast du schön gesagt.«
»Lass uns gehen«, sagte Friedrich.
»Ja.«
»Den Auflauf am Hafen habe ich natürlich bemerkt. Als ich dazukam, wurde der Wagen abgeschleppt. Es ist so tragisch. Ein Leben ist ausgelöscht.«
»Ich habe Rudolf gut leiden können, gerade weil er ein wenig verschroben und eigen war. Er war ein großartiger Mechaniker. Einmal habe ich ihm zugesehen, wie er einen Reifen gewechselt hat. Rudolf hat die Arbeit mit völliger Hingabe verrichtet. Das war sehr beeindruckend. Jetzt ist er tot.«
»Wie kam es zu dem Unfall?«
»Ein Defekt der Bremse.«
»Werdet ihr trotz des Vorfalls an Bord gehen?«
»Ja. Papa hat das so entschieden.«
»Dann haben wir noch den heutigen und morgigen Tag in Triest und hernach dreieinhalb Wochen auf dem Schiff. Ich bin so glücklich in deiner Nähe sein zu können.«
»Ich bin auch glücklich.«
»Gestern hast du wahrscheinlich wegen des Unfalls unseren Morgenspaziergang ausgelassen«, mutmaßte Friedrich. »Ich habe den ganzen Tag auf dich gewartet, dann endlich hat mich deine Nachricht erreicht.«
Carolina hielt inne und schaute sich um. Ihre Miene verriet Bestürzung. Friedrich wurde mulmig zumute. »Komm in die Seitengasse.« Carolina zog Friedrich in den Schatten eines Torbogens.
»Carolina, was ist mit dir? Du zitterst ja förmlich.«
»Ich konnte dich gestern nicht treffen, weil ich den ganzen Tag geweint habe.«
»Hat dich der Unfall so mitgenommen?«
»Schlimmer. Es ist eine Katastrophe!«
»Was hast du?«
Sie schnappte nach Luft. »Papa hat Heiratspläne für mich.«
»Oh nein!«
»Doch.«
»Hat er einen Bräutigam ausgesucht?«
»Ich soll Arthur von Brendelberg heiraten.«
»Aus dem Hause Brendelberg?«
»Ja.«
»Das ist in der Tat eine Katastrophe!«
»Ich habe Arthur schon vor Jahren kennengelernt, und einmal, oder zweimal im Jahr laufen wir einander über den Weg. Er ist mir absolut zuwider.«
»Kannst du deinem Vater diese Pläne nicht ausreden?«
Carolina