Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman. Laura Martens

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Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman - Laura Martens Der Arzt vom Tegernsee Staffel

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Sie mußte über sich selbst lachen, als sie plötzlich überlegte, ob man das Seewasser trinken könnte.«

      Die junge Frau wartete, bis der Müdigkeitsanfall vorüber war, was immer nur ein paar Minuten dauerte, dann kehrte sie ins Hotel zurück. Sie fuhr mit dem Aufzug zu ihrem Zimmer hinauf, trank ein Fläschchen Mineralwasser aus der Minibar und suchte noch einmal das Bad auf. Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel verließ sie das Zimmer und stieg die Treppe zum Foyer hinunter, wo an diesem Abend ein Gesangsduo auftreten sollte.

      Melanie war früh genug im Foyer, um einen guten Platz zu bekommen. Sie bestellte eine Flasche Mineralwasser und eine Cola. Früher hatte sie nie soviel getrunken. Vielleicht sollte ich doch einmal zum Arzt gehen, überlegte sie, schob diesen Gedanken aber gleich wieder beiseite. Ihr fehlte nichts! Alles, was sie brauchte, waren Ruhe und Entspannung.

      Die beiden Sänger, die auftraten, kannte die junge Frau bereits aus dem Radio. Sie hatte ihren Liedern nie besondere Beachtung geschenkt, doch an diesem Abend gelang es ihnen, sie völlig zu fesseln. Hingerissen lauschte sie jedem ihrer Worte und war enttäuscht, als eine Pause angesagt wurde und die hauseigene Kapelle Tanzmusik spielte.

      »Darf ich bitten?«

      Melanie zuckte zusammen. Sie hatte für ein paar Minuten nicht auf ihre Umgebung geachtet, sondern nur vor sich hin geträumt. Als sie aufblickte, sah sie einen dunkelhaarigen Mann vor sich stehen, dessen markante Gesichtszüge sie an Harrison Ford erinnerten. »Gern«, sagte sie, schob ihren Sessel zurück und folgte ihm zur Tanzfläche.

      Die Kapelle spielte »The time of my life«, ein Stück, das Melanie besonders mochte. Sie lag so leicht in den Armen ihres Tanzpartners, daß sie vermeinte zu fliegen.

      »Wie gefällt es Ihnen im Luisenhof, Frau Berger?« erkundigte sich der junge Mann und lachte über ihr verblüfftes Gesicht. »Ich habe Sie bis heute abend noch nie gesehen, deshalb habe ich mich an der Rezeption erkundigt, wer Sie sind«, gestand er.

      »Und man hat Ihnen so einfach Auskunft gegeben?« fragte Melanie verblüfft.

      »Dem guten Herrn Fischer blieb nichts anderes übrig«, erklärte ihr Tanzpartner. »Ich bin sozusagen sein Chef.«

      »In diesem Fall müßten Sie Jörg Thomson sein.«

      »Ja.« Er nickte. »Da mein Vater um dreißig Jahre älter ist, kann man uns nicht verwechseln.«

      »Mir gefällt es sehr gut in Ihrem Hotel«, gab sie zu und fügte hinzu: »Da Sie ungehinderten Zugang zum Hotelcomputer haben, wissen Sie vermutlich auch, daß ich aus Stuttgart komme.«

      »Ja.« Er grinste. »Es ist sehr schwer, etwas vor mir zu verbergen.«

      Sekundenlang fühlte sich Melanie ertappt, dann sagte sie sich, daß er seine Bemerkung bestimmt ohne Hintergedanken gemacht hatte. Außerdem tat sie nichts Unrechtes. Schließlich zahlte sie für ihren Aufenthalt im Luisenhof. Daß sie jahrelang dafür gespart hatte, ging niemand etwas an. Auch nicht Jörg Thomson!

      Die Musik endete. Jörg lud sie zu einem Glas Wein an die Bar ein. Als er ganz einfach ihren Arm nahm und sie durch das Foyer führte, folgten ihnen mehr als nur ein Blick. Die Männer beneideten ihn um die junge Frau an seiner Seite, und die Frauen wären gern selbst an ihrer Stelle gewesen. Manch eine von ihnen hatte schon tagelang vergeblich versucht, den jungen Hotelier für sich zu interessieren.

      »Trinken wir auf Ihren Aufenthalt.« Jörg hob sein Glas. »Darauf und daß Sie mir gestatten, Ihnen in den nächsten Tagen die Gegend zu zeigen.«

      »Haben Sie denn soviel Zeit?« fragte Melanie. Auch wenn sie Jörg Thomson überaus charmant und nett fand, sie war sich nicht sicher, ob sie ihm auch trauen durfte. Sie nahm an, daß es ihm die meisten Frauen leicht machten, sie zu erobern.

      »Ich werde sie mir nehmen«, antwortete er.

      »Zeigen Sie allen Gästen die Umgebung?«

      »Nein«, gab er unumwunden zu. »Man hat mir schon sehr früh beigebracht, Arbeit und Privatleben zu trennen. Doch manchmal… Bitte, geben Sie Ihrem Herzen einen Stoß. Ich bin der perfekte Fremdenführer.«

      »Also gut«, sagte Melanie. »Ich bin einverstanden.« Sie stieß mit ihrem Glas leicht gegen seines. »Sie sollten sich gut vorbereiten. Wenn ich irgendwo bin, interessieren mich die Sehenswürdigkeiten nicht nur am Rande, sondern ich möchte auch einiges über Hintergründe und Geschichte wissen.«

      »Sie werden mit mir zufrieden sein«, versprach er und blickte ihr in die Augen. »Sehr zufrieden sogar.«

      *

      Melissa und Sabrina Seitter lehnten ihre Fahrräder an die Hauswand des Doktorhauses und betraten die Praxis. Tina Martens schaute den beiden Siebenjährigen überrascht entgegen. Die Kinder hatten keinen Termin, außerdem waren sie bisher stets in Begleitung ihrer Großmutter gekommen. »Wo ist denn eure Oma?« erkundigte sie sich, nachdem sich die Tür hinter den Mädchen geschlossen hatte.

      »Unsere Oma ist zu Hause«, erwiderte Sabrina, die mutigere der Zwillinge. »Wir müssen ganz dringend den Onkel Doktor sprechen. Es geht um einen Patienten.«

      »Und um was für einen Patienten?« fragte Tina belustigt. Sie erwartete, daß Melissa einen Hamster aus dem bunten Beutel, den sie bei sich trug, zaubern würde. Manchmal kam es vor, daß Kinder ihre Tiere brachten und hofften, hier Hilfe für sie zu finden.

      »Unser Tamagotchi ist krank«, wisperte Melissa. »Unsere Oma kann ihm nicht helfen und der Opa will es sich erst gar nicht anschauen.«

      »Als wir unserem Opa gesagt haben, daß das Tamagotchi krank ist, hat er nur geschimpft und gemeint, wir sollten ihn mit diesem Unsinn in Ruhe lassen«, fügte ihre Schwester hinzu. »Oma sei verrückt, für so einen Mist Geld auszugeben.«

      Etwas anderes hatte Tina von Heinz Seitter nicht erwartet. Trotzdem mußte sie sich beherrschen, um nicht zu lachen. Mit einem Tamagotchi war bisher noch keiner zu Dr. Baumann gekommen.

      »Wird uns der Onkel Doktor helfen?« fragte Sabrina. Sie hatte Tränen in den Augen. »Wir haben es so lieb.«

      Tina brachte es nicht fertig, die Kinder einfach abzuweisen, zudem war an diesem Vormittag ohnehin nicht viel los. Drei Patienten hatten abgesagt, weil ihnen andere Termine dazwischengekommen waren. »Setzt euch ins Wartezimmer«, bat sie und hoffte, daß Dr. Baumann oder Franziska Löbl etwas von Tamagotchis verstanden.

      Andrea Stanzl betrat die Praxis. »Guten Morgen«, sagte sie und bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. Sie war völlig erschöpft und hatte starke Schmerzen in ihrem kranken Knie. »Ich habe einen Termin.«

      »Fein, daß Sie so früh kommen.« Die Sprechstundenhilfe lächelte ihr zu. »Es wird nur ein paar Minuten dauern. Sie können so lange dort Platz nehmen.« Sie wies auf eine gepolsterte Bank, die seitlich des Aufnahmetresens stand, und griff nach Andreas Krankenakte, um sie ins Sprechzimmer zu bringen. Dr. Baumann und Franziska sprachen gerade über die Behandlung einer älteren Frau, die seit Jahren an einem Halswirbelsyndrom litt. Tina sagte ihm, daß außer Andrea Stanzl auch die Seitter-Zwillinge mit ihrem Tamagotchi auf ihn warteten.

      »Kennt sich einer von euch mit Tamagotchis aus?« fragte Eric amüsiert. »Ehrlich, ich habe bis jetzt noch keines in den Händen gehalten.«

      »Ich kenne mich aus«, schrieb Franziska. »Einer meiner kleinen Patienten hat mir erst vor wenigen Tagen sein Tamagotchi

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