Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman. Laura Martens

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Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman - Laura Martens Der Arzt vom Tegernsee Staffel

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Moment reicht mir das«, erwiderte Dr. Baumann und stand auf, um die Injektion vorzubereiten.

      *

      Seit ihrer Ankunft im »Luisenhof« erschien Melanie Berger das Leben wie ein Traum. Ihr Aufenthalt in diesem Hotel übertraf alles, was sie bisher erlebt hatte. Sie fühlte sich wie eine Prinzessin. Schon wenn sie frühmorgens zum Frühstück auf die Terrasse kam, schienen die Angestellten nur darauf zu warten, ihre Wünsche zu erfüllen. Manchmal fiel es ihr schwer, nicht zu zeigen, daß es für sie keineswegs selbstverständlich war, den Stuhl zurechtgerückt zu bekommen oder daß man vorauseilte, um ihr die Tür zu öffnen. Am schönsten war es jedoch für sie, daß sich Jörg Thomson soviel Zeit für sie nahm. Während der ganzen Woche war kaum ein Tag vergangen, an dem sie nicht mehrere Stunden miteinander verbracht hätten.

      Die junge Frau saß auf der Terrasse beim Mittagessen. Viel Appetit hatte sie nicht. Sie schob es auf das reichliche Frühstück, weil sie sich nicht eingestehen wollte, daß irgend etwas mit ihr nicht stimmte.

      Jörg ging quer über die Terrasse auf Melanie zu. »Guten Appetit«, wünschte er. »Darf ich mich für einen Moment zu Ihnen setzen?«

      »Gern.« Melanie wies auf den Stuhl ihr gegenüber.

      »Wie haben Sie den Vormittag verbracht?« erkundigte er sich und nickte grüßend zu einem älteren Ehepaar hinüber.

      »Im Wasser«, erwiderte sie. »Heute nachmittag mache ich einen Stadtbummel.« Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Wenn Sie Zeit hätten, könnten Sie mitkommen.«

      »Leider habe ich keine Zeit«, erwiderte er bedauernd. »Aber ich wollte Sie fragen, ob Sie Lust hätten, mich heute abend ins Seeschlößchen nach Bad Wiessee zu begleiten. Dort findet ein Talentwettbewerb statt. Das ist immer ganz amüsant.«

      »Nehmen Sie auch daran teil?« scherzte Melanie und machte sich erst gar nicht die Mühe, vor ihm zu verbergen, wie sehr sie sich über die Einladung freute.

      »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Das Hotel gehört dem Vater eines Freundes. Ich bin überzeugt, der Wettbewerb wird Ihnen gefallen.«

      »Ich komme gern mit«, sagte die junge Frau.

      »Fein.« Jörg berührte flüchtig ihre Hand. »Dann bis heute abend.« Er stand auf. »Warten Sie bitte um acht im Foyer auf mich. Die Veranstaltung beginnt um neun.«

      Melanie schaute ihm nach, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte. Sie wußte, es würde ein wundervoller Abend werden. Noch immer träumte sie nachts davon, wie sie an ihrem Ankunftsabend miteinander getanzt hatten. Ob sich Jörg in sie verliebt hatte? Sie selbst war sich jedenfalls sicher, daß er ihr von Tag zu Tag wichtiger wurde. Nur, wenn er sich in sie verliebt hatte, wie sollte es weitergehen? Irgendwann würde sie ihm sagen müssen, daß sie nicht vermögend war und daß sie sehr lange für ihren Aufenthalt in diesem Hotel gespart hatte. – Würde er überhaupt dafür Verständnis haben? Es gab sicher viele Leute, die es irrsinnig finden würden, so das Geld herauszuschmeißen.

      Der Nachmittag schien sich endlos hinzuziehen. Melanie kehrte schon bald aus der Stadt zurück. Außerdem fühlte sie sich nicht besonders wohl, was sie auf das heiße Wetter schob. Kaum war sie in ihrem Zimmer, trank sie mehrere Gläser Mineralwasser und legte sich dann hin.

      Als die junge Frau in einem ihrer schönsten Kleider kurz vor acht ins Foyer kam, spürte sie die Blicke, die ihr folgten. Während der letzten Tage war sie schon oft von anderen Männern eingeladen worden, doch sie hatte sich nicht darauf eingelassen. Sie haßte Komplikationen, und ihr stand nicht der Sinn danach, einen Mann gegen den anderen auszuspielen.

      Jörg kam mit langen Schritten auf sie zu. »Sie sehen wie eine Million Dollar aus«, bemerkte er scherzend.

      »Enttäuscht, wenn es keine Million ist?« fragte sie, während ihr Herz schmerzhaft bis zum Hals hinauf schlug.

      »Nein, warum auch? Geld ist nicht wichtig.« Er nahm fürsorglich ihren Arm. »Hoffentlich wird es Ihnen im Seeschlößchen nicht so gut gefallen, daß Sie morgen das Hotel wechseln.«

      »Und wenn es der Buckingham-Palast wäre, ich würde nicht tauschen«, erwiderte Melanie.

      Er lachte. »Also gegen den Buckingham-Palast würde ich unser Hotel auch nicht eintauschen. Dort soll es ziemlich ungemütlich sein.«

      Sie gingen zu seinem Sportwagen, der unweit des Hotels in der Auffahrt stand. Zuvorkommend öffnete er für sie die Tür. Melanie setzte sich in den Wagen. Sorgfältig achtete sie darauf, daß der seidige Rock ihres Kleides keine Falten bekam.

      Jörg nahm neben ihr Platz. »Sie werden meinen Freund mögen«, sagte er. »Wir kennen uns seit unserer frühesten Kindheit und haben später auch gemeinsam die Hotelfachschule besucht. Fabian ist nur ein Jahr älter als ich. Er ist mit einer bezaubernden jungen Frau verlobt. Sie haben sich kennengelernt, als sie im Seeschlößchen als Sekretärin eingestellt wurde.«

      »Also kommt es nicht nur im Roman vor, daß Sekretärin und Chef heiraten?«

      »Es dürfte relativ häufig sein.« Jörg wies auf den mit bunten Lämpchen geschmückten Dampfer, der auf einen der Anlegestegs zuhielt. »Eine Fahrt mit der »Seemarie« sollten wir auch noch machen«, meinte er. »Es würde Ihnen bestimmt gefallen.«

      »Ja, das glaube ich auch«, sagte Melanie verträumt. Von Deck des Schiffes klang leise Musik zu ihnen herüber. Die Melodie begleitete sie noch, als sie die »Seemarie« längst hinter sich gelassen hatten.

      Sie passierten die letzten Häuser von Gmund und fuhren am Wasser entlang in Richtung Bad Wiessee. Seitlich der Straße stand ein buntes Hinweisschild. Als sie ihm folgten, erreichten sie kurz darauf ein offenes Tor, das in einen weitläufigen Park führte, dessen Mittelpunkt das »Seeschlößchen« bildete.

      Arm in Arm betraten die jungen Leute das Foyer des Hotels. Jörg führte seine Begleiterin einige Stufen zu dem Saal hinunter, in dem der Talentwettbewerb stattfinden sollte. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Ein Großteil der Sessel, die sich um kleine Tische gruppierten, war bereits besetzt.

      »Unsere Plätze sind reserviert«, sagte der junge Hotelier und steuerte mit Melanie eine Sitzgruppe in der Nähe der Bühne an. »Sehen Sie!« Er wies auf ein kleines Schildchen, das an einer Vase mit herrlich duftenden Rosen lehnte. Schwungvoll drehte er es herum.

      Sie hatten kaum Platz genommen, als auch bereits eine Kellnerin kam und sich nach ihren Wünschen erkundigte. Jörg bestellte zwei Cappuccino und fragte Melanie, ob sie Lust auf ein Stückchen Kuchen hatte.

      »Nein, danke.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich in Ihrem Hotel weiter so gemästet werde, kann…«

      Ein junger Mann und eine sehr hübsche Frau in einem bodenlangen, dunklen Kleid kamen auf sie zu. Jörg stand auf. Er machte Melanie mit Fabian Lindenmaier und dessen Verlobten Corinna Dillmann bekannt.

      »Wie schön, Sie endlich kennenzulernen«, meinte Fabian zu Melanie.

      »Endlich?« Die junge Frau hob die Augenbrauen.

      »Ich muß wohl ein- oder zweimal von Ihnen gesprochen haben, als ich mit meinem Freund telefonierte«, meinte Jörg schmunzelnd. Er drohte Fabian mit dem Finger. »Paß nur auf, daß ich Corinna nicht über dich aufkläre.«

      »Jörg, ich bin ganz Ohr«, scherzte Corinna. »Männer«, bemerkte sie zu

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