Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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Stefans Vater war nämlich keineswegs der Meinung, daß der Sohn sich so verhalten würde, wie es erwartet wurde. Er kannte ihn besser als Isolde und wußte, daß Stefan durchaus seinen eigenen Kopf hatte, was seine privaten Dinge betraf. Als Harald Schönauer ihm seinerzeit den Vorschlag machte, seine Tochter mit Kurts Sohn zu verheiraten, hatte Kreuzer im ersten Moment gelacht.

      »Das wird nie was«, hatte er gesagt.

      Allerdings war er da noch sicher gewesen, das Geld aufzutreiben und Schönauer wieder los zu werden. Dummerweise hatte er einen weiteren Fehler gemacht, von dem weder Isolde noch Stefan etwas wußten. Als sich abzeichnete, daß das Amerikageschäft platzen würde, hatte Kurt Kreuzer bei seiner Bank ein Darlehen aufgenommen und mit dem Geld in einen asiatischen Fond investiert. Er hoffte, mit dem Gewinn den Verlust wieder ausgleichen zu können. Leider mußte er feststellen, daß er sich verspekuliert hatte. Ein Börsenkrach in Shanghai war der Auslöser gewesen, der wie ein fallender Dominostein weitere Banken in Südostasien mit sich riß. Die Aktien und Fonds gingen rasant in den Keller, und Kreuzer konnte froh sein, wenn er eines Tages wenigstens seine Einlage wiederbekam.

      Doch wann das sein würde, das stand in den Sternen!

      Diese Pleite war der wahre Grund, warum er nicht noch einmal mit seiner Hausbank sprach, bei der schon sein Vater Kunde gewesen war. Der Kreditrahmen war eindeutig erschöpft, und keine Bank auf der Welt würde seinem Unternehmen noch ein weiteres Darlehen gewähren.

      Aus diesem Grund mußte er wissen, wo sich Stefan aufhielt. Kurt Kreuzer wußte nicht, wie er auf den Gedanken gekommen war, aber er hatte eine fürchterliche Angst, sein Sohn könne sich gegen die Hochzeit entscheiden, und darum mußte er mit ihm sprechen. Ihn eindringlich auf die Konsequenzen hinweisen, die eine Ablehnung nach sich ziehen würde.

      Kein Geld, Wechselprotest, die Blamage…

      O Gott, er durfte gar nicht daran denken, sich nicht ausmalen, was das für alle bedeutete.

      In der Firma angekommen, ging Kurt Kreuzer in das Büro seines Sohnes. Christel Trautmann, Stefans Sekretärin, eine vierzigjährige Brünette, die seit drei Jahren hier arbeitete, sah den Seniorchef überrascht an. Es geschah nicht sehr oft, daß sie ihn hier drinnen zu Gesicht bekam. Er mischte sich nur sehr selten in die Arbeit seines Sohnes ein.

      Indes ahnte sie, warum er gekommen war.

      Kurt kam auch gleich zur Sache.

      »Hören Sie, Frau Trautmann, ich muß unbedingt meinen Sohn erreichen«, sagte er in einem dringlichen Tonfall. »Haben Sie wirklich keine Ahnung, wo er steckt?«

      Die Sekretärin lief rot an. Natürlich war es ihr peinlich, den obersten Chef anlügen zu müssen.

      »Ich sagte doch schon, Herr Direktor…«, begann sie.

      Doch er schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab.

      »Lassen Sie’s gut sein.« Er schüttelte den Kopf. »Überlegen Sie es sich besser, ob es sich wirklich lohnt, mich anzulügen. Stefan muß jemandem gesagt haben, was er vorhat. Ich habe schon in seinem Freundes- und Bekanntenkreis herumtelefoniert. Aber von denen weiß niemand was, also bleiben nur Sie übrig.«

      Er schaute sie eindringlich an.

      »Verstehen Sie doch, Frau Trautmann«, setzte er hinzu. »Es geht um die Firma. Mit Ihrem Schweigen gefährden Sie nicht nur unsere Existenz, sondern auch Ihre eigene.«

      Christel Trautmann schluckte.

      Daß es so stand, hatte sie nicht geahnt. Indes war ihr schon bewußt gewesen, daß da etwas im Busch war. Es war noch nie vorgekommen, daß der Junior so Hals über Kopf verschwunden war und niemand etwas über seinen Verbleib wissen sollte.

      »Also gut«, sagte sie. »Aber ich möchte hinterher nicht als Prügelknabe dastehen…«

      »Keine Angst«, beruhigte Kurt Kreuzer sie, »ich werde mich vor Sie stellen, wenn mein Sohn irgend etwas sagen sollte. Also bitte, geben Sie mir seine gegenwärtige Anschrift.«

      Fünf Minuten später fuhr er gutgelaunt nach Hause. In der rechten Außentasche seines Jacketts steckte der Zettel mit der Anschrift einer Pension.

      *

      Johanna war aufgeregt wie ein Kind am Weihnachtsabend, als sie zum Frühstück ging. Sie hatte sich besonders hübsch angezogen und das Haar mit einem bunten Band im Nacken zusammengebunden.

      »Du strahlst ja so«, meinte Marion Trenker augenzwinkernd, als sie sich im Flur begegneten. »Hattest du einen schönen Abend?«

      Johanna nickte.

      Ja, es war wirklich ein sehr schöner Abend gewesen, den sie und Stefan Kreuzer im Biergarten des Hotels verbracht hatten. Nach der Besichtigung der Kirche überlegten sie, ob sie in die Pension zurückkehren oder einen Spaziergang machen sollten, und entschieden sich dafür, ein Stück aus dem Dorf hinauszuwandern. Beinahe eine ganze Stunde waren sie gegangen und hatten sich die Gegend angeschaut. Dann setzten sie sich auf eine Bank am Wegesrand und unterhielten sich herrlich. Johanna hatte sich schon lange nicht mehr so glücklich gefühlt. Dabei spielte es überhaupt keine Rolle, daß sie sich im Stillen fragte, ob sie vielleicht in Stefan Kreuzer verliebt war. Nein, es war einfach die ganze Atmosphäre, die sie ihren Kummer vergessen ließ. Es war schön, neben ihm zu sitzen und zu plaudern, seiner angenehmen Stimme zu lauschen und sein lachendes Gesicht zu beobachten.

      Aber sie ahnte nicht, wie es wirklich in ihm aussah. Auch wenn er erzählte oder einen Witz machte, in seinen Gedanken war Stefan bei dem, was sein Vater von ihm verlangte. Und er suchte verzweifelt nach einem Ausweg.

      Natürlich wollte er die Firma nicht gefährden, aber durfte man dieses Opfer von ihm verlangen?

      Und dann saß er hier auch noch mit einem bezaubernden Madl, das ihn mehr ansprach, als es je eine Frau zuvor getan hatte!

      »Wie ist eigentlich das Essen im Gasthof?« erkundigte er sich.

      Zum einen, weil er sich von den trüben Gedanken ablenken wollte, aber auch, weil er tatsächlich Hunger verspürte.

      »Sehr gut«, antwortete Johanna.

      »Prima, dann lade ich dich jetzt ein.«

      Und so verbrachten sie den ganzen Abend unter einem wunderschönen Himmel. Das Essen war wirklich ganz ausgezeichnet, das Bier schmeckte lecker, und ihre Stimmung konnte nicht besser sein. Es war schon sehr spät, als sie beschwingt zur Pension zurückgingen. Vor ihren Zimmern verabschiedeten sie sich.

      »Also, bis morgen früh«, sagte Johanna.

      »Schlaf gut«, erwiderte Stefan. »Ich freue mich schon. Erst fahren wir zum Baden an den See und nachmittags zum Reiterhof.«

      Dabei zwinkerte er ihr schelmisch zu.

      »Er sitzt schon draußen«, meinte Marion und lächelte, als sie sah, daß die Sekretärin unwillkürlich verlegen wurde.

      Johanna ging hinaus. Stefan erhob sich von seinem Stuhl, als er sie sah, und begrüßte sie mit einem warmen Lächeln.

      »Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?« erkundigte er sich.

      »Danke«, nickte sie und setzte sich. »Du auch?«

      »Wie

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