Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher
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»Stimmt. Es ist erst ein paar Monate her.«
Er lächelte.
»Und Sie stammen nicht von hier«, meinte der junge Gast. »Lassen Sie mich raten… Hamburg?«
»Stimmt wieder«, lachte Marion.
»Und was hat Sie dann hierher verschlagen, ins tiefste Bayern, wenn ich fragen darf?«
Die Pensionsinhaberin nahm einen Schlüssel vom Brett.
»Die Liebe«, antwortete sie. »Aber kennengelernt haben mein Mann und ich uns in Kanada.«
»Wirklich?«
Stefan war erstaunt.
»Das müssen Sie mir bei Gelegenheit einmal genauer erzählen«, sagte er.
»Gern. Aber jetzt zeige ich Ihnen erst einmal Ihr Zimmer, Herr Kreuzer. Wenn Sie mir vorher Ihren Autoschlüssel geben, dann bringt mein Mann gleich das Gepäck hinterher.«
Stefan wurde noch einmal überrascht, als er das Zimmer sah. Es war groß und gemütlich eingerichtet, und es gab sogar Internetanschluß. Allerdings hatte er seinen Laptop zu Hause gelassen, und das Mobiltelefon war schon seit seiner Abfahrt ausgeschaltet. Er hatte nicht die Absicht, sich mit seinen Eltern in Verbindung zu setzen, und deshalb auch seine Sekretärin gebeten, niemandem zu verraten, wo er sich aufhielt.
Andreas Trenker war ein echter Bayer. Groß und schlank, mit einem markanten Gesicht ausgestattet, und einer tiefen, sympathischen Stimme.
»So, ich hoff’, daß Sie sich bei uns wohl fühlen werden«, sagte der Cousin des Bergpfarrers, als er die Reisetasche hereingebracht hatte.
»Vielen Dank.« Stefan Kreuzer nickte. »Das werde ich ganz bestimmt.«
Er machte sich ans Auspacken, und nachdem die Sachen im Schrank verstaut waren, öffnete er die große Glastür und trat ins Freie. Jedes Zimmer verfügte über eine kleine Terrasse, sie waren nur durch ein paar hohe Kübelpflanzen voneinander getrennt. Auf ihnen standen Tisch und Stuhl, ein Sonnenschirm und eine bequeme Liege. Stefan setzte sich und schaute in den Garten, der herrlich angelegt war. Im Moment grünte und blühte alles, die alten Obstbäume hingen voller Kirschen, Zwetschgen und Äpfel.
Das ist ja wirklich ein kleines Paradies, dachte er.
Aber lange würde er nicht bleiben.
Stefan sah auf die Uhr. Er war schon in aller Frühe losgefahren, ohne ein richtiges Frühstück einzunehmen. Inzwischen war es Mittag. Auf der Fahrt zur Pension war er an dem Hotel vorübergekommen und hatte das Hinweisschild auf den Kaffee- und Biergarten gesehen. Da es in der Unterkunft nur Frühstück gab, beschloß er, einen Spaziergang zu machen und dann im »Löwen« eine Kleinigkeit zu essen.
Zuvor ging er noch einmal ins Bad, wusch sich Gesicht und Hände und fuhr sich mit dem Kamm durch das Haar. Wenig später verließ er sein Zimmer und trat hinaus auf den Flur.
Auf ein Jackett konnte er gut und gern verzichten, es war so warm geworden, daß das leichte Polohemd, kombiniert mit einer Jeans und Slippern, ausreichte. Stefan schloß die Tür ab, drehte sich um und wäre beinahe mit einer jungen Frau zusammengestoßen, die um die Ecke kam.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte er lächelnd und schaute sie mit seinen dunklen Augen an.
»Es ist ja nichts passiert«, entgegnete sie mit einer sanften Stimme und lächelte ebenfalls.
Ein Lächeln, bei dem es ihm ganz warm ums Herz wurde.
In Sekundenschnelle hatte er sie angeschaut, sah die schlanke Gestalt, das fein gezeichnete Gesicht mit den blauen Augen, die in einem reizvollen Kontrast zu ihren dunklen Haaren standen. Die Linien ihres Mundes waren leicht geschwungen, und wenn sie lächelte, dann zeigten sich zwei Grübchen auf ihren Wangen.
Die junge Frau hielt einen Schlüssel in der Hand, mit dem sie jetzt die Tür des Zimmers neben ihm aufschloß. Stefan wurde bewußt, daß er sie länger angesehen hatte, als es gehörig war, und er nickte ihr hastig zu.
»Dann einen schönen Tag noch«, sagte er und ging mit weichen Knien weiter.
»Ihnen auch«, hörte Stefan sie noch sagen, dann klappte die Zimmertür, und es war still.
*
Johanna war immer noch begeistert von dem, was Pfarrer Trenker ihr gezeigt hatte. Es gab so viele Schätze in seiner Kirche, daß sie vermutlich Tage gebraucht hätte, um sie alle zu entdecken, wenn der Geistliche sie ihr nicht alle gezeigt hätte.
Sebastian tat es gern. Er freute sich immer über das Interesse der Besucher, und ganz besonders, wenn es sich um junge Leute handelte.
»Und haben S’ sich schon was vorgenommen, was Sie noch unternehmen wollen?« erkundigte er sich, als er Johanna Kramer wieder hinaus begleitete.
»Ach, da gibt es ja so viele Möglichkeiten«, erwiderte sie. »Heute will ich erst einmal im Dorf bleiben, und morgen geht es vielleicht zum Baden.«
»Der Achsteinsee ist ganz besonders schön«, nickte der gute Hirte von St. Johann. »Und mit dem Bus kommen S’ ganz bequem dorthin.«
Sie reichte ihm die Hand.
»Vielen Dank für die Führung, Hochwürden«, verabschiedete sie sich.
»Schauen S’ gern mal wieder vorbei«, antwortete Sebastian.
Beschwingt ging Johann den Kiesweg hinunter. Es war wirklich ein herrlicher Sommertag, und wenn sie morgen an den See fuhr, wollte sie solange wie möglich dort bleiben.
Sie kehrte in die Pension zurück. Noch ganz beschwingt von all den Kostbarkeiten, die sie gesehen hatte, bog Johanna um die Ecke des Flures und fuhr im letzten Moment zur Seite, als der Mann gegen sie zu stoßen drohte.
Nach der kurzen Unterhaltung schloß sie rasch auf und drückte die Tür hinter sich zu. Dann lehnte sie sich dagegen und lauschte auf das Klopfen ihres Herzens.
Meine Güte, sah der gut aus!
Doch sofort rief sie sich zur Vernunft.
Hatte sie nicht gerade erst eine große Enttäuschung erlebt?
Es tat immer noch weh, wenn sie an den Mann dachte, der sie so schändlich betrogen hatte. Auf keinen Fall sollte sich so etwas wiederholen.
Johanna atmete tief durch und löste sich von der Tür. Sie ging zum Fenster und schaute hinaus. Tränen standen in ihrem hübschen Gesicht, als sie daran dachte, daß dieser Urlaub nicht so war, wie sie es sich ausgemalt hatte.
Endlich, nach einer ganzen Weile, riß sie sich von den Erinnerungen los. Einer der Gründe, warum sie sich entschieden hatte, nicht zu Hause zu bleiben und trüben Gedanken nachzuhängen, war, daß sie Jürgen Berthold vergessen wollte, und das konnte ihr nicht gelingen, wenn sie ständig an ihn dachte. Freilich war das nicht so einfach, wie sie sich das vorgestellt hatte, und wenn sie zurück war, dann würden sie sich ohnehin jeden Tag über den Weg laufen. Aber bis dahin, hoffte Johanna Kramer, würde sie so gefestigt sein, daß