Ein Liebestraum. Napoleon I. Gräfin von Walewska. Robert Heymann

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Ein Liebestraum. Napoleon I. Gräfin von Walewska - Robert Heymann

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      Mit diesen beiden Waffen wusste der Korse unvergleichlich zu operieren.

      Der Kaiser sah sofort, dass es diesmal zu einer entscheidenden Schlacht kommen würde. Bennigsen hatte an Artillerie an sich gezogen, was er nur in der Eile hatte erreichen können. Er leitete die Schlacht durch eine fürchterliche Kanonade ein, was Napoleon bewog, gleich zu Beginn des Kampfes umfassende Massregeln zu treffen, um seine Truppen bis zum letzten Mann einsetzen zu können.

      Schon im Morgengrauen rasselten die wertvollen Batterieen der Garde hinaus. Das war das Zeichen für die ganze Armee: Der Tag würde heiss werden.

      Es herrschte ein wildes Schneegestöber. Ein eisiger Wind pfiff über das Feld und trieb Napoleon die Flocken ins Gesicht, dass er unausgesetzt das Fernglas wieder absetzen und reinigen musste.

      Man sah nur sehr verschwommen den Aufmarsch der feindlichen Armee.

      In diesem Augenblick trug das eherne Gesicht Napoleons keinen Schimmer einer Erinnerung an gestern. Kein Zug ähnelte mehr mit jenem hinreissenden Lächeln, durch das er Männer und Frauen zu bezaubern verstand.

      Es gab vielleicht keinen Menschen auf Erden, der so die Gabe besass wie er, sich zu konzentrieren. So, wie er seine Angriffe stets mit grösster Geschicklichkeit in entscheidenen Momenten auf einen Punkt zu dirigieren wusste, verstand er es, seinen Geist nur auf den einen Tag, auf die einzige Aufgabe, die jetzt vor ihm lag, einzustellen.

      Der Kaiser gab Befehl: Der Marschall Augereau sollte mit seinem Armeekorps direkt auf das Feuer der Russen losmarschieren.

      In solchen Augenblicken dachte Napoleon an keine Schonung der Soldaten. Augereau war der Mann, im fürchterlichsten Kugelregen wie auf der Parade zu kommandieren. Seit zwei Jahren war er Herzog von Castiglione. Aber er hatte sicher noch nicht die Hoffnung aufgegeben, einst Kaiser von Frankreich zu werden, denn es gab kein Ziel, das seinem Ehrgeiz zu hoch gespannt gewesen wäre. Inzwischen vergoss er sein Blut für Napoleon, der ihm himmelweit überlegen war.

      Dieser Sohn eines Pariser Obsthändlers, ehemaliger Deserteur und Fechtmeister, führte also sein Korps durch den dichtesten Kugelregen vorwärts.

      Aber der Schnee war gefährlicher als die Gewehrkugeln und Kartätschen. Er bildete einen beweglichen, undurchdringlichen Schleier.

      Er verlegte Augereau die Aussicht, und da dieser Marschall nur eines kannte: Vorwärts marschieren — gleichviel wohin, so verlor er die Richtung und befand sich auf einmal mitten im russischen Flügel, zwischen den feindlichen Generälen Tuschukoff und Doctorow.

      Die Kolonnen formierten augenblichlich Karrées, aber es war nicht mehr möglich, sich klar zu verständigen. Der Marschall versuchte, aus diesem Labyrinth herauszukommen, aber der Feind hatte seinen Vorteil sogleich bemerkt und trieb die in Unordnung geratenen Bataillone auseinander. Augereau, wie ein Löwe fechtend, versuchte immer von neuem, seine Korps zu sammeln, bis eine Kugel ihn vom Pferde riss. Seine Soldaten schafften ihn aus dem Getümmel.

      Aber von dem ganzen Korps war nicht mehr viel übrig.

      Starr vor Schrecken sahen die Adjutanten Napoleons, sein ganzer Stab, was geschehen war, als das Schneegestöber ein wenig nachliess. Die ganze französische Armee war in Gefahr, umgangen zu werden. Es war ein kritischer Augenblick, und eigentlich konnte sich niemand denken, wie das schon unvermeidliche Unglück noch aufgehalten werden könnte, denn schon waren die Russen, ermutigt durch die Schlappe Augereaus, auf der ganzen Linie im Vorrücken.

      Der Caesar wandte sich kalt und ruhig an seine Ordonnanzen:

      „Die Marschälle Murat und Bessières mit siebzig Schwadronen gegen das Zentrum.“

      Ein echt napoleonnischer Befehl. 70 Schwadronen gegen eine ungeheure Ueberlegenheit, gegen ein fest geschlossenes siegreiches Ganzes.

      Die Ordenanzen jagten fort.

      Das Schneegestöber setzte von neuem ein. Die Kälte wurde unerträglich. Pfeifend fegte der Ostwind die Flocken dem Kaiser ins Gesicht.

      Man sah kaum mehr etwas.

      Nur dies: Ein Gewimmel von Reitern. 14 Regimenter jagten mit verhängten Zügeln in die Schlacht. Voran Murat mit seinen weithin sichtbaren wallenden Federbüschen. Ihm zur Seite der brave Bessières, Napoleons ärmster Marschall, Waffengenosse seit dem Italienischen Feldzug.

      Mit einem ungeheuerlichen Anprall stiessen die Schwadronen auf die Kavallerie des feindlichen Zentrums. Die Reiter gerieten ins Wanken, wurden niedergeworfen, zersprengt, und weiter rasten die Muratschen Schwadronen in das feindliche Fussvolk hinein. Augereaus Korps bekam Luft.

      Die Reiterei durchbrach die Mauer der russischen Infanterie und sammelte sich in ihrem Rücken. Von da durchrannten die Reiter zum zweitenmal das ganze feindliche Zentrum.

      Aber noch stand die Schlacht, denn Bennigsen wusste den General Lestoqu mit preussischen Truppen unterwegs, und bot alles auf, seine Position zu halten.

      Schon floss beiderseits das Blut in Strömen. Die weissen Regimenter Napoleons waren nicht mehr erkenntlich. Sie glichen roten Husaren, so waren sie in Blut getaucht in diesem mörderischen Schlachten.

      Davoust und Ney waren im Anmarsch. Der Herzog von Auerstädt marschierte dem Feind in den Rücken, Ney brach in die Flanke der Russen. Aber immer noch stand die Schlacht.

      Napoleon schleuderte die Garde seiner Kavallerie nach. Bennigsen sah seine Arriéregarde gefährdet und warf seinerseits die russische Garde gegen das Dorf Schlobitten mit dem Befehl, es zu nehmen um jeden Preis.

      Der Kaiser sandte seinen Soldaten in Schlobitten den Befehl, sich zu halten, und wenn der letzte Mann fallen müsste.

      Sie hielten sich, die französischen Soldaten, obgleich die gefürchteten russischen Grenadiere mit Todesverachtung stürmten. Ja, die Franzosen warfen sie so glänzend zurück, dass die feindliche Garde in Auflösung auf ihr Zentrum flutete.

      Wieder durchbrachen die französischen Reiterregimenter die russischen Linien. Aber jetzt standen diese trotzig, wie aus Stahl zusammengeschweisst. Tod und Verderben verbreitete sich rund um Murats Schwadronen. Aber die Russen standen. Ein fürchterliches Gemetzel hub an. Die Russen kämpften bis zum letzten Hauch. Die französischen Reiterregimenter fochten sich mit ungeheuren Verlusten durch — zum drittenmal ...

      „Wenn nur Bernadotte käme,“ murmelte Napoleon.

      Bernadotte stand in der Nähe. Er hörte den Kanonendonner. Aber dieser eitle Narr regte sich nicht. Sein Untergeneral d’ Hautpoul beschwor ihn, zu marschieren.

      Bernadotte verwies eigensinnig auf seine Ordre-Napoleon hatte sie aber ohne Kenntnis der bevorstehenden Schlacht bei Eylau gegeben.

      Es war, als ob die französischen Batterien um Hilfe brüllten. Da rasselten d’ Hautpoul und sein Freund Dahlmann, Kommandeur der reitenden Jäger, mit den Kürassieren los: Auf den Kanonendonner.

      Im kritischsten Augenblick erschienen sie in der Schlacht und warfen sich auf die halb erschütteret feindliche Infanterie. Mitten durch die ganze russische Armee rasselten die Kürassiere, an der Spitze d’ Hautpoul und Dahlmann.

      „Davoust muss eingetroffen sein,“ sagte Napoleon, durch die wilde Bewegung getäuscht. Aber auch Davoust war in dem Schneegestöber vom Wege abgekommen und noch auf dem Marsch. Jetzt erst bemerkte der Kaiser, wer die Braven waren, die sich durch die ganze feindliche Schlachtlinie

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